Ihr Lieben, wenn wir schlechte Nachrichten bekommen, hilft oft nur eins: Atmen. „Just breathe“ dachte auch Jeannette Luft immer wieder in den neun Monaten bis zur Geburt. Die Autorin („Yoga in der Schwangerschaft„) und Mutter von zwei Kindern ist Yogatherapeutin und Gründerin des Heidelberger Yogastudios „Ganesha Yoga Lounge“.
Sie ist spezialisiert auf Schwangerschafts- und Rückbildungsyoga und eine der führenden Anbieterinnen von Ausbildungen für pre- und postnatales Yoga. Bisher hat sie weit über 2.000 Frauen in der Schwangerschaft begleitet. Wie ihr selbst Yoga durch die Schwangerschaft half, erzählt sie uns hier.
Der Tag, von dem ich dir erzählen möchte, war ein schöner sonniger Tag. Ich war im letzten Trimester meiner Schwangerschaft angekommen. Sie war nicht immer einfach, aber an diesem Tag habe ich mich gut gefühlt und hatte Pläne: ein Routinetermin bei der Frauenärztin und dann auf einen Kaffee mit einer lieben Freundin.
Just breathe: Wie mir Yoga durch die Schwangerschaft half
Bei der Untersuchung durch die Frauenärztin entstand eine lange Gesprächspause, doch ich dachte mir nichts dabei. Erst im Besprechungszimmer, als sich der Blick meiner Frauenärztin noch immer nicht entspannt hatte, wurde ich unruhig. Irgendetwas war nicht in Ordnung.

„Eigentlich müsste ich jetzt sofort den Krankenwagen für Sie holen. Wenn Sie mir versprechen, nur kurz nach Hause zu fahren, um die wichtigsten Sachen einzupacken und sich dann direkt auf den Weg in die Klinik machen, sehe ich davon ab. Ihr Gebärmutterhals hat sich verdächtig verkürzt und es besteht große Gefahr für eine Frühgeburt.“ Die Worte von meiner Ärztin waren wie ein Schlag ins Gesicht.
Die gute Laune wie weggeblasen, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Nur „funktionierend“ bin ich nach Hause und danach in die Klinik gefahren. Im Krankenhaus angekommen war mir klar: Die Nacht wird schwierig. An Schlaf war nicht zu denken, meine Gedanken überschlugen sich. Und ich wusste, wenn ich mit den Grübeleien so weitermache, bin ich am nächsten Morgen ein Wrack. Was sollte ich nur mit mir anstellen?
Und da fiel es mir wieder ein. Yoga hat mich fast die Hälfte meines Lebens begleitet, ich bin Yogalehrerin. Welchen Rat hätte ich jemandem als Yogalehrerin gegeben? Atmen.
Einatmen – Ausatmen – Einatmen – Ausatmen. Bewusst auf den Atem fokussieren. Wenn andere Gedanken aufkommen, die Gedanken gehen lassen und zum Atem zurückkommen. Immer wieder: Einatmen – Ausatmen – Einatmen – Ausatmen.

Yoga ist einfach wundervoll, und der Atem hat mich schon mehr als einmal geerdet. Der Atem ist ein großes Geschenk. Und natürlich ist es schön, Yoga in einem gemütlichen Studio zu üben. Aber seine ganze Kraft entfaltet Yoga erst, wenn wir es in den Alltag übertragen. Dann, wenn es darauf ankommt! Bei Friede, Freude, Sonnenschein fällt das Atmen natürlich leicht. Ich bin präsent und genieße achtsam und bewusst den Moment. Aber was ist mit der Achtsamkeit und dem präsenten Atem, wenn man in einem Krankenhauszimmer liegt?
Genau in diesem Moment habe ich Yoga gebraucht. Um die Nacht irgendwie zu überstehen. Also legte ich mich so bequem wie möglich hin und schloss meine Augen. Ich legte eine Hand auf mein Herz und die andere Hand auf meinen Bauch, zu dem Herzen meines Babys. Und wieder und wieder versuchte ich, mich auf den Atem zu konzentrieren. Es war nicht leicht, eine halbe Einatmung und schon kam wieder ein verstörender Gedanke dazwischen. Ich verabschiedete den Gedanken und widmete mich der nahenden Ausatmung. Wieder nur für einen kurzen Moment, bis der nächste zehrende Gedanke kam. Ziehen lassen. Neue Einatmung, neuer Versuch.
Langsam beruhigte sich mein Nervensystem. Über eine volle Runde Ein- und Ausatmung ohne negative Gedanken kam ich in dieser Nacht nicht hinaus. Aber am Ende habe ich diese Stunden dank Achtsamkeit und meinem Atem überstanden. Und das war alles, was zählte. Mit den ersten Sonnenstrahlen öffnete ich die Vorhänge meines Krankenhauszimmers. Ich umarmte meinen Babybauch und war einfach nur froh, dass ein neuer Tag anfing.

Wir können das Leben auch ohne Yoga und Achtsamkeit leben, aber wie halten wir uns dann in den schwierigsten Momenten unseres Lebens die Hand? Yoga üben auf der Matte ist wichtig. Aber, noch viel wichtiger ist es, das Gelernte im Alltag anwenden zu können und Yoga genau dann einzusetzen, wenn du es brauchst. Ich werde diese Nacht und ihre Intensität nie vergessen. Und genauso wenig werde ich vergessen, was mir durch diese Nacht geholfen hat. Mein Atem und meine Achtsamkeitspraxis.

Mein Buch „Yoga in der Schwangerschaft“ nimmt dich mit auf die spannende Reise zu dir selbst als werdende Mama. Die leicht nachvollziehbaren Yoga-Sequenzen mit dem gewissen Etwas enthalten Elemente aus der Meditations- und Entspannungslehre sowie Atem- und Körpertechniken. Tag für Tag lernst du, deinen Körper besser wahrzunehmen, auf ihn zu hören und zu spüren, was dir und deinem Baby guttut. Das wilde Kopfkino tritt in den Hintergrund, und die Achterbahn der Gefühle dreht sich langsamer… Mach Dich bereit für das große Abenteuer Mutterwerden und Muttersein!