Emotionale Achterbahn: Meine Jugendliebe hat mir komplett den Kopf verdreht

Jugendliebe

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Ihr Lieben, fast jede*r von uns hat diese eine Jugendliebe, die erste große Liebe. Manchmal wundert man sich Jahre später darüber, was man an dem oder der überhaupt toll fand, aber manchmal bleibt die Faszination für diese Person über sehr lange Zeit. So wie bei Marcel. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder und hat vor 1,5 Jahren seine erste große Liebe wieder getroffen und sich heimlich erneut total verknallt. Seitdem fährt sein Herz Achterbahn…

Ich hab mich wieder in meine Jugendliebe verliebt

Vor knapp 18 Monaten bin ich mit Anfang 40 das erste Mal nach meiner Schulzeit bei einem Klassentreffen aufgetaucht. Eigentlich hatte ich mit meiner Schulzeit und auch mit den Leuten aus dieser Zeit abgeschlossen. Aber das Alter, die persönliche Reife und die Zeit lassen einiges nicht mehr so eng und verbissen wie vor 20 Jahren sehen – also machte ich auf zum Klassentreffen.

Ich musste feststellen, dass ich mich (und mein Gewicht) als einer von Wenigen erstaunlich gut gehalten hatte. Das hört sich vielleicht arrogant an, aber einige meiner alten Mitschüler waren deutlich schlechter gealtert als ich.

Nina aber war eine Ausnahme. Wir waren ganz früher mal ein Paar, da waren wir noch jugendlich. Wir hatten uns 22 Jahre nicht gesehen und ich wusste auch nicht viel von ihr, außer dass sie auch eine Familie hatte und immer noch in meinem Heimatort leben sollte.

Ich war überhaupt nicht nervös oder hatte auch nur ansatzweise einen Gedanken daran verloren, dass unser Treffen irgendwie aufregend werden könnte. Wir haben uns an dem Abend nur kurz, aber nicht oberflächlich unterhalten. Und natürlich war mir aufgefallen, wie hübsch sie war.

Ein paar Wochen später startete jemand eine Chatgruppe unserer Schulklasse und ich hatte somit ihre Nummer. Ab und zu gab es nun Lebenszeichen voneinander und an einem Abend – ich hatte ein Glas Wein zu viel – schrieb ich sie persönlich an. Wir schrieben hin und her und ich erzählte ihr, dass es zu Hause gerade schwierig sei.

Aus irgendeinem Grund fühlte ich mit ihr eine Vertrautheit – als wären die letzten Jahre nie verflogen und als sei es immer noch 1996. Ich erinnerte mich an das Gefühl, das ich hatte, als ich neben ihr im Zelt lag, eine Nacht vor dem Beginn der Europameisterschaft 96 in England.

In den nächsten Wochen schrieben wir öfter hin und her. Wir hatten den gleichen Humor und mir fiel auf, wie aufmerksam sie ist. Sie schien nichts zu vergessen und sie fragte mich auch oft zu meiner Beziehung. Mich störte das nicht, im Gegenteil. Ich genoss den Input einer Frau und das Interesse an meiner Person. Wir schrieben uns weiter, manchmal mehrmals am Tag, manchmal tagelang gar nicht.

Dann stand das nächste Klassentreffen an. Nina sagte zu. Ich stellte fest, dass es mir wichtig war, an dem Abend gut auszusehen. Ich war pünktlich, einer der ersten. Sie war schon da.

Als wir uns dann in den Arm nahmen, passierte es. Sie drückte mich ein bisschen fester an sich, als ich es erwartet hatte. Und in dem Moment passierte auch was in mir. Mir wurde klar, was mir vorher nicht mal in den Sinn gekommen wäre – oder was ich ignorieren wollte: da war was. Ich verliebte mich gerade in diese Frau. Oder: ich bin es schon längst. Der Abend blieb ruhig, wir redeten miteinander, mehr aber nicht.

Wieder zu Hause musste ich nachdenken. In jemand anderen verknallt hatte ich mich trotz (oder gerade wegen) meiner langen Beziehung schon einmal. Aber es war ein Verliebtsein aus der Ferne, ich habe schnell alle Möglichkeiten des Kontakts gemieden, um die Sache im Keim zu ersticken. Das hat auch gut funktioniert, also beschloss ich, bei Nina auch so zu handeln.

Ich ziehe mich zurück

Ich habe mich zurückgezogen, nicht mehr von mir aus geschrieben, sie hat sich (nicht täglich) aber immer wieder regelmäßig erkundigt, wie es mir gehen würde. Und ich muss zugeben, dass ich morgens nach dem Aufstehen zuerst auf mein Handy geschaut und auf eine Nachricht von ihr gehofft habe. Wir wissen mittlerweile beide, dass unsere Ehen nicht besonders glücklich sind.

Wenige Wochen vor Weihnachten trafen wir uns in einer kleinen Gruppe erneut. Für dieses Mal hatte ich mir mehr vorgenommen. Was genau? Ich weiß (und wusste) es selbst nicht. Es wurde so oder so nichts daraus – wir konnten an dem Abend kaum ein Wort wechseln. Aber ich erwischte mich aber mehrmals dabei, wie ich sie einfach so anstarrte. Später schrieb sie mir, dass ich leider zu weit weg von ihr saß. Ich stimmte ihr zu.

Die Weihnachtstage wurden einsam für mich. Meine Frau und die Kinder fuhren am ersten Feiertag bis über den Jahreswechsel zur Schwiegerfamilie. In dieser Zeit spürte ich, wie unzufrieden ich war. Ich wünschte mir mehr mit Nina, sie schien mich blind zu verstehen, ihr musste ich nichts vormachen. Dazu kam das schlechte Gewissen, weil ich diese Gefühle eigentlich für eine andere Person haben sollte – und nicht für eine (nicht mit mir) verheiratete Frau und Mutter.

Ich schloss mich dazu, Nina alles zu sagen – in unserem Fall: zu schreiben. Insgeheim hoffte ich, dass sie eine Entscheidung trifft und den Kontakt zu mir sofort abbricht. Sie ließ sich Zeit mit der Antwort und machte mir bestimmt, aber freundlich, klar, dass sie nicht dasselbe fühlt. Gleichzeitig war sie auch nicht bereit, alles aufzugeben. Unsere Freundschaft oder was auch immer da war.

Also blieben wir bei unseren Chats, wurden immer mal wieder zweideutig oder flirteten eindeutig. Wir spaßten darüber, dass wir uns ja mal zufällig an einem ganz bestimmten Ort, an dem wir uns als Kinder immer getroffen hatten, über den Weg laufen könnten: an einer alten Hütte, mitten im Wald…

Wir sahen uns danach noch drei Mal: das erste Mal waren wir sogar für etwa 20 Minuten alleine in einem Raum. Aber nichts passierte. Ich konnte sie kaum ansehen, wir waren beide unsicher. Jedenfalls kam es mir so vor. Trotzdem mochte ich das intensive Gefühl, das sich danach in mir breitmachte. Sie weiß das, ich musste ihr das nicht schreiben – ich tat es natürlich trotzdem.

Sowas hab ich noch nie gefühlt

Beim nächsten Treffen einige Wochen später waren wir wieder in einer größeren Gruppe. Ich musste mir ein wenig Mut antrinken, aber irgendwann war da die erste zufällige Berührung an ihrem Arm. Kurze Zeit später die Schulter. Es begann ein harmonisches Geben und Nehmen von kurzen, aber intensiven Momenten, in denen sich (für mich) nicht nur unsere Haut berührte. Sowas hatte ich bis dahin noch nicht erlebt.

Irgendwann, morgens um vier, saßen wir nah – aber nicht zu nah – beieinander. Nina strich sich durch ihr Haar und dabei berührte es immer wieder meinen Arm, der hinter ihr auf der Rückenlehne einer Sitzbank lag. Am Tag danach war ich mir zum ersten Mal sicher, dass da auch bei Nina mehr sein musste. Sie konnte doch nach dem, was sie über mich und meine Gefühle für sie wusste, nicht so mit meinen Gefühlen spielen und so viel zulassen.

Aber in den nächsten Tagen schwieg sie das Thema einfach tot. Ich schrieb ihr und versuchte, ihr etwas zu entlocken – es gelang mir aber nicht. Es sei doch nichts passiert, schrieb sie irgendwann, als ich konkret fragte, was das denn jetzt zwischen uns sei. Es vergingen noch ein paar Wochen, ehe wir uns das letzte Mal sehen sollten. Die Stimmung in unseren Chats war seltsam – geprägt von meiner Enttäuschung und von ihrer Leichtigkeit.

Bevor wir uns in ganz kleinem Kreis an einem Nachmittag im April bei ihrer besten Freundin also zum letzten Mal begegneten, war ich mehr als nur aufgewühlt. Die Stimmung war komisch, Nina wirkte in den zwei Stunden, die wir uns sahen, ziemlich angespannt.

Als wir uns verabschiedeten, drückte sie mich kurz an sich. Das geschah für mich so schnell, das ich ihr nicht einmal in die Augen sehen konnte – diese dunklen, großen, wunderschönen Augen, die mich zu jeder Zeit durchschauen können, egal, ob wir zusammen sitzen oder vor unserem Smartphone.

Die nächsten Monate wurden für mich zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle – zwar schrieben wir uns noch, aber sie gab kaum noch was von sich preis, meldete sich oft nicht zurück oder nur sehr verspätet. Dumm nur, dass ich meine Gefühle trotzdem nicht abschalten konnte. Ich versuchte einige Male, ein Abendessen mit mehreren alten Freunden zu organisieren – natürlich als Vorwand, damit wir uns wiedersehen können. Aber Nina hatte keine Zeit.

Essen ging ich trotzdem und nach einem Treffen mit alten Freunden habe ich mich dann irgendwann aus Frust so sehr betrunken, dass ich nicht mehr laufen konnte… Sowas war mir noch nie passiert und ich beschloss, mich von ihr zu lösen und mich wieder auf meine Familie zu konzentrieren.

Als Konsequenz zog ich mich aus der WhatsApp-Gruppe unserer Schulklasse zurück, indem ich mich einfach komplett von dem Dienst abmeldete. Da schrieb mir Nina plötzlich eine SMS mit ziemlich trotzigem Unterton, auf die ich ähnlich trotzig reagierte. Ich bin mir nicht sicher, ob es ihr eigentlich um mich oder um unsere Freundschaft ging – oder darum, dass nicht doch jemand Verdacht schöpfen könnte. Sie würde weder das eine, noch das andere zugeben – dafür ist sie zu stolz.

Ich überlegte immer wieder, ihre Nummer zu löschen – oder besser noch: alle Nummern, die uns verbinden. Aber natürlich gelang mir das nicht. Und ihr scheinbar auch nicht, denn ab und zu fragte sie dann noch mal, wie es mir geht.

Ich ging nie darauf ein – denn sie sollte nicht wissen, dass ich eigentlich ununterbrochen an sie denken muss, dass sie mein erster Gedanke am Morgen und mein letzter am Abend ist. Dass ich seit etwa einem Jahr regelmäßig meine Ehe in Frage stelle, weil ich Sehnsucht nach einer anderen Frau habe. Nach einer Frau, die so sehr in meiner Kindheit und Jugend verwurzelt ist, dass ich mir manchmal vorstelle, was in den zwei Jahrzehnten hätte sein können, wenn ich mich nach der Schule nicht zurückgezogen hätte aus diesem „alten“ Leben.

Das sind komische und auch irgendwie quälende Gedanken, denn eigentlich dürfen (und können) sie in keinem Fall das relativieren, was ich jetzt habe – eine Ehe und tolle Kinder, auf die ich ziemlich stolz bin. Aber es fühlt sich auch gut an, ein bisschen in der Vergangenheit zu leben – es ist das Einzige, was mich mit Nina noch zu verbinden scheint.

An einem Abend vor einigen Wochen, im frühen Oktober, hatte ich dann nochmal einen schwachen Moment – ich schrieb ihr nochmal, ziemlich ausführlich über meine Gefühle für sie. Bis spät in die Nacht tippte ich die Nachricht in mein Smartphone. Was ich mir davon versprochen habe? Ich weiß es nicht… Irgendwie will ich sie in meinem Leben haben, aber eben nicht nur als heimlichen SMS-Kontakt. Was ich aber genau will? Auf keinen Fall meine Familie zerstören – und eigentlich auch nicht Ninas.

Was bin ich für sie?

Aber ich will für Nina wichtig sein, ich will ihr nah sein. Auch körperlich. Eigentlich ahne ich natürlich, dass sie dazu nicht bereit ist – und insgeheim wünscht sich ein kleiner Teil von mir wieder, dass sie so genervt von mir und meinen Liebesgeständnissen ist, dass sie den Kontakt zu mir endgültig abbricht. Ihre Reaktion war dann in der Tat genervt. Sie war in ihrer Antwort klar und deutlich, wirkte fast schon wütend – und machte mir klar, dass da nichts war und dass sie mir nie was versprochen hätte und dass wir einfach etwas Spaß hatten. Mehr nicht.

Ich las ihre Nachricht mehrmals – und verstand mit jedem Lesen, was ich in den letzten 1,5 Jahren nicht sehen wollte: ich war ein Spielzeug, ein Mittel zum Zweck. Damit sie sich gut und begehrt fühlen konnte.

Es ist schwer zu beschreiben, wie sehr mich das traf und verletzte. Aber mir öffnete das die Augen. Ich schrieb ihr nicht mehr zurück – was soll man dazu in so einem Augenblick auch schreiben? In keinem Fall die Wahrheit… In den kommenden drei Wochen gelang es mir, wenig an sie zu denken. Ich fühlte mich ausgeglichener, ruhiger und wieder zufriedener.

Nina meldete sich auch nicht mehr bei mir und ich rechnete fest damit, dass das auch so bliebe. Ich hatte auch nicht mehr vor, mich zu melden. Ich bin stark, ich halte das dieses Mal wirklich durch, das war diesmal mein Mantra. Doch in einem Moment, in dem ich mich innerlich total ruhig fühlte, piepte mein Handy. Es war ein Retro-Piepen, wie man es von alten Nokia-Handys aus den späten 90ern kennt. Der Ton ist nur einer ganz bestimmten Person zugeordnet. Nina schrieb mir, dass sie seit Wochen auf eine Antwort von mir warte, obwohl sie dieses Gefühl das Wartens nicht haben wollte.

Ich weiß, dass sie wahrscheinlich gerade zu viel Wein getrunken haben musste, sonst hätte sie nicht so ehrlich sein sein können. Ich antwortete spät, sehr reserviert und einsilbig. Bei ihrer Antwort wenige Sekunden später wurde mir heiß und kalt: „Dienstag um 10 Uhr an unserer Hütte…?“

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