Liebe Rebecca, Anfang 2016 bist Du Mutter von eineiigen Zwillingsjungs worden. Verrätst du uns Deinen ersten Gedanken, als Du erfahren hast, dass es Zwillinge sind?
Wir haben uns total gefreut, als die Ärztin beim Ultraschall sagte: ”Ja, da ist es. Sie sind schwanger.” Und als kurz darauf kam: "Oh und Moment… da ist noch ein Kind!” mussten wir vor Freude laut loslachen. Ich war in der 7. Woche und es waren übrigens auch noch zwei leere Fruchthöhlen zu sehen, also fragen wir uns manchmal, ob es vielleicht tatsächlich zu Beginn sogar vier Babys waren.
Wie verliefen die Schwangerschaft und die Geburt?
Die Schwangerschaft verlief, bis auf eine Lebensmittelvergiftung im 2. Trimester, ganz entspannt. Klar gab es hier und da mal ein Ziehen, Sodbrennen usw., aber so richtig anstrengend wurde es erst die letzten paar Tage vor der Geburt. Ich hatte mir eine “normale” Geburt vorgestellt, so natürlich wie möglich. Damals wusste ich noch nicht, dass es die “normale” Geburt gar nicht gibt.
Bei Woche 38+4 wurde schließlich eingeleitet und 24 Stunden später folgte eine etwas traumatische Geburt. Nach 13 Stunden Wehen blieb Baby A mit Arm über dem Kopf stecken und es dauerte 45 Minuten, ihn heraus zu saugen/ziehen. Von Baby B bekam ich kaum was mit, es wurde auch etwas nachgeholfen und danach ging bei mir erstmal für ein paar Minuten das Licht aus. Zum Glück ging aber alles in allem gut und wir hatten auf einmal zwei Jungs. Das war der Wahnsinn.
Die Jungs waren gerade einmal zwei Monate alt, als Du wieder schwanger geworden bist. Wolltet Ihr einen so kurzen Abstand oder war das eher eine Überraschung?
Die Idee war “noch ein schnelles Mädchen hinterher”. Dass es beim ersten Mal gleich klappte und es auch wieder Zwillinge waren, war so natürlich nicht geplant – aber es war eine wundervolle und verrückte Überraschung.
Was hast Du gedacht, als Du erfahren hast, dass das wieder Zwillinge waren?
Der erste Ultraschall bei der gleichen Ärztin war fast wie ein Déja-vu – bis auf die Tatsache, dass unsere Jungs auch mit im Raum waren. Wir mussten wieder alle laut loslachen – vor Erstaunen, Freude und aus Schock.
Zwei Zwillingsschwangerschaften in so kurzer Zeit stelle ich mir körperlich sehr anstrengend vor. Wie ging es Dir in der zweite Schwangerschaft?
Ich hatte in der 2. Schwangerschaft gar keine Wahl, als alle Wehwehchen einfach wegzustecken. Dadurch, dass ich nebenbei auf zwei Babys aufpassen musste, blieb auch gar keine Zeit für etwas anderes. Wir wissen unser Glück wirklich einfach wahnsinnig zu schätzen. Die Mädels kamen nach Einleitung bei 37+4 zur Welt.
Wie haben Ärzte, aber auch Freunde und Familie auf die neue Schwangerschaft reagiert? Gab auch mal blöde Sprüche?
Familie und Freunde konnten die Nachricht einer weiteren Zwillingsschwangerschaft erst nicht glauben. Einige haben sich gefreut, andere haben sich eher Sorgen gemacht, ob das denn zu schaffen sei.
Selbst meine damals 10-jährige Nichte reagierte mit: ”Oh Gott! Das wird ja total anstrengend!” Im Krankenhaus, wo wir während der Schwangerschaft betreut wurden und auch wo später die Geburt stattfand, hatte sich unsere Geschichte bereits herumgesprochen und bei jedem Ultraschall kamen neue Krankenschwestern, Ärzte etc. vorbei, um uns zu treffen. Selbst an der Rezeption hörten wir: “Ach, Ihr seid die Familie mit zweimal Zwillingen.”
Als die Mädels dann da waren – kam dir das alles bekannt vor oder war es doch alles neu? Und was waren die anstrengendsten Momente des Tages?
Mit den Jungs hatte ich mir teilweise in Bezug auf Routine, Schlaf, Füttern das Leben selber schwer gemacht und wusste bei den Mädels ganz genau, was ich besser machen wollte. Deshalb: Ja, klar kam mir vieles bekannt vor – neu war allerdings, sich neben zwei Säuglingen auch noch um zwei elf Monate alte Jungs zu kümmern.
Ich glaube, auf diese Situation hätte mich nichts vorbereiten können. Ab da ging das Non-Stop-Leben los. Ich wusste lange nicht mal, welcher Tag es war – ach, was erzähl ich da, ich wusste meistens gar nicht, in welchem Monat wir uns befanden. Das ganze erste Jahr war echt anstrengend, vor allem, wenn 1,2,3 oder auch mal alle vier Kinder krank waren. Das war dann natürlich heftig und mit sehr wenig oder auch mal gar keinem Schlaf verbunden.
Wie lebt Ihr und wo?
Wir leben derzeit in Surrey, in England in einem kleinen eher ländlichen Ort ca. 1,5 Std Fahrt südlich von London. Wir hatten auch damit Glück. Wir haben ein ganz wundervolles Haus mit viel Platz zum Herumtoben.
Was ist das Schönste daran, Zwillinge zu haben? Und gibt es auch etwas, was Du als sehr herausfordernd erlebst?
Es ist wahnsinnig interessant Zwillinge aufwachsen zu sehen. Ich bin selbst jeden Tag wieder fasziniert, wie unterschiedlich die Kinder doch sind – aber dass sie trotzdem so eine extreme Bindung haben. Ich glaube kaum, dass ich mit Worten beschreiben kann, welche Liebe sich zwischen den Kindern abspielt.
Man darf nicht vergessen, dass meine Situation auch gleichzeitig mein “Normal” ist, mein Alltag. Ich unternehme sehr viel mit den Kindern, wir sind eigentlich jeden Tag unterwegs und ein total harmonisches und eingespieltes Team. Klar haben wir auch mal so richtig ätzende Tage, an denen alle meckern und streiten, aber grundsätzlich sind wir alle gut drauf und haben Spaß zusammen.
Das Einzige, was mir manchmal wirklich sehr zu schaffen macht, ist die dauernde Lautstärke, die um mich herum herrscht. Ich bekomme jeden Tag etwa dreihundertfünfzigtausend Fragen von den Kindern gestellt. Jeder möchte mir ständig was erzählen und auch das Lachen, Rufen, Schreien, Singen usw. von vier kleinen Kindern ist einfach total LAUT! Und das jeden Tag ab etwa 6.30 Uhr bis 19 Uhr.
Wenn die Leute Euch jetzt sehen, hagelt es bestimmt viele Kommentare. Welche?
Oh, die Liste ist sehr lang, wobei am häufigsten fragen Leute: Sind das alles eure Kinder? Wollt ihr noch mehr? Wurden die Kinder natürlich erzeugt? Hast du Hilfe? Wie schaffst du das bloß?
Wir kommen eigentlich nie sehr weit, ohne, dass jemand nachfragt. Aber ich rede sehr gerne über die Kinder, also macht mir das gar nichts aus. Etwas nervig sind dann doch eher die Leute, die eindeutig über uns reden und dann ganz schnell weggucken, wenn wir in ihre Richtung sehen.
Wie habt Ihr Euch als Paar durch diese lange Babyzeit verändert?
Wir waren die ersten eineinhalb Jahre mit allen vier Kindern kein “Paar” in dem Sinne. Nicht nur, weil es dafür absolut keine Zeit gab, sondern auch weil der ganze Stress, der wenige Schlaf, die vielen Emotionen und der ständige Druck eher dazu geführt haben, dass wir mehr gestritten haben.
Ich war 24 Stunden am Tag im Mama-Modus und mein Mann hatte einen ganz anderen Druck. Er musste plötzlich eine 6-köpfige Familie ernähren und sich nebenbei um jeglichen Papier- und ‘Organisierkram’ kümmern. Haus, Auto, Finanzen- um sowas muss ich mir keine Gedanken machen, das macht alles mein Mann.
Es hat eine Weile gedauert, bis wir wieder zueinander gefunden haben und mehr Verständnis für die jeweilige Situation des anderen aufgebracht haben. Mein Mann hat damals – als ich das zweite Mal schwanger war – schon immer wieder gesagt “Wir müssen die ersten beiden Jahre abschreiben." Und er hatte so sehr Recht damit.
Ich sehe es immer wieder auch bei anderen Paaren. Das erste Jahr mit einem Baby ist für eine Ehe nicht immer leicht. Klar gibt es auch Paare, bei denen die Beziehung besser wird durch das Baby, aber ich persönlich kenne keinen, der nicht auch sagt, dass sie Umstellung Paar auf Eltern eine Herausforderung war.
Wir haben uns beide durchs Elternsein verändert, ich finde es da eigentlich nur selbstverständlich, dass man sich dann wiederfinden und fast ein bisschen neu kennenlernen muss. Das war und ist bei uns jedenfalls so.
Und wie hat es Dich verändert?
Sehr! So viel, dass ich das hier gar nicht alles erzählen kann. Ich musste mich definitiv auch selbst neu finden. Lass es mich mal so sagen: In den letzten 3-4 Jahren habe ich Seiten von mir kennengelernt, die ich vorher nicht kannte und es kommen immer noch neue dazu.
Was hast Du durch Deine Kinder gelernt?
Hach, wo fange ich da an. Vielleicht an erster Stelle, wie dankbar ich meinen eigenen Eltern bin. Ich weiß nun viel mehr das Leben und die Gesundheit zu schätzen zu wissen. Ich habe gelernt, die Zeit und kleine Momente zu genießen und bewusst zu erleben. Vier kleinen Menschen, die alle was zu erzählen haben, gleichzeitig zuzuhören, habe ich auch gelernt. Und auch, wie man Erbrochenes aufwischt, während man ein Kind im Arm hält und gleichzeitig 3 andere Kinder davon abhält, nicht hineinzutreten.
Ich kenne jetzt etwa 50 verschiedene Dinosaurierarten, kann alle Titellieder der 50 beliebtesten Kinderserien auswendig und weiß wie es ist, wenn man beim Pinkeln immer Zuschauer dabei hat. Seitdem ich Kinder habe, weiß ich auch, warum viele Mütter stehen bleiben, wenn sie niesen müssen und auch warum manche Mütter ungern mit ihren Kindern aufs Trampolin gehen…
Was wünscht Du Dir für die Zukunft?
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass meine Familie gesund bleibt und meine Kinder glücklich sind.
HIER GIBT ES MEHR INFOS zu der süßen Großfamilie
7 comments
Nur eine kleine Bemerkung, weil ich über den Titel gestolpert bin. Da ist ein „bekam“ zu viel.
Das ist das erste Mal das ich Erfahrungen von einer anderen doppeltem Zwillingsmama lese. Meine Mädels sind jetzt 8 und sind nach komplizierter SS in der 31. Woche geboren. Meine Jungs sind 6. Sur sind in der 1. und 2. Klasse inkl. Coronawahnsinn und Quarantäne. Zur Zeit Alleinerziehend.
Wenn die größte Restmülltonne nur für Windeln reserviert ist und trotzdem manchmal nicht reicht, ist das schon irgendwie irre.
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Vertraulichkeit
Auch Zwillinge
Wow erstmal herzlichen Glückwunsch zu den doppelten Doppelpack an die Eltern. Ich bin auch Mama von eineiigen Zwillingen und auch wir wollten schnell nach den beid Jungs noch ein Mädchen. Nach einer Fehlgeburt und zwei Jahren haben wir dann auch unsere (einzige) Tochter im Arm halten können. Ich bin froh darüber nicht nochmal Zwillinge bekommen zu haben, obwohl es mich auch genauso gefreut hätte ich bin ja schon mit Doppelpack schon echt gestresst und mir dann noch ein weiteres Doppelpack vorzustellen!? Hut ab an alle Eltern, wir sind klasse( auch einlings Eltern ) jeder Tag ist für uns alle eine Herausforderung, doch sind die Helden des Tages
Geschichten…
…die das Leben schreibt. Respekt dieser Mama und dieser Familie! Alles Gute und vor allem Gesundheit für die Zukunft!
Wow!
Echt wunderbar ehrlich und erfrischend was sie erzählt!Tolle Leistung!
Tolle Geschichte
… Und riesigen Respekt vor dieser Wahnsinnigen Aufgabe!!!