Interview mit Katharina über ihr Leben als Stiefmutter

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Liebe Katharina, erzähl doch erstmal, wer alles zu Eurer Familie gehört.

Zu unserer Familie gehören mein Mann (43), sein elfjähriger Sohn aus erster Ehe, unser gemeinsamer Sohn (10 Monate) und ich (27). Ich weiß, dass sich jetzt einige über den großen Altersunterschied zwischen meinem Mann und mir wundern werden. Für uns ist das aber kein Thema und mir ist auch wichtig zu sagen, dass wir von unseren vorherigen Partnern bereits getrennt waren, als wir uns kennen gelernt haben. 

Seit wann bist Du eine Stiefmama und kannst Du Dich noch erinnern, wie das erste Zusammentreffen war?

Eine Stiefmama bin ich nun schon seit 5 Jahren. An das erste Treffen kann ich mich noch sehr gut erinnern: Ich war total nervös, denn es war klar, dass die Sympathie, die sein Sohn für mich hat – oder eben auch nicht hat – über unsere Beziehung entscheidet. Für mich stand fest: Wenn das Kind mich nicht mag, ist eine Beziehung quasi unmöglich. Zum Glück ging alles gut. Wir waren gemeinsam im Kino und danach hat mich der Sohn meines Mannes noch spontan zu ihnen nach Hause zum Essen eingeladen. Das fand ich total herzig und von da an war das Eis gebrochen. Natürlich hat er mich erstmal nur als „eine Freundin“ kennen gelernt und wir haben ihm das Ganze recht schonend und in seinem Tempo beigebracht, dass ich die „neue Frau“ an Papas Seite bin.

Wie ist denn das Verhältnis zu der leiblichen Mutter Deines Stiefsohnes?

Das Verhältnis zwischen meinem Mann und seiner Exfrau ist milde ausgedrückt katastrophal. Demnach habe ich keinerlei Verhältnis zu seiner Exfrau. Ganz am Anfang war ich sehr bemüht und wollte, dass sie mich kennenlernt, um zu wissen mit wem ihr Kind Zeit verbringt. Doch all meine Angebote wurden abgelehnt, stattdessen wurde nur über mich geschimpft und das ist bis heute noch so. Ich finde das sehr schade, denn für den Sohn meines Mannes war und ist es sehr schwer. Einerseits mag er mich, andererseits schimpft seine Mama über mich und er will ja auch ihr gegenüber loyal sein.

Bringst Du Dich denn auch in die Erziehung Deines Stiefsohnes ein?

Ja, allerdings entscheide ich nichts Grundliegendes. Das ist nicht meine Aufgabe. Ich bringe mich eher in die Kleinigkeiten des Alltags ein. Es sind Dinge wie: Hände waschen nach der Toilette, Zähne ordentlich putzen, oder am Anfang eben im Straßenverkehr an der Hand laufen bzw. später dann immer stehen bleiben an einer Straße bevor man sie überquert, mit Messer und Gabel essen, nicht mit den Händen, die Wäsche kommt IN den Wäschekorb. Und lustigerweise macht er auf seinen Wunsch hin lieber mit mir Hausaufgaben, als mit dem Papa. So kommt es nicht selten vor, dass ich am Wochenende insgesamt 3 bis 4 Stunden mit ihm zusammensitze und wir Hausaufgaben machen und lernen.

Was würdest Du sagen ist die größte Herausforderung bei so einer Patchwork-Familie?

Ich sehe die Herausforderung in unserer Situation darin für das Kind ein gesundes Familienklima aufrechtzuerhalten. Wenn sich die beiden leiblichen Elternteile nicht einig sind und nur streiten ist es umso schwieriger als Stiefmutter akzeptiert zu werden und seinen Platz zu finden.

Siehst Du Dich in Konkurrenz mit der Mutter Deines Stiefkindes?

Absolut nicht. Der Große hat eine Mama und soll mich nicht als Zweit- oder gar Ersatzmama sehen. Mit der Mutter zu konkurrieren „wer ist die Bessere“ ist, fände ich ganz furchtbar!

Wie oft hast Du den Satz "Du hast mir gar nichts zu sagen, Du bist nicht meine Mutter!" schon gehört?

Genau zweimal. Beim ersten Mal war ich so perplex, dass ich vollkommen sprachlos vor einem damals siebenjährigen Kind stand. Beim zweiten Mal hab ich das Gespräch mit ihm gesucht, ihm erklärt, dass ich auch gar nicht seine Mama sein will, aber dennoch eine Erwachsene bin, auf die er hören muss. Das Beispiel, dass er ja schließlich auch auf seine Lehrerin hört und die ja auch nicht seine Mama ist, hat ihn damals irgendwie überzeugt und seitdem kam der Satz nicht mehr.

Wie gehen die Kinder mit der Patchwork-Situtation um?

Unser gemeinsamer Sohn bekommt davon ja noch nichts mit, ich bin aber sehr gespannt wie sich das für ihn entwickelt.
Dem Großen fällt es zeitweise sehr schwer. Durch die zerstrittene Situation seiner Eltern leidet er sehr darunter zwischen den Stühlen zu stehen. Da ist einerseits die Mama, die die neue Frau vom Papa nicht mag, die er die aber ganz gern mag – und dann finden Mama und Papa sich gegenseitig auch noch doof. Es ist wirklich nicht leicht für ihn, ich möchte oft nicht in seiner Haut stecken. Aber ich versuche so gut wie möglich für ihn da zu sein. 

Foto: pixabay

 

 

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