Ich bin eine Stiefmutter – über die Hochs und Tief als Patchworkfamilie

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Mein Name ist Sabina, ich bin 33 Jahre alt und ich will Euch heute meine Geschichte erzählen. Schon mit 20 hatte ich einen Kinderwunsch, aber irgendwie gab es nie „den richtigen Zeitpunkt.“ Erst studierte ich, dann wollte ich noch promovieren. Dann war mein damaliger Partner nicht so weit, vielleicht sollten wie auch beide erst eine Festanstellung haben, nochmal eine Reise machen und und und. So verging die Zeit und mein Wunsch nach einem Kind wurde immer größer.

In dieser Zeit wurde mir bewusst, dass mein damaliger Mann und ich in wichtigen, grundlegenden Fragen wie Kindererziehung, Finanzen und auch mit „wie gehen wir z.B. als Paar damit um, wenn während der Schwangerschaft eine Behinderung des Kindes festgestellt würde“ überhaupt nicht die gleichen Ansichten hatten– und so folgte tatsächlich die Trennung. 

Und plötzlich schlug eine neue Liebe ein

Zu dem Zeitpunkt arbeitete ich in der Psychiatrie, in der auch mein jetziger Mann arbeitete. Wir harmonierten als Kollegen sehr gut, wussten aber nichts Privates von einander. Etwa zwei Wochen nach meiner Trennung fand ich, dass er irgendwie bedrückt aussah und ich fragte ihn während des Dienstes, ob alles ok sei. Er sagte: „Nein, es ist nicht alles ok.“ Und ich fragte: „Willst du drüber reden?“ Da sagte er, dass er sich gerade von seiner Frau getrennt habe. Worauf ich plötzlich nur erwiderte: „Oh, ich habe mich auch gerade getrennt.“ Und da standen wir beide voreinander und er nahm mich einfach in den Arm. 

Ich kann nicht beschreiben, was in diesem Moment passiert ist. Es war, als habe sich ein Schalter umgelegt. Ich merkte: Da sind starke Gefühle. Ihm ging es genauso. Am Nachmittag schrieb er mir eine nette Nachricht, ein paar Tage später verabredeten wir uns zum Spazierengehen am See. Und dort haben wir uns tatsächlich geküsst. Es war alles auf einmal klar, wir wollten zusammen sein. Es ging sehr schnell, aber für uns fühlte sich alles richtig und gut an.

Da mein Mann zwei Söhne hat, war klar, dass ich sie bald kennen lernen würde. Luis sah ich das erste Mal als er gerade 5 wurde und Anton war gerade 11. Der Kleine war für mich zu dem Zeitpunkt noch so klein, er hatte eine motorische Entwicklungsverzögerung und konnte zu dem Zeitpunkt noch relativ unsicher gehen. Ihn lernte ich nach vier Monaten Beziehung kennen, den Großen bereits nach zwei Monaten. Die leibliche Mutter war nicht begeistert davon, dass ihre Kinder schnell die neue Partnerin des Kindsvaters kennenlernen sollten und machte meinem Mann ab da das Leben schwer. Für sie war jedoch von Anfang an klar, dass die Jungs nicht bei ihr leben sollten. 

Das Kennenlernen mit den Jungs war viel leichter als gedacht

Die ersten Treffen mit den Jungs waren schön. Ich war sehr aufgeregt gewesen, aber wir haben uns gleich gut verstanden. Alles war harmonisch. Wir verstanden uns gut. Einen Monat später wünschte sich der Kleine schon, dass ich ihn ins Bett bringe. Ich werde nie vergessen, wie er sich bei der Gute-Nacht-Geschichte an mich ran kuschelte. Er fragte plötzlich: „Kannst du nicht meine Mama sein?“ Ich sagte: „Ich kann dir versprechen, dass ich immer für dich da bin. Papa und ich werden immer für dich da sein.“ 

Sechs Monate später zog ich bei meinem Mann ein, da wir uns einig waren, dass die Kinder in ihrer vertrauten Umgebung bleiben sollten. Wir waren sehr glücklich, dass wir alle gut miteinander auskamen. Einen Monat später wurde ich schwanger, wir freuten uns so sehr. 

Leider gingen die Konflikte mit der Ex meines Mannes weiter. Ich habe mehrfach versucht, mit ihr zu sprechen und sie zu bitten, zum Wohle der Kinder zu handeln. Sie hatte allerdings keinerlei Interesse an einem normalen Umgang. Ich sollte lediglich meine „Pflichten“ erledigen ,aber mich sonst aus allem raushalten, obwohl die Kinder von Anfang an ganz bei uns lebten und sie kaum Interesse an einem regelmäßigen Umgang mit den Jungs zeigte.

Es gab Unterhaltsstreitigkeiten, Beleidigungen, Erpressungen, Loyalitätskonflikte für die Söhne. Der Gipfel war, dass sie sagte, sie wollte die Jungs eigentlich gar nicht bei sich haben, sondern lieber ihre Freiheit leben. Und dann kamen wieder Drohungen, sie wolle mehr Geld und verlangte von meinem Mann einen Unterhaltsverzicht sonst würde sie die Kinder nehmen, nach Berlin ziehen und wir würden die Jungs nicht mehr sehen dürfen. 

Patchwork ist nie leicht – aber man kann es schaffen

Die Jungs hörten teils viele Wochen nichts von der leiblichen Mutter. Wenn sie die Kinder dann kurzfristig sehen wollte, begann der Kleine psychosomatisch zu reagieren. Er bekam Bauchweh und Fieber, wollte einfach nicht mehr zu ihr hin. Weil wir dieses Hin und Her, diese Ungewissheit nicht mehr wollten, schalteten wir das Gericht ein. Zwei Jahre hat es gedauert, aber nun ist der Umgang festgelegt. Die leibliche Mutter hält sich nicht immer daran, aber jetzt haben wir wenigstens etwas „Handfestes“.

Wir fünf sind mittlerweile zu einer echten Einheit zusammen gewachsen. Die Jungs lieben ihre kleine Schwester und ich bin Mama von meiner Tochter und eine von zwei Mamas für die Jungs. Wir entscheiden gemeinsam, wie viel wir die Kindsmutter in unser Leben lassen. Sie bekommt die wichtigen Informationen von meinem Mann per Mail. Auf Beleidigungen oder sonstiges reagieren wir einfach nicht mehr. In den Jahren davor haben wir uns immer gerechtfertigt und Dinge klargestellt und Anschuldigungen nicht auf uns sitzen lassen. Diesen Stress machen wir uns heute nicht mehr. Wir wissen, wer wir sind und dass wir immer bedingungslos für die Kinder da sind. 

Ich erzähle Euch das alles, weil ich weiß, dass Patchwork oft nicht leicht ist. Ist es bei uns auch nicht. Aber man kann es schaffen, man kann zusammen wachsen. Ich will anderen Stiefmüttern Mut machen, denn Stiefmütter haben es nicht leicht, ihre Position im Familiensystem zu finden. Viele Stiefmütter managen genauso die Familie, kleben Pflaster auf Wunden, trösten, wenn es mal in der Schule nicht so gut klappt, gestalten den Garten damit die Kinder spielen können, basteln, backen mit den Kindern , gehen auf den Spielplatz, waschen Wäsche, bügeln, hören zu, bringen ins Bett ,pflegen gesund, homeschoolen, kochen, sagen auch mal NEIN. Ich bin es Leid zu hören, das Stiefmütter angegriffen werden: „Du bist halt nicht die Mutter.“  

Stiefmamas sollen nicht immer zurückstecken müssen. Ich bin nicht die leibliche Mama meiner Stiefsöhne, das stimmt. Aber ich kümmere mich um sie und ich liebe sie. Ich nehme der leiblichen Mutter keinen Platz weg. Ich gehe dabei meinen eigenen Weg und bin für die Kinder einfach da, wenn sie mich brauchen. 

Als ich mit meinem Mann zusammenkam, ahnte ich nicht, dass meine Stiefsöhne mal ganz bei uns leben würden. Ich ging davon aus, dass sie mit ihrer Mutter zusammenleben würden und an den Wochenenden dann bei meinem Mann seien. Ich habe mir die Situation nicht ausgesucht. Aber ich habe mich in einen Mann verliebt, der schon zwei Kinder hat. Es war eine Herausforderung, das ist es auch heute manchmal mit drei Kindern. Aber ich habe sie angenommen, weil ich mich für meinen Mann entschieden habe. Und somit eben auch für seine Kinder. 

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