Hotel Mama: Meine erwachsenen Söhne leben noch zu Hause

Hotel Mama

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Ihr Lieben, es ist so lustig, wie unterschiedlich wir alle ticken. Während ich gar nicht schnell genug aus dem „Hotel Mama“ ausziehen konnte – nicht, weil ich keine schöne Kindheit hatte oder Stress mit meinen Eltern – nein, ich wollte einfach schnell auf eigenen Beinen stehen, meine eigene Bude haben, so gibt es doch viele junge Erwachsene, die gerne noch bei den Eltern leben oder aus finanziellen Gründen leben müssen. Annes Söhne sind Anfang/Mitte 20 und wohnen noch zu Hause. Wie das so ist, hat Anne uns im Interview erzählt.

Liebe Anne, deine Söhne sind 23 und 25 Jahre alt und wohnen noch zu Hause. Warum sind sie noch nicht ausgezogen?

Der Älteste hat erst vor kurzem die Technikerschule beendet, arbeitet jetzt aber bei einem Dienstleistungsunternehmen; der Jüngste studiert. Ein Auszug ist finanziell einfach nicht drin.

Was ist dein Gefühl: Würden sie lieber ausziehen oder ist es für sie noch schön, zu Hause zu leben?

Der Älteste will die Probezeit abwarten, bevor er auszieht, der Jüngste will ausziehen, sobald sein Studium beendet ist. Ich denke, es gefällt ihnen ganz gut zu Hause. Sie haben sich zumindest noch nicht beschwert. 

Welche Regeln gibt es bei euch?

Mein Ältester hilft beim Kochen, ihre Zimmer müssen beide selbst in Ordnung halten, dafür bin ich nicht mehr zuständig. Alles andere, wie Einkaufen und Wäsche, mache ich. An den Lebensmitteln und anderen Ausgaben beteiligen sie sich finanziell nicht.

Die beiden haben keine Freundinnen. Wenn sie eine Beziehung hätten, würden sie wohl eher zu den Mädchen nach Hause gehen als bei uns bleiben, glaube ich.

Wie ist das für dich? Würdest du dir manchmal wünschen, dass die Kinder aus dem Haus sind?

Nein, gar nicht. Ich mag es, wie es ist. 

Rückblickend – in welchem Alter war das Zusammenleben mit den beiden am anstrengendsten?

Jedes Alter hatte seine Herausforderungen. Man kann das Babyalter nicht mit dem Teenageralter vergleichen. Kann ich also wirklich nicht sagen. 

Und in welchem Alter war am Schönsten? 

Jetzt, weil wir auf einer Ebene sind. Klar, bin ich die Mutter, aber wir haben heute auch ein kumpelhaftes Verhältnis. Wir reden viel und die Jungs kommen immer noch zu mir, wenn sie einen Rat brauchen. Das finde ich toll.

Was ist das Schönste daran, erwachsene Söhne zu haben?

Dass ich sehe, wie toll sie sich entwickelt haben und unser Verhältnis noch so innig ist. Man hört so oft, dass die Kinder sich mit dem Alter von den Eltern entfernen. Das ist bei uns nicht so. Wir machen noch vieles zusammen, zum Beispiel gemeinsam essen, Urlaub, Shopping gehen, Geburtstag feiern, Weihnachten… 

Denkst du manchmal, dass deine Söhne durch „Hotel Mama“ zu verwöhnt werden könnten?

Ja, ganz bestimmt sogar. Ich bin selber erst mit 26 ausgezogen. Ich weiß, wie es ist, lange bei Mama zu wohnen. Aber ich weiß auch, dass man alles lernen kann, wenn man es muss oder will. Man ist nie zu alt, neue Dinge zu erlernen….

Was lernst du von deinen erwachsenen Söhnen?

Vieles, was für diese Generation wichtig ist. Durch sie sehe ich einfach, wie sich das Leben und die Welt verändert. Wenn ich Fragen zum Thema Computer habe gehe ich natürlich auch zu meinen Söhnen. Sie gehen generell mit vielen Themen lockerer um, sind offener, wagen mehr. Ich lerne von ihnen das Leben von einer neuen Seite kennen. 

Welche Werte waren dir in der Erziehung der Söhne wichtig?

Ich war weder besonders streng, noch besonders locker. Sie hatten sehr viel Freiraum zur eigenen Entfaltung. Mir waren Werte wie Höflichkeit, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit schon sehr wichtig. Ich habe sie dahingehend auch immer unterstützt, weil ich wusste, dass diese Eigenschaften wichtig für ihr späteres Privatleben und auch Berufsleben sein würden. 

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17 comments

  1. Ich bin auch total für leben & leben lassen…

    Dass die beiden „noch“ bei ihrer Mutter wohnen, find ich super bzw. ist natürlich die Entscheidung der beiden. Kann Sinn machen und schön sein, kann nicht dran sein – jede*r wie er/sie will 🙂

    Dass sie sich aber weder an den Kosten – und vor allem nicht am Haushalt aktiv (!) beteiligen („müssen“), find ich von allen 3 Personen sehr kurzsichtig. Ja, man kann alles lernen – aber ich glaube nicht jede*r zukünftige mögliche Partner*in (falls das der Wunsch ist… :-)) hat Lust, das beizubringen oder bei der Lernkurve dabei zu sein, wenn man selbst schon 100% eigenständig lebt.

    Ich bin Mitte 20, und mein Partner geht sehr respektvoll mit seiner Mutter um. Diese würde am liebsten alles für ihn erledigen, aber er setzt sich nicht hin wenn wir zu Besuch sind, wenn sie nicht auch sitzt. Küche macht man gemeinsam, und dann gemeinsam Feierabend.
    Ich bin so froh, als Partnerin sehen zu können, wie er Hausarbeit registriert und sich dafür verantwortlich fühlt, auch wenn seine Mutter liebend gern alles für ihn machen würde.

    Natürlich ist da jede*r anders, aber einen Partner, der dazu aktuell noch gar kein Gefühl aufbauen musste, was es bedeutet, einen Haushalt zu betreiben, könnte ich mir nie vorstellen – gerade wenn alle nahezu Vollzeit berufstätig sind..

  2. Die Logik, die Erwachsenen Söhne funktionieren nicht nach den Wünschen der Gleichberechtigung ergo ist die Mutter schuld irritiert mich ein bisschen aus feministischen Gründen. Erwachsene dürfen die „Schuld“ für ihr Verhalten selbst tragen, da stimme ich der Autorin sofort zu, dass der ganze Haushaltskram auch im Erwachsenenalter erlernbar ist. Wenn man denn will.

    1. Anne
      Wo lernen Kinder denn die alltäglichen Sachen im Haushalt ( Betten machen…)? Das lernt man zu Hause, sollte man jedenfalls. Also ja, haben die Eltern die “ Schuld“ für so unselbständige Erwachsene. Und es ist schon makaber, wenn Azubis kein Bett machen können oder Geschirrspüler bedienen… können. Haben wir in der Pflege oft.

  3. Ich frage mich, ob es hier von einigen LeserInnen auch so einen Aufschrei geben würde, wenn Anne geschrieben hätte, dass ihre beiden erwachsenen Töchter noch zu Hause wohnen. Ja, das es gibt es nämlich auch!

    Das kann auch für die Phase des Studiums und Berufseinstiegs finanziell nicht nur vernünftig, sondern auch notwendig sein oder habt Ihr noch nichts von den horrenden Preisen für ein WG-Zimmer in den Uni-Städten gehört? Außerdem schreibt Anne ja, dass der ältere Sohn nach der Probephase durchaus ausziehen wird. Also, wo ist das Problem?

    In einem harmonischen Familienleben mit großen bzw. erwachsenen Kindern steckt auch viel Beziehungsarbeit. Es ist doch schön, wenn es bei der Familie so gut funktioniert. Das bekommen nicht alle so hin….

    1. Hallo Katrin,

      seine Meinung zu sagen ist nicht dasselbe wie ein „Aufschrei“ oder „Shitstorm“ – aber das nur am Rande.
      Mir ging es weniger darum, dass die Söhne in dem Alter noch zuhause wohnen, sondern eben darum, dass die Mutter schreibt, dass sie so gut wie keine Pflichten im Haushalt übernehmen. Sie, also die Mutter, scheint es ja nicht zu stören, aber entwickeln die Söhne einen Blick dafür, was alles zu tun ist?
      Klar kann man vieles auch noch als Erwachsener lernen, aber dafür sollte man dann auch mal allein gelebt haben. Und eben nicht von der Mutti zur Freundin ziehen und die hat dann die dankbare Aufgabe, den „Jungs“ das Wäschewaschen beizubringen.

    2. Es geht nicht um das zu Hause Wohnen. Aber wenn ich Geld verdienen, beteilige ich mich an den Kosten (Miete, Unterhalt, Urlaub…) anteilig. Muss man doch allein später auch? Studenten haben Nebenjobs, warum geht das hier nicht?

  4. Schade, dass der ältere Sohn sich nicht von sich aus an den Kosten beteiligt. Da schwingt Selbstverständlichkeit mit.

    Stimme zu, die zukünftigen Frauen der beiden werden es die ersten Jahre echt schwer haben…

  5. Puh, da werden ja mal richtig unselbstständige Muttersöhnchen rangezogen. Nur einer von beiden kocht, Mutti macht die ganze Wäsche und geputzt wird maximal das eigene Kinderzimmer? Ich spreche aus Erfahrung, dass tut den Jungs nicht gut. Die wollen später mal ne Freundin haben, die auch Mutti spielt, weil sie selber gar nicht fähig sind, einen Haushalt zu führen.
    Dass die Mutter froh ist, dass ihre Jungs noch im Hotel Mama wohnen ist eine richtige red flag, denn das heißt, die Mutter kann nicht loslassen und verhindert aktiv, dass die Söhne selbstständig werden, weil es ihr gefällt, sie weiterhin wie Kinder zu behandeln. Ich weiß wovon ich rede, meine Mutter war genauso. Es hat einen Kontaktabbruch, um aus dieser toxischen Beziehung auszubrechen, und dann ganz langsames wieder Annähern gebraucht, um Grenzen klar festzustecken und eine halbwegs gesunde Beziehung aufzubauen.

    1. Da ist mein Sohn mit 5 Jahren schon selbständiger gewesen. Aber es gibt ja tatsächlich Mütter, die dann bei erwachsenen Söhnen noch die Wohnung putzen gehen. ( Fenster putzen, macht meine Tante beim über 30jährigen noch)

  6. Da herrscht echt das Bild vor, dass Söhne erst von der Mama und dann von der Freundin versorgt werden. Das ist echt bitter!! Welche junge Frau möchte denn einen solchen Partner haben, der so unselbstständig ist und sich nur bedienen lässt. Ich verstehe mich ja auch gut mit meinen Kindern, aber bei meinem Großen (19) denke ich, er sollte bald ausziehen um selbständiger zu werden. Das Zuhause zu lernen, wo alles so eingespielt ist, ist schwerer.

  7. Ich kann verstehen, dass man seine Kinder keinen finanziellen Beitrag leisten lässt. Sie sollen ihr Geld ruhig sparen, ausziehen kostet schließlich auch erstmal einiges. Ich kann überhaupt nicht verstehen, wenn die Kinder nicht beim Haushalt mithelfen. Meine 10jährigen sind je einen Abend die Woche für das Kochen zuständig, räumen immer mal wieder die Spülmaschine aus oder hängen eine Waschmaschine auf. Natürlich sind sie für ihre Zimmer selbst verantwortlich! Wenn sie erwachsen wären, würde ich erwarten, dass sie wie in einer WG auch, ihren gleichberechtigten Anteil der Hausarbeit übernehmen. Da gibt es ja auch einiges, was man wissen bzw. lernen muss. Natürlich kann man sagen, dass werden sie dann schon alles lernen, wenn sie ausziehen. Aber viele ziehen dann halt gleich mit der Freundin zusammen und die soll dann bitte die Mamarolle des Haushaltsmanagments nahtlos übernehmen. Wenn man für seine Kinder eine Zukunft will, in denen sie gleichberechtigte Beziehungen mit coolen Frauen führen, dann tut man ihnen einfach keinen Gefallen, wenn man ihnen nicht beibringt, wie man die Dinge im Haushalt erledigt und sichtbar macht, was es da alles zu tun gibt.

  8. Ich finde es sehr schön, dass ihr so harmonisch zusammen lebt. Eine gute starcke Beziehung zu den Kindern ist toll. Der ältere Sohn der jetzt voll verdient, sollte sich aber finanziell beteiligen, alles andere ist ungerecht und nicht wertschätzend dir gegenüber…..ich persönlich würde auch dafür sorgen, dass deine Söhne zuerst einmal alleine leben, bevor sie mit einer Freundin zusammenziehen….

  9. „Lustig“ finde ich an diesem Beispiel gar nichts.
    Mit 26 wird die Wäsche von Mutti gemacht und trotz Vollzeitarbeit nicht finanziell beteiligt? Es wird für sie einkaufen gegangen und das Haus geputzt?

    Mir wurde bis ich 13/14 war echt der Hintern hinterher getragen und mein Mann war darüber echt sauer, weil ich so viele Dinge einfach nicht gelernt habe, die für ihn selbstverständlich sind. Aber doppelt so alt?! Puh…kein Wunder, dass die beiden keine Freundin haben. Da rennt man doch automatisch schreiend weg….

  10. Als Frau von einem Mann der zuhause nie was im Haushalt machen musste kann ich nur alle Eltern bitten ihren Kindern beizubringen wie der Haushalt geführt wird! mein Mann kann nicht Wäsche waschen, putzen, aufräumen, das nötigste eben. Er weiß und sieht nicht was zu machen ist. das ist als Partnerin echt nicht schön. bzw wären wir nicht zuhause aus- und gleich zusammen eingezogen käme er ja gar nicht klar. ich musste ihm vieles mühevoll beibringen. und bin über diesen Punkt über seine Eltern wirklich „sauer“.
    Also ich finde Erwachsene Menschen müssen echt nicht im Hotel Mama wohnen und dann auch noch nicht mal sich finanziell beteiligen. in einer WG oder Wohnung müssten sie auch ihren Beitrag leisten.

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