Ihr Lieben, wie schön stellt man sich die Zeit nach der Geburt in der Schwangerschaft vor… auch ich selbst bin sehr naiv in mein Mutterwerden hineingeschlittert und erwartete nicht nur die große Liebe, sondern auch die größte Wonne, wenn mich mein Baby anlächeln würde. Und es WAR dann auch die größte Wonne, das lag aber vor allem daran, dass es zu Beginn so selten dazu kam, denn mein erstes Kind war ein Schreibaby. Ich habe diese Zeit als unheimlich intensiv erlebt. genauso wie Maike, deren Sohn aber nicht nur als Schreikind zur Welt kam, sondern direkt als High Need Baby.
Liebe Maike, wie alt ist dein Baby jetzt und wie geht es euch gerade heute?
Mein Sohn ist aktuell 5,5 Monate alt. Heute geht’s mir ganz gut. Wir haben Sonntag und ich hatte zwei Tage Unterstützung durch meinen Partner und konnte etwas aufladen.
Beschreib dein Baby mal ein bisschen, was hat es für einen Charakter?
Er ist unglaublich neugierig und möchte alles erforschen. Geduld ist aber nicht so seine Stärke und da kann er auch schon mal sehr laut werden, wenn er frustriert ist. Und er ist außerdem ein totales Papakind. Quatsch machen mit Papa ist das allergrößte für ihn!
Du hast ein High Need Baby, sagst du. Wie definierst du das für dich und seit wann nennst du es so (war das ein Aha-Erlebnis, dass es dafür sogar einen Namen gibt)?
Ich habe von dem Begriff erfahren, als er knapp zwölf Wochen alt war. Da habe ich einen Artikel zugeschickt bekommen über die zwölf Punkte, die ein amerikanische Kinderarzt als Merkmale definiert hat. Es ist mehr als ein „Schreibaby„. Mein Sohn zeigt fast alle Merkmale davon. Unter anderem: Er lässt sich nahezu überhaupt nicht ablegen, sucht extrem Reize/Input und macht aber nicht Schluss, wenn es zu viel wird für seinen kleinen Kopf.
Für mich war es eine große Erleichterung, von dem Begriff zu hören und ihn in den Beschreibungen wiederzufinden. Denn das bedeutete, dass wir nicht alleine sind und es andere Kinder wie ihn gibt. Und dass man sich vielleicht austauschen kann. Denn die Mütter in meinem Umfeld verstehen unsere Probleme und Erfolge sehr oft nicht.
Haderst du manchmal mit deinem Bild, das du von dir als Mutter und von euch als Familie hattet, als ihr noch kein Kind hattet? Weil alles so anders ist als gedacht?
Ich gebe mich dem nicht oft hin, weil mir das nicht guttut. Aber manchmal habe ich schon ein Down und wünsche mir, dass ich einfach mehr machen könnte von dem, was andere Mütter auch machen können. Z.B. wenn ein Spaziergang mit dem Kinderwagen wieder schiefgeht. Ich habe mir so sehr gewünscht regelmäßig spazieren zu gehen, in den Tierpark zu fahren, den Einkauf vormittags zu machen… etc. Aber das ist leider alles (noch) zu viel für ihn. Die Tage sind stattdessen oft sehr einsam im Wohnzimmer.
Du hast nahezu keine Pause, musst sehr zurückstecken. Woher holst du dir Kraft, könnt ihr euch auch mal abwechseln, wie habt ihr das aufgeteilt?
Dadurch, dass mein Partner Vollzeit arbeitet, übernehme ich das meiste. Aber ich nehme mir Babyfrei-Inseln zum Auftanken wo es nur geht (und bekomme sie auch). Am Abend unter der Woche, am Wochenende mal für zwei bis drei Stunden und sonntags schlafe ich aus und er übernimmt die Frühschicht. Wir sind ein gutes Team und da mein Sohn nahezu keinen Unterschied macht zwischen uns, ist das ein Glück auch so möglich.
Was denkst du in deinen verzweifelten Momenten?
Da frage ich mich, wieso es mich „trifft“. Ob ich in der Schwangerschaft etwas falsch gemacht habe…zu viel Stress hatte o.ä. Und manchmal frage ich mich, wie ich das alles schaffen soll. Aber ich habe ein gutes Netz aus Menschen, die mich auffangen und mir helfen aus diesen Momenten herauszukommen.
Dein Kind ist schnell überreizt, du musst immer schauen, dass es nicht zu viel wird, dieses Aufmerksamsein, schlaucht das nicht auch total?
Ja… Ich sage immer, dass seine Aufmerksamkeit das Beste und das Schwierigste an ihm ist. Ich liebe es sehr, was er alles schon versteht und wie er alles erforscht. Aber ich bin mit ihm immer unter Strom und immer wachsam. Das zieht am allermeisten Kraft.
Dazu kommt, dass du dein Baby kaum ablegen kannst, du deinen Körper fast rund um die Uhr teilen musst. Was macht das mit dir?
Ich habe mich natürlich irgendwie ein Stückweit daran gewöhnt. Ich denke z.B. nicht mehr oft daran, was ich alles tun könnte, wenn er nicht an mir kleben würde. Aber wenn ich ihn dann mal an Papa abgeben kann, ist es oft ein „Aufatmen“ von Körper und Kopf. Dann merke ich oft erst, wie angespannt ich im gesamten Körper und auch in Kopf war. Ich musste das Loslassen und Entspannen auch erst wieder lernen.
Was sagt dein Rücken dazu, dass du so viel trägst?
Ich habe trotz mehrere Tragesysteme und einem Tuch, zwischen denen ich wechseln kann, mittlerweile schon Rückenprobleme und abends immer Schmerzen. Acht Kilo bleiben eben acht Kilo und Rückentragen akzeptiert er leider (noch) nicht.
Was macht das mit eurer Beziehung, dass es grad so herausfordernd bei euch ist?
Wir Zwei stehen gerade hinten an. Aber wir sind als Eltern ein noch besseres Team als ich es mir vorgestellt habe. Wir nutzen als Paar so gut es geht jeden kleinen Moment und wissen aber beide, dass es auch wieder andere Zeiten geben wird mit mehr Zeit für uns. Wir halten durch.
Hast du andere Mütter, mit denen du dich darüber austauschen kannst?
Ja, ich habe mich aktiv auf die Suche nach anderen High Need Baby-Eltern gemacht und habe tatsächlich jemanden in unserer Stadt über Facebook gefunden. Das tut mir unglaublich gut, mich darüber austauschen zu können.
Kannst du dir trotz der Anstrengungen vorstellen, weitere Kinder zu bekommen?
Aktuell kann ich mir das überhaupt nicht vorstellen. Die ersten drei Monate waren für mich die Hölle aus High-Need-Baby und Schreikind. Und das Risiko einzugehen, das womöglich noch einmal zu erleben, kann ich mir gerade nicht vorstellen.
Würdest du dir wünschen, Mütter würden vor der Geburt mehr auch über high-Need-Babys aufgeklärt?
Auf jeden Fall!! Meine Hebamme war leider auch keine Hilfe und hat uns mit „Dreimonatskoliken und er ist halt sehr aufmerksam. Da müsst ihr durch“ alleine gelassen. Hätte ich das Wissen, dass es solche Kinder gibt, schon vorher gehabt, wäre es mir am Anfang vielleicht etwas leichter gefallen, die Situation anzunehmen und zu verstehen. So hatte ich nur unglaublich viel Sorge, dass mit ihm „etwas nicht stimmt“.
Welche Gefühle haben dich überrascht?
Ich bin überrascht, was der Körper und der Geist alles mitmachen kann. Wie stark ich wirklich bin und was ich alles (er)tragen kann – im wahrsten Sinne. Und als die ersten Wochen überstanden waren, wie stark eine Bindung und die Liebe zu meinem Kind sein kann.
Was möchtest du anderen Müttern in ähnlicher Lage gern mit auf den Weg geben?
Sucht euch andere High Need Baby-Mütter zum Austauschen, Erfolge feiern, Mitfühlen, Ermutigen. Beispielsweise über Mamagruppen auf Facebook. Ihr seid nicht alleine und mit euren Kindern ist alles in bester Ordnung!
12 comments
Hallo Maike,
ich finde mich in deiner Erzählung so sehr wieder. Auch wir haben ein High need Baby gehabt, das mittlerweile 4 Jahre alt ist (Luisa).
Toll, dass du für dich erkannt hast, dass der Austausch mit Eltern von nicht high need Babys problematisch sein kann und dass du dich auf die Suche nach anderen Eltern mit high need babys gemacht hast. Ich habe erst viel später verstanden, dass ich Luisa nicht vergleichen kann und muss mich auch heute immer wieder daran erinnern.
Für uns wurde alles immer sprunghaft besser. Die ersten drei Monate fand ich so extrem… unbeschreiblich. Danach wurde es etwas einfacher. Einen großen Satz haben wir auch nochmal gemacht als Luisa anderthalb war. Da konnte sie sicher laufen und auch recht gut verstehen und reden. Ich hatte das Gefühl über die Sprache hatte sie ein Ventil und eine Möglichkeit sich auszudrücken oder zu fragen. Und auch wir konnten ihr viel erklären. Warum es jetzt vielleicht genug ist und wir mal eine Pazse machen zum Beispiel. Das hat vieles erleichtert. Und dann kam nochmal ein Satz um den vierten Geburtstag herum. Mal schauen, wie es weitergeht.
Ich finde grundsätzlich, dass Luisa nach wie vor sehr bedürfnisstark ist. Bei uns ist es beispielsweise so, dass sie vor lauter Eindrücken von außen, oft ihre eigenen Bedürfnisse nicht bemerkt. Hunger, Toilette, Durst, Müdigkeit. Alles kommt dann auf einmal plötzlich, wenn schon Alarmstufe rot ist.
Und sie tut sich sehr schwer mit Übergängen, also Situationsänderungen. Das überfordert sie sehr schnell und ist manchmal fast schon bedrohlich für sie.
Aber es wird Schritt für Schritt besser. Wir üben viel mit ihr, indem wir sie einfach immer wieder fragen und sie bitten einmal „in sich hinein zu hören“. Und wir versuchen ihr verschiedenste Möglichkeiten zu bieten, um die Eindrücke zu verarbeiten. Ruhepausen mit Meditation, Auspowern… Derzeit lässt sie sich beispielsweise sehr gerne auf Aumio ein. Das ist eine sehr kindgerechte Entspannungsapp, die auch von Krankenkassen bezuschusst wird.
Sie soll einfach ein gewisses Werkzeug an die Hand bekommen, damit sie irgendwann eigenständig mit der Überforderung umgehen kann, denn irgendwie glaube ich, dass diese Reizüberflutung sie begleiten wird.
Ich habe immer mal wieder zum Thema „hochsensibles Kind“ gelesen und konnte da viel für mich und für sie mitnehmen. Vor allem als es um KiTa und Fremdbetreuung ging.
Ich wünsche dir, dass ihr weiterhin so ein tolles Eltern-Duo seid und ihr immer wieder Pausen findet und euch auch genehmigen könnt. Und dass dein Sohn seinen Weg findet. Denn irgendwie sind diese extreme Auffassungsgabe und die Neugierde und die unbendige Energie ja auch ein Geschenk :).
Viele Grüße
Juliane
Ich drücke Euch die Daumen, haltet durch.
Jetzt weiß ich immerhin wenigstens, wie ich die ersten Jahre unseres „großen“ Sohnes umschreiben (schreien, nicht ablegen, keine Ruhe geben, usw.) kann. ABER bei uns wurde es auch besser und er ist heute (mit 12 Jahren) „ganz normal“, verglichen mit anderen.
Und unser zweiter ist, trotz ähnlicher Erziehung&mehr „Anspannung“ der Eltern durch nun 2 Kinder, völlig anders (pflegeleichter) im Verhalten gewesen. Doch auch bei dem gab es eine Zeit, zu der er zum „Schreibaby“ wurde, wenn er nicht um 18:30 Uhr im Bettchen lag….hat sich zum Glück aber mit ca. 3 Jahren dann gegeben.
Ich hoffe, auch bei Euch wird es „gut“ werden.
Hm… dass alles in bester Ordnung sei, würde ich aber pauschal auch nicht unterschreiben wollen. Unser ehemaliges Super-Schreikind ist mittlerweile 8 Jahre alt, schläft so viel (wenig) wie ich und hat eine diagnostizierte ADHS. Kindergarten und Schule waren und sind wahnsinnig anstrengend, frustrierend und ein Kampf. Seine Schwester war – wie öfters auch schon bemerkt- als Baby ganz anders. Kann also nicht nur an den unentspannten Müttern liegen. Da lache ich mich nur noch tot bei solchen flachen Äußerungen. Aber damals hätte ich gerne den Leuten eine gelangt, die in unserer Not so unempathisch daher verurteilten. Was Schlafmangel und Dauergeschrei des Babys so alles aus einem rausholt… ich möchte mit unserer Geschichte absolut nicht behaupten, dass Schreibabies alle ADHS bekommen- aber diese extreme Reizoffenheit verwächst sich wahrscheinlich bei den meisten nicht. Hoffentlich aber bei den meisten in einem Rahmen, der gut bewältigbar ist. Heute ärgere ich mich, dass ich damals als frisch gebackene Mama nicht radikaler zu mir und meinem Kind gestanden bin, sondern immer glaubte, ich könne und müsse ihn beruhigen können. Ein Schreikind bekommt man nicht beruhigt. Wenn das klappen würde, hätte man das Problem ja nicht! 😉 und niemand, niemand hat das Baby beruhigt bekommen , auch nicht die tiefenentspannte Hebamme oder Oma: immerhin das beruhigte uns.
Aha. So nach dem Motto, entspannte Eltern=entspanntes Kind…? Sehr einfach, Silvia ….
Auch ich hatte ein High-need Baby und kann alle erwähnten Dinge im Artikel oder den Kommentaren bestätigen. Es ist die Hölle. Und das allerschlimmste sind solche Kommentare wie oben. Oder aber, das Kind müsse halt mal in einen solchen (Familen)Trubel, da müsse es mal durch und man oder das Kind solle sich mal bitte nicht so anstellen. Einfach ätzend. Als Mutter ist man aber dann diejenige, die hinterher das Kind die halbe Nacht schuckeln muss, weil es schreit und nicht schlafen kann. Es wird einem als Elternteil abgesprochen das Wesen und die Bedürfnisse seines Kindes zu erkennen. Wie unverschämt!
In unserem Umfeld hieß es immer was für ein braves Baby unser Kind sei. Wenn man seinen Bedürfnissen prompt nachkam, war der Eindruck des einfachen Babys schnell entstanden. Selten hat er für andere erkennbar einer reizvollen Umgebung gezeigt, dass es ihm nicht gefällt. Die Quittung kam immer.
Welche schlimmen Herausforderungen die nie endende Versorgung eines Kindes, das immer, ja wirklich immer irgendein Bedürfnis hat- kann nur nachvollziehen, der auch ein solches Kind versorgen muss. Lasst euch nicht beirren. Steht für die Bedürfnisse eurer Kinder ein und schaut, dass ihr Hilfe bekommt zur Entlastung, wenn möglich.
Zur Perspektive;
Es wird einfacher. Unser 3.5 Jahre altes Kind ist heute noch sehr sensibel, braucht sehr viel Mama und Papa. Im Kiga wird er auch als besonders sensibel wahrgenommen.
Das Thema wurde von ganz alleine an mich herangetragen. Aber hier gibt es eine wertschätzende Haltung ihm ggü, es wird auf ihn eingegangen und er wird dennoch gefordert. Seine Bedürfnisse werden schon als besonders wahrgenommen aber es wird weder aufgebauscht noch ihm angekreidet.
Oh je, diese Aussage Anspannung der Eltern überträgt sich aufs Kind lässt die Situation nicht automatisch entspannen. Unser erstes Kind war ein Anfängerbaby mit einer rasanten motorischen Entwicklung, was ihn ab 6 Monate zum high Need Kleinkind werden ließ, man konnte ihn wirklich keine Sekunde aus den Augen lassen. Unsere Tochter kam, als er 2,5 Jahre alt war, zur Welt. Schon die Geburt war wesentlich komplizierter als die erste, ich bin froh im Krankenhaus geboren zu haben, denn sonst würde ich wahrscheinlich nicht mehr leben, da ich nach dem sie geboren war, unstillbare Blutungen hatte. Ich bin also schon sehr geschwächt in diese Mutterschaft gegangen. Sie hing dann als Baby extrem an mir, hat 24/7 an meinem Körper gewohnt, viel geweint, unsagbar oft getrunken, dafür immer nur ganz wenig, ist bis heute deutlich zu leicht und zu klein für ihr Alter (sie ist jetzt 9). Wir haben jahrelang alle Einladungen auf größere Feiern abgesagt, weil sie da völlig überreizt war. Oder diese nur einzeln mit unserem Sohn wahr genommen. Das haben viele nicht verstanden. Zum Glück habe ich meinen Mann gehabt und auch die Großeltern, die zwar weiter weg wohnen aber trotzdem oft geholfen haben. Erstaunlicher Weise ist meine Tochter dann aber ein recht entspanntes Kleinkind geworden. Hat sich noch nie verletzt etc… sie ist noch immer recht sensibel, was so das äußere Setting angeht, aber hat auch eine riesige Bastelliebe entwickelt, bei der sie stundenlang spielt und dabei völlig entspannt ist. Also es gibt Hoffnung, dass ein High Need Baby auch ein entspanntes Leben finden kann. Mein Sohn ist weiterhin hungrig nach Erfahrungen und ständig in Bewegung, was sich mit zunehmendem Alter und sportlichen Leidenschaften aber auch immer besser vereinbaren kann. Halte durch, es wird besser! Und wer nie ein High Need Baby oder Kind hatte, kann nicht wissen, was dieser Satz: Die Anspannung überträgt sich aufs Kind! Mit einem macht, vor allem wenn man gerade in einer Phase ist, in der man so gerne entspannen möchte, aber es keinen Weg hinein gibt.
Ich kann den Kommentar von Katharina nur bestätigen und bestärken. Mir ist ehrlich gesagt erst jetzt bewusst geworden, dass meine Tochter (6 Jahre alt) ein High Need Baby war. Und zwar mit der Geburt der zweiten Tochter (0), die im Januar 2022 zu uns kam.
Ich hatte mich darauf eingestellt, dass wir wieder einen minutiös durchstrukturierten Alltag leben müssen, weil mein Prototyp von Baby eben nunmal ein Schreikind und High Need Baby war.
Bis heute reagiert die Großse sehr sensibel auf ihr Umfeld und wir müssen Dinge berücksichtigen, die ich selbst gar nicht im Blick hatte, damit der Alltag geschmeidig bleibt. Das klappt mal, mehr mal weniger.
Die Kleine ist ganz anders. Ich fing an hektisch zu googeln, weil sie ohne zu Weinen einschlief! Von Anfang an. In meinem Universum existierten solche Babys nicht. Selbst schnelle Wechsel toleriert sie. Und Katharina hat so recht. Es heilt Wunden. Denn es macht viel mit einem, wenn ein Kind schnell überreizt ist. Auch unser Umfeld hatte nicht immer Verständnis. Man fühlt sich unendlich schuldig. Es fühlt sich ein bisschen wie Erlösung an.
mein High-need-/schrei-baby wird im januar nun schon 7 jahre alt. die geburt ( zu früh, mit intensivstation, trinkschwäche, gelbsucht, stillproblemen für die ersten drei monate… wir hatten es schon einiges durch) und das erste jahr war die hölle. ich hatte leider keine emotionale unterstützung durch freunde ( passende haben damals noch gefehlt) und familie ( die hatten am anfang verständnis, aber dann sollten wir irgendwann passend funktionieren). mein mann und ich haben alles zusammen getan und er hat auch irgendwann was übernommen. aber mein sohn wollte leider nur bei mir sein. und ich wusste wenn er bei anderen ist ist es hinterher noch schlimmer…..
mir hat irgendwann meine schwester von ihrer krabbelgruppe erzählt und dort hatte auch eine so ein baby. ich kannte damals noch niemand mit kind. und ich habe das internet leer gelesen. und als ich auf high-need-baby kam war mir alles klar.
mein sohn ist immer noch kein „einfaches“ kind. aber je älter er wird und je mehr er versteht warum manches sein muss oder anderes nicht sein kann oder er auch immer besser uns sagen kann wie es ihm geht und was er mag oder nicht. umso einfacher wird es !
für uns war immer klar das wir kein einzelkind haben möchten. wir haben beide geschwister die sehr wichtig für uns sind.
also kam als unser sohn 2 1/4 jahren alt war seine schwester auf die welt. und von anfang an war es ganz anderst. die geburt lief toll, stillen ging sofort problemlos, sie hat kaum geschrien ( halt nur wenn sie hunger hatte und ich die frühen zeichen nicht sah, sowas hatte er nie. er hat sofort von null auf hundert gecshrien….) und ist bis heute ein sonnenschein. hat zwar auch ihre anstrengenden seiten. aber als baby war sie ein „anfänger „ baby. es muss also nicht nochmal so schlimm werden. und mir hat es sehr geholfen das ich es auch anderst erleben kann. das hat viele seelische wunden verheilen lassen. und wenn es nochmal so ein anstrengendes baby geworden wäre, hätte ich mir schneller und besser zu helfen gewusst. das war für mich immer eine sicherheit. das es ja durch sie erfahrung nicht mehr ganz so schlimm werden würde.
Mit solchen Selbstdiagnosen sollte man vorsichtig umgehen. Und Anspannung ( generell alle Gefühlszustände der Eltern) übertragen sich immer auf Babys. Deshalb ist es bei Überforderung so schwierig diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
das baby schreit trotzdem – auch wenn die eltern entspannt sind. das baby braucht trotzdem die ganze zeit körperkontakt – auch wenn die eltern entspannt sind usw usf. so einfach ist das nicht! und es ist sehr unsensibel das so hin zustellen das die eltern einfach nur entspannt sein müssen. und dsd jemandem der in so einer situation ist ohne anderes zu sagen ist sehr grenzwertig! ich habe das damals auch gesagt bekommen und es war wieder die gleiche sache: es liegt nur an dir mutter, du musst es einfach nur besser machen! aber wenn das kind überreizt ist und so viel braucht; nie gesättigt ist ( nicht nur in nahrungs hinsicht) und so viel schreit, liegt es in den seltensten fällen nur an der mutter.
und wenn dsd baby laut definition nicht 100% high need ist, wenn es der mutter hilft das besser einzuordnen, für sich und das kind einzustehen und die situation bestenfalls für alle verbessern oder aushalten zu können, ist das völlig legitim.
an die mamas die in dieser lage stecken- nehmt euch diesen kommentar bitte nicht so zu herzen !
Da hast du vollkommen recht. Leider können sich die meisten Leute nicht vorstellen, was es heißt, ein hochsensibles high-need Baby/Kleinkind zu haben. Dann kommen schnell diese (vllt auch zum Teil gut gemeinten) Plattitüden: Anspannung überträgt sich auf das Baby!
Aber das hilft den Eltern in solchen Situationen kein bisschen, sondern setzt diese noch mehr unter Druck. Dabei machen sie nichts falsch. Am besten, man ignoriert solche Sätze und denkt großzügig, die Leute wissen es einfach nicht besser. Das schafft zumindest eigene Selbstzweifel aus dem Weg und lässt den Groll über solche Aussagen verschwinden. 😊
Silvia, durchlaufen Sie auch nur einmal Verständnis für andere und Reflexion für sich selbst?
Nein, tut sie nie….leider…