Hausmann in Vollzeit: Papa allein zu Haus – mit den Kids

Hausmann

Foto:Pixabay

Ihr Lieben, habt ihr in eurem Bekanntenkreis ein Paar, bei dem er Hausmann und sie die alleinige Verdienerin ist? Sicher stimmt ihr zu, dass dieses Modell immer noch ziemlich selten ist. Mario ist seit mehreren Jahren zu Hause und kümmert sich um die zwei Kinder, während seine Frau vollzeit arbeiten geht. Er erzählt uns aus seinem Leben.

Lieber Mario, ihr lebt das klassische Modell, aber anders herum – du bist der Hausmann, deine Frau geht Vollzeit arbeiten. Seit wann ist das so und warum habt ihr euch dafür entschieden?

Es war eine Entscheidung, die uns teilweise abgenommen wurde. Aber von vorne: wir waren beide grundsätzlich bereit, Kinder zu bekommen, hatten aber zu dem Zeitpunkt noch keine festen Absichten. Wir standen beide im Berufsleben – ich schon etwas länger, meine Freundin kam gerade aus dem Studium ins Arbeitsleben, als sich der Nachwuchs angekündigt hat.

Zu dem Zeitpunkt waren wir schon über 5 Jahre zusammen, haben auch zusammen gelebt. Wenn Gespräche über Kinder aufkamen, habe ich immer gesagt, dass ich mir gut vorstellen kann, später zu Hause zu bleiben – schon allein aus dem Grund, weil ich schon damals den Großteil der Hausarbeiten erledigt habe.

Mit der Schwangerschaft wurde dieses Modell aber dann plötzlich ganz konkret…

Ja, auch mein damaliger Arbeitgeber wusste, dass ich mir dieses Modell vorstellen konnte. Kurz nachdem mein Arbeitgeber dann von der Schwangerschaft erfuhr, wurde ich „betriebsbedingt“ gekündigt. Ich bin mir sicher, dass Elternzeit und Erziehungszeiten einfach nicht erwünscht waren, daher hat man mich gekündigt.

Ohne Job war also klar, dass ich zu Hause bleibe. Meine Freundin war zwar skeptisch, weil ich auch gar keine Erfahrung mit kleinen Kindern hatte. Aber sie konnte sich auch nicht vorstellen, „nur“ Hausfrau zu sein. Dazu muss ich auch sagen, dass meine Freundin eine deutlich bessere Ausbildung hat als ich und somit auch deutlich mehr Geld verdienen konnte, als es bei mir möglich wäre.

Beschreib mal einen ganz typischen Tag von dir.

Meine Frau ist in der Regel schon aus dem Haus, bevor der Rest der Familie morgens aufsteht. Unsere beiden Kinder sind mittlerweile Schulkinder, ich kümmere mich also um das Frühstück der Kids und mache sie für die Schule fertig.

Dann geht für mich die Hausarbeit los, die ich mir nicht strikt einteile – es gibt also keine festen Tage oder Zeiten für bestimmte Arbeiten, so pedantisch bin ich dann nicht. Aber die Dinge wie Wäsche waschen (aufhängen und abnehmen nicht vergessen), Staubsaugen, Geschirrspüler ein- und ausräumen müssen ja in einem Haushalt mit so vielen Menschen (und haarigen Haustieren) eh täglich gemacht werden.

Spontan und abhängig von dem, was dann noch so ansteht, wird dann feucht gewischt, die Bäder gemacht und natürlich werden auch mal die Fenster geputzt. Wenn die Kinder dann mittags zu unterschiedlichen Zeiten von der Schule kommen, gibt es erstmal was zu essen und dann geht es an die Hausaufgaben. Hausaufgaben muss ich betreuen, weil die Kids da einfach noch Hilfe brauchen.

Sind die Hausaufgaben dann durch, versuche ich, so viel wie möglich mit den Kindern draußen zu machen. Unser Haus ist recht alt und das Grundstück recht groß, also gibt es immer Dinge zu tun. Außerdem haben wir auch Gemüsebeete und Obstbäume, um die wir uns kümmern müssen. Ich versuche, die Kinder so viel es geht dabei mit einzubeziehen, sofern sie es wollen.

Wie läuft euer Abend ab?

Am frühen Abend, bevor meine Frau von der Arbeit nach Hause kommt, geht es für mich dann mit dem Kochen weiter. Im Prinzip koche ich jeden Tag frisch. Meine Frau kümmert sich dann abends darum, dass die Kinder unter die Dusche und ins Bett kommen – so hab ich dann freie Hand, das Küchenchaos zu beseitigen und nochmal kurz durchs Wohnzimmer zu saugen oder die Wäsche zu machen.

Nach 20 Uhr hab ich dann meist noch Zeit für ein bisschen Sport. Da meine Frau auch manchmal am Wochenende arbeitet und auch mal 24 Stunden am Stück nicht zu Hause ist, übernehme ich dann abends auch ihren Teil.

Euer Modell ist immer noch selten – wie sind die Reaktionen darauf?

Die Reaktionen darauf waren alle sehr ähnlich. Kaum einer hatte wirklich Erfahrungen mit diesem Modell, aber alle haben trotzdem eine Meinung dazu. Einer meiner guten (so glaubte ich damals) Freunde hat sich kurz nach der Geburt meines ersten Kindes mal mit der Frage bei mir gemeldet, „wie viele Scheißwindeln ich an diesem Tag schon gewechselt hätte“. Seit dem ist dieser Kontakt auch eingeschlafen…

Meiner Frau hat mal eine Freundin geraten, sie solle einen Ehevertrag einfordern, damit ich im Falle einer Trennung auf einen Versorgungsausgleich verzichten solle, da ich ja finanziell zur Ehe nichts beitrage. Für meine Schwiegereltern z.B. war (und ist) in erster Linie wichtig, dass meine Frau nicht finanziell von mir abhängig ist und sie sich selbst verwirklichen kann – was ja beides der Fall ist. Somit haben diese sich nie negativ geäußert. Es wäre aber für beide kein Modell, was sie wählen würden, da beide das Hausfrauen-Modell aus ihrer Kindheit kannten.

Meine Eltern hatten anfangs schon Probleme damit. Auch heute noch ist es ihnen leicht unangenehm, wenn sie nach mir gefragt werden und dann erzählen müssen, dass ich Vollzeit-Hausmann bin. Aber ich denke, sie wissen auch zu schätzen, dass sie aufgrund der Situation ihre Enkelkinder sehr oft sehen und deren Aufwachsen aktiv erleben.

Und wie reagieren Schule und Kita darauf?

Die Erzieherinnen finden es durchweg positiv. Ich hab ja alle Bring-und Abholdienste, alle Sommerfeste und Eingewöhnung gemacht und dabei nur wenig Väter gesehen. Die anderen Mütter hatten etwas Berührungsängste, glaube ich. Das ist übrigens auch auf den Spielplätzen oft so, dass die Mütter lieber unter sich bleiben. Eine Mutter hat mir mal klar gesagt, dass sie unser Modell zwar gut findet, sich das aber für sich und ihren Mann nie vorstellen könnte, weil der Partner ihr „das alles nicht gut genug machen würde“.

Wie glücklich bist du aktuell mit deiner Rolle?

Super finde ich, dass ich mir meine Zeit und die Arbeit selbst einteilen kann und mir im Prinzip keiner sagen kann, was ich wann tun muss. Ein großer Vorteil ist natürlich, dass du deine Kinder auch wirklich in jeder Sekunde aufwachsen siehst – während manche Väter ihre Kinder vielleicht manchmal nur abends oder ganze Tage lang nicht sehen.

Was ich nicht so toll finde: dass ich mich weder der Arbeit noch der Kinder entziehen kann – zu keinem Zeitpunkt. Wenn ich nicht wasche, gibt es keine saubere Wäsche und wenn mein Kind Aufmerksamkeit braucht, kann ich mich auch nicht einfach so zurückziehen. Was sich bei mir tatsächlich reduziert hat, sind sie sozialen Kontakte. Vor den Kindern hatte ich eben Kontakt zu Arbeitskollegen, das fällt natürlich weg.

Wie hat diese Aufteilung eure Beziehung verändert?

Vor ein paar Wochen hab ich halb aus Spaß, halb ernstgemeint, zu meiner Frau gesagt, dass einem die Kinder das letzte bisschen Leidenschaft aus den Knochen saugen. Wenn die Kinder klein sind, glaubt man ja, dass die Leidenschaft und die Zeit dafür zurückkommen, wenn die Kids erstmal größer sind. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.

Die Belastungskurve verschiebt sich nur, im Endeffekt brauchen die Kinder jetzt ähnlich viel Zeit und Aufmerksamkeit wie Säuglinge – nur eben anders. Meine Frau und ich haben sehr wenig Zeit zu zweit, nur an Geburtstagen gehen wir ohne die Kinder abends mal essen. Wenn meine Frau zu Hause ist, fordern die Kinder viel Aufmerksamkeit ein. Wenn die Kinder dann schlafen, ist meine Frau oft einfach nur müde vom Tag und will so schnell wie möglich schlafen. Tiefe und lange Gespräche sind dann nicht mehr möglich.

Fehlt dir die Intimität?

Ja, die seelische, aber auch die körperliche. Wobei ich sagen muss, dass sich unser Liebesleben ab dem Zeitpunkt irgendwie verändert hat, als wir zusammen gezogen sind. Der Sex wurde viel seltener, die Initiative ging meistens von mir aus, meine Frau wollte immer weniger.

Wenn ich sie gefragt habe, warum das ist, erklärte sie es mit Stress im Job, nach der Geburt der Kinder dann mit der Kombination von Schlafmangel und Stress im Job. Ich hab versucht, ihr die Nächte abzunehmen, aber meine Frau wollte stillen und das konnte ich natürlich nicht. Meine Frau hatte im Laufe der Jahre immer weniger Lust und ich habe sie oft gefragt, was ich ändern muss – körperlich, aber auch im Umgang mit ihr im Alltag. Aber sie konnte mir das nicht so recht erklären.

Das führte natürlich dazu, dass ich immer häufiger ein schlechtes Gewissen hatte, sobald ich einen Versuch gestartet habe, ihr näherzukommen. Und sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie einfach keinen Bock auf mich hatte. So setzte sich der Kreislauf fort…

Seid ihr noch ein Liebespaar?

Ich glaube langsam, dass wir immer mehr zu guten Freunden als zu einem Liebespaar werden. Es gibt nach wie vor Respekt und Zuneigung füreinander. Manchmal schlafen wir auch miteinander und das führt natürlich auch wieder zu Nähe. Bei mir ist die körperliche Sehnsucht nach Nähe aber größer als bei meiner Frau – da müssen wir nun irgendwie eine Lösung finden…

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Ich wünsche mir vor allem, dass aus meinen Kindern gute Menschen werden. Ich sehe das – vor allem – als meine Aufgabe, aus den Beiden gute Menschen zu machen, die ordentliche Moralvorstellungen, Humor und Empathie besitzen und sich selbst nicht immer allzu ernst nehmen. Und um das umzusetzen muss ich wohl eben auch mal bereit sein, die eigenen Belange und Wünsche hinten an zu stellen…

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1 comment

  1. Zur Eingangsfrage: ich kenne tatsächlich kein Paar mit einer solchen Aufgabenteilung. Aber ich kenne auch kein Paar mit Kindern im Schulalter (!), bei dem die Mutter komplett zuhause ist. Klar kann man (oder Frau) den ganzen Tag um Kinder und Haushalt rum aufbauen, aber wozu?! Warum gehen nicht beide arbeiten und haben beide Zeit für Kinder und Alltag? Und das Argument: ich sehe meine Kinder aufwachsen. .. wenn sie in der Schule sind, sieht er sie ja auch nicht. Also ich finde diese Verteilung nicht schön, egal welches Geschlecht. Und besonders sexy ist es halt auch nicht, wenn eine/r nur den Kochlöffel schwingt.

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