„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Glaubenssätze machen uns manchmal das Leben schwer

Glaubenssätze

Foto: Pixabay

Ihr Lieben, letzten Sonntag hatten Lisa und ich einen WhatsApp Chat, der mich nachdenklich gemacht hat. Wir waren für Montag um 10 zum Telefonieren verabredet, aber ich überlegte, ob ich nicht von 9-10 Uhr zum Yoga gehen könnte – und somit den Telefontermin eine halbe Stunde nach hinten schieben müsste. Für Lisa war das gar kein Problem, für mich aber schon.

Nicht, weil wir wegen mir etwas später sprechen konnten, sondern weil ich meine Woche mit Yoga starten wollte. „Weißt du, dass es für mich total schwer ist, mit Yoga in die Arbeitswoche zu starten statt gleich am Computer loszulegen?“, frage ich Lisa. „Hä, wieso? Von mir aus kannst du jeden Tag zum Yoga, wenn es dich gesund hält“ schrieb sie zurück und weiter: „Du solltest Kraft tanken, wenn es möglich ist. Es werden auch Zeiten kommen, in denen du nicht zum Yoga kannst, weil zu viel zu tun ist oder die Kids krank.“

„Irgendwie bin ich so geprägt, dass es unanständig ist, am Montagmorgen nicht zu arbeiten, nichts zu schaffen“, antwortete ich. Lisas schlaue Antwort: „Ich sehe das nicht als Nichts-Tun, sondern als Investition in dich selbst, in deine (Mental-) Health. Du bist allen gegenüber großherzig, sei das mal dir gegenüber auch!“

An dem Sonntag konnte ich Lisas letzte Nachricht nur noch mit einem fetten roten Herz liken, weil es mich so rührte und aufrührte. Ich kam echt ins Nachdenken, mit welchen Glaubenssätzen ich in meinem Alltag zu kämpfen habe – und ich stellte fest, dass der Leistungsgedanke bei mir schon sehr stark verankert ist. Man muss erst was leisten, bevor man sich ausruht. Man kann immer noch mehr arbeiten/leisten. Unter der Woche einfach so mal eine Stunde Yoga machen ist schon sehr großer Luxus und man macht es am besten heimlich, schließlich gibt es soooooo viele Menschen, die sich sowas nicht rausnehmen können.

Dass ich wegen einer Stunde Yoga noch nie meine Arbeit nicht geschafft habe, vergesse ich dabei oft. Dass ich beruflich und privat sehr zuverlässig bin, ebenfalls. Und dennoch nagt dieser Glaubenssatz, ich könne immer noch mehr oder Dinge besser machen, oft an mir.

Diese Glaubenssätze tun euch weh

Über unsere Social Media Kanäle habe ich euch gefragt: Mit welchen Glaubenssätzen habt ihr oft zu kämpfen? Eure Antworten: „DAS macht man einfach nicht“, „Du kannst das nicht“, „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“, „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, „Nimm dich bloß nicht so wichtig“, „Ich darf keine Pause machen“, „Ich bin nicht gut genug“, „Schuster, bleib bei deinen Leisten“, „Was könnten denn die Leute denken“, „Du hast es dir doch selbst so ausgesucht“, „Sei sittsam und bescheiden, dann mag dich jeder leiden“ , „Du bist nichts Besonderes“, „Du bist für alles verantwortlich.“

Was fällt bei diesen Sätzen auf? Alle Sätze zielen darauf ab, uns klein zu halten, Unsicherheiten zu schüren und uns so wenig wie möglich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Dabei sind wir doch so wichtig. Für unsere Kinder, unsere Familien, für Freunde, für unsere Eltern, für Geschwister und Kollegen. Keine von uns ist unwichtig und keine ist zu wenig. Und dennoch haben gerade wir Mamas immer noch Schwierigkeiten, uns selbst – wie Lisa es ausgedrückt hat – großherzig gegenüber zu sein.

Ich bin an diesem Montag zum Yoga gegangen, es war ein ganz wunderbarer Start in die Woche. 60 Minuten nur für mich, danach hatten Lisa und ich ein gutes und wichtiges Telefonat und ich habe all meine To-Dos für diesen Tag geschafft. Vielleicht ist Großherzigkeit wirklich DAS Wort in diesen Zeiten. Großherzigkeit anderen gegenüber, wo der Ton doch so rau geworden ist und Großherzigkeit uns gegenüber, ganz einfach, weil wir es verdienen und es uns selbst wert sein dürfen.

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