Ihr Lieben, Katrin ist getrennt erziehend – und Anfangs dachte sie, dass sie die kinderlose Zeit genießen und gut für sich nutzen würde. Doch in der Realität sieht das ein bisschen anders aus…
Liebe Katrin, erzähl mal, seit wann du getrennt erziehend bist und warum die Beziehung zu dem Vater deiner Kinder auseinander gegangen ist.
Ich glaube, es ist ähnlich wie in vielen Beziehungen gelaufen – wir haben uns auseinandergelebt, jeder hat sein Ding gemacht und wenig auf die Bedürfnisse des anderen geachtet. Da wir viel mit Haus, Hof, Tieren und den drei Kindern zu tun haben, die am Nachmittag Unterstützung bei den Hausaufgaben brauchen und im Sportverein sind, hatten wir wenig oder besser gar keine Zeit für uns als Paar.
Zudem hatten wir im Alltag auch keinerlei Unterstützung von Großeltern oder anderen Verwandten. Dann kam noch die Corona Pandemie, die uns sehr gefordert hat und wo es fast jeden Tag zu Streitigkeiten kam, schon über kleinste Dinge. Auf Dauer war dies nicht tragbar. Wir haben noch fast ein Jahr versucht, unsere Ehe mit Paartherapie zu retten, aber das war nicht erfolgreich, sodass wir uns im April 2022 getrennt haben. Vielleicht wäre es besser gewesen, uns früher zu trennen oder wenn wir auch früher auf uns selbst und unsere (psychische Gesundheit) besser geachtet hätten.
Wie würdest du euer Verhältnis seit der Trennung beschreiben?
Am Anfang war es schwierig, ich hatte kurz darauf eine neue Beziehung, die rückblickend zum Glück nicht lange hielt und die für viel Unfrieden zwischen uns gesorgt hat. Es waren zudem viele persönliche Verletzungen auf beiden Seiten da und wir brauchten etwas Zeit, um diese außen vor zu lassen. Wir haben uns dann Unterstützung durch eine Erziehungsberatungsstelle geholt, was wirklich super war.
Inzwischen ist das Verhältnis zwischen uns soweit entspannt, zumindest ist es möglich, dass wir Weihnachten, Geburtstage und andere Festivitäten mit den Kindern gemeinsam verbringen können. Und ich würde sagen, es gelingt uns recht gut, die Kinder im Fokus zu behalten und für diese möglichst gute Eltern zu sein und unsere eigenen Befindlichkeiten außen vor zu lassen.
Wie oft und engagiert sieht der Papa die Kinder?
Wir leben seit fast drei Jahren das Nestmodell. Deshalb sieht der Papa seine Kids regelmäßig, ungefähr immer die Hälfte des Monats. Tatsächlich ist es günstiger für uns, das Haus und jeder eine kleine Wohnung zu behalten als zwei große Wohnungen mit je drei Kinderzimmern zu finanzieren.
Zum anderen arbeiten wir beide Vollzeit und ich im Schichtdienst, sodass aktuell kein anderes Modell in Frage kommt, zumindest wenn wir das bestmögliche Leben für die Kinder schaffen wollen. In der Zeit, in der der Papa im Haus ist, bin ich arbeiten und mache dann mehrere Schichten am Stück, um anschließend wieder ein paar Tage am Stück frei zu haben, in denen ich nur für die Kinder da sein kann.
Das heißt, in der „Papazeit“ ist er auch für alles zuständig, was die Kids betrifft, vom Haushalt bis zum Hobby. Das klappt gut und ich kann mich in der Zeit voll auf meinen Job und die Jugendlichen (ich arbeite in der Stationären Jugendhilfe) konzentrieren. Der Papa fährt auch mit den Kids jährlich paar Tage in den Urlaub oder unternimmt Ausflüge.
Ohne Partner die Kinder zu erziehen: Was war daran das Schwerste für dich?
Das Schwerste ist, den Bedürfnissen von drei so unterschiedlichen Kindern gerecht zu werden. Eines in der Kita, eines zum Beginn der Pubertät und eines kurz vor seinem Schulabschluss. Jeder braucht nachmittags etwas anderes oder muss wo hin und möchte dann abends Zeit zum Reden, Kuscheln, Vorlesen oder was auch immer haben. Das fordert mich schon ordentlich und wäre sicher leichter, wenn man das zu zweit machen könnte. Und ich finde es schwer, dass ich mich abends mit niemandem über Sorgen austauschen kann oder einfach darüber, wie mein Tag war.
Wie geht es dir, wenn die Kinder beim Papa sind?
Ehrlich gesagt nicht gut, ich vermisse meine Kinder sehr und bin einfach auch nicht gern allein. Ich bin froh, dass ich die meiste Zeit, wenn der Papa bei den Kids ist, viel arbeite – so geht die Zeit auch schnell rum.
Was dachtest du, was du in der kinderfreien Zeit machen würdest – und was machst du wirklich?
Nun zu Beginn der Trennung hab ich mir viel vorgenommen. Ich wollte mehr Sport machen, hab mir dann noch einen Hund geholt, um einfach aktiver zu sein und auch mehr wieder unter Menschen zu kommen, da man mit Hund ja viel draußen ist. Ich wollte mehr Freunde wieder treffen oder mal feiern gehen und mehr Kreatives machen, wie Nähen, Malen, Fotoalben – eben alles, was ich vorher nicht oder nur selten geschafft habe.
Nun von den guten Vorsätzen ist nicht viel übrig, einzig dass, ich mit dem Hund immer mal unterwegs bin und mich sportlich etwas mehr betätige. Und es bleibt auch nicht wirklich viel kinderfreie Zeit. Ich habe inzwischen auch noch einen Nebenjob, den ich auch noch an den Tagen mache, wo ich nicht bei den Kids bin.
An den Wochenenden teilen wir uns oft die Betreuung unserer beiden Töchter, da die Mittlere sportlich aktiv und bei vielen Wettkämpfen ist, sodass einer von uns mit ihr dahin fährt, während der andere sich um die Jüngste kümmert. Wenn ich dann wirklich mal einen Tag oder so im Monat weder Arbeit noch Kinder habe, dann hole ich zumeist Schlaf nach oder geh mal mit einer Freundin in die Sauna.
Was würde deinen Alltag wirklich entlasten?
Ich denke, manchmal würde vielleicht ein Partner meinen Alltag entlasten, damit man sich nicht so allein fühlt mit all den Dingen und nicht so unter Zeitdruck kommt. Andererseits bin ich mir gar nicht sicher, ob ich Nerven für eine neue Beziehung hätte, ganz abgesehen von der fehlenden Zeit. Sonst kann ich nur sagen, dass mich der Austausch mit einer lieben Freundin, die Selbständigkeit meines Ältesten und dass er ab und zu auch abends kocht und der Rückhalt und das Verständnis meiner Kollegen und meines Chefs oft schon hilft, den Alltag besser zu gestalten.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass es mir gesundheitlich besser geht und ich so im Alltag wieder optimistischer sein kann und mehr Kraft für alles habe, was ich tun möchte. Zudem wünsche ich mir ruhigere Zeiten und wieder mehr schöne Erlebnisse um die schwierigen Zeiten besser bestehen zu können. Und natürlich wünsche ich mir und den Kindern, glücklich zu sein und wieder mit mehr Lachen durch den Tag gehen zu können.