Noch mehr Geschwisterstreit: Manchmal macht uns das alles fassungslos

Geschwisterstreit

Foto: Pixabay

Ihr Lieben, wir hatten neulich den Beitrag von Doris zum Geschwisterstreit. Ihre Zwillingsjungs zofften und kloppten sich jahrelang fast täglich. Wir bekamen sooooo viele Zuschriften, dass das bei euch ganz ähnlich ist. Auch Nadine hat sich bei uns gemeldet – auch sie hat Zwillinge (fast 11), allerdings Mädchen – nur: Auch die zoffen sich praktisch nonstop…

Liebe Nadine, kannst du dich noch an deine ersten Gedanken erinnern, als du erfahren hast, dass du Zwillinge bekommst?

Ich stand richtig neben mir, als wir das erfahren haben. Allerdings war es bei uns so, dass wir nach vielen, vielen erfolglosen Kinderwunschbehandlungen eine Eizellspende hatten. Es waren mir zwei Embryos eingesetzt worden und ja, es haben sich beide eingenistet.

Mein Mann fragte mich zu Hause „Und? Wie sieht es aus?“ Ich hab nur zwei Finger hochgehalten und gesagt „Zwei!“ Er meinte : „Wie zwei?“ und ich: „Naja zwei-zwei——„

Sicher hast du dir gewünscht, dass die Mädchen immer schön miteinander spielen. Stattdessen zoffen die beiden sich viel. Über was denn so?

Früher waren es so Kleinigkeiten, wer zuerst den Aufzugknopf drücken darf oder wer das Licht im Treppenhaus anmacht. Aus Erwachsenensicht also der totale Kleinkram, über den man nicht weiter nachdenkt und über den es sich schon gar nicht lohnt zu streiten.

Jetzt sind es so Sachen wie „Warum muss SIE nicht Teller wegbringen und holen? Warum immer nur ICH?“ Oder man rempelt sich an – ob versehentlich oder absichtlich ist nicht immer klar. Die Mädchen sitzen einfach dicht aneinander, aber wehe eine bewegt versehentlich den Ellenbogen und berührt die Schwester leicht. Dann wird sofort geschrien und getobt.

Wie versucht ihr, den Geschwisterstreit zu verhindern?

In Fällen wie mit dem Ellenbogen sage ich, dass sie sich einfach ein Stück weiter auseinandersetzen sollen. Der Platz wäre nämlich da…

Mit dem Teller wegbringen oder Tisch decken lösen wir es so, dass wir vor dem Essen sagen, was gemacht werden muss und sie suchen sich aus, welche Aufgaben sie übernehmen. Als sie kleiner waren, haben wir einen Plan dafür gemacht.

Ansonsten reden wir viel miteinander und stellen klar, dass man innerhalb einer Familie vernünftig miteiander umgeht und auch die Grenzen des anderen respektiert. Ich frage dann auch, ob sie mitbekommen, dass ihr Papa und ich so miteinander umgehen (nein, tun wir natürlich nicht!).

Sind die Mädchen denn charakterlich ähnlich?

Nein. Die Ältere ist kleiner und zierlicher gebaut und eine quirlige Nudel. Die Jüngere (2 Minuten sind zwei Minuten) ist ruhiger, aber auch ein starker Dickschädel. Sie sind sich auch optisch nicht ähnlich.

Was macht das mit dir als Mama, dass die Kids sich so viel streiten?

Es geht sehr an die Substanz, wenn man so „normale“ Sachen mit zwei fast 11-Jährigen klären muss wie „Nein, wenn deine Schwester sagt, sie will dass nicht, dann heißt das für dich auch nein!“

Man muss erklären, dass man sich nicht gegenseitig schubst – was in dem Alter eigentlich klar sein sollte. Die beiden wissen das natürlich eigentlich auch, können es aber nicht umsetzen.

Und wie geht dein Partner den den Streits um?

Er ist manchmal – genau wie ich – mega genervt davon. Er sagt zwar, dass Streit normal ist und auch dazu gehört, aber wenn man hört, über was manchmal gestritten wird, dann ist man manchmal echt fassungslos.

Erzähl uns doch mal die lustigste/absurdeste Streitgeschichte der beiden…

Wir haben einen großen Esstisch, an dem viel gebastelt wird. Beide brauchten viel Platz. Sie haben sich aber um das vordere Drittel des Tischs gestritten – wirklich so richtig, mit Material umwerfen, schreien und so weiter.

Zwei Drittel des Tisches waren leer. Ich hab sie dann gefragt, warum sie denn um den Platz streiten und nicht einfach ein Stück weiter rüberrutschen und da hat ganz viel Platz haben. Aber nein, beide wollten in DIESEM Drittel des Tisches bleiben und die andere sollte weichen. „Aber da soll SIEEEE hin!““ NEIN! Ich will da aber nicht hin!“ Da weiß man manchmal nicht mehr, was man noch sagen soll….

2912eaa0d7dd4421b43c8341a9e6a57f

Du magst vielleicht auch

11 comments

  1. Hallo, meine Erfahrung ist: fehlt das Publikum, endet der Streit. Wenn meine Beiden (sie sind 2,5 Jahre auseinander, der Junge älter als das Mädchen) so sinnlos streiten muss ich meist in den Kelet oder so gehen, nach 5-10 Minuten wenn ich wieder zurück kehre ist Frieden. Mache ich seit sie so 4 und 6 sind. Jetzt sind sie 11 und 13 und verbringen ja auch schon mal Nachmittage alleine, wenn wir arbeiten. Das bringt recht viel für die Geschwisterbeziehung.

  2. Hallo du, ich kann total verstehen, dass dich das nervt, aber ehrlich gesagt kann sowas unter Geschwistern total normal sein. Ich habe auch drei, zwar noch kleiner, aber die Ursache von Streits ist auch für mich oft total absurd. Allerdings bin ich selbst eine von drei (heute 39, 35 und 33) und im Nachhinein kann ich meinen Eltern einfach nur Abbitte leisten in vielen, denn wir drei waren da ganz genauso. Und das hat sich leider vor allem mit meinem Bruder gehalten, bis ich mit 19 ausgezogen bin, und nein, da wäre es egal gewesen, was meine Eltern getan hätten, es hat einfach phasenweise nicht gepasst. Also vielleicht auch einfach gutes Durchhalten, und vielleicht klappt es, die Geschwisterbeziehung in guten Momenten langsam zu stärken.

  3. Saskia, ja, u später sitzt du 8 Stunden mit Arbeitskollegen zusammen, von denen du manche nicht magst…Nachbarn, usw…Kinder müssen auch lernen, sich respektvoll u normal zu benehmen u die Eltern bringen es ihnen heutzutage oft nicht mehr bei. Wenn das so ausartet, wie komme ich als Elternteil dazu, mir das ständig u den ganzen Tag anzuhören?

    Eltern haben auch ein Recht auf Lebensqualität und das sollten sie vermitteln, notfalls mit der nötigen Strenge u Konsequenz.

  4. Ich wäre da auch rigoroser und würde mich nicht so stark in die Streitsituation hineinziehen lassen. Im Endeffekt geht es ja gar nicht um den Platz am Tisch oder den Ellenbogen, sondern darum wer das Sagen hat und wer ggf die meiste Aufmerksamkeit der Eltern bekommt. Grenzen setzen finde ich auch einen wichtigen Aspekt. Ich würde die zwei wahrscheinlich vor die Wahl stellen, dass sie sich entweder einigen oder ansonsten die Aktivität beendet wird. Oder ich würde den Raum verlassen mit dem Hinweis, dass mich die Streitereien sehr stören und ich gerne wiederkomme, wenn sie wieder vernünftig miteinander reden können. Ich weiß, dass ist nicht der Ansatz, den heute viele Eltern verfolgen… da wird diskutiert und begleitet bis der Arzt kommt und das Kind bekommt das Gefühl, es sei das einzige Wesen auf dieser Welt mit Bedürfnissen.

    1. „Begleiten, bis der Arzt kommt“ — ich musste sehr lachen. Das trifft’s genau auf den Punkt.

      Dieses Psycho-Micromanagement mag in den ersten paar Jahren seine Berechtigung haben*, aber ab einem bestimmten Alter hat es am Ende nur zur Folge, dass Muttern von den Kids am Ring durch die Manege gezerrt wird. Je mehr sie diskutiert, vermittelt, beschwichtigt und erklärt, desto nützlicher wird die Streiterei für die Kids. Es gibt ihnen Macht über die Eltern.

      Mit 11 Jahren sind Kinder doch alt genug, dass man sie entweder des Raumes verweisen oder selber gehen kann, wenn einem das Dauergeschrei zu blöd wird? In der Schule kommen sie ja hoffentlich auch mit den Mitschülern klar, oder ist eigenständige Konfliktlösung auch dort unmöglich?

  5. hallo, hier ist es original auch so, nur dass wir drei Jungs haben ( Einmal Zwillinge, einer etwas älter). Die drei schreien den gesamten Tag und gönnen sich nicht den Dreck unter den Fingernägeln. Aber wehe es kommt jemand von „aussen“und will einem der Drei etwas. Dann werden sie zu Löwengeschwistern. aber diese Laute und permanente Rivalität raubt und auch den letzten Nerv und es fällt sehr schwer gerecht und ruhig zu bleiben.

  6. Es wundert mich immer wieder, wie wenig Eltern Grenzen setzen u das sich wundern, dass es nicht funktioniert.

    Wenn 11jährige sich bei Tisch aufführen, dürfen die beiden Raum verlassen, bis sie wieder normal benehmen. Dann können sie essen kommen.

    Natürlich wissen die Kinder, was verlangt wird, nur, wenn es keine Konsequenzen gibt, werden sich die wenigsten bemühen.

    LG, habe auch 3 zwischen 11 u 14

    1. Exakt. Wer sich nicht benehmen kann, fliegt raus, bis er sich auf die korrekten Umgangsformen besonnen hat. Bekannt sind sie ja.

      Meine beiden sind mittlerweile groß, aber ich kann mich noch gut erinnern, dass ich da meist kurzen Prozess gemacht habe, wenn es mir zu bunt wurde. Außerdem war mir wichtig, dass man mit den beiden auch in Restaurants, Museen, Kinos etc. gehen konnte, ohne dort anschließend Hausverbot zu erhalten. An solchen Orten ist weder Streit der Kinder noch die ewige Vermittelei und Erklärerei der Eltern akzeptabel. Einen Streit runter zu schlucken, bis man an einem passenderen Ort ist, ist auch eine Sache, die gelernt werden muss. Je eher, desto besser.

  7. Ich denke, es liegt einfach daran, dass Geschwister zwangsläufig zusammen leben müssen, sie haben keinerlei Entscheidungsgewalt darüber, ob sie das überhaupt wollen. Sie sind gezwungen dazu, sich die Aufmerksamkeit, die Liebe, due Personen, Aufenthaltsort und Dinge und Gegenstände zu teilen. Ob sie wollen oder nicht. Sie können da nicht raus, sie müssen zwangsläufig damit leben. Ind nur, weil msn Geschwister ist, heißt das nicht, dass msn sich deshalb mögen muss. Gerade wenn beide extrem unterschiedlich sind, fällt es schwer, alles teilen zu müssen, weil die Gesellschaft das erwartet und msn keine andere Wahl hat. Die Streitereien geben beißen ein Gefühl von Macht über den jeweils anderen. Wenn msn schon zusammen leben muss, ksnn msn den anderen wenigstens bewusst ind gezielt zur Weißglut treiben. Das ist Absicht und absolut bewusst, denn eine andere Möglichkeit, sich zu positionieren haben Kinder nicht.

  8. Puh, als Mutter eines Einzelkindes kann ich da so gar nicht mitreden und ihr habt ja auch schon so einiges ausprobiert.
    Spontan fiel mir ein, dass wenn sie sich darum streiten, wer wo bastelt, sitzt, etc., wäre für mich der Drops gelutscht und es dürfte keiner mehr basteln, malen, was auch immer. Gedränge mit Ellenbogen am Eßtisch? Getrennt setzen, dass solche Situationen gar nicht mehr zustande kommen. Und so langsam sind sie in einem Alter, wo man ihnen auch vermitteln kann, wie sehr euch das belastet….ich wäre da in meiner Wortwahl auch nicht zimperlich;-)
    Wie gesagt, ich bin Außenstehende, kenne solche Situationen nicht, aber ich wäre auch am Ende. Bei uns gibt es eine kostenlose Beratungsstelle für Eltern, Kinder, Jugendliche. Die habe ich schon in 2 Fällen in Anspruch genommen und das tat richtig gut! Euch viel Glück und gute Nerven 😘😘

  9. was soll ich sagen?
    bei uns ist alles genauso wie du es über euch beschreibst!!!
    Zwillingsmama, von zehnjahrigem Mädchen und Bub

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert