Ihr Lieben, wenn mich die Elternschaft eines gelehrt hat, dann, dass da sehr viele Dinge auf uns zukommen, mit denen wir nicht gerechnet hätten. Eins dieser Themen, das ich in dieser Intensität nicht erwartet hatte, war: Geschwisterstreit.
Nicola Schmidt, selbst Zweifachmutter und Gründerin des artgerecht-Projekts für bindungsorientierte Erziehungsansätze schult international Fachleute zu bindungsorientierter Erziehung. Die Erziehungsratgeber der zweifachen Mutter standen bereits ganz oben auf der Amazon- und SPIEGEL-Bestsellerliste und sind in acht Sprachen übersetzt.

Nun hat Nicola Schmidt ihre ersten Kinderbücher geschrieben und im Ravensburger Verlag veröffentlicht. Mit ihrem liebevoll illustrierten Bilderbuch „Streit! Und nun?“ legt sie ein Werk für ab 3- bis 5-Jährige vor, das endlich Lösungsansätze bietet. Ihr ist es dabei wichtig, zu zeigen, dass Streit nicht verhindert werden soll!
Konflikte gehören zum Leben dazu und sind Teil des sozialen Miteinanders. Es soll also keine Anleitung dafür sein, wie Eltern es schaffen können, Streit gar nicht erst entstehen zu lassen, sondern eine kindliche Hilfe zur Selbsthilfe. Mit Tipps, was sie tun können, wenn ihnen die Schippe aus der Hand gerissen wurde oder jemand sich an der Rutsche vorgedrängelt hat.
Hilfen zur Lösung von Geschwisterstreit

Fragen, die Eltern ihren Kindern trotzdem in all diesen heiklen Situationen stellen können: Was brauchst du? Was ist dein Ziel? Erreichst du dein Ziel mit dem, was du gerade tust (Spielt Tom mit dir Fangen, wenn du ihn mit Sand bewirfst?) Welche Interessen haben die anderen (Miriam will so gern lange schaukeln)?
Wie fühlst du dich jetzt (als Erster auf der Rutsche – großartig!) und wie wirst du dich später fühlen (keiner spielt mehr mit mir, alle sind sauer – traurig)? Welche Lösungen könnte es geben und welche Effekte auf alle Beteiligten haben sie (Wir könnten Liam ausschließen, aber das fühlt sich irgendwie falsch an)?

Wichtig an diesem Ansatz: Wir regeln die Konflikte der Kinder nicht, sprechen kein „Machtwort“, sondern geben ihnen Hilfen an die Hand, sie selbst zu lösen. Und ihr werdet überrascht sein, welch kreative Lösungen Kinder bisweilen finden!
In ihrem Buch „Streit! – Und nun?“ sind ein Vogel, eine Schlange, eine Maus und ein Hirsch zusammen auf dem Spielplatz. Sie sind Freunde, aber manchmal gibt es eben auch Konflikte. Dann, wenn alle ZUERST auf die Rutsche wollen oder sich jemand vordrängelt. Dann kommt Oma Maus und mischt sich ein: „Ihr seht sauer aus. Was braucht ihr?“, fragt sie, ohne zu werten.

Oder als niemand mit dem Hirsch Fangen spielen will… er ist traurig, weil nie jemand etwas machen will, was er will, denn Vogel und Schlange wollen lieber Sandburgen bauen mit Tunneln. Also bewirft der Hirsch aus Langeweile den Vogel mit Sand. Er findet Bauen doof. Am Ende einigen sich alle darauf, dass sie ja Fangen spielen können und später, wenn was kaputt geht, alles wieder zusammenbauen können.
Das Wunderbare an diesem Buch ist, dass es nicht belehrend daherkommt, sondern an konkreten Beispielen Anregungen gibt, wie wir als Begleitpersonen mit Situationen umgehen können ohne selbst auszuflippen und durch die Decke zu gehen. Natürlich wird das nicht immer gelingen, aber als Ansatz ist es gut: Vor allem, weil bei der Lektüre sowohl Zuhörende als auch Lesende viel mitnehmen können. Wann flogen denn bei euch zuletzt die Fetzen und warum?
