Gute Tage, schlechte Tage: Vom Auf und Ab der Gefühle

Gefühle

Während ich das schreibe, höre ich die Vögel zwitschern. Ich habe ein leckeres Mittagessen im Bauch und erst in einer Stunde trudeln die Kids von der Schule wieder zu Hause ein. Ich sitze in der Sonne, bin zufrieden, keine negativen Gefühle da.

Gestern sah das ganz anders aus. Ich hatte schlecht und viel zu wenig geschlafen, der Kleine hatte schlechte Laune, weil die nächsten Zähne kommen. Es gab Zoff um Hausaufgaben, umgeschmissene Gläser, Geschwisterstreit. Der Tag zog sich wie Kaugummi, ich war ständig kurz davor, zu heulen.

„Manchmal habe ich das Gefühl, ich löse mich auf. Als würde ich einfach verschwinden zwischen all der Fürsorge, der dreckigen Wäsche, den Sorgen“, sagte ich zu Lisa. Keine Zeit für Selbstfürsorge, für Gedanken, was man eigentlich noch so will vom Leben. Viel zu wenige Gespräche mit dem Partner, weil man abends so müde ist, dass man nur noch ins Bett oder aufs Handy starren will. Gestern war nur Funktionieren angesagt und auch ein richtig blödes Gefühl von Traurigkeit im Bauch.

Heute ist das Gefühl nicht mehr da. Und das ist so tröstlich und genau deshalb schreibe ich diese Zeilen. Weil es immer wieder Tage gibt, an deren nichts zu klappen scheint. An denen die Kinder einfach entsetzlich sind und man sich fragt: Was haben wir falsch gemacht in der Erziehung? An denen nur gemeckert und gestritten wird. An dem kein Eis der Welt die Laune aufbessert. An dem Zukunftssorgen sich in unser Herz schleichen, an denen alles irgendwie sinnlos erscheint.

Und dann – nur ein paar Stunden Schlaf weiter – sieht die Welt gar nicht mehr so dunkel aus. Plötzlich kann man sehen, dass die Kinder die allermeiste Zeit ganz schön großartig sind. Dass es beruflich immer irgendwie weitergeht, dass es wieder leichter wird. Dass man Freunde hat, die man anrufen kann. Dass man selbst so viel in sich trägt, was wertvoll ist.

Warum ich euch das erzähle? Weil es manchmal verdammt hart ist, eine Familie zu haben und für so viele Menschen Verantwortung zu tragen. Du darfst also erschöpft sein, müde, ausgelaugt. Du darfst dich nach mehr Freiraum sehnen, nach Unabhängigkeit, nach Leichtigkeit. Du darfst hadern, dich im Badezimmer einsperren und heulen. Aber –und da sei dir sicher: Es bleibt nicht immer so. Es dauert vielleicht einen Tag oder zwei, vielleicht auch eine Woche oder zwei oder drei. Aber es geht vorbei.

Denn Familie zu haben, ist auch wunderschön. Weil da Menschen sind, die dich lieben, dich brauchen, auf dich zählen. Für die du da sein kannst, für die du die Welt bedeutest. Für die du die beste Mama bist, die es gibt.

Wenn du heute also einen Tag hast, an dem nichts zu klappen scheint, setz dich raus. Mach dir einen Kaffee, lausche der Natur und hab Vertrauen, dass der nächste Tag besser wird!

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4 comments

  1. Danke dass du in Worte gefasst hast, was mich an so vielen Tagen beschäftigt und den Aufruf zur Gelassenheit gegenüber dem ständigen Auf und Ab der Gefühle. Man lässt sich ja sehr schnell verleiten zu denken, dass man selbst alles falsch macht, wenn wieder einer dieser Tage kommt. Aber aus der Perspektive eines „besseren“ Tages betrachtet ist das Auf und Ab für uns Mamas vielleicht nur etwas turbulenter und intensiver als für andere – im schlechten wie aber auch im Guten! 🙂

  2. Mein Mantra für solche Zeiten: „Auch dieser furchtbare Tag wird irgendwann vorüber sein.“
    Nicht sehr originell, aber hat mir öfters geholfen. Irgendwann schlafen alle. (Wir klammern jetzt mal aus wie gut und wie lange.) Und am nächsten Tag sieht es ja meistens schon ganz anders aus.

  3. Sehr treffende Worte, ich finde mich da auch wieder. In der Traurigkeit durch Überforderung, dem Hamsterrad und dem Gefühl, dass das nie wieder anders sein wird. Aber auch der tiefen Freude, die mit Harmonie, Lachen und dem unbeschreiblichen Glücks- und Liebesgefühl einhergeht, das man in der eigenen Familie erlebt. Ist alles nichts für schwache Nerven 😉 und ich wünsche dir viele solcher schönen Momente zwischendurch wie auf den schönen Fotos 🙂

  4. Danke für diesen ehrlichen und ermutigenden Text. Genau so fühle ich mich auch oft. Es ist so schwer, diese Gefühlswelt Außenstehenden zu vermitteln, das können oft nicht einmal andere Eltern nachempfinden. Danke dafür!

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