Ihr Lieben, manchmal gibt es ja so Zufälle im Leben, die sind wirklich komisch. Da meldete sich also vor einiger Zeit die erfolgreiche Autorin Daniela Nagel bei uns, wir siezten uns zu Anfang, sie erzählte, sie habe neulich unser Buch WOW MOM zur Geburt verschenkt und überhaupt habe ihre Mutter uns in einer Zeitschrift entdeckt und da wäre ihr aufgefallen, dass wir in der gleichen Gegend großgeworden seien.
Diese „gleiche Gegend“ stellt sich dann nicht nur als das gleiche Dorf raus, sondern: wir standen sogar etliche Male bei gemeinsamen Bekannten zusammen am Karnevalszug, um Bonbons zu sammeln… Heute hat sie nicht nur fünf Kinder, darunter ebenfalls Zwillinge, sondern auch untere ihrem Pseudonym Marie Adams die Buchreihe Haus der Hebammen herausgebracht. Hier schreibt sie uns über ihre drei Geburtshaus-Geburten.
Kind kriegen im Geburtshaus?
1999 war ich mit gerade mal zweiundzwanzig Jahren das erste Mal schwanger. Und da ich in meinem Umfeld die Einzige war, konnte ich mich mit erholsamer Unbefangenheit auf die Suche nach der richtigen Begleitung machen. Weder Freunde noch Familie noch soziale Medien hatten irgendwelche gutgemeinten Ratschläge parat. Meine Frauenärztin drückte mir im dritten Monat einen Flyer vom Kölner Hebammenverband in die Hand. Da könnte ich ja mal anrufen.
Das machte ich auch und hatte das große Glück, das zufällig eine der Kölner Geburtshaushebammen Telefondienst hatte: Christiane, die 1989 zu den Mitgründerinnen des ersten Kölner Geburtshauses gehörte. Ob ich das Kölner Geburtshaus kennen würde? Kannte ich nicht. Hörte sich aber gut an. Wir vereinbarten einen Termin und kurze Zeit später besuchte ich den Altbau in der Cranachstraße in Nippes. Ein hübsches Eckhaus mit gemütlichen Geburtszimmern, Kursräumen und wunderbaren Hebammen, die eine Eins-zu-Eins-Betreuung mit Rufbereitschaft anboten.
Geburtshilfe: Ich wollte es immer anders
Das versprach jetzt schon so viel schöner zu werden, als mein eigener Start ins Leben. Als Frühgeburt in einer großen Uniklinik in einer Zeit, in der „bedürfnisorientiert“ in der Geburtshilfe ein Fremdwort war und meine Mutter die Hebammen vorher nie gesehen hatte, hatte Geburt wenig Heimeliges an sich. Und auch wenn ich mich bis dahin nicht wirklich mit der Geburtshilfe auseinandergesetzt hatte, wusste ich immer, dass ich es anders wollte.
Mein Mann war zum Glück ebenfalls direkt begeistert von unserer Hebamme Christiane und dem Geburtshauskonzept, meine Frauenärztin bestärkte mich darin auch sehr, aber von unserem – an sich sehr geschätzten Kinderarzt kamen nach der Geburt Sprüche wie „Da waren Sie ja wahnsinnig und haben Glück, dass nichts passiert ist!“Und ja, auch vor der Geburt gab es einige Bedenkenträger. Ob wir sicher wären. Ob wir auch alle Risiken bedacht hätten. Gerne garniert mit Fallbeispielen von Geburten, bei denen beinahe alles schief gegangen wäre.
Respekt vor der Geburt: Was, wenn es Komplikationen gibt?
Ganz ehrlich, natürlich haben wir im Kopf auch durchgespielt, was wäre, wenn es zu Komplikationen käme. Und natürlich hatte ich auch Respekt vor der Geburt. Am schlimmsten fand ich den Moment, in dem wir den Betreuungsvertrag unterschrieben haben.
Immerhin bestätigten wir, dass wir wussten, was alles passieren kann. Und das wird in dem Vertrag auch noch aufgezählt. Eigentlich genauso wie in jedem Vertrag, den man im Krankenhaus etwa vor einer Operation unterschreibt. Und meistens geht alles gut – wobei Komplikationen im Krankenhaus oft als Schicksal angesehen werden, während es bei der außerklinischen Geburt schnell als „selbst schuld“ abgetan wird.
Die erste Geburt im Geburtshaus
Unsere Hebamme konnte uns beruhigen. Die Geburtshaus-Hebammen gehen kein Risiko ein, eine mögliche Verlegung ist gut durchorganisiert und tatsächlich kommt jede zehnte Frau dann doch noch ins Krankenhaus. Meist in aller Ruhe.
Die Geburt unseres ersten Sohnes dauerte lange und war heftig, aber auch mit das Schönste, was wir zusammen erleben durften. Christiane war die ganze Nacht und bis zum nächsten Tag dabei. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie auch nur geschlafen hätte. Ich hätte es mir nicht vorstellen können mit Schichtwechseln und Blick auf die Uhr. Apropos Blick auf die Uhr. Am Abend vor der Geburt fragte ich, wie lange es denn noch dauern würde. Christiane schätzte, dass es gegen 9 Uhr am nächsten Tag soweit wäre. Um viertel nach neun war unser Sohn geboren.
Hebammen: Bestärkung von Anfang an
Ich glaube, dass wir uns als Eltern so schnell in der neuen Rolle wohlfühlten, hatte auch viel mit dem wunderbaren Start im Geburtshaus zu tun. Wir wurden von Anfang an bestärkt und für mich – aber auch für uns als Paar war die Geburt etwas sehr Ermutigendes. So schön, dass wir das noch mal erleben wollten. Keine zwei Jahre später wurde unsere Tochter im Geburtshaus geboren.
Als ich das dritte Mal schwanger war, meldete ich mich direkt wieder dort an. Als klar war, dass es Zwillinge waren, war das leider ein Ausschlusskriterium für die Geburt im Geburtshaus. Die Vorsorge machte ich dennoch im Geburtshaus und die guten Erfahrungen des am Ende geplanten Kaiserschnittes aufgrund der Kindslagen versöhnte mich auch mit meinen Vorbehalten vor Krankenhausgeburten.
Nach den Zwillingen: Nochmal Geburtshaus
Dennoch war ich sehr glücklich, unser letztes Kind 2010 wieder im Geburtshaus zu entbinden. Diesmal bei einer anderen Hebamme, die ebenfalls wunderbar war. (Liebe Silke, es tut mir heute noch leid, dass du wegen der Geburtsbegleitung den Geburtstag deines Vaters verpasst hast – die Schattenseite der Rufbereitschaft, für die Schwangere gar nicht dankbar genug sein können.)
Ich wünsche mir für unsere Kinder so sehr, dass sie genau solche Geburten erleben, egal ob als Mutter oder Vater. Ich wünsche ihnen, dass sie ebenfalls nach einem Anruf eine wunderbare Hebamme finden, statt wie heute teils vergeblich suchen. Das Geburtshaus lost mittlerweile unter rund sechzig „Bewerberinnen“ im Monat aus und nur rund zehn Prozent können sich über einen Platz freuen. Dabei sollte die bestmögliche Geburtsbegleitung für jede Frau selbstverständlich sein.
Das Geburtshaus vergrößert sich erneut, um noch mehr Familien begleiten zu können. Und mich lässt das Geburtshausthema ebenfalls nicht los, auch wenn unsere Familienplanung schon lange abgeschlossen ist. Mit meiner Romantrilogie Das Haus der Hebammen Das Haus der Hebammen – Susannes Sehnsucht, das von der Geschichte des Kölner Geburtshauses inspiriert ist, möchte ich auf die wundervolle Arbeit von Hebammen aufmerksam machen. Auf die Geburtsbegleitung, wie sie (egal ob außerklinisch oder nicht) sein sollte und wie sie im Geburtshaus ist. Danke liebes Geburtshaus-Team – ihr habt uns den Start ins Familienleben so wunderbar leicht gemacht.
Benefizlesung im Kölner Geburtshaus am 9.6. um 19.30, Karten unter: Aktuelles – Kölner Geburtshaus (geburtshaus-koeln.de)
Infos zur Autorin: Daniela Nagel hat ihren ersten Roman Das Leben ist kein Kindergeburtstag kurz vor der Geburt ihres fünften Kindes bei einer Literaturagentur untergebracht, darauf folgten jede Menge weitere Romane, zum Teil unter ihrem Pseudonym Marie Adams, und ein Sachbuch für kinderreiche Mütter. Sie schreibt am liebsten über und für Frauen, die ihren eigenen Weg gehen und sich und ihren Werten treu bleiben, aber auch mal ganz neue Perspektiven einnehmen können. Und sie begleitet andere Autor:innen auf dem Weg zu ihrem Buch und motiviert sie, ihr Herzensthema in die Welt zu bringen – auch mit ihrem gleichnamigen Podcast Bring dein Herzensthema in die Welt! | Sachbuch & Ratgeber schreiben & veröffentlichen). Sie lebt mit Mann, drei Kindern (zwei sind schon ausgezogen), Dackel, zwei Rennmäusen und tausenden Bienen in Köln. Falls ihr Fragen habt, schreibt sie gerne an unter d.m.nagel@gmx.de und wenn ihr auf dem Laufenden über neue Podcastfolgen oder Bücher bleiben möchtet, abonniert gerne den Newsletter Daniela Nagel I Autorin & Coach | Daniela Nagel. Unter allen, die sich bis zum 6.6.22 mit dem Betreff „Stadtlandmama“ bei meinem Newsletter anmelden, verlose ich drei Exemplare mit Wunschwidmung von Das Haus der Hebammen.
12 comments
Toller Beitrag!
Ich wollte auch meine Tochter 2020 im Kölner Geburtshaus zu Welt bringen. Ich hatte mich sehr gefreut einen der wenigen Betreuungsplätze bekommen zu haben, da ich mich vor dem Krankenhausapparat scheute…
Eine Beleghebamme in Köln ist leider quasi unmöglich zu finden.
Da ich eine Präeklampsie hatte, musste meine Tochter einen Monat vor dem ET per Notkaiserschnitt in der Uniklinik geholt werden.
Vielleicht sollte man bei all der rosa „ach ist das toll, dieses böse Krankenhaus usw“ Mentalität mal darüber nachdenken, warum ausgerechnet der Kinderarzt so entsetzt reagiert hat. Nicht die Hebammen betreuen das Kind bis zum 18.Geburtstag, sondern der Kinderarzt. Und was er dabei zu sehen bekommt, die „unglücklichen“ Geburten aus dem Geburtshaus – mit all seinen Folgen für das (wachsende) Kind, die Eltern, die Geschwister … all das veranlasst ihn möglicherweise so zu reagieren.
Das Krankenhaus ist nicht böse, es ist ein Segen. Vielen Frauen und Kindern wird durch den Kaiserschnitt das Leben gerettet die bei normalen Geburten gestorben wären ( zu enges Becken der Frau, großer Kindskopf, Hellp-syndrom, Präemklampsie).
Den Rückzugsort Krankenhaus gibt es immer noch, auch wenn die Geburt im Geburtshaus geplant war. Sobald ansatzweise erkennbar ist das es unter der Geburt zu Komplikationen kommt wird sofort eine Verlegung initiiert. Dort wird sehr genau unter der Geburt nach Mutter und Baby geschaut.
Die Betreuung im Geburtshaus ist um einiges besser, die Geburt ist ein natürlicher Prozess und v.a. Wird die gebärende gestärkt, unterstützt und beschützt. Im Krankenhaus fühlen sich Gebärende häufig als wären sie nur ein Gefäß aus dem das Baby raus muss, egal wie.
Melina
Bitte lesen! Beleghebamme funktioniert auch genauso in der Klinik Begleitung. Und Hebammen haben größere Erfahrung als jeder Arzt. Ich habe, mit vollster Zustimmung meiner Frauenärztin, die Schwangerschaftskontrollen abwechselnd in Praxis und bei den Hebammen gemacht. Und es war super so schauen mehr/ verschiedene Augen drauf. Und die erfahrene Hebamme konnte mir ganz ohne Ultraschall sagen wie groß, lang, unruhig mein Kind sein wird ( was soll ich sagen stimmte jedes Mal). Niemand verdammt Kliniken! Im Gegenteil die Hebamme ist die Erste die Dir sagt wenn sie Bauchschmerzen mit einer Entscheidung hat oder was das Kind betrifft.
Zu enges Becken, Bullshit. Sowas gibt es praktisch nicht. Das sage nicht ich, sondern Rockenschaub, der Arzt, der in Wien die Kaiserschnittrate auf 1% gesenkt hat. Weil er den Hebammen die Geburtsbegleitung überlassen hat . Vielleicht mal sein Buch „Gebären ohne Aberglauben“ lesen, dann wird etwas klarer, weshalb vernünftige Frauen ins Geburtshaus gehen und nicht in ein traditionelles Krankenhaus.
Hallo, ich habe meine beiden Kinder jeweils mit einer Beleghebamme, die mich auch schon in der Schwangerschaft begleitet hat, im Krankenhaus bekommen. Dort hatte ich auch das Glück, jeweils ein Familienzimmer zu bekommen. Es war wunderbar. Die erste Geburt stagnierte, doch die Hebamme, die mich schon kannte, konnte sie mit ein paar Tricks ins Laufen bringen und zu einem wunderschönen Erlebnis werden lassen. Bei der zweiten Geburt gab es bei mir ganz unvorhersehbare Komplikationen, wo ich glücklich war, schon in einem großen Krankenhaus zu sein, was schnell reagieren konnte. Unsere Hebamme konnte mich sogar zur Not- OP begleiten, konnte den Arzt überreden alles zur Erhaltung der Gebärmutter zu tun, weil sie wußte, dass wir uns ein drittes Kind vorstellen können. Nach der Geburt konnte sie uns ganz sensibel zu Hause begleiten, weil sie wußte, was wir als Familie erlebt haben… Heute freuen wir uns immer, wenn wir uns treffen. Es ist dann bei 2 Kindern bei uns geblieben. Hebammen sind so wichtig! Ich lese seit meinen Geburten wahnsinnig gerne über sie, werde bestimmt mal die Bücher der Autorin lesen.
Drei Geburten, jede mit Beleghebamme. Eine andere Situation als eine eins zu eins Betreuung konnte ich mir gar nicht vorstellen. Denn damit konnte ich in jede Geburt ganz entspannt reingehen, weil ich mich begleitet wusste. Sie sogar so timen, dass aus den Beleghebammenteams die jeweils von mir gewünschte Hebamme Dienst hatte.
In der dritten Schwangerschaft war ich nur für die Ultraschalltermine bei der Frauenärztin, die mich darin bestärkt hat, meinen Weg zu gehen.
Und meine Wochenbetthebamme, die ich privat kannte, war für alle Fragen da, die sogar beim dritten Kind noch aufkamen…
Hebammen mögen zwar im Leben nur für eine kurze Zeit eine Rolle spielen, aber für das Wohlergehen der Gebärenden und Wöchnerinnen können sie einen entscheidenden Unterschied machen!
Eine Geburt im Geburtshaus Frankfurt durfte ich auch erleben und die Begleitung bei zwei Schwangerschaften.
Dafür bin ich unendlich dankbar!
Ich finde, dass jede Frau unter der Geburt (und natürlich vorher und nachher) so respektvoll und wertschätzend behandelt werden sollte, wie ich es dort erlebt habe.
Obwohl ich sagen möchte, dass auch ich eine Klinikgeburt erlebt habe, die sehr bedürfnisorientiert war.
Vielen Dank für den schönen Artikel!
Das ist schön, ich kann auch gutes über das Geburtshaus Ffm berichten.
In welcher Klinik hast du gute Erfahrungen gemacht?
In der Uniklinik in Frankfurt (obwohl ich anti Klinik war 😅
Immens wichtig kann ich nur unterschreiben! Hier nur noch der Hinweis, Begleithebamme darf auch mit in die Klinik gehen ( informieren welche Hebammen mit welchem Krankenhaus Vertrag haben) da hat man beides.
P.S.
Ich habe in Kassel ( 2011 noch im Diakoniekrankenhaus) entbunden. Und neben der seelisch gut tuenden Betreuung durch meine Hebammen ( Schichtwechsel, DANKE Beate und Christina!) waren die Beiden auch meine Burg gegenüber Ärzten ( auf die man bei mehreren besetzten Kreissäälen schon mal lange warten kann), bei Behandlungswünschen ( dass der Dammschnitt nicht in der Wehenpause ohne Betäubung gesetzt wurde…) oder rein organisatorisch ( ich hätte keine Mahlzeit gesehen ohne Hebamme weil weder Station noch Kreissaalebene sich zuständig fühlten. Also unbezahlbar!!! Von der Weiterbetreuung daheim ganz abgesehen. Diese private Zuzahlung ( eigentlich traurig für so ein wichtiges Thema) habe ich sehr gern geleistet und war es mehr als wert. ( Und es macht mich heute noch traurig und ist über die Jahre in den Gedanken geblieben, das Beate dann kein Jahr später gehen musste ohne selbst Oma zu werden und ihre Tochter im Kreißsaal begleiten zu dürfen. )