Freundschaften: Warum verabredest du dich nie, Papa?

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Ihr Lieben, heute erzählt uns Richard von Papammunity, wie sein Sohn ihm neulich die Augen öffnete. Hier kommt sein Gastbeitrag: Mit Anfang 40, verheiratet und als Vater eines Sohnes stehe ich mitten im Leben, könnte man sagen. Jedoch musste auch ich, wie wahrscheinlich so viele Elternteile, feststellen, dass sich der Lebensmittelpunkt verändert und manche Dinge wie Freundschaften ganz einfach auf der Strecke bleiben, wie wie unser Sohn mir neulich klar vor Augen stellte. Aber lest selbst, was das mit mir macht und wie ich darüber denke.

Altes Leben, wo bist du?

Vermisse ich mein altes Leben? Ja, na klar. Und 20 Jahre jünger wäre ich auch wieder gern. Wobei naja, (Lebens)erfahrung ist doch durch nichts zu ersetzen. Aber das Aufstehen fiel einem damals schon leichter, die Knochen knacken und knirschen schon ganz ordentlich inzwischen. Die unbeschwerte Sorglosigkeit des Einfach-in-den-Tag-Hineinlebens sowie die spontanen Treffen mit dem Freundeskreis bleiben wundervolle Erinnerungen.

Möchte ich mein altes Leben zurück haben? Nein, auf keinen Fall! Die Zufriedenheit und das Gefühl von Dankbarkeit gepaart mit Glück, welches ich in den letzten zehn Jahren dank meiner Familie tagtäglich erfahre, sind unbezahlbar und nicht gegen mein jüngeres Ich einzutauschen.

Allerdings kann auch ich nicht leugnen, dass sich im Zuge der Familiengründung Gewohnheiten geändert und selbstverständliche Dinge verändert haben. Schließlich entwickelt man sich selbst weiter, genau so wie es die Freunde machen. Und eh du dich versiehst sind Jahre vergangen und dir wird bewusst, wie unterschiedlich die Wege lieb gewordener Menschen verlaufen sind und wie wenig Zeit man noch füreinander hat.

Verabredungen – weißt du noch?

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Es ist 14.45 Uhr und ich hole unseren Sohn aus dem Kindergarten ab. Auf dem Rückweg erzählt er, dass er sich gerne mal mit Kind X verabreden möchte. Ein im letzten Kindergartenjahr mehr oder weniger tägliches Bedürfnis. Manchmal haben sich die Kinder untereinander auch schon direkt für den Nachmittag verabredet, so dass man als Elternteil vor vollendete Tatsachen gesetzt wird.

Freundschaften: Wann triffst du mal deine Kumpels, Papa?

Im Grunde habe ich mir da nie groß was bei gedacht. Im Gegenteil, ich habe mich gefreut. Mein Kind ist beliebt, sozial aktiv und baut sich einen Freundeskreis auf. Bis zu jenem Tag, an dem mir mein Sohn einen Spiegel vorgehalten hat, indem er mich im selben Atemzug, in dem er mich mit seinem Wunsch der Verabredung konfrontiert hat, fragte: „Papa, warum verabredet du dich eigentlich nie mit deinen Freunden?

Ich grübele. Ich überlege. Ja, wann habe ich mich eigentlich das letzte Mal mit meinen Freunden getroffen? Wann war ich das letzte Mal mit den Jungs von früher los, ohne mir Gedanken über morgen zu machen?

Das Thema lässt mich nicht mehr los und je mehr ich darüber nachdenke, fällt mir auf, wie entfernt unsere Leben inzwischen sind, wie schwierig es ist, mit mehr als zwei Personen einen gemeinsamen Termin zu finden. Ein Termin, zu dem alle zusagen bzw. nicht kurzfristig Absagen kommen, da ein Kind krank ist, der Job gerade zu stressig ist oder die Verabredung schlichtweg vergessen wurde.

Und bei genauerem Hinsehen, merke ich, dass unsere gemeinsame WhatsApp-Gruppe zu einem Monolog geworden ist. Terminvorschläge dümpeln vor sich hin, Erinnerung an Erinnerung reiht sich untereinander und gelegentlich kommt mal ein: „Oh Mist, ich habe mich noch gar nicht gemeldet, hole ich gleich nach”.

Aus dem „gleich“ wird nichts, auch die nächste Erinnerung verwaist… Es braucht immer eine Person, die initiiert, die antreibt, die alles organisiert. Doch je mehr die Zeit vergeht, desto seltener kommen Rückmeldungen und desto seltener kommen Treffen mit Menschen zustande, mit denen ich mal so eng befreundet war.

Aber gerade weil das Elternsein oftmals stressig ist und man selbst oft zurücksteckt, fehlen die unbeschwerte Zeit mit den Freunden, die Gespräche abseits von Familie, Windeln wechseln, Schule oder Pubertät natürlich umso mehr. Es ist die qualitativ wichtige Me-Time, die ich im Umfeld meiner Freunde erlebe und die inzwischen sehr rar gesät ist.

Quo vadis, Freundeskreis?

Dieser eine Satz meines Sohnes hat mir doch recht klar verdeutlicht, wie viel sich heimlich still und leise über die Jahre verändert hat und wie herausfordernd es für Eltern ist, neben dem Familienleben Freundschaften aufrechtzuerhalten.

Doch wie lässt sich das anstellen? Tja, DIE eine Lösung habe ich leider auch nicht…

Wahrscheinlich darf man sich nicht auf DIE eine Person verlassen, die den Monolog in der WhatsApp-Gruppe führt, sondern muss selbst zu dieser Person werden. So lässt sich die Interaktion schon mal verdoppeln und alle anderen im Freundeskreis spüren, dass da alte Freundschaften noch lebendig sind oder wiederbelebt werden wollen.

Darüber hinaus spielt die Kommunikation in der Partnerschaft eine wichtige Rolle. Geben wir als Paar und Eltern uns gegenseitig ausreichend Freiräume, um abseits des nervenaufreibenden Familienalltags Ausgleich mit Freunden zu finden?

Ein wichtiger Aspekt, der viele positive Nebenwirkungen mit sich bringt… dient eine Auszeit mit Freunden doch auch als eine Art Auftanken des Akkus. Oder wie seht ihr das? Und kennt ihr das ähnlich oder klappt das alles mit den Freundschaften wie vor der Familiengründung?

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5 comments

  1. Seit den ersten Kindern habe ich mit meinen Freundinnen ein festen Termin im Monat. Jeden 3. Donnerstag in der Woche, also monatlich, treffen wir uns. Wer nicht kann (krank, Urlaub etc.) der ist beim nächsten Mal wieder dabei. Und egal wie stressig es gerade in der Anfangszeit mit Baby war, insbesonders für meinen Mann Zuhause. Aber wir haben es „durchgezogen“ und so haben meine Freundinnen und ich es geschafft über all die Jahre und die verschiedenen Altersstufen der Kinder unsere Freundschaft zu erhalten. Und sie war in vielen Momenten extrem wichtig, Balsam für die Seele. Nachdem die Kinder jetzt keine Babys mehr sind, haben wir angefangen 1x im Jahr gemeinsam wegzufahren. wir fangen mit einer Übernachtung an, dieses Jahr werden es zwei Nächte 😀. Der Termin ist ein Jahr im voraus im Kalender geblockt. Es ist wirklich nicht einfach, aber die Zeit zusammen hat mich immer wieder „gerettet“ und ich.bin sehr dankbar dafür.

  2. Ich habe einfach meine Sichtweise geändert: Haushalt kann auch mal warten oder nachts erledigt werden. Dafür ist mir die Zeit mit meinen Freundinnen und Freunden zu wichtig. Wir treffen uns zum Quatschen, machen Ausflüge oder kochen gemeinsam, und die Kinder sind mit dabei. Manchmal ist es auch umgekehrt: Die Kinder müssen/ wollen irgendwo hin, und meine Freundinnen (mit und ohne Kinder) kommen dazu.

    Natürlich lassen sich Freundschaften von früher nicht aufrecht erhalten, wenn der andere nicht flexibel und bereit ist, dabei mitzuziehen.

    (Bin übrigens alleinerziehend und arbeite wegen der Kinder in Teilzeit.)

  3. Naja in größeren Gruppen zu treffen klappt nur, wenn man beim bestehenden Treffen schon den Termin fürs nächste Mal fest macht. Und ansonsten spontan sein, selbst die Initiative ergreifen und wenn man sich einen Abend mit Freunden gönnen kann, muss der Schlaf hinten an stehen… selbst wenn man müde ist, beim Lachen wird man wach! Und wenn man weiß, dass am nächsten Morgen trotzdem der Wecker klingelt, einfach keinen Alkohol trinken, das macht bei mir einen riesigen Unterschied! Und ich kann auch stocknüchtern die komischsten Figuren auf der Tanzfläche hin legen! Und wenn man 1:00 Uhr die Party verlassen muss, damit man 08:00 Uhr das Kind zum Fußballplatz bringen kann und ihm bei ersten Saisontor zu jubeln kann, die Party bis 01:00 Uhr genießen! Und schlafen kann man noch lange genug in seinen Erdmöbeln… sagte mir mal eine lustige alte Dame! Und natürlich in der Partnerschaft gegenseitig Freiraum geben…

  4. Ja, das stimmt. Ich habe lernen müssen und mir immer wieder vor Augen halten, dass es um das hier und jetzt geht, weil man mit Kindern zu viele seiner eigenen Bedürfnisse hinten anstellt. Und oftmals erfordert es auch Disziplin, sich nicht aufs Sofa fallen zu lassen, wenn alles erledigt ist und die Kinder schlafen, sondern den Moment mitzunehmen und die Menschen treffen, die man gerne um sich rum hat.
    LG, Richard.

  5. Weil es nur eine Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie gibt… oder so ähnlich.
    Im Großen und Ganzen frisst aber die Berufstätigkeit (beider Eltern, finanzielles muss) mit Kindern (bitte mit den Kindern lernen) und Haushalt alles an Kraft und Zeit auf. So sieht es leider bei allen meinen Freundinnen aus. Wir sehen uns nicht mehr und träumen von in 10 Jahren…

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