Ihr Lieben, unsere Leserin Bianka hat folgende Frage: „Guten Morgen, mir brennt seit ein paar Wochen ein Thema unter den Nägeln: Unsere jüngere Tochter ist 14 Jahre alt und hat in ihrer Freundinnen-Clique ein Mädchen, das wir alle sehr mögen. Mit der Mutter bin ich auch befreundet.
Nun verhält sich dieses Mädchen manchmal anders als die anderen. Erzählt dann den anderen in der Schule, dass sie mit aufs Zeltwochenende fährt, obwohl sie gar nicht mitfährt und direkt angesagt hatte. Taucht beim großen Abschlusskonzert (spielt selbst ein Instrument) nicht auf ohne wirkliche Begründung.
Freundinnen-Clique: Nicht alle gleich
Meine Tochter fragt mich, was denn mit ihr los sei. Die Mutter hat mir im Vertrauen erst vor ein paar Wochen erzählt, dass das Mädchen einige schwierige psychische Probleme hat und nicht immer so kann, wie sie mag. Viele Entscheidungen müssen die Eltern treffen, damit das Mädchen zurechtkommt usw. Ich wurde aber dringend gebeten, das für mich zu behalten.
Worauf ich hinaus will: Uns wird als Eltern etwas im Vertrauen gesagt, was die Beziehung von Kindern untereinander betrifft. Wie gehe ich damit um? Ich habe meiner Tochter nichts davon erzählt, manchmal würde es unsere Situation allerdings erleichtern. Aber ich möchte auch nicht, dass unsere Tochter die Freundin ‚mit anderen Augen‘ sieht.
Ich sage ihr nur: Man muss Dinge auch manchmal einfach so hinnehmen, das ist nichts Persönliches usw. Versuche also die Situation zu beruhigen, bzw. meine Tochter zu beschwichtigen. Das ist für mich eine echt herausfordernde Situation, die sicher auch auf andere vergleichbare Fälle anwendbar ist. Wie verhalte ich mich richtig, angemessen, ohne einerseits ‚das Geheimnis‘ zu verraten, andererseits auch mein Kind nicht an der Nase herumzuführen?? Liebe Grüße zu Euch!“
9 comments
Mir fällt die Überschrift dieses Beitrags ein wenig negativ auf. Besser hätte ich die Formulierung „in Mädchen verhält sich seltsam“ gefunden. Ich kenne es selbst als seltsam bezeichnet zu werden und für mich macht diese Formulierung einen Unterschied.
Aber vielleicht bin ich da auch einfach sehr empfindlich 🙂
Stimme dir zu, es ist dasselbe wie: „Du bist doof“ versus „Dein Verhalten ist doof.“ Riesiger Unterschied.
Meine Tochter hat genau wie Deine, diese Freundin, und die Probleme bestehen schon seit 2 Jahren. Ich habe versucht, immer mal wieder psychische Krankheiten als Thema in unseren Gesprächen einfließen lassen, ohne Bezug zu ihrer Freundin. Meine Tochter hat sogar ihre Kinderärztin um Rat gefragt, was sie machen könnte. Die Freundin hat 2 Jahre gebraucht, um sich zu trauen, mit ihren Freundinnen zu sprechen. Leider geht es ihr noch nicht besser, aber meine Tochter hat beschlossen, jetzt erst recht an ihrer Seite zu sein. Wünsche Euch viel Kraft. VG
Hallo,
Ich bin immer sehr ehrlich zu meinen Kindern. Natürlich altersgerecht
Ich würde es dem Kind erklären ohne das ganze zu dramatisieren.
Kinder sind sehr empathisch.
Mein Sohn ist hochsensibel, das nenne ich bei anderen nicht so. Aber ich habe erzählt, dass er gern allein ist und Gruppen eher sehr dosiert mag.
Das hat seinen Freunden geholfen die vielen Absagen zu verstehen.
Jetzt ist er groß und kommt super mit seiner besonderen Art klar.
Ich finde es ist eine grundsätzliche Sache im Leben und im Umgang mit anderen Menschen. Du kennst ihre Situation nicht, ihre Gedankenwelt, ihre Innere Welt des Erlebens und Fühlens. Oft ob Fremde oder Vertraute reagieren Menschen in Situationen, wie man es selbst nicht erwartet, ob in Konfliktsituationen oder anderen Gegebenheiten, du gehst nicht in ihren Schuhen, du kennst ihre Bedürfnisse, ihre Gefühle und ihre Erfahrungen nicht. vile zu oft interpretiert man und nimmt persönlich, was auf der anderen Seite andere Hintergründe hat. manch einer kann nicht aus seiner Haut, kann mehr oder weniger von sich teilen und preisgeben. und auch ich entscheide wie ich auf eine situation reagieren möchte, ob ich es auf mich beziehe oder dinge nehme, wie sie sind, die ich nicht ändern kann. Toleranz und Empathie sind Grundsteine um anderen und sich selbst mit Liebe zu begegnen.
Hallo,
Ich bitte Dich und Deine Tochter erst mal darum, dass ihr trotz der psychischen Erkrankung weiterhin zu dem Mädchen steht und sie im Rahmen eurer Möglichkeiten unterstützt. Ich spüre diese Bereitschaft aus deinem Text raus und bin darüber sehr froh und dankbar!
ich würde noch einmal Kontakt mit der Mutter aufnehmen und dies genau so schildern. Also: Es wäre für mein Kind und mich einfacher, offener mit dem Thema umzugehen, wir bleiben bei euch und verurteilen euch nicht, verstehen eure Schamgefühle, würden aber gerne offener darüber sprechen. Dann am besten gemeinsam festlegen, welches Vokabular ihr nutzen könnt, welche Worte für das betroffene Mädchen stimmen. Und dann offen mit deiner Tochter sprechen und sie ermutigen, trotz Hindernissen diese Freundschaft fortzuführen, solange es ihr möglich ist.
LG Isabelle
Puh, sehr undankbar, die Rolle als Geheimnisträgerin, die Bianka ihrer Tochter gegenüber in eine schwierige Position bringt. Ich persönlich würde dieses Spiel nicht mitspielen wollen. Wenn also meine Tochter mich fragen würde, was da wohl los ist (weiß Biankas Tochter eigentlich, dass ihre Mutter Bescheid weiß?), dann würde ich meine Tochter ermutigen, es selbst herauszufinden. Was spricht denn dagegen, das andere Mädchen direkt zu fragen, warum es nicht beim Konzert etc. war? Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass das betroffene Mädchen entlastet wäre, wenn ihre Freundinnen Bescheid wüssten. So, wie die Situation jetzt ist, steht das Ganze als großes Tabu im Raum. Das wiederum eröffnet Raum für Spekulationen und macht die ganze Sache vielleicht größer, als sie in Wirklichkeit ist. Die Freundin offen und wertschätzend zu fragen, was hinter ihrem Verhalten steckt, birgt die Chance auf ein freundschaftliches Klima, das durch Vertrauen, Offenheit und Wertschätzung geprägt ist. Hierbei könnte ja Bianka ihre Tochter ein wenig coachen, wie sie die Freundin am besten anspricht.
Ich kann verstehen, dass die Situation sehr knifflig ist. Ich würde vielleicht noch einmal mit der Mutter sprechen, ob man Deine Tochter nicht „mit ins Boot“ holt. Sie merkt ja schließlich, dass da etwas nicht stimmt und vermutlich kann sie damit besser umgehen, wenn sie weiß, was los ist, als wenn man sich immer fragt, warum die Frau so agiert und reagiert, wie man es eigentlich nicht macht.
Ich bin selbst Mama von genauso einem Mädchen. Leider bin ich mit den anderen Müttern nicht so gut , dass ich darüber sprechen kann. Meine Tochter bittet mich inständig nicht über ihre Probleme zu sprechen. Wäre es eine Möglichkeit dass du mal mit der Mutter redest? Gerade wenn du einen guten Draht zu dem Mädchen hast wäre es vielleicht eine Möglichkeit dass du das Gespräch mit ihr suchst. Ich als Mama sage ständig, dass man sich für psychische Probleme nicht zu schämen braucht. Auch ihre Therapeutin sagt das. Aber vielleicht hilft es wenn ein „Aussenstehender“ behutsam erklärt dass die Situation so für alle leichter und verständlicher wäre. Möglicherweise hat sie dann eine Vertraute in deiner Tochter, die sie auch um Hilfe bitten kann wenn in der Schule gerade etwas schwer ist. Ich würde mich unendlich freuen, wenn meine Tochter so eine Unterstützung hätte, traue mich aber auch kaum hier um Unterstützung zu bitten. Man möchte die anderen Kinder ja nicht zusätzlich belasten.