Freunde finden: Was, wenn mein Kind sich schwer damit tut?

Freunde finden

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Ihr Lieben, zu kaum einer anderen Frage erreichen uns so viele Nachrichten wie zu der, was man als Eltern tun kann, wenn das eigene Kind sich im Kontakt mit Altersgenossen schwertut. In Alles, was du übers Freunde finden wissen musst erklärt Felix Wunnike genau das. Auch er selbst hat in seiner Kindheit Erfahrungen damit gesammelt.

Lieber Felix, Freundinnen oder Freunde finden, ist manchmal gar nicht so eifnach. Woran könnte es legen, wenn meinem Kind das schwerfällt?

Wenn ein Kind keine Freunde findet, hat das oft weniger mit dem Kind selbst zu tun, sondern vielmehr mit den Umständen, in denen es sich befindet. Es kann so viele Gründe geben: Vielleicht fehlt es an Gelegenheiten, sich regelmäßig mit Gleichaltrigen zu treffen, oder es gibt Unsicherheiten, die es dem Kind schwer machen, auf andere zuzugehen. Was ich in meinem Buch auch betone, ist der sogenannte „Mere Exposure“-Effekt.

Freundschaften entstehen meist durch wiederholte Begegnungen. Wenn man in seiner Schulklasse nicht direkt den Anschluss gefunden hat, den man gerne hätte, wird es häufig schwierig. Wenn dann regelmäßige Kontakte fehlen – sei es durch Umzüge, wechselnde Schulen oder fehlende Hobbys – kann das Freundschaften erschweren. Manchmal ist es aber auch einfach eine Frage der Zeit. Es braucht Geduld und ein unterstützendes Umfeld, das den Kindern das Gefühl gibt, dass sie genau richtig sind, wie sie sind.

Alles, was du übers Freunde finden wissen musst
Felix Wunnike

Wie kann ich als Mutter oder Vater meinem Kind Mut machen, was das Freunde finden angeht?

Mut machen fängt oft bei uns selbst an. Es ist wichtig, dem Kind vorzuleben, dass es normal ist, mal schüchtern oder unsicher zu sein. Ich glaube, dass wir unseren Kindern beibringen können, kleine Schritte aus ihrer Komfortzone zu machen – ähnlich wie ich es in meinem Buch mit den „Action Steps“ beschrieben habe.

Das könnte bedeuten, einfach mal jemanden anzulächeln oder ein kleines Gespräch zu beginnen. Oder sich zum Beispiel vorzunehmen, sich in der Schule jeden Tag mindestens einmal zu melden. Das Entscheidende ist, das Kind zu ermutigen, ohne es zu drängen. Kinder brauchen die Freiheit, selbst zu entdecken, was sich für sie richtig anfühlt. Und sie sollten wissen, dass es okay ist, wenn es nicht sofort klappt.

Kann ich mein Kind sonst noch irgendwie unterstützen beim Thema Freundeskreis?

Absolut! Als Eltern können wir unseren Kindern viele Gelegenheiten bieten, neue Menschen kennenzulernen – sei es durch Hobbys, Vereine oder Spielgruppen. In meinem Buch spreche ich viel darüber, wie wichtig es ist, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die einem selbst Freude machen.

Wenn wir als Eltern ein unterstützendes Umfeld schaffen, in dem unser Kind ermutigt wird, seinen Interessen nachzugehen, dann wird es auch die richtigen Menschen finden, mit denen es sich wohlfühlt. Wir können unsere Kinder auch darin unterstützen, emotionale Intelligenz zu entwickeln – also die Fähigkeit, Empathie zu zeigen, zuzuhören und sich in andere hineinzuversetzen. Das sind wichtige Bausteine für gesunde und tiefe Freundschaften.

Manchmal ergibt sich ja dann eine Freundschaft, dann kommt jemand anders und man steht wieder allein da, das macht mal traurig und mal eifersüchtig…

Ja, das sind wirklich schwierige Momente und ich kenne diese Gefühle nur zu gut. Auch ich habe das erlebt, und das ist (leider) ein ganz natürlicher Teil des Lebens. In meinem Buch spreche ich darüber, dass Freundschaften oft nicht konstant sind. Sie verändern sich, und das kann manchmal sehr schmerzhaft sein. Ich glaube, es ist wichtig, Kindern beizubringen, dass solche Gefühle normal sind und dass es okay ist, traurig oder eifersüchtig zu sein.

Diese Gefühle zu benennen und offen darüber zu sprechen, kann schon viel helfen. Und dann können wir ihnen zeigen, dass das Leben immer wieder neue Möglichkeiten bietet, neue Freunde zu finden und neue Verbindungen zu knüpfen. Es geht darum, Resilienz zu entwickeln und offen zu bleiben für das, was kommt.

Wie kann ich mit meinem Kind das schlimme Gefühl besprechen, wenn man beim Sport wieder erst als Letztes ins Team gewählt wurde?

Das tut weh, das kann ich gut nachvollziehen. Gerade für Kinder kann es sehr schmerzhaft sein, wenn sie sich zurückgewiesen fühlen. In meinem Buch betone ich, wie wichtig es ist, solchen Momenten einen positiven Dreh zu geben. Anstatt sich auf das Gefühl der Zurückweisung zu konzentrieren, könnten wir darüber sprechen, dass solche Erlebnisse nicht den eigenen Wert bestimmen. Ich würde meinem Kind sagen: “Schau, das bedeutet nicht, dass du nicht toll bist – vielleicht kennen dich die anderen noch nicht gut genug oder haben einfach anders entschieden.”

Es geht darum, den Kindern ein starkes Fundament zu geben, auf dem ihr Selbstwertgefühl nicht von solchen Momenten abhängig ist. Indem wir liebevoll und unterstützend mit ihnen sprechen, helfen wir ihnen, solche Situationen besser zu verarbeiten und gestärkt daraus hervorzugehen. Sicher, das ist in der Praxis oft leichter gesagt als getan, aber mit der Zeit wird sich dieses „Mindset” festigen.

Hattest du selbst in der Kindheit Schwierigkeiten damit, Verbündete zu finden oder wie kamst du zu dem Thema?

Ja, ich kenne das Gefühl sehr gut. In meiner Kindheit und auch später, als ich für mein Studium in eine neue Stadt gezogen bin, war ich oft mit der Herausforderung konfrontiert, neue Freunde zu finden. Das ist kein einfacher Prozess, und er war es für mich auch nicht.

Ich erinnere mich an Zeiten, in denen ich mich sehr einsam fühlte, gerade wenn sich mein Umfeld veränderte. Diese Erfahrungen haben mich tief geprägt und auch dazu geführt, dass ich mich intensiv mit dem Thema Freundschaften beschäftigt habe. Ich habe viele Bücher gelesen, Videos geschaut und meine eigenen Strategien entwickelt, um Verbindungen aufzubauen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass dieses Thema nicht nur mich bewegt, sondern auch viele andere Menschen – und das war der Moment, in dem ich beschlossen habe, mein Wissen zu teilen und anderen zu helfen.

Was erzählen dir deine FollowerInnen, wo es bei ihnen hakt, wenn es darum geht, Freunde zu finden?

Meine Followerschaft berichtet mir oft, dass sie Schwierigkeiten haben, überhaupt den ersten Schritt zu machen. Viele fühlen sich unsicher und haben Angst vor Ablehnung oder davor, nicht gut genug zu sein. Das höre ich immer wieder. Ein weiteres Problem, das oft genannt wird, ist der Mangel an Gelegenheiten, um Gleichgesinnte kennenzulernen.

Wenn man jenseits der eigenen Schulklasse (oder später am Arbeitsplatz) Freunde finden will, tun sich viele damit sehr schwer. Sie fragen sich, wo sie anfangen sollen, wen sie ansprechen können und wie sie es schaffen, aus einer ersten Begegnung eine tiefere Freundschaft zu entwickeln. Das ist genau der Grund, warum ich in meinem Buch so viele praktische Tipps und Strategien teile – um diesen Menschen zu zeigen, dass es Wege gibt, diese Hürden zu überwinden.

Freunde finden
Alles, was du übers Frunde finden wissen musst

Was gibt dir die Arbeit mit den jungen Leuten in Social Media, wo siehst du die Chancen?

Die Arbeit auf Social Media gibt mir unglaublich viel. Es ist eine Plattform, auf der ich direkt und in Echtzeit mit Menschen in Kontakt treten kann. Was mich dabei besonders inspiriert, ist zu sehen, wie offen und ehrlich viele junge Menschen über ihre Herausforderungen und Gefühle sprechen. Das schafft eine ganz besondere Verbindung, aber gleichzeitig auch eine große Verantwortung für uns Content Creator.

Ich sehe in Social Media – trotz all der Gefahren und Nachteile, die es sicherlich gibt – eine riesige Chance, weil es uns ermöglicht, Menschen zu erreichen, die vielleicht sonst das Gefühl haben, allein zu sein mit ihren Sorgen. Es ist eine Möglichkeit, Positivität zu verbreiten, zu motivieren und vor allem auch zu zeigen, dass es vielen anderen ähnlich geht. Das Feedback, das ich bekomme, zeigt mir, dass mein Content wirklich hilft – und das ist für mich das Größte.

Wenn dann ein Freund oder eine Freundin da ist, wie kann mein Kind diese Freundschaft dann halten? Gibt es da auch gute Tipps?

Ja, Freundschaften zu halten ist mindestens genauso wichtig wie sie zu finden. Eine der wichtigsten Zutaten ist meiner Meinung nach das gegenseitige Interesse und die Bereitschaft, in die Freundschaft zu investieren. Das bedeutet, sich Zeit füreinander zu nehmen, sich wirklich zuzuhören und gemeinsam schöne Momente zu schaffen.

In meinem Buch betone ich, wie wichtig es ist, die kleinen Dinge zu schätzen – ein nettes Gespräch, ein gemeinsames Hobby oder einfach nur füreinander da zu sein. Kinder können lernen, offen über ihre Gefühle zu sprechen, Konflikte auf eine gesunde Weise zu lösen und ihren Freunden zu zeigen, dass sie wertgeschätzt werden. Freundschaften brauchen Pflege, genau wie Pflanzen – ein bisschen Geduld, Fürsorge und natürlich auch eine große Portion Spaß!

Was wünschst du allen Eltern und Kindern, die sich vielleicht etwas schwerer tun beim Thema Freunde finden?

Mein größter Wunsch für alle Eltern und Kinder, die mit diesem Thema kämpfen, ist, dass sie nicht den Mut verlieren. Es ist völlig okay, dass nicht immer alles leichtfällt. Freundschaften zu finden ist ein Prozess, der Zeit braucht – und das ist in Ordnung.

Ich wünsche mir, dass Kinder lernen, sich selbst zu vertrauen und zu wissen, dass sie genauso, wie sie sind, liebenswert und gut genug sind. Und ich wünsche mir, dass Eltern ihren Kindern diesen Rückhalt geben und ihnen die Sicherheit bieten, dass sie immer geliebt werden, egal was passiert. Egal in welchem Alter und in welcher Lebenssituation: Es ist möglich, echte tiefgründige Freundschaften aufzubauen.

Am Ende ist das Wichtigste, offen zu bleiben, neugierig zu sein und den Menschen um uns herum mit einem offenen Herzen zu begegnen. Denn jeder von uns hat das Potenzial, großartige Freundschaften zu erleben – manchmal braucht es nur ein bisschen Geduld.

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5 comments

  1. Als Mutter darf man nicht mal mehr introvertiert sein?
    Man kann auch Integrität vorleben, sich selbst so akzeptieren, wie man ist. Sich ab und zu zu zweit mit einer guten Freundin verabreden und für die Kinder Playdates organisieren.

  2. Interessanterweise hatten unsere drei Kinder – ebenso wie wir Eltern damals in unserer Kindheit – keinen einfachen Freunde-finden-Weg, weil wir selbst ein vom Mainstream abweichendes Familienleben haben: keinen Fernseher, Playstation oder Netflix gehörte da unterem anderen dazu. Dazu kamen Themen, an denen andere Gleichaltrige noch kein Interesse hatten. Nach den nicht immer einfachen Grundschuljahren haben die beiden großen Schulkinder aber nun ihren Weg gefunden und es gibt überraschend viele Freundschaften. Rückblickend beruhigt mich das sehr.

  3. Das alles was da oben steht, ist natürlich richtig.

    Was ich jedoch häufig (und das nimmt scheinbar zu) mitbekomme ist, das Kinder mit mehreren Geschwistern „in der Familie verbleiben“.

    Es herrscht also in der Schule durchaus freundschaftlicher Kontakt und der Rest Freizeit wird in der großen Familie verbracht.

    Häufig war da mein Eindruck, das dies eben auch für die Eltern der einfachere Weg, der am wenigsten Zeit in Anspruch nimmt, ist.

    Ich habe aber durchaus Kinder erlebt, wo ich den Eindruck hatte, das die damit zufrieden waren.

    Wichtig ist, das wir als Eltern unsere Wunschvorstellungen nicht auf unser Kind übertragen!

    1. Ich glaube was Du beschreibst ist einfach auch dem geschuldet, dass größere Familien auch Familienzeit möchten mit allen Mitgliedern. Und dass bei mehreren Kindern es einfach für die Eltern nicht leistbar ist alle Kinder regelmäßig zu Playdates zu bringen bzw. Diese aus zu machen. Wir haben „nur“ 2 Kinder in kurzem Altersabstand und arbeiten beide voll, da bleibt uns auch nicht viel Zeit die Woche über noch die Freizeit der Kinder über Hobbies hinaus zu organisieren. Daher haben sich meine Kinder entweder selbst verabredet oder die Zeit in Schule und Hort und im Verein zusammen mit den Freunden verbracht und zu Hause mit dem Geschwister gespielt. Jetzt sind sie beide im Gymnasium und nutzen die Zeiten nach der Schule um sich selber zu verabreden und selber zu den Freunden zu gehen und auch selber wieder heim zu kommen. Wodurch solche Verabredungen mit der wachsenden Selbstständigkeit häufiger werden. Trotz allem verbringen sie am Wochenende die Zeit (noch) gerne innerhalb der Familie.

  4. Was glaube ich, auch ein wichtiger Punkt ist, ist das Vorleben. Also dass Eltern selbst gesellig sind, viel mit Freunden machen, Besuch haben, Geburtstage feiern. Das ist viel wichtiger als abstrakte Gespräche und die Eltern schmoren vielleicht selbst nur im eigenen Saft. Wenn man zb oft Freunde trifft, die selbst Kinder haben, ergeben sich daraus ja auch für die Kinder Freundschaften, und sie erleben den freundschaftlichen Umgang miteinander. Das prägt für das ganze Leben.

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