Ihr Lieben, wir haben hier immer wieder Artikel zum Thema Schulangst. Auf genau so einen Artikel hat sich Marlene bei uns gemeldet und uns gefragt, ob wir nicht mal Interesse hätten, etwas über Freilerner zu bringen. Sie und ihr Mann sind nämlich aus Deutschland ausgewandert, weil ihr Sohn unter dem deutschen Schulsystem gelitten hat. Wir haben sie dazu interviewt.
Liebe Marlene, ihr seid vor drei Jahren aus Deutschland ausgewandert. Kannst du erzählen, wie ihr damals gelebt habt?
Gerne. Vor unserer Auswanderung haben wir mit unseren beiden Söhnen (damals 6 und 9 Jahre alt) in einer ländlichen Siedlung zwischen Hamburg und Bremen gelebt. Mein Mann arbeitete als Koch und ich als selbstständige Eltern- und Stillbegleiterin. Wir hatten ein gemütliches Reihenhaus mit kleinem Garten, viele Kinder und Spielplätze in der Nachbarschaft – also eigentlich eine sehr idyllische Umgebung für junge Familien.
Ein wichtiger Grund für die Auswanderung war eure Kritik am deutschen Schulsystem. Was genau hat euch da belastet, was habt ihr erlebt?
Da wir uns schon früh mit alternativen Bildungsmöglichkeiten beschäftigt hatten, ging unser Sohn zunächst in die Waldorfschule. In den ersten Wochen und Monaten gefiel es ihm dort gut, aber nach einer Weile wurde er immer bedrückter, kam oft erschöpft nachhause, hatte tagelang Verspannungen und Rückenschmerzen. Irgendwann konnte er abends schlechter einschlafen, weil er Sorgen vor dem nächsten Schultag hatte. Die Lehrer*innen waren bemüht, konkrete Schwierigkeiten zu lösen – aber unser Sohn fühlte sich in der grundlegenden Struktur und Atmosphäre von Schule immer unwohler.
Später besuchte er aus verschiedenen Gründen eine staatliche Grundschule. Dort knüpfte er schnell Freundschaften, war aber bestürzt vom Umgang der Kinder untereinander, die sich schon in der 3. Klasse auslachten, beschimpften und gezielt zum Weinen brachten. Dazu kam ein stärker werdender Druck durch Bewertung und Hausaufgaben. Er verlor mehr und mehr die Neugier an Themen, die ihn früher interessiert hatten, wurde schnell wütend und sprach oft unter Tränen davon, wie sehr er sein früheres Leben ohne Schule vermisste.
Das war sicher sehr unangenehm für euch alle…
Ja, ich als Mutter fand ich mich in einer Rolle wieder, in der ich nie sein wollte: Ich musste mein Kind morgens gegen seinen Willen aus dem Bett holen und in die Schule bringen, nachmittags wegen der Hausaufgaben vom Spielen abhalten und abends seinen (verständlichen) Frust und die Bauchschmerzen vor dem nächsten Tag begleiten. Im Grunde mussten wir den ganzen Tag Kämpfe austragen und Konflikte lösen, die gar nicht unsere waren. Dabei wurden wir immer unglücklicher und gestresster.
Gab es dann den einen Auslöser, nach dem ihr beschlossen habt: Jetzt reicht es uns?
Eine entscheidende Zäsur war für uns der erste Covid-Lockdown. Nicht wegen der Pandemiemaßnahmen (die waren für uns grundsätzlich nachvollziehbar), sondern weil unser Alltags-Hamsterrad auf einmal stillstand. Wir hatten Glück, dass mein Mann Kurzarbeitergeld bekam und wir viel Zeit für Wanderungen, Spieleabende, Lagerfeuer und lange Gespräche hatten. Unseren Kindern tat es gut, morgens ausschlafen und den Tag selbstbestimmter gestalten zu können. Gleichzeitig merkten wir Eltern, dass wir eine tiefe Sehnsucht nach kleinen und großen Abenteuern hatten. Wir wollten unsere wertvolle Lebenszeit nutzen, um mit unseren Kindern die Welt zu entdecken und zu genießen.
Und das war in Deutschland nicht möglich?
(Schul-)Alltag in Deutschland war genau das Gegenteil von dem, was wir uns wirklich wünschten. Was wir hier erlebten, war eine Menge Fremdbestimmung, Ohnmacht, Druck und vor allem Trennung – von unseren eigenen Bedürfnissen und Werten, von unseren Kindern, aber auch von der Welt „da draußen“. Wir erlebten, wie Neugier und Lebensfreude unserer Kinder im durchgetakteten Schulalltag schwanden und unsere Beziehungen in einen dauerhaften Funktionsmodus wechselten. Damit wollten wir nicht die nächsten 10 Jahre verbringen.
Bis wir uns endgültig trauten, unser Haus zu verkaufen und alles hinter uns zu lassen, vergingen noch knapp 2 Jahre, in denen unser Sohn phasenweise wieder zur Schule ging. Der Grundstein für die Auswanderung wurde aber gelegt, als wir Zeit hatten uns zu fragen, was wir in diesem Leben wirklich wollen.
Wie haben Freunde, Familie und Lehrer auf eure Pläne reagiert?
Sehr unterschiedlich. Die meisten zeigten Interesse, Neugier oder sogar Bewunderung, ein paar waren eher skeptisch-zurückhaltend. Leider gab es auch einzelne Menschen, die enorm feindselig auf unsere Pläne reagierten.
Während wir uns schon lange mit selbstbestimmter und außerschulischer Bildung beschäftigt hatten, war für diese Menschen jeder Weg außerhalb klassischer Schulbildung absolut unvorstellbar. Sie versuchten, uns mit verschiedenen Druckmitteln und Drohungen wieder „auf Spur“ zu bringen – was uns teilweise tief erschüttert und schmerzhafte Narben hinterlassen hat.
Gleichzeitig brachten diese heftigen Reaktionen uns innere Klarheit und den Mut, Deutschland endgültig zu verlassen. Wir sehnten uns nach einem Ort, an dem wir als vollwertiger und akzeptierter Teil der Gesellschaft willkommen sein und dazugehören würden – auch, wenn unsere Kinder sich selbstbestimmt bilden.
Ihr lebt nun in Irland – warum Irland?
Zum einen gibt es in Irland ein verfassungsmäßiges „Recht auf Bildung außerhalb von Schule“ – d.h. Schulbesuch ist nicht verpflichtend wie in Deutschland. Zwar ist Home Education auch hier ein Minderheitenphänomen, aber es ist legal und gilt als wichtiger Bestandteil einer vielfältigen, demokratischen Gesellschaft. Wir können offen mit unserer Lebensweise umgehen und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen – was sich unglaublich entlastend und positiv auf unseren Familienalltag und die Bildung der Kinder auswirkt. Außerdem gibt es eine lebendige Community von Familien, die ohne Schule leben, und sogar Bildungsangebote und Veranstaltungen speziell für diese Familien.
Dazu kam, dass Irland schon immer mein großer Kindheitstraum war. Tatsächlich hatte ich vom ersten Tag an das Gefühl, endlich nachhause zu kommen. Und obwohl unser Leben hier nicht sorgenfrei ist (Irland hat eine große Wohnungsnot, häufige Stromausfälle und ein gewöhnungsbedürftiges Gesundheitssystem), fühlen sich auch mein Mann und die Kinder sehr wohl hier. Wir genießen die Freundlichkeit der Menschen, das entspannte Lebensgefühl, die vielen kulturellen und gemeinschaftlichen Angebote – und natürlich die atemberaubend schöne Landschaft.
Wie genau sieht nun die Beschulung der Kinder aus? Wie geht ihr sicher, dass ihr die Lernpläne erfüllt?
Unsere Söhne werden nicht im traditionellen Sinn beschult. Das bedeutet, wir folgen keinem festen Lehr- oder Stundenplan, sondern sie lernen in Projekten, die ihrer persönlichen Neugier entspringen und von uns Eltern und anderen Menschen unterstützt und begleitet werden.
Ein aktuelles Beispiel: Vor wenigen Wochen haben wir ein kleines Gewächshaus für unseren Garten gekauft, weil die Kinder unbedingt eigenes Gemüse anpflanzen wollten. Das Gewächshaus haben sie mithilfe der Anleitung gleich aufgebaut und sind seitdem täglich damit beschäftigt, geeignete Gemüsesorten auszusuchen, Schilder zu beschriften, Pflanzen vorzuziehen, zu pflegen und umzutopfen. Dabei lesen, schreiben und rechnen sie, erweitern ihr handwerkliches Geschick und botanisches Wissen.
Als zusätzliche Hilfe dienen Bücher, das Internet und Freunde von uns, die selbst Gemüse anbauen. Obwohl das Ziel (der eigene Salat auf dem Teller) noch Monate in der Zukunft liegt, kümmern sie sich ausdauernd und gewissenhaft um ihre Pflanzen und freuen sich über jeden Fortschritt. Wenn sie dann am Ende in ein selbstgezogenes Radieschen beißen, ist das für sie ein beglückenderes und einprägsameres Erlebnis als die gute Note nach einem Test.
Mit solchen Beispielen könnte ich inzwischen Bücher füllen. So sind wir aus reiner Neugier über die Ruinen verlassener Cottages auf die irische Hungersnot und schließlich den Unabhängigkeitskrieg gekommen – und haben mehrere Museen dazu besucht. Die Kinder sind in Sportvereinen und Musikgruppen, nehmen an handwerklichen und naturwissenschaftlichen Workshops teil.
Wir gehen regelmäßig in die Bibliothek, nehmen Forscherbücher und Teleskope mit auf Wanderungen und beobachten alle möglichen Tier- und Pflanzenarten. Außerdem haben unsere Söhne in wenigen Monaten fließend Englisch sprechen gelernt, weil sie jeden Tag mit Kindern in der Nachbarschaft spielen. Ganz ohne Vokalbeltest und Hausaufgaben, aber mit viel Freude.
Generell unterscheiden unsere Söhne nicht zwischen Lernen und Spielen – sie haben einfach eine starken inneren Antrieb für ihre Tätigkeiten und das Lernen passiert automatisch. Von außen betrachtet wirkt es manchmal etwas chaotisch oder unorganisiert, aber wenn ich die Entwicklung ihrer Fähigkeiten anschaue, bin ich immer wieder fasziniert. Ich habe den Eindruck, dass selbstbestimmtes Lernen bei ihnen deutlich schneller und nachhaltiger funktioniert als klassischer Schulunterricht.
Müssen die Kinder auch ab und zu Prüfungen machen?
In Irland müssen Homeschooler keine Prüfungen ablegen. Die Eltern durchlaufen aber ein behördliches Assessment, bei dem sichergestellt wird, dass die Lernumgebung und das soziale Umfeld der Kinder einem erforderlichen Mindestmaß entsprechen. (Wie das genau abläuft und wie wertschätzend ich es erlebt habe, beschreibe ich in meinem Artikel Ohne Schulpflicht in Irland.)
Wenn unsere Söhne einen Schulabschluss brauchen, können sie sogenannte Externenprüfungen ablegen. Inzwischen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, sich darauf entweder selbstorganisiert oder in Kursen vorzubereiten. Außerdem steht ihnen jederzeit frei, wieder in die Schule zu gehen, wenn sie das wollen. Auch das gehört für uns zu selbstbestimmter Bildung.
Freilerner haben oft keinen guten Ruf. Warum ist das so?
Es mag überraschen, aber ich kann die Vorbehalte gegenüber schulfreier Bildung verstehen. Zum einen ist es einfach fremd und ungewohnt. Die meisten Menschen kennen nur klassische Schulbildung, außerdem gibt es kaum wissenschaftliche Studien zum Freilernen – weil schlicht die Daten fehlen. Bildung ohne Schule ist also Neuland und mit Unsicherheit verbunden.
Dazu kommt, dass einige Menschen vielleicht als Kind nicht zur Schule gehen wollten, mit diesem Wunsch aber nicht ernstgenommen wurden. Weil es enorm schmerzhaft ist, ein Bedürfnis zu fühlen, das dauerhaft ignoriert wird, müssen Kinder es zu ihrem eigenen Schutz unterdrücken und die „Gegenperspektive“ einnehmen. („Schule muss sein!“) Wenn dann plötzlich Familien daherkommen, die ohne Schule leben, kann das tiefe Wunden in uns berühren. Es ist nachvollziehbar, dass manche lieber mit Ablehnung reagieren, als dieses „Fass“ aufzumachen.
Freilerner gelten aber auch oft als radikal in einigen Ansichten….
Stimmt, es gibt innerhalb der Freilern-Bewegung tatsächlich problematische Strömungen, die radikal systemkritische, rechte oder verschwörungsideologische Positionen vertreten. Ich glaube, das hat seinen Ursprung (neben dem allgemeinen Rechtsruck) auch darin, dass Familien in Deutschland keinen legalen Rahmen für außerschulische Bildung haben. Der enorme soziale Druck, den Eltern erleben, die in diese Richtung denken, lässt manche ins andere Extrem kippen – also die radikale Ablehnung von Staat und „System“. Ich möchte diese Haltungen auf keinen Fall entschuldigen oder verharmlosen, allerdings haben sie wenig mit echter Bildungsfreiheit zu tun.
Nach meinem Verständnis kann selbstbestimmte Bildung nur gelingen, wenn junge Menschen in ein lebendiges soziales Umfeld eingebunden sind. Wenn sie sich als wertvollen und wirksamen Teil einer demokratischen, vielfältigen Gesellschaft erleben und Zugang zu verschiedenen Bildungsmöglichkeiten haben. Und umgekehrt glaube ich, dass eine bunte, demokratische Gesellschaft legale Möglichkeiten für außerschulische Bildung braucht. Weil Menschen eben unterschiedliche Lernbedürfnisse haben und nicht zu einer bestimmten Bildungsform gezwungen werden sollten.
Freilerner-Familien wie wir wollen nicht „aussteigen“, sondern dazugehören. Wir sind in verschiedenen Musik- und Sportvereinen, gestalten Gemeindeprojekte mit, interessieren uns für Politik, Klimaschutz und den Erhalt der Demokratie. Unsere Kinder sprechen 3 verschiedene Sprachen und haben Freund*innen aus 10 verschiedenen Nationen. Unsere Impfpässe sind randvoll. Wir sind in vielen Bereichen sehr „mainstreamig“ unterwegs und führen ein Leben mitten in der Gesellschaft – nur eben ohne Schulbesuch.
Wie haben sich eure Kinder verändert, seit sie so beschult werden?
Der Dauerfrust ist tatsächlich verschwunden. Natürlich haben wir auch doofe Tage mit Langeweile, Hektik oder kleinen Streitereien. Aber grundsätzlich stehen die Kinder morgens ausgeschlafen und fröhlich auf und verbringen den Großteil ihres Tages neugierig und voller Tatendrang. Ich bin immer wieder erstaunt und erleichtert darüber, wie viele alltägliche Belastungen und Kämpfe einfach von uns abgefallen sind, seit wir Deutschland verlassen haben.
Natürlich kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ob unsere Entscheidung in allen Belangen „richtig“ war. Aber wenn ich mich daran erinnere, wie bedrückt und unmotiviert mein Sohn im Schulalltag oft war und nun erlebe, wie die Ideen der Kinder sprudeln – dann nehme ich diese Unsicherheit gerne in Kauf.
Und wenn ich an die Familien denke, die noch heftigere Probleme erleben als wir damals, dann wird mir ein bisschen schwer ums Herz. Familien, deren Kinder gemobbt werden oder aus anderen Gründen große Angst vor der Schule haben. Familien, die täglich stundenlang an Hausaufgaben sitzen. Eltern, die um Diagnosen kämpfen, damit ihr Kind zumindest kleine Erleichterungen im Schulbetrieb bekommt.
Ich glaube, wir könnten vieles ändern, wenn wir unsere Vorstellung von „richtiger“ Bildung ein wenig hinterfragen. Natürlich ist unser Weg weder perfekt, noch für alle Familien sinnvoll. Und ich glaube, dass wir auch zukünftig Schulen brauchen. Aber wenn wir jungen Menschen eine Wahl lassen würden, ob sie Schule in Anspruch nehmen oder nicht (gerne mit Vorkehrungen zum Schutz vor Isolation und Vernachlässigung) – dann würden wir viele Familien von unnötigem Druck, Stress und belastenden „Lernproblemen“ befreien.
Was sagt ihr auf die Kritik, dass Kinder eben auch lernen müssten, sich in der Schule zurecht zu finden und dass sie ja dort auch soziale Kompetenzen lernen?
Die Frage ist, welche sozialen Kompetenzen wir wollen. Aus welchem Grund sollten Kinder lernen, sich in Schule zurechtzufinden – und was genau lernen sie dabei?
Eine durchschnittliche Schulklasse besteht aus 20-30 willkürlich zusammengesetzten Gleichaltrigen, die während des Unterrichts oft wenig Raum für soziale Interaktion oder individuelle Mitbestimmung haben. Außerdem werden sie ständig bewertet und miteinander in Konkurrenz gesetzt. Das entspricht keinem „natürlichen“ sozialen Setting und ist gleichzeitig der perfekte Nährboden für Mobbing.
Ich kenne inzwischen viele unbeschulte junge Menschen und mir fällt immer wieder auf, wie teamfähig, rücksichtsvoll und wertschätzend sie sind, wie kreativ und lösungsorientiert sie mit Konflikten umgehen. Unsere Vorstellung von „normaler“ Sozialisation ist durch Schule geprägt – weil wir schlicht nichts anderes kennen. Inzwischen frage ich mich aber, ob wir mit unserem Schulsystem die sozialen Fähigkeiten junger Menschen nicht eher gefährden als fördern.
Ich glaube, wenn wir gesunde Sozialisation wollen, dann sollten wir jungen Menschen viel mehr Kontakt zur realen Gesellschaft ermöglichen. Unsere Kinder spielen nachmittags stundenlang mit den Nachbarskindern Fußball, organisieren gemeinsam mit anderen Eltern Bastelworkshops, spielen Schach mit 30jährigen Ukrainern und machen traditionelle Musik-Sessions mit 70jährigen irischen „Urgesteinen“. Sie haben einen großen, diversen Bekanntenkreis und vertrauensvolle Freundschaften zu anderen jungen Menschen, von denen manche in die Schule gehen und manche nicht. Wenn ich mir um etwas wirklich keine Sorgen mache, dann sind das ihre sozialen Fähigkeiten.
Gibt es etwas, was du anderen Eltern sagen willst, die ebenfalls über so ein Konzept nachdenken?
Wenn ihr euch im deutschen Schulsystem unwohl fühlt, dann seid ihr nicht komisch oder verrückt. Tatsächlich geht es vielen „ganz normalen“ Familien so, aber wir haben mit der rigiden Schulpflicht Strukturen geschaffen, in denen nur wenige sich trauen, über andere Wege zu sprechen.
Wenn eure Kinder sich selbstbestimmtere Bildung wünschen, dann müsst ihr weder zu radikalen Systemgegnern werden, noch sofort den perfekten schulfreien Weg finden. Es gibt sowieso kein Konzept, das für alle passt. Ob ihr z.B. auswandert oder eine geeignete Lernumgebung innerhalb Deutschlands findet – das hängt von euren individuellen Bedürfnissen und Umständen ab.
Ich wünsche mir nur, dass wir beginnen, offen und wertschätzend über Alternativen zu klassischer Schulbildung zu reden. Nur so können wir Menschen die Angst davor nehmen und Freilernen zu einer legalen Möglichkeit machen, die weder versteckt noch idealisiert werden muss. Etwas, das Familien ohne Druck ausprobieren können – ohne ihren Platz in der Gesellschaft zu verlieren.