Wegen Myomen und Endometriose: Mein Abschied vom Kinderwunsch

Endometriose

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Ihr Lieben, jahrelang hieß es, dass unsere Leserin Daniela wegen Myomen und Endometriose kein Kind bekommen kann – glücklicherweise ist sie trotzdem schwanger geworden. Doch nach der Geburt wurden die Beschwerden schlimmer, so dass sie kein zweites Kind bekommen wird. Dieser Abschied vom Kinderwunsch hat sehr weh getan, wie sie uns hier im Interview erzählt.

Liebe Daniela, du hast eine achtjährige Tochter. Doch für dich war es nicht leicht, ein Kind zu bekommen. Wie lange hat es gedauert, bis du schwanger geworden bist?

Insgesamt hat mein Weg zur finalen Schwangerschaft ganze 10 Jahre gedauert. Angefangen hat die Reise mit meinem Exmann, mit dem ich fast 6 Jahre probiert habe, schwanger zu werden.

Anfangs haben wir es einfach versucht, wie jedes andere Paar halt auch. Erst im Laufe der Jahre und nach einem Gynäkologenwechsel wurden mir die Diagnosen Myome und Endometriose diagnostiziert. 

Was hat diese Diagnose mit dir gemacht?

Es war einerseits erleichternd, da ich endlich die Ursache für meine Beschwerden und Kinderlosigkeit hatte. Andererseits blieb uns dadurch nur der Weg der künstlichen Befruchtung durch die IVF-/ICSI Methode in einer Kinderwunschklinik. Und jede Frau, die diesen Weg schon gegangen ist, weiß wie hochemotional das ist. Ganz abgesehen von den hohen Kosten… Leider brachte es nicht den erwünschten Erfolg und mein Exmann und ich trennten uns nach insgesamt 8 Jahren. Wobei die Kinderlosigkeit nicht der alleinige Grund für die Trennung gewesen ist. 

Da stand ich nun mit 32 Jahren und einem innigen Kinderwunsch. Ich schob totale Panik. Der passende Mann ließ sich nicht finden. Eine Zeitlang beschäftigte ich mich mit dem Gedanken, mich im Ausland künstlich befruchten zu lassen. Denn dort wäre dies ohne Ehemann/Partner möglich.

Was du aber nicht gemacht hast…

Nein, die ehrliche Meinung einer Freundin ließ mich irgendwann innehalten und erkennen, dass mein Wunsch zu sehr mein Leben bestimmte. Alles drehte sich nur noch darum, den passenden Mann zu finden und schwanger zu werden… egal zu welchem Preis. Ich war so erschrocken über mich selbst und mein Verhalten, dass ich den Wunsch erstmal ruhen lassen wollte und musste.

Und wie das Leben so ist, lernte ich in dieser Phase meinen Mann kennen. Obwohl ich dem Dating-Wahn abgeschworen hatte, gab ich meinem Bauchgefühl nach. Schon beim ersten Treffen wusste ich, dass ich endlich angekommen war.

Wie ging es dann weiter?

Diesmal hielt ich mich mit meinem Kinderwunsch zurück. Mein Mann fing überraschenderweise an über dieses Thema zu sprechen. Er wünschte sich eine Familie mit mir und wollte aufgrund unseres Alters (wir waren beide 35) nicht zu lange warten. Er nahm meine Diagnosen und die damit verbundenen Schwierigkeiten sehr gelassen auf, wofür ich ihm noch heute unendlich dankbar bin. 

Zusammen beschlossen wir, nicht mehr zu verhüten. Wir wollten es einfach drauf ankommen lassen, da wir nicht damit rechneten, dass ich zeitnah bzw. überhaupt auf natürlichem Wege schwanger werden würde. Um die Chancen zu erhöhen, wollte ich zum dritten Mal meine Myome und Endometriose entfernen lassen.

Tja, und was soll ich sagen. Bei den Voruntersuchungen zu dieser Operation wurde meine unerwartete Schwangerschaft festgestellt. Wir waren total geflasht und unsere gesamte Familie war total aus dem Häuschen. Sogar meine Gynäkologin verdrückte ein paar Tränchen der Freude.

Nach so einem langen Weg von mehreren Operationen an der Gebärmutter, Hormonen, künstlicher Befruchtung und der ständigen Aussage der Ärzte, dass ich nie auf natürlichen Wegen schwanger werden kann, war ich nach gerade mal 8 Monaten Beziehung schwanger. Einfach so!

Zurück zu deinen Diagnosen „Myome und Endometriose“. Erkläre diese bitte mal genauer.

Meine Diagnosen lauten submuköse (unter der Gebärmutterschleimhaut wachsende) und intramurale (in der Muskelschicht der Gebärmutter wachsende) Myome und Endometriose. 

Seit ca. Anfang 20 hatte ich so starke Blutungen während meiner Regel, dass ich jahrelang dauerhaft Eisenpräparate einnehmen musste. Und dennoch lag mein Eisenwert nie im Normbereich. Der Eisenmangel führte bei mir zu brüchigen Nägeln, Haarausfall, wiederkehrenden Schwindel und ständiger Müdigkeit. Durch die Endometriose hatte ich starke Regelschmerzen, die in den ganzen Rücken ausstrahlten.

Das alles hat mich oft enorm in meinem Alltag eingeschränkt. Ich hatte z.B. auf der Arbeit immer Wechselklamotten mit. Denn meine Blutungen kamen oft schwallartig und in großen Mengen. Das ging manchmal so schnell, dass die Binde nicht ausreichte und alles in die Hose lief.

Ständig kontrollierte ich meine Hose und Sitzflächen, auf denen ich gesessen hatte, auf eventuelle Blutflecken. Wenn die Hochphase meiner Regelblutung war, meldete ich mich gelegentlich krank und verließ kaum das Haus. Die starken Blutungen und Schmerzen schränkten mich schon sehr ein. Mein Sozial- und Berufsleben und auch meine Psyche litten sehr darunter.

Für Außenstehende ist sowas schwer nachzuvollziehen und wurde oft als „Anstellerei“ abgetan. Das hat mich jedes Mal sehr verletzt und ich fühlte mich absolut nicht ernst genommen. Im Nachhinein gesehen habe ich das alles nur ertragen, weil mein Kinderwunsch einfach extrem stark gewesen ist.

Wie sind die lang ersehnte Schwangerschaft und die Geburt dann verlaufen?

Die Schwangerschaft verlief normal und hatte von Anfang an ein positives Bauchgefühl, dass alles gut werden würde. Ich hatte nur gelegentliche Morgenübelkeit und zum Ende der Schwangerschaft Wassereinlagerungen. 

Dennoch galt ich aufgrund meines Alters, ich war 36 Jahre zu dem Zeitpunkt, als Risikoschwangere. Hinzu kam, dass meine Gebärmutterwand an vielen Stellen durch die Abtragung der Myome und Endometrioseherde sehr dünn, vernarbt und geschädigt war. Ich hatte auch noch drei größere Myome, die in die Gebärmutter wuchsen.

Darum beschlossen meine Gynäkologin, Hebamme und die Ärztin der Entbindungsklinik in gemeinsamer Absprache, dass ich engmaschig untersucht werden sollte, um die Lage und das Wachstum der Myome zu beobachten. So könnten sie rechtzeitig intervenieren, falls die Myome den Fötus beeinträchtigen sollten.

Aber meine Tochter verschaffte sich den nötigen Platz, um in meiner Gebärmutter zu wachsen und drückte die Myome einfach zur Seite. Dabei eines ungünstig, da es sich vor den Muttermund legte. Das machte eine natürliche Geburt noch unmöglicher als es vorher schon gewesen war. Denn aufgrund meiner Schädigungen hatte die Ärztin Bedenken, dass meine Gebärmutter unter Wehen reißen und dies fatale Folgen haben könnte.

Das bedeutete also Kaiserschnitt, oder?

Ja, der Termin für den Kaiserschnitt wurde einen Tag vor ET gelegt, was in dem Krankenhaus so üblich ist, um den Babys genügend Zeit zur Reifung zu geben.

Meine Fruchtblase platzte den Abend vor dem geplanten Kaiserschnitt. Was mich zum Teil beruhigte, da ich so wusste, dass meine Tochter bereit ist auf die Welt zu kommen. Zum Glück hatte ich noch keine Wehen, als wir im Krankenhaus ankamen. Und um kein Risiko einzugehen, wurde die Kaiserschnittgeburt in der Nacht noch durchgeführt.

Leider wurde die Spinalanästhesie bei mir nicht richtig gesetzt und ich konnte meine Beine spüren. Daher bekam ich eine Vollnarkose. Im Nachhinein positiv zu sehen, da der Kaiserschnitt durch ein Myom ging. Anders war es nicht möglich und es wurde ziemlich hektisch im OP. Bevor die Blutung gestillt werden konnte, hatte ich schon 2 Liter Blut verloren. Ich glaube, wenn ich das alles mitbekommen hätte, wäre ich traumatisiert gewesen.

Der hohe Blutverlust hat mir die erste Zeit als Mama sehr zu schaffen gemacht. Doch zum Glück hatte ich meinen großartigen Mann und besten Papa an meiner Seite zur Unterstützung.

Ihr habt euch sehr ein zweites Kind gewünscht. Wann war klar, dass sich dieser Wunsch nicht erfüllen wird?

Mir wurde schon nach der Geburt aus ärztlicher Sicht nahegelegt, kein zweites Mal schwanger zu werden, da meine Gebärmutter durch die Schwangerschaft und den Kaiserschnitt noch mehr gelitten hatte. Die Risiken einer eventuellen Fehlgeburt hatten sich dadurch leider weiter erhöht.

Ich habe das erstmal so hingenommen. Ich war zu sehr damit beschäftig mein Glück als Mama zu genießen. Und in den ersten Lebensjahren meiner Tochter war das vollkommen okay für mich und meinen Mann. Irgendwann stand aber die Frage nach einem weiteren Kind im Raum. Mein Mann und ich führten viele Gespräche über dieses Thema. Wägten das Für und Wider ab. 

Letztendlich nahm mein Körper mir die Entscheidung ab, da die Symptome der Myome und Endometriose sich rapide verschlechterten. Er wollte mir wohl damit sagen, dass ich mein Glück nicht heraus fordern sollte…

Mir ging es psychisch und physisch richtig schlecht. So schlecht, dass ich es einfach nicht mehr aushalten wollte und konnte. Darum entschied ich mich mit 43 Jahren meine Gebärmutter entfernen zu lassen. Ende 2022 wurde der Eingriff durchgeführt.

Wie ging es euch als Paar damit? Seid ihr unterschiedlich damit umgegangen?

Mein Mann ist definitiv besser mit der Situation klargekommen. Er ist ein Pragmatiker und war vollkommen zufrieden, Vater eines Kindes zu sein. Er wollte mich keinen unnötigen Risiken aussetzen.

Ich hingegen konnte mich nur langsam von dem Wunsch lösen, ein weiteres Baby zu bekommen. Ich habe sprichwörtlich das Tal der Tränen durchlaufen.

Wollte deine Tochter auch ein Geschwisterchen?

Meine Tochter äußerte immer wieder ihren Wunsch nach einem Geschwisterchen. Damit fing sie mit so etwa 4 Jahren an. Je älter sie wurde, umso konkreter und häufiger wurden die Nachfragen, warum sie ein Einzelkind ist.

Manchmal haben mich dieser Fragen eiskalt erwischt. Sie machten mir überdeutlich, dass dieses Thema meine Tochter, trotz ihres jungen Alters, intensiv beschäftigte. Ich habe in vielen Gesprächen mit meiner Tochter altersgerecht erklärt, warum sie ein Einzelkind bleiben wird. Besonders nach meiner Gebärmutterentfernung. Mit unserer Unterstützung konnte sie inzwischen begreifen und akzeptieren, dass sich ihr Wunsch nicht erfüllen wird.

Was hilft dir, wenn dich diese Endgültigkeit wieder mal so richtig traurig macht?

Ganz schlicht: Mich einfach mit positiven Dingen/Aktivitäten ablenken und nicht weiter darüber nachdenken. Ich mache dann oft banale Dinge, wo mir keine Zeit bleibt, meine Gedanken darum kreisen zu lassen. Das ist z.B. etwas backen oder mit dem Hund rauszugehen.

Das hat leider nicht von Anfang an so funktioniert. Das musste ich erstmal lernen, angefangen damit, meine Situation zu akzeptieren. Und das war nur möglich, indem ich mich meiner Trauer gestellt und sie auch eine Zeitlang zugelassen habe. Aber, ganz wichtig, mich nicht darin verloren habe. Und das ist nicht passiert, weil ich angefangen habe, darüber zu reden und es so für mich gut verarbeiten konnte.

Welche Sprüche von außen tun dir weh?

Da gab es einige Sprüche, aber der, der mich am meisten verletzt hat ist: „Sei doch zufrieden, dass du ein Kind hast. Es gibt viele Frauen, die gar kein Kind bekommen können!“ Zum Glück kamen derlei Sprüche nie von Familienmitgliedern oder von Freundinnen.

Natürlich bin ich glücklich und absolut dankbar für mein Wunder. Aber nur, weil ich ein Kind habe, darf ich nicht von einem weiteren Kind träumen?! Ich kann bis heute nicht verstehen, warum Menschen solche Sachen äußern müssen.

Was wünscht du dir für deine Familie?

Dass wir weiterhin eine so großartige kleine Familie bleiben: die sich liebt und akzeptiert. Die die Köpfe voller verrückter Ideen und Schabernack hat. Die miteinander diskutieren und streiten kann und sich anschließend noch inniger liebt. Die zusammen hält, egal welche Hürden es zu überwinden gibt. Die laut lacht und kleine Glücksmomente im Alltag genießt.

Und für meine Tochter wünsche ich mir, dass sie keine Myome und Endometriose bekommt.

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2 comments

  1. Liebe Daniela,
    ich kann alles so gut nachvollziehen und befinde mich in einer sehr ähnlichen Situation. Unsere Tochter ist neun Jahre alt.
    Vielleicht besteht die Möglichkeit einer Kontaktaufnahme? Das würde mich total freuen, denn ich habe bislang noch niemanden in solch einer ähnlichen Konstellation getroffen.
    Auch wir haben zu dritt viele lustige Ideen und treiben gerne Schabernack. 🙂
    Liebe Grüße
    Simone

    1. Hallo Simone,

      danke für dein liebes Kommentar. Gerne kannst du Kontakt mit mir aufnehmen. Wäre neugierig auf deine Geschichte.
      Magst du mir deine Mailadresse mitteilen? Oder kann ich dich auf Facebook finden?

      Liebe Grüße

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