Als ich Mutter wurde, dachte ich, es kommt einfach ein lächelndes Wesen zu uns dazu.
Als ich Mutter wurde, dachte ich, ich hätte jeden Tag gute Ideen, um die Kinder bei Laune zu halten.
Als ich Mutter wurde, dachte ich, ich würde das Kind schon schaukeln.
Als ich Mutter wurde, dachte ich, ich hätte die Geduld eines Mammuts.
Als ich Mutter wurde, dachte ich, alles geht so weiter wie bisher, nur schöner.
Als ich Mutter wurde, dachte ich, das Zu-Bett-bringen sei wie im Film. Gute-Nacht-Kuss, Licht aus, Tür zu.
Als ich Mutter wurde, dachte ich, ach, so ne durchwachte Nacht kenn ich doch von Partys.
Als ich Mutter wurde, dachte ich, es wäre die Krönung unserer Liebe und Beziehung.
Als ich Mutter wurde, dachte ich, das geht schon alles so weiter mit dem Job.
Ich bin froh, dass ich das dachte. Ich bin mit großer Freude reingeschliddert in dieses große Ding namens Mutterschaft. Mit Zuversicht und guter Hoffnung.
Und ja, es kam ein lächelndes Wesen dazu. Eines, das aber eben auch gern mal sechs Stunden pro Abend schrie.
Und ja, manchmal habe ich auch heute noch gute Ideen, um die Kinder am Nachmittag bei Laune zu halten, viel öfter aber denke ich: Ui, wie schaffen wir es jetzt trotz Hausaufgaben und Einkaufen noch pünktlich zum Training?
Und ja, wir haben das Kind bzw. die Kinder schon geschaukelt. Aber manchmal haben wir uns darüber auch einfach mal selbst vergessen.
Und ja, die Geduld eines Mammuts – die habe ich tatsächlich manchmal bewiesen, wenn es in der Kita-Garderobe wieder mal 48 Minuten länger dauerte, um die Gummistiefel anzuziehen. Gelingt aber halt auch nicht jeden Tag.
Und ja, das Auto blieb das Gleiche, der Partner blieb der gleiche, der Job auch – und trotzdem war einfach nichts mehr wie vorher, weil allein die Tragweite jeder Entscheidung so groß geworden ist. Weil da plötzlich diese große Verantwortung ist.
Und ja, das Zu-Bett-Bringen, irgendwann schlafen die Kinder wirklich. Jeden Abend. Aber bestimmt nicht nach dem ersten Gute-Nacht-Kuss, sondern nach Zahnputz-Diskussionen, Vorlese-Marathon und Hunger-Durst-Pipi-Wasauchimmer-Rufen.
Und ja, so durchwachte Nächte kannte ich, aber hahahaha. Drei Jahre ohne Schlaf? Nicht im Leben hätte ich mir das vorstellen können.
Und ja, die Kinder waren uns sind die Krönung unserer Liebe. Sie sorgen aber eben auch für ordentlich Zunder.
Und ja, das geht schon alles mit dem Job. Wer aber einmal Abgaben, Vorträge, Kinderkrankheiten und Haushalt auf einmal zurecht-jongliert hat, weiß, dass das Danach mit dem Vorher nicht mehr zu vergleichen ist.
Unser Leben ist reicher geworden durch die Kinder. Unendlich reicher. So viel Liebe, so viel Vertrauen, so viel Glück und Stolz. Aber es ist auch schwieriger geworden, es ist laut, chaotisch und die Verantwortung wiegt schwer. Alles ist größer und dichter und komplexer geworden.
Es ist wahnsinnig schön und wahnsinnig anstrengend. Und um nichts in der Welt würde ich tauschen wollen.
Das Leben mit Kindern ist eine Emotions-Explosion – in alle Richtungen. Und niemand hat jeden Tag gute neue Ideen und lebt für immer harmonisch vor sich hin. Deswegen reicht es zu sagen: Es ist vielleicht nicht so rosig wie in der naiver Erstvorstellung, wie das so wird als Mutter. Niemand von uns ist perfekt. Aber es ist trotz der immensen Herausforderung einfach das Größte, das uns je passieren konnte.
4 comments
Vielen Dank für diesen
Vielen Dank für diesen realistischen Bericht. Ich habe auch meine Gedanken dazu niedergeschrieben, vielleicht schaut ihr mal vorbei. https://www.xn--mdeliundknirpsi-0kb.de/wie-veraendert-sich-das-leben-als-frischgebackene-mama/
Alles Liebe
Völlige Zustimmung…
…für den tollen Beitrag (einige Beiträge aus der Papa-Perspektive gibt’s auch hier:
https://www.vatersohn.blog/thema/vater-sein/
LG, Richard & Hugo (vom vatersohn.blog).
Wunderbar beschrieben.
Wunderbar beschrieben. Genauso ist es. Vielen Dank dafür!
Nicht besser…
..hätte ich es sagen können. Vielen Dank für so einen inspirierenden und grundehrlichen Text!