Ihr Lieben, manche Wochen haben es einfach in sich. Da ist jeder einzelne Tag so intensiv, dass die Woche sich gleichzeitig zieht und verfliegt. Es ist die Gleichzeitigkeit der Elternschaft, die mich dann so schlaucht – lasst mich das erklären.
Die Sechsjährige hatte eines Nachts wieder mal ihren Pseudo-Husten. Ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Dieser Husten ist immer der Anfang eines Infekts. Wenn sie so hustet, weiß ich: Am Tag drauf folgt Fieber und die nächsten Tage muss sie im Bett bleiben. Und so war es auch, nur dass noch Halsschmerzen dazu kamen. Der Abstrich ergab: Streptokokken.
Der Abstrich wurde beim Kinderarzt-Termin gemacht, bei dem die beiden Großen und das Baby geimpft werden sollten. Das war dann echt next level: Ein krankes Kind, zwei Kinder, die wenig Lust auf Impfen haben und ein Baby, das nach dem Impfen Fieber bekommt….
Dann stellte sich am Tag darauf heraus, dass mein Sohn nicht mit seinem liebsten Kumpel in die nächste Klasse aufrutscht. Da hieß es: Tränen trocknen, Frust auffangen, Mut machen. Die ganz Große war ebenfalls frustriert, weil nächste Woche ihre Theateraufführung stattfinden, sie aber ihren Text einfach nicht auswendig lernen konnte. Außerdem klopft die Pubertät langsam an die Tür und der Wechsel an die weiterführende Schule steht auch an. Ganz nebenbei finden hier nun die ganzen Abschiedsfeste statt, es müssen Geschenke und Blumen für Erzieherinnen und Lehrerinnen besorgt werden, denn die Sommerferien stehen kurz bevor.
Ach ja, mein Mann geht demnächst in Elternzeit und hat deshalb noch viel Stress im Büro, um vorher alles fertig zu kriegen und Lisa ist im wohlverdienten Urlaub.
Elternschaft ist wenn alles gleichzeitig passiert
An diesen Tagen, an denen mich die Gleichzeitigkeit der Bedürfnisse der Kinder und der Dinge, die ich erledigen muss, überrollen, denke ich schon mal sehnsüchtig an die Zeit zurück, in der ich festangestellt war und noch keine Kinder hatte. Als meine einzige Ablenkung eine Kollegin war, die mit mir in der Kaffeeküche quatschen wollte. Als ich ungestört stundenlang arbeiten konnte, genügend Schlaf bekam und einzig und alleine nur für mich selbst zuständig war. Als ich das, was ich machen wollte, wirklich beenden konnte, ohne von „Maaaaaaamaaaaa“ unterbrochen zu werden.
Wenn ich auf solche Wochen zurück schaue, wird mir immer wieder bewusst, was wir Eltern alles wuppen. Wir sind echte Multitalente, jounglieren so viele Bälle gleichzeitig in der Luft. Und trotzdem sitzt – vor allem bei Müttern – immer noch oft ein kleines Teufelchen auf der Schulter und flüstert: „Du hast heute mal wieder gar nichts geschafft.“
Ich kenne diese Gedanken nur zu gut. Was mir dann hilft: Abends aufzuschreiben was man tatsächlich alles geschafft hat. Auch so kleine, alltägliche Dinge wie Müll rausbringen, Abendessen zubereiten, das weinendes Kind getröstet, Wechselwäsche in die Kita zubringen, nicht auszuflippen, obwohl schon wieder das Sportzeug vergessen wurde. Und wenn man dann auf diese Liste schaut merkt man: Ich schaffe so viel. Ich schaffe ganz viele Kleinigkeiten, die aber wichtig sind. Und ich schaffe Großes. Ich schaffe Vertrauen, Halt und die Gewissheit, geliebt zu werden. Und das ist – bei allem Wehmut über die guten alten Zeiten, viel wertvoller als nur für sich selbst zuständig zu sein….
3 comments
@k
Respekt fürs nicht durchdrehen!
I hear you! In allem, also auch der Lebensfreude trotz alledem! 🙂 Und dieses Thema ‚Wechselwäsche in die Kita bringen‘. Ganz ehrlich, ich bin ne viel beschäftigte Frau mit sehr viel Verantwortung an mehreren Stellen. Aber wenn ich mal wieder die Wechselwäsche aufgefüllt habe, bin ich aus unerfindlichen Gründem immer stolz auf mich und habe das Gefühl, alles Wichtige am Tag erledigt zu haben, hahaha! 😉 Alles Gute für euch, Katharina!
Oh ja, ich fühle den Artikel förmlich! Ich habe „nur“ 2 Kinder, die auch schon im Gymnasium und in der Grundschule sind, trotzdem reichen meine Tage regelmäßig vor den großen Ferien und vor Weihnachten nicht aus. Hier nur mal exemplarisch mein Montag in dieser Woche: Früh bin ich auf Arbeit in der Gewissheit, dass ich heute dort ganz in Ruhe arbeiten kann, bis ich 17:00 Uhr zum Zahnarzt muss und danach komme ich heim, Suppe den Abend mit den Kindern und gehe ins Bett, während mein Mann zur Eigentümerversammlung muss. Das Team auf Arbeit war von dieser Aussicht auch happy, hätte es mich doch 1 Std. länger als sonst montags gehabt, was gut passte, da meine direkte Kollegin im Urlaub ist und es uns in der Funktion nur 2 mal gibt. Ich also munter noch zusätzliche Nachmittagstermine übernommen. 14:00 Uhr erreichte mich der zerknirschte Anruf meines Sohnes, er steht in der prallen Hitze vor der Haustür und hat seinen Schlüssel vergessen, seine Freunde sind alle beim Training, Papa steckt in einem Meeting und kommt frühestens in 2 Stunden, wenn er die kleine Tochter aus dem Hort geholt hat, keiner der Nachbarn ist schon zu Hause. Ich also fix die Nachmittagstermine mit den Kollegen vorbereitet und heim gedüst um den Sohn zu retten. Zum Glück haben wir uns dann erstmal ein Eis auf der Couch gegönnt. Dann kam mein Mann mit der Tochter kreideweiß und völlig fertig heim, er hatte nach der Messung 39,4 Grad Fieber und ging durch ins Bett. Den Sohn instruiert, dass er zum Training alleine fährt, die Tochter darauf vorbereitet, dass sie sich zum Abendessen selber Schnitte machen müssen. Dann zum Zahnarzt gedüst, mit von der Behandlung betäubten Mund zur Versammlung, meinen Mann als Beirat vertreten. 21:00 Ihr mit den Nachbarn nach Hause gekommen und ein klägliches miauen aus der Tiefgarage vernommen, genauer gesagt aus unserem Auto. Hoch geflitzt, Schlüssel 🔑 geholt, Motorhaube auf, eine Minikatze kam raus um sich im nächsten Auto zu verstecken, mit der Tochter bis 22:30 Uhr versucht das Kätzchen zu locken und zu fangen, diverse Nachbarn halfen. Sohn ging derweil oben ins Bett, dann den Tierschutz informiert. Tochter ins Bett gebracht, die Nachbarn zogen sich alle zurück, ich habe dann in der Tiefgarage auf die Tierrettung gewartet. Die kam 23:30 Uhr, denn die Babykatze war nicht aus den Autos zu bekommen, was ihren sicheren Tod am nächsten Morgen bedeutet hätte, wenn einer los gefahren war. Die Tierrettung konnte sie auch nicht locken, am nächsten Tag sollte nun der Amtstierarzt kommen und eine Lebendfalle aufstellen. Ich lag 00:30 Uhr im Bett. 06:20 Uhr klingelte mein Wecker, Kinder fertig machen, zum Glück konnte der Mann schlafen. Um 08:00 Uhr kam er raus, als ich mit dem Tierarzt telefonierte, er übernahm dann mit einer Nachbarin die weitere Katzengeschichte, ich ging zur Arbeit. 14:00 Uhr war das Kätzchen dann endlich gerettet. Ich kam 18:30 Uhr von der Arbeit und fiel bald darauf hundemüde ins Bett. Zum Glück gehts meinem Mann wieder gut und ich kann über den Chaos- Montag lachen! Haltet alle durch! Bald sind Ferien!