Liebe Milena, in ein paar Tagen heiratest Du einen ganz besonderen Mann. Er hat nämlich fünf Jahre auf Dich gewartet, bis du bereit für eine Beziehung warst. Warum hast du so lange gebraucht?
Da muss ich wohl bei meinem Ex-Partner und dem Kindsvater meiner Zwillinge (sie werden bald 7) anfangen. Mit ihm war ich 1,5 Jahre zusammen – schon nach sechs Monaten Beziehung bin ich schwanger geworden. Da war ich gerade mal 22 Jahre alt und stand mitten im Berufsleben. Die Beziehung war da schon nicht ideal, wir haben uns viel gestritten, weil ich fand, dass er zu viel Party macht und nicht mit Geld umgehen kann.
Ich wollte eigentlich nie Kinder, aber als ich das erste Mal den Herzschlag der beiden gehört habe, war ich mir sicher, dass ich sie behalten möchte, ihnen ein gutes Zuhause geben kann und sie lieben werde, egal was kommt.
Als die Kinder knapp 1 Jahr alt waren, habe ich mich vom Kindsvater getrennt. Das war keine schöne Trennung, er hat sogar vor Gericht versucht, mir die Kinder wegzunehmen. Es war eine harte Zeit.
Hattest du in dieser Zeit Unterstützung?
Ich hatte zwar Unterstützung durch meine Familie, aber die haben natürlich alle auch ihre eigenen Leben. Ich kam in einen Funktionier-Modus, denn durch den Kindsvater gab es keine Entlastung. Er hat sich nicht an Vereinbarungen gehalten.
Wie ging es dann weiter?
Als die Kinder zwei Jahre alt wurden, bekam ich einen Kita-Platz. Ich konnte wieder arbeiten, was mir viel Kraft und Energie gegeben hat. Und ich bekam Unterstützung von der Familienhilfe, und die hat wirklich was gebracht – nicht nur für mich, sondern auch mit den Kindern. Aus einer *nur* funktionierenden Mutter wurde eine lebende Mutter.
Hast du da langsam auch an eine neue Beziehung gedacht?
Ich bin ein gebranntes Kind. Ich hab in meinen 31 Jahren 4 Partner gehabt, die es mit der Treue nicht so hatten. Ich hatte eigentlich keine Lust mehr auf Männer, hatte eine regelrechte Abneigung, weil ich dachte, Männer belügen mich eh nur. Also dachte ich: Ich bleib lieber alleine.
Wie und wann hast du dann deinen jetzigen Partner kennen gelernt?
Ich habe meinen Verlobten über meine beste Freundin und Nachbarin kennengelernt. Sie hat ihn mir vor fünf Jahren vorgestellt und ich wusste gleich, dass sie mich verkuppeln will.
Er stellte sich ganz nett vor, aber ich habe ihm einen ironischen Spruch verpasst. Viele Männer hätten sich davon abschrecken lassen, aber er fand mich interessant und schlagfertig.
Ich habe ihn von da an öfter bei meiner Freundin gesehen, wir haben viel gelacht und geredet. Und da dachte ich: Soooooo doof ist der ja gar nicht….
Aber?
Ich wollte mich nicht auf eine neue Beziehung einlassen. Ich hatte Angst, Angst wieder alles falsch zu machen, Angst betrogen zu werden, Angst angelogen zu werden, Angst davor ,wieder in diesem Loch zu landen, Angst davor nicht lieben zu können und die Angst, was eine erneute Trennung mit den Kids machen würde.
Dazu kam, dass ich dachte, er sei gar kein Familienmensch und dass er seine Freiheit niemand für mich und die Kinder aufgeben würde. Er war immer viel unterwegs, ist gereist, hat viel gearbeitet.
Aber es hat dann doch gefunkt….
Es war der 31.12 2018. Ich wollte einfach einen schönen Abend mit den Kindern verbringen und dann vor dem Geknalle ins Bett, ich bin kein Silvester-Fan. Auf einmal klopfte es. Meine beste Freundin, ihr Freund, und mein heutiger Verlobter standen vor der Tür. Ich nur im Schlabberlook , was habe ich mich geschämt! Ich dachte darüber nach, ob ich mich schnell umziehen und schminken müsse für ihn. Und dann dachte ich mir wieder: Was ist denn los? Du willst doch keinen Mann!“ Ich habe mich dann aber doch etwas frisch gemacht und es war ein sehr schöner Abend. Da habe ich das erste Mal gemerkt, dass da doch Gefühle sind.
Wie seid ihr denn dann zusammen gekommen?
Das hat noch ein halbes Jahr gedauert. Ich habe ständig versucht, meine Gefühle zu unterdrücken und bin regelrecht geflüchtet, wenn ich ihn irgendwo gesehen habe.
Dann hatte ich ihm über Facebook eine Nachricht geschrieben, dass ich abends einen Film gucken will und ob er Lust hat, mitzuschauen. Und tatsächlich kam er. Es war ein sehr schöner Abend und ich habe ihn, als er gegangen ist, gefragt ob er bald wieder kommen will. Die Kinder waren bei ihrem Vater und so verbrachten wie die nächsten Abende zusammen und lernten uns mal richtig kennen.
Da haben wir uns auch geküsst und ich hatte tatsächlich vergessen, wie schön das ist und wie gut sich alles fühlen kann.
Doch du hattest etwas wichtiges auf dem Herzen….
Ich wollte nichts Halbes, das war mir ganz klar. Ich habe also all meinen Mut zusammen genommen und sagte ihm, dass ich diese Woche mit ihm genossen habe. Dass ich aber nicht immer so entspannt bin wie jetzt in der Woche ohne Kinder, dass ich meine Launen habe, dass ich meine Phasen haben werde, dass ich echt ekelig werden kann und auch ständig unter Strom stehe, dass meine beiden Kinder immer an erster Stelle stehen werden und er sich das genau überlegen soll, ob er das will, mich und die Kinder.
Ich hatte Angst, Angst vor seiner Reaktion auf meine Worte und dann sagte er, dass er es sich nicht nur vorstellen kann, sondern auch will. Mich will mit allem was ich bin, mit meinen Kindern und er sich noch nie in seinem Leben so wohl bei einer Frau gefühlt hat.
Das hört sich wunderbar an.
Ja, er ist für mich so besonders, weil er mich wirklich so nimmt wie ich bin, meine Kinder so nimmt wie sie sind. Er ist die Ruhe in Person und bringt mich und die Kinder zum Lachen. Er gibt mir das Gefühl von Geborgenheit , hat mich unterstützt, sei es im Haushalt oder bei der Erziehung der Kinder.
Und nun du bekommst noch ein Kind!
Das kleine Wunder war nicht geplant, nicht direkt. Ehrlich gesagt am Anfang war es doch schon ein Schock, denn für mich kam ein weiteres Kind gar nicht in Frage, aus Angst, dass es wieder Zwillinge werden könnten.
Tja, aber dann ist es passiert und mein Verlobter hat sich riesig gefreut. Was soll ich sagen, es ist wie es ist, wir freuen uns nun alle sehr auf unser Wunder.
Was wünscht Du Dir noch für dieses Jahr?
Ich wünsche mir, dass mein Verlobter irgendwann mit zum Frauenarzt kommen kann und dass bei der Geburt alles gut geht. Ich wünsche mir starke Nerven für alles, was kommt. Und ich hoffe, dass meine Geschichte all den Menschen Hoffnung macht, doch noch den einen Menschen zu treffen, der wirklich gut zu einem passt.
2 comments
Die Liebe sollte man sich nicht selbst verbieten, dafür ist sie zu wichtig im Leben. Vielleicht habt ihr zwei die lange Zeit aber tatsächlich gebraucht, damit ihr euch jetzt beide sicher fühlt und er hoffentlich auch weniger reisen und arbeiten muss? Alles Gute!
Das macht Hoffnung ♥️ Bin seit der Schwangerschaft alleine, also seit etwas mehr als 3 Jahren und kann mir momentan noch nicht vorstellen jemals wieder jemanden in mein und unser Leben zu lassen. Solche Geschichten helfen mir, in ein tiefes Loch zu fallen. Danke