Unvorstellbar: Mein Mann führte 4 Jahre ein Doppelleben

Doppelleben

Foto: Pixabay

Ihr Lieben, Männer, die ein Doppelleben führen, gibt´s nur im Film? Leider nein. Und leider ist es – entgegen aller Vorurteile – auch nicht total easy, einem Mann das Doppelleben nachzuweisen. Tinas Mann hat vier Jahre lang eine Parallelbeziehung mit einer anderen Frau gehabt. Wie er das organisiert hat und wie er schließlich aufgeflogen ist, lest ihr hier.

Liebe Tina, dein Ex-Mann hat ein Doppelleben geführt. Bitte erzähl uns erstmal, wie lange ihr zusammen wart und wie du – bis zu dem Auffliegen – eure Beziehung empfunden hast.

Wir sind kurz vor meiner Krebsdiagnose zusammengekommen, haben glücklicherweise nach den Chemotherapien überraschend unsere Tochter bekommen. Als sie ein halbes Jahr alt war, haben wir geheiratet, da waren wir 3 Jahre zusammen. Knapp 19 Monate später kam unser Sohn – zu diesem Zeitpunkt gab es die andere Frau bereits fast 2 Jahre lang.

Unsere Beziehung war von Anfang an anders, immerhin war der Alltag nach ein paar Wochen Kennenlernen von Krankenhaus, OPs, Chemotherapien und vielen alltäglichen Einschränkungen geprägt. Aber durch meinen offenen Umgang mit der Erkrankung und einen tollen Freundeskreis, war es durchaus eine gesellige Zeit. Allerdings konnte ich nicht mit auf Party-Tour gehen. Und nach diesen Partyabenden gab es öfter mal seltsame Situationen, manchmal haben Frauen angerufen oder er hat Nachrichten bekommen. Natürlich habe ich ihn darauf angesprochen und er hatte immer eine schlüssige Erklärung. Wenn er gemerkt hat, dass es mir nicht ganz schlüssig schien, hat er sogar „Kumpels“ dazu bekommen, seine Stories zu untermalen.

Bis auf diese Situationen lief es echt gut zwischen uns. Seine lockere Art hat mich oft die schlimme Zeit während der Erkrankung vergessen lassen. Wir hatten immer wieder neue kleine Ziele vor Augen, bis hin zum Hauskauf. Dann kam meine Wiedereingliederung in den Job, die endete, weil überraschend die Schwangerschaft festgestellt wurde. Er war glücklich mit seiner Arbeit, ich kümmerte mich um Garten, Haushalt und Tiere soweit es ging.

Sein Partyleben ging weiter, seine Hobbies (Handball) ebenso. Am Wochenende war es für mich ok, wenn er mit seinen Freunden unterwegs war, allerdings fand ich es schon krass, dass er oft bis zum nächsten Morgen feiern war – schließlich hatten wir ja ein Baby. Aber groß gestritten haben wir deshalb nie. Ich glaube, das lag daran, dass ich einfach nur froh war, dass es mir entgegen aller Prognosen und der Krankheit wieder gut ging.

Doch irgendwann änderte sich die Stimmung, richtig?

Ja, als unser Sohn geboren wurde, empfand ich es als sehr belastend, dass er so viel unterwegs war. Ich war noch nicht wieder fit und fühlte mich komplett alleine gelassen. Ich stellte fest, dass ich mir Familie eigentlich nicht so vorgestellt hatte. Dann hatte mein Mann einen Unfall und musste auf Reha. Während dieser Reha habe ich ihm auch gesagt, dass ich so eigentlich nicht weitermachen will. Und dass er sich hier Gedanken machen soll, was er will. Und dass es auch keine Schande ist, sich einzugestehen, dass unsere Ehe vorbei ist.

Eigentlich ein Trennungsangebot auf dem Silbertablett, mit dem er einfach aus allem rausgekommen wäre. Er aber wollte angeblich unbedingt die Familie erhalten, weil wir sein Ein und Alles seien. Zu diesem Zeitpunkt waren wir 6 ½ Jahre zusammen, 3 ½ davon verheiratet. 

Wie und wann ist das Doppelleben aufgeflogen?

Das war zwei Wochen, nachdem er aus der dreimonatigen Reha zurück war. Er war noch krankgeschrieben und dadurch, dass er nicht arbeitete, war es nicht mehr möglich, das Doppelleben aufrechtzuerhalten. Denn es gab keine „Überstunden“ mehr, keine „Bierchen nach dem Training“, keine „langen Partynächte“. Er konnte sein Doppelleben also nicht mehr koordinieren und machte einen Fehler bei der anderen Frau. Diese hat sich dann im Sommer 2016 bei mir via Facebook gemeldet, mir alles erzählt und mir zum Beweis Fotos und Videos von meinem Mann und ihr geschickt.

Wusste die andere Frau denn von dir?

Die andere Frau wusste, dass es mich gibt. Aber angeblich lebten wir getrennt im gemeinsamen Haus, auf verschiedenen Etagen wegen der Tochter (den Sohn hat er nämlich tatsächlich verschwiegen!) und weil er alles erledigen müsse, da ich unfähig sei, den Alltag zu stemmen. Zwischendurch hat er ihr dann auch mal erzählt, dass er doch ausgezogen sei und vorübergehend bei seiner Schwester untergekommen sei. 

Er hat sie auch mit zu „Kabinenparties“ und den Spielen genommen. Ich war ja mit zwei Säuglingen zu Hause und somit „sicher aus dem Weg“. Den Teamkollegen hat er sie als normale Freundin vorgestellt und sogar behauptet, wir würden uns kennen und sie sei einfach ne super Freundin. Sie ging mit auf Hüttenwochenenden, für die ich auch noch das Essen gemacht habe, aber selber nicht mit sollte und wollte, weil es mit den beiden Kindern einfach das Falsche gewesen wäre.

Mein Ex hat mir auch öfter Besuch bei Freunden in anderen Städten geschenkt, damit ich mal rauskomme. Kaum war ich mit den Kids verreist, ist die andere eingezogen. Und als ich auf Mutter-Kind-Kur war, muss das für ihn das Paradies gewesen sein.

Selbst während seiner Reha hat er das auch ganz gut organisiert – ich sollte die Wochenenden mit den Kindern frei haben, weshalb es doch besser wäre, wir würden unter der Woche kommen. An den Wochenenden war die andere Frau nämlich zu Besuch. Insgesamt ging das Ganze fast 4 Jahre lang. Sie kam sechs Wochen nach unserer Hochzeit mit an Bord.

Wie hast du reagiert, als du dann die Nachrichten der anderen Frau bekommen hast?

Er war gerade im Bad, als ich das gelesen habe. Als er zurückkam, habe ich meinen Ehering ausgezogen und ihm gesagt, dass ich den mit Sicherheit nie wieder anziehen werde (und ja, ich hatte mir bereits einen Schnaps gegönnt).

Und wie hat er reagiert, als er gemerkt hat, dass er aufgeflogen ist?

Erst mal wie immer – Vorwürfe, Angriff. Was ich denn jetzt schon wieder hätte, ob ich mir wieder etwas zusammenspinnen würde, ich würde ihn noch wahnsinnig machen. Als ich ihn dann gefragt habe, was ihm denn zum Namen der anderen Frau einfallen würde, hat er sich ziemlich zusammengesackt aufs Sofa gesetzt. Ich weiß, dass er sich bei der anderen Frau entschuldigt hat, dass er sie nie verletzen wollte. Ich habe bis heute keine Entschuldigung bekommen. Nur die Bitte, uns noch eine Chance zu geben, weil er uns bräuchte.  

Als Außenstehender denkt man ja, dass so ein Doppelleben nicht unbemerkt bleiben kann. Was sagst du dazu?

Das sollte man wirklich meinen, habe ich auch immer gedacht. Aber man darf die Fähigkeiten einer durchtriebenen Person nicht unterschätzen, es gibt sehr manipulative Menschen. Auch wenn man mal etwas Komisches bemerkt, wird man selbst beschuldigt, die Opferkarte wird ausgespielt, man wird verantwortlich gemacht, die Ehe zu gefährden, weil man dringend eine Therapie bräuchte usw.

Je offensichtlicher das Ganze gelebt wird, desto weniger vermutet das Umfeld Böses. Ziemlich perfide. Ich habe mich auch durchaus zwei Freundinnen anvertraut, ihnen von den komischen Vorkommnissen erzählt und seinen Reaktionen auf mein Nachhaken. Selbst sie haben mich immer wieder beruhigt, weil es mit zwei Säuglingen und so viel gesundheitlichem Drama auch keine alltägliche Situation ist und jeder von uns beiden angespannt sei. Er brauche vielleicht auch gerade die Arbeit und den Sport als Ventil, um für mich stark zu sein. Das Doppelleben hat so keiner von uns kommen sehen. Im Nachhinein herauszubekommen, dass man bei den meisten Situationen vollkommen richtig lag, war wichtig, beruhigend und heilsam. 

Wie ging es nach dem Auffliegen weiter?

Die Kinder und ich sind im Haus geblieben, er hat sich eine 1 ½ Zimmerwohnung im Nachbarort genommen. Ich hatte aber erst lange überlegt, weit weg ans Meer zu ziehen, mich aber schlussendlich dagegen entschieden, um den Kindern (damals 2 und 3 Jahre alt) nicht auch noch die Großeltern zu nehmen. 

Habt ihr heute noch Kontakt? 

Wegen der Kinder gezwungenermaßen ja. Ohne Kinder wäre das sicher nicht so.

Wie überwindet man so einen Vertrauensmissbrauch?

Ganz ehrlich, ich glaube nie wirklich. Aber das liegt nicht nur an dem Ehebetrug, sondern an den ganzen anderen manipulativen Spielen, die er mit mir gespielt hat. Ich habe durch meine Krankheit jedoch schon gelernt, den Blick nach vorne zu halten. Das nach dem Warum fragen hält auf, raubt Kraft. Ich wusste, dass ich nun vor allem die Kinder möglichst unbeschadet durch das alles kriegen will, da sie die Leidtragenden einer Situation sind, für die sie nichts können.

Also hieß es schlichtweg ausblenden, was mir persönlich widerfahren ist, und den Fokus auf die neue Zukunft zu legen. Das war natürlich nur Verdrängung, funktionierte mal mehr, mal weniger. Es gab dann eine PTBS Diagnose, Panikattacken, Depressionen. Bis heute triggert es mich, wenn ich angelogen werde. Immer mal wieder bricht etwas durch, aber durch liebe Freunde, stabile Familie, tolle Psychologen habe ich gelernt, damit umzugehen. Mal mit Ablenkung, mal mit Ruhe und durchhängen lassen. Resilienz ist ein Lernprozess. Aber man muss ehrlich zu sich sein.

Und ich versuche, nie mit ihm alleine zu sein. Mit Zeugen drum herum kann er keine Spielchen mehr mit mir spielen. Er selber versteht bis heute nicht, was er mir angetan hat, denn er erzählt seinen neuen Partnerinnen, dass wir uns auseinandergelebt hätten oder dass er EINMAL nebenraus geschossen wäre. Das zeigt, wie wenig er bis heute reflektiert hat.

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1 comment

  1. Das tut mir so leid, dass du sowas erleben musstest.

    Mir ist etwas Ähnliches passiert, nur waren zum Glück noch keine Kinder involviert. Solche Männer wissen genau, wie sie sich verhalten müssen. Ich hatte immer ein schlechtes Gefühl und er hat immer behauptet, ich spinne und bin zu eifersüchtig.
    Es braucht lange, um wieder vertrauen zu können. Ich bin mittlerweile mit einem tollen Mann verheiratet und wir haben eine Familie gegründet.

    Zum Glück ist es dir gelungen, einen Schlussstrich zu ziehen und ich wünsche dir, dass du wieder glücklich wirst!

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