Ein Familienhund ist eine wunderbare Bereicherung, denn mit einem Haustier aufzuwachsen ist toll. Aber: Es ist wichtig, sich VORHER genau zu überlegen, ob man als Familie bereit für einen Hund ist. Ein Hund ist ein Familienmitglied und soll ein Leben lang bei Euch bleiben.
Gerade im letzten Jahr haben sich viele Familien mit dem Thema Hund beschäftigt. Aufgrund der Corona-Pandemie haben alle mehr Familienzeit und alle gehen viel spazieren, weil sonst nichts geboten ist. Da überlegt man schnell, warum man nicht noch einen Hund mit auf die täglichen Runden mitnehmen könnte. Viele vergessen dabei, dass sich die Situation wieder ändern wird und der gewohnte Alltag zurück kehren wird. Überlegt Euch also alle genau, ob Ihr unter normalen Umständen auch genug Zeit für einen Hund habt. Diese 10 Punkte solltet Ihr als Familie diskutieren:
1. Sind die Kinder alt genug?
Es ist meist keine gute Idee, einen Hund oder gar Welpen ins Haus zu holen, wenn die Kinder noch im Säuglingsalter sind. Auf Dauer ist es sehr schwierig, gleichzeitig auf die Bedürfnisse eines kleinen Hundes und eines Babys einzugehen. Meist bleibt der Hund hier auf der Strecke.
Die Kinder sollten etwa drei bis vier Jahre alt sein, sodass man ihnen die Grundlagen im Umgang mit einem Hund erklären kann. Zu kleine Kinder ziehen häufig an Ohren oder Schwanz des Hundes. Das geschieht natürlich nicht aus böser Absicht, für den Hund sind solche Übergriffe aber sehr verstörend. Je nach Hund kann es hier zu Abgrenzungshandlungen wie Schnappen oder Zähne zeigen kommen.
Daher sollten die Kinder auf jeden Fall alt genug sein, um zu verstehen, wie sie sich einem Hund gegenüber verhalten sollten.
2. Sind alle Familienmitglieder bereit für einen Hund?
Die Frage, ob alle in der Familie auch wirklich einen Hund haben möchten, ist besonders wichtig. Es bringt auf Dauer nichts, wenn eine Person in der Familie so lange bequasselt wird, bis sie endlich zähneknirschend dem Hundekauf zustimmt. Hierbei besteht die Gefahr, dass diese Person eben auf lange Sicht kein enges Verhältnis zu dem Hund aufbaut, sondern ihn eher als Störenquelle betrachtet.
Setzt euch in aller Ruhe zusammen und schaut, ob wirklich alle Beteiligten mit dem neuen Rudelmitglied einverstanden sind und sich darauf freuen. Nur so gibt es auf Dauer ein friedliches und harmonisches Zusammenleben.
3. Sind wir als Familie bereit, uns um den Hund längerfristig zu kümmern?
Dieser Punkt wurde oben schon kurz beschrieben. Überlegt, ob ihr auch auf Dauer im normalen Alltag genügend Zeit findet, euch als Familie um den Hund zu kümmern. Während der Corona-Pandemie haben viele Leute mehr Zeit als ihnen lieb ist. Da erscheint die Haltung eines Hundes vielleicht als interessante Abwechslung.
Bedenkt aber, dass der Alltag sich wieder einstellen wird. Ist auch dann noch genug Freiraum da, um sich als Familie um einen Hund zu kümmern?
4. Können wir genug Zeit in die Haltung eines Hundes investieren?
Die artgerechte Haltung eines Hundes ist sehr zeitintensiv. Er braucht jeden Tag einige längere Spaziergänge. Außerdem sollte man Trainingszeiten einplanen, um den Hund geistig auszulasten. Auch das gemeinsame Spiel darf nicht zu kurz kommen.
Die Arbeitszeiten der erwachsenen Familienmitglieder spielen hier eine wichtige Rolle. Wie lange pro Tag ist man außer aus Haus wegen der Arbeit? Wie lange müsste der Hund alleine bleiben?
5. Haben wir genügend Platz für einen Hund?
Auch dieser Punkt ist wichtig. Hierbei kommt es natürlich auch auf die Hunderasse an. Chihuahuas benötigen nicht ganz so viel Platz wie ein Bernhardiner oder eine Dogge. Aber auch kleine Rassen brauchen genug Raum und Gelegenheit sich auszupowern.
Außerdem benötigen sie einen eigenen Rückzugsort in der Wohnung, an dem sie nicht gestört werden. Es ist wichtig, dass eure Wohnverhältnisse euch und eurem Hund ein angenehmes und schönes Wohnen ermöglichen.
6. Bekommen wir Unterstützung von Freunden oder Familie?
Ist jemand zur Not da, der mal einspringen und sich um den Hund kümmern kann? Das kann ein Nachbar, Freund oder jemand aus der Familie sein. Was passiert, wenn man man Überstunden machen oder die Kinder länger in der Schule bleiben müssen? Manche Dinge sind nicht vorhersehbar. Gibt es für diesen Fall jemanden in der Nähe, der bei der Hundebetreuung aushelfen kann?
7. Haben wir die finanziellen Mittel für einen Hund?
Auch das Geld ist bei der Hundehaltung ein nicht unerheblicher Faktor. Ein Hund verursacht im Laufe seines Lebens allerlei Kosten. Hierzu zählen regelmäßig die Kosten für Futter und die notwendigen Impfungen beim Tierarzt. Auch um die Hundesteuer kommt man nicht drum rum. Eine Haftpflichtversicherung ist ebenfalls sehr sinnvoll und in manchen Bundesländern sogar Pflicht.
Es kann noch erheblich teurer werden, wenn eine Operation bei dem Hund notwendig wird. Überlegt euch daher vor dem Kauf eines Hundes, ob ihr genug finanzielle Mittel habt, um einem Hund ein sicheres und angenehmes Leben bieten zu können.
8. Welche Wesenszüge sollte ein Familienhund haben?
Ein Familienhund sollte einen freundlichen, sanften Charakter haben und auf keinen Fall zu Dominanz oder Aggression neigen. Er sollte kinderlieb sein und am besten nicht zu temperamentvoll. Ein ruhiger, sanfter, aber doch verspielter Hund passt am besten in eine Familie mit Kindern.
Hierfür eignen sich Rassen wie der Goldene Retriever, Labrador, Labradoodle und viele mehr, die meist diese rassetypischen Merkmale eines Familienhundes aufweisen.
Natürlich kommt es auch auf die richtige Erziehung an, sodass er gut mit Stresssituationen umgehen kann und seiner Familie Geduld und Vertrauen schenkt.
9. Können wir unsere Freizeitaktivitäten und Urlaub anpassen?
Auch die Frage danach, wie in Zukunft der Urlaub mit Hund gestaltet werden soll, ist von besonderer Bedeutung. Für Hunde ist ein stundenlanger Aufenthalt in einer Hundebox im Frachtraum eines Flugzeugs kein angenehmer Start in den Urlaub.
Seid ihr bereit, eure Urlaube in Zukunft hundefreundlich zu planen? Dies bedeutet, dass manche Reiseziele wegfallen und man immer auch die Interessen des Hundes mit im Blick behält. So eignet sich beispielsweise eine Autoreise nach Holland oder Dänemark mit einem hundefreundlichen Apartment und nahem Hundestrand eher als eine Flugreise nach Thailand und ein 4-Sterne Hotel.
10. Haben wir genügend Erfahrung und sind bereit, uns zu informieren?
Die Erziehung eines Hundes funktioniert nicht automatisch, sondern erfordert einiges an Erfahrung und Wissen über das Wesen der Hunde. Habt ihr bereits genügend Erfahrungen in der Haltung von Hunden? Falls nicht, solltet ihr euch ausgiebig informieren und gegebenenfalls auch eine Hundeschule besuchen. Es ist sehr wichtig, hierfür offen und bereit zu sein.
Fazit: Bedenkt immer, dass mit der Entscheidung Verantwortung für ein Lebewesen verbunden ist. Wenn ihr die oben beschriebenen Dinge beherzigt und ehrlich zu dem Schluss kommt, dass ihr den Bedürfnissen eines Hundes gerecht werden könnt, dann steht dem neuen Zuwachs in euer Heim nichts mehr im Wege.
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Die Autorin dieses Textes ist Jesse Reimann, Ihr könnt noch viele mehr von Ihr auf Happyhunde.de lesen. Jesse ist Studentin und lebt mit ihrer Mopshündin Pommes in Berlin. Sie und Pommes verbindet bedingungslose Liebe und die Offenheit, neue Dinge zu entdecken und auszuprobieren. Auf ihrem Blog findet Ihr allerlei Themen rund um den Hund, nützliche Tipps und Geschichten aus Jesses und Pommes’ Leben.
10 comments
Also ich kann die Anmerkung mit der finanziellen Fragestellung auf jeden Fall nachvollziehen. Wir haben für unseren Hund auch eine Hunde OP Versicherung abgeschlossen denn auf die komplette Lebensdauer des Hundes zahlt sich das einfach aus und es nimmt die Bedenken. Dazu kann ich auch diesen hervorragenden Beitrag aus dem jahr 2021 empfehlen:
https://geld-und-schutz.de/hunde-op-versicherung-vergleich/
P.S. Was auch noch wichtig ist: Mein Sohn geht mehrmals in der Woche mit dem Hund einer Nachbarin raus. Versicherungstechnisch war das alleine erst mit 15 möglich, davor muss immer ein Erwachsener mit dabei sein. Ich weiß, dass das oft nicht der Fall ist und gerade kleinere Hunde mit oft noch sehr jungen Kindern alleine spazieren gehen (bzw. umgekehrt:)), aber erlaubt ist das versicherungsrechtlich nicht bzw. wenn etwas passiert, ist man „mit dran“….
Ganz genau. Oft werden auch diese kleinen Süßen vermenschlicht und nicht wie Tiere gesehen. Hunde müssen Hunde bleiben dürfen und egal Quellennachweise und niedlich sie sind – eine konsequente liebevolle Erziehung ist Pflicht. Habe die Erfahrung gemacht, dass gerade die Kleinen schlecht sozialisiert und erzogen sind.
Guten Tag,
Bei dem Hund auf dem Bild zu diesem Beitrag handelt es sich vermutlich um einen Mops, sicher jedoch um einen sogenannten brachyzephalen Hund. Brachyzephale Hunde leiden unter verschiedenen gesundheitlichen Problemen und können als Qualzucht bezeichnet werden. Mit jeder Abbildung dieser Hunde in Werbung oder sonstigen populären Medien steigt die Aufmerksamkeit, die diese Hunde bekommen und die Wahrnehmung für die Probleme unter denen sie leiden sinkt. Zur Problematik lässt sich z.b. hier ein Flyer der Bundestierärztekammer herunterladen:
https://www.bundestieraerztekammer.de/tierhalter/qualzuchten/
Auch existiert ein offener Brief verschiedener tierärztlicher Organisationen mit dem Appell, die mediale Präsenz dieser Rassen zu senken. Dieser ist auf folgender Seite verlinkt:
https://www.wir-sind-tierarzt.de/2016/10/tieraerzte-stoppt-die-werbung-mit-mops-co/
Es gibt zahlreiche deutlich gesündere und ebenfalls niedliche Hunde, vielleicht könnte das Bild ja ersetzt werden?
Viele Grüße
Doro
Vielen Dank, Doo. Es sind definitiv Qualzuchten.
Und bitte keine Hunde von den sogenannten Tierschutzorganisationen aus dem Ausland!!! In diesen Mischlingshunden sind oft Herdenschutzhunde mit drin. Die sehr niedlich sind aber eben nichts für Anfänger. Und bitte nicht diese Modehunde Labrador (auch die können aggressiv und schlecht erzogen sein), Golden Retriever (werden schnell alt und sind eher genervt von Kindern). Und schon gar nicht diese Modezüchtungen wie Laura- oder Goldendoodle. Wenn Kinder da sind erst recht einen temperamentvollen Hund. Der Bock auf Spielen und Action hat! Und die Kids sollten mindestens 10 Jahre alt sein um Tieren artgerecht zu begegnen und erst ab 12 Jahren können sie sich aktiv in den Hundealltag mit einbringen. Erzogen wird der Hund von Erwachsenen, den Eltern. Heisst – zu 95 Prozent hat ihr den Hund an der „Backe“.
Wir haben seit 5 Monaten einen Berger Blanc Suisse Rüden bei uns. Mittlerweile 7 Monate alt. Ein großer weißer Hund, der aussieht wie ein Polarwolf. Wunderschön, sensibel, kinderlieb, katzenlieb und der liebste und klügste Hund der Welt. Traut euch! Es ist wundervoll.
Liebe Anne,
wir haben uns auch für einen Berger Suisse Blanc entschieden und den Tag an dem wir Luke im Herbst 2017 geholt haben nie bereut…. Eine absolut tolle Rasse die weissen Schäfis… Der weiße Schäferhund braucht allerdings viel Bewegung, also nix für Couch potatoes… Ist meiner Meinung nach nicht für die Stadt oder wohnungshaltung geeignet. Er ist extrem auf seine Familie fixiert und langes alleine sein ist nicht gut für ihn.
Wenn die Rahmenbedingungen passen absolut zu empfehlen aber es muß trotzdem gut durchdacht sein.
Liebe Grüße Steffi
Hallo,
unser Sohn ist seit Jahren in der Jugendtierschutzgruppe des städtischen Tierheims und sieht dort auch viel Leid der abgegebenen oder aufgefundenen Tiere.
Besondere Angst haben die Tierheime nun vor der Zeit „nach Corona“, bzw. wenn sich der Alltag wieder normalisiert und das eben noch dringend zum Zeitvertreib benötigte Haustier zum Störfaktor wird. Unser Tierheim geht sogar so weit, vor allem Familien momentan eher keine Hunde dauerhaft zu vermitteln, da dies oft aus der momentanen Langeweile der Kinder heraus gewünscht wird. Statt dessen werden Patenschaften angeboten, was auch zeigen wird, ob die Familien auf Dauer dabeibleiben oder es sich nach einem Jahr wieder ändert.
Vor den massenhaft auftretenden Qualzüchtungen aus dem Ausland, die gerade jetzt auf diesen Zug aufspringen und Geld verdienen wollen, sei dringend gewarnt! Diese Welpen sind oft sehr krank und ein nicht unerheblicher Teil verstirbt sogar dann beim neuen Halter, was großes Leid bei den Familien und vor allem den Kindern auslöst. Bitte keine illegalen Welpen kaufen…
Viele Grüße
Liebe Ina,
das ist ja toll. Ja, unser Flint ist ein Wirbelwind. Wir haben Wälder und die Elbe direkt vor der Tür – ein Hundeeldorado 🙂
Wir als sein Rudel sind das wichtigste für ihn. Wir haben lange überlegt und nach der passenden Rasse für uns gesucht und mit Flint absolut richtig bedient. Viel Spaß mit eurem Luke 🙂
Liebe Anne,
wir haben es auch gut. Wohnen sehr ländlich im Oberpfälzer Jura. Wald, Wiese und Wanderwege in unmittelbarer Nähe… Wir haben auch einen großen Garten wo er gern unterwegs ist und sein Revier gern bewacht… Er ist halt ein Schäferhund der gern sein Revier beschützt… Viel Spaß auch mit Eurem Flint… LG Steffi