Mein heiß geliebtes Bett, ich sag gleich das Wichtigste zuerst: Du bist der schönste Platz in meinem Haus. Ich freue mich JEDEN Tag, wenn ich Dich sehe. Dich zu verlassen fällt mir morgens echt schwer. Du bist so schön warm, du bist so schön kuschelig. Da draußen wartet nur die Dunkelheit und bis zum ersten Kaffee dauert es eine Weile. JEDEN Morgen stelle ich mir kurz vor, wie es wäre, wenn ich den ganzen Tag liegen bleiben dürfte.
Das habe ich früher manchmal gemacht. Bett-Tage. Dann habe ich den ganzen Tag den Schlafanzug nicht ausgezogen, bin nur aufgestanden, um die Tiefkühlpizza in den Ofen zu schmeißen oder am Fensterbrett eine zu rauchen (Hach, das ist lang her). Ich hab ein ganzes Buch durchgelesen oder einfach mal zwei Romantik-Schnulzen hintereinander geguckt. Ich habe stundenlang mit meiner besten Freundin telefoniert und mir dabei die Fußnägel lackiert. Und natürlich habe ich geschlafen. Einfach mittags zwei Stündchen.
Es gab auch mal eine Phase, in der wir uns wenig gesehen haben. Ich zog lieber durch Clubs und Bars, ging feiern. "Im Bett liegen kann ich, wenn ich alt bin", dachte ich und zog die schicken Schuhe an – los geht´s, draußen wartet das Leben. Wenn ich dann ins Bett gefallen bin, hatte ich meist zu viel getrunken und nach zwei, drei Stunden unruhigem Schlaf musste ich schon wieder los zum Arbeiten.
Als die Kinder geboren wurden, war mein Bett oft überbesetzt. Ich musste Dich teilen, das mag ich eigentlich nicht so. Oder wir sahen uns in Etappen, ich habe Dich in manchen Nächten bis zu 8 Mal verlassen, um irgendwo ein Köpfchen zu streicheln, einen Schnuller zu suchen, ein Fläschen zu machen, auf dem Klo zu helfen, Bauchschmerzen wegzustreicheln. Himmel, das war anstrengend.
Aber nun – ich wage es kaum auszusprechen, scheint eine neue Ära angebrochen zu sein. Die Kinder schlafen alle in ihren Betten, sie schlafen durch – und ich habe wieder meinen Rückzugsort für mich. Ich kann in Ruhe lesen, so lange ich Lust habe. Ich kann auf dem Ipad Serien gucken. Ich kann mit dem Laptop auf dem Knien arbeiten. Ich kann angeschwipst vom Mädels-Essen sofort einschlafen. Ich kann Sex haben, spontan und mit Licht an. Aber vorallem komme ich wieder zu Ruhe. Mein Bett ist MEIN Rückzugsort, der Platz, an dem ich den Tag Revue passieren lasse. An dem ich mich völlig erschöpft einfach reinsinken lassen kann. An dem ich meinen Aus-Knopf drücke.
Momentan sind die Tage so voll, so intensiv, dass ich mich jeden Tag freue, wenn wir ihn gemeistert haben. Ich genieße dann die Ruhe, bin dankbar für das, was wir erlebt haben und freue mich auf morgen.
Und irgendwann, nicht ganz bald, aber irgendwann, da werde ich wieder einen kompletten Bett-Tag machen, mit Tiefkühl-Pizza, Mittagsschlaf und Romantik-Schnulzen. Das verspreche ich mir hiermit selbst!
2 comments
Hoffnung
Das gibt mir Hoffnung! Ich bin gerade in der Phase Bett teilen mit drei kleinen Kindern. Immerhin kommt das Babybay heute raus, das ist der erste Schritt für die ‘Mein Bett’-Eroberung!
So ist es!
mein Bett ist auch mein heiliger Ort. Mein Nest, meine Höhle 🙂 Meine Kids sind schon etwas größer und älter und kommen jeden morgen zu uns gekrochen und Familienfrühstück gibt es bei uns nur im Bett. Alle zusammen – jeden Tag – unser heiliges Ritual. Und ich hoffe, dass bleibt noch ganz ganz lange so. Da sind mir die paar Krümel egal 🙂