Mit Musik und Fantasie ist alles möglich! Das Raumschiff starten und vor dem Einschlafen eine spontane „Reise zum Mond“ unternehmen oder bei Dauerregen die Flipflops anziehen und einen „Tag am Strand“ verbringen! Heute stellen wir euch Corinna Bilke vor! Sie ist Liedermacherin und schreibt Jazz- und Popmusik für die ganze Familie!
Liebe Corinna, dein Mann und du, ihr schreibt „Kinderlieder für Eltern“. Was genau können wir uns darunter vorstellen?
Eigentlich trifft folgendes noch besser zu: Wir schreiben Musik mit Texten, die sich auch für Kinder eignen. Den Begriff Kindermusik stelle ich generell in Frage. Warum sollte man für Kinder anders komponieren oder anders an Musik herangehen, als man es im Erwachsenenbereich macht?
Kinder sind absolut offen, kritisch und gerade deshalb sollte man als Eltern darauf achten, was die Kinder auf die Ohren bekommen. Wo Kinder draufsteht, ist nicht unbedingt etwas Gutes für Kinder drin. Ich habe über meine Musik mal gehört, sie sei zu kompliziert, was mich sehr überrascht hat! Nur, weil z.B. ein Major 7 Akkord vorkommt, ist ein Kind nicht gleich überfordert. Für Kinder ist nichts zu kompliziert, ganz im Gegenteil. Sie nehmen Klänge viel natürlicher und selbstverständlicher wahr. Manchmal wird versucht, Kindern krampfhaft verschiedene Musikstile in einfachen Schritten beizubringen.
Aber erstens: Warum sollen Kinder eigentlich immer etwas lernen müssen, warum können sie nicht einfach nur Musik hören und zweitens: Warum muss es dann möglichst einfach und so schlecht produziert sein, dass wir Eltern bei den ersten Klängen und Zeilen völlig genervt die Kinderzimmertür schließen und in der Küche „Erwachsenenmusik“ anmachen?
Meine Kinder hören mit uns zusammen alles. Rock, Punk, Metal, Reggae, Jazz… weil sie eben erst einmal alles interessiert. Wenn ich dann höre, wie meine Kinder ein Metal Gitarrensolo mitsingen oder zu Foo Fighters im Zimmer tanzen, geht mir das Herz auf. Natürlich sind manche Texte von Bands nicht geeignet, aber sie sind ja Gott sei Dank oft auf Englisch ;-). Aber, und das sei ausdrücklich gesagt: Es gibt viele GUTE Kinderliedmacher*innen. Man muss sie nur finden! (Buchempfehlung: „Mama lauter – Gute Musik für Kinder“ von Thomas Hartmann von Mama lauter!
Seid ihr der Musik schon immer verbunden oder kam das bei euch irgendwann plötzlich?
Mein Mann und ich haben beide Musik studiert. Mein Mann Jazzschlagzeug, wobei er früher eher mit Bands aus den Bereichen Punk und Indie getourt ist und ich Popgesang. Im Studium haben wir uns kennengelernt (2007) und nun sind wir verheiratet und haben zwei Kinder (*2015/ *2018). Seit 2012 schreibe ich Musik für Familien.
Was bedeuten euch die Klänge, das Kreative, das Künstlerische?
Mein Mann Felix hat einen sehr großen musikalischen Background und kann nahezu alle Stile bedienen. Ich bin eine Bauchmusikerin und lasse mich beim Komponieren stark von meinem Gefühl leiten. Wir sind dadurch eine sehr gute Kombi.
Wir schreiben Musik, die uns berührt, die wir mögen und achten in keiner Weise darauf, dass sie sich für Kinder eignet. Denn das tut Musik immer. Bei den Texten achte ich darauf, dass sie Kinder ansprechen, aber eher auf eine poetische Weise, die Eltern nicht langweilt. (Lacht)
Meine Bandkollegen sind alle studierte Jazzmusiker, wir haben die Alben live im Studio eingespielt und dafür im Vorfeld sehr intensiv geprobt. Wir möchten während der Aufnahmen den besonderen Stimmungsmoment einfangen. Demnach bedeuten uns die Klänge, das Kreative und das Künstlerische sehr viel.
Findest du nicht auch, dass wir grad in der Pandemie und den Lockdowns erstmal gemerkt haben, WIE wichtig Kultur ist? Gerade, weil keine Konzerte mehr stattfanden, keine Tanzveranstaltungen…
Als ich nach anderthalb Jahren Pandemiezeit mein erstes Konzert besuchte, (vorher traute ich mich einfach nicht) habe ich erst gemerkt, wie sehr mir das gemeinsame Erleben von einer künstlerischen Darbietung gefehlt hat, welch spontane Energie im Publikum entstehen kann und wie glücklich sie macht. Fallen lassen, Abtauchen und mitreißen lassen! Und natürlich fiel mir auf, wie sehr ich die Bühne und das gemeinsame Musizieren vermisse.
Ihr habt versucht, dagegen anzuarbeiten, indem ihr auch Lieder für Partys zu Hause geschrieben habt…
Irgendwie haben wir versucht als Künstler am Leben zu bleiben und damit meine ich nicht den Lebensunterhalt zu verdienen, sondern wach und kreativ zu bleiben. Ich glaube wir wären, wenn wir nichts gemacht hätten, jetzt, wo es in kleinen Schritten wieder los geht, in ein Loch gefallen oder hätten nicht gewusst, wo wir anknüpfen sollen. Zudem wollte ich den Familien mit meinen Videos ein paar Minuten Leichtigkeit nach Hause schicken.
Eure Musik läuft auch bei WDR5 KiRaKa und im MAUSRADIO, du gibst Familienkonzerte und leitest mit Leidenschaft Gesangskurse für Schwangere und Eltern mit ihren Babys. Wie können wir uns die denn vorstellen?
„Singen für Zwei“ – Gesangskurse für Schwangere und Eltern mit ihren Babys ist ein Herzensprojekt von mir. Ich möchte das gemeinsame Singen in Familien wieder fest verankern und Eltern ermutigen zu singen, auch wenn sie ihre eigenen Singstimmen nicht mögen. Die Stimme hat man immer dabei und Singen funktioniert in den schwierigsten Situationen – man darf nur nicht zu schnell aufgeben. Ich erinnere mich, dass ich bei dem ersten Wutanfall meines Sohnes im dm, als er den Mini-Einkaufswagen an der Kasse wieder abgeben sollte, zur Ablenkung gesungen habe. (Lacht) Irgendwann konnte ich ihn damit aus seiner Wut wieder rausholen und beruhigen.
In meinen Workshops und Kursen gebe ich Stimmbildungstipps und wir erlernen gemeinsam neue Lieder. Die Eltern tuen etwas Gutes für sich sich und die Babys sind gleichzeitig, allein durch das Singen, wunderbar unterhalten. Ich bin immer wieder erstaunt, wie ruhig, konzentriert und entspannt die Kursstunden sind, es sei denn, wir kommen ins plaudern, dann wird von den Kleinsten schonmal gemeckert.
Gerade arbeitest du auch noch an einem Grusical, was ist das genau?
Die Pandemiezeit habe ich dafür genutzt, ein 60-minütiges, gruseliges Hörspiel mit 7 Songs für Eltern mit Kindern im Kita- und Grundschulalter zu schreiben und zu produzieren. Es war Glück im Unglück, denn ich konnte es durch die Coronastipendien überhaupt finanzieren und viele Künstler als Sprecher gewinnen, die durch ihre Tourneeausfälle, was natürlich katastrophal war, schlichtweg Zeit hatten. Das Grusical soll im Spätsommer erscheinen und ich freue mich riesig darauf.
Was möchtest du unseren Leserinnen und den Familien da draußen gern noch mit auf den Weg geben?
Lasst eure Kinder auch die Musik hören, die ihr gerne mögt, die euch bewegt. Lasst sie daran teilhaben, begleitet sie beim Hören und geht zusammen auf eine musikalische Reise. Ich habe es geliebt, gemeinsam mit meinem Papa Pink Floyd und Queen zu hören und bin dankbar für diesen Input. Achtet darauf, was eure Kinder hören, denn ihr prägt ihren musikalischen Geschmack.
Ihr hört schon: Corinnas Lieder laden zum Abtauchen, Mitsingen, Tanzen und Träumen ein! „Wohltuend halten ihre Kompositionen die üblichen Klischees traditioneller Kinderlieder auf Abstand, werden gerade kleinen Kindern dabei aber trotzdem gerecht. Jazzige Harmonien und eine klassische Besetzung aus Piano, Bass und Schlagzeug bilden das musikalische Fundament, in das sich die geschulte Stimme von Corinna Bilke unaufdringlich, aber gekonnt einfügt. So klingt gute Kindermusik, wenn sie von gut ausgebildeten Musiker*innen gemacht wird.“ So beschreibt Thomas Hartmann von Mama lauter! das.
Hört gern mal rein in Corinnas Lieder.
1 comment
Endlich sagt mal jemand deutlich, dass Musik für alle ist. Danke!