Einsame, Alleinerziehende: Auf dieser Plattform findest du Gleichgesinnte

Olga Ploke new

Ihr Lieben, so oft werden wir von Frauen angeschrieben, ob wir nicht die Möglichkeit haben, sie zu vernetzen. Menschen, die sich einsam fühlen, die andere Alleinerziehende suchen oder eine Mütter-WG gründen möchten. Deswegen war ich ganz Ohr, als mich eine Bekannte mit Olga Ploke vernetzte, die gerade ein Netzwerk genau für diese Zwecke gründet. Die Plattform heißt adandra und möchte Menschen vernetzen und ihnen die Möglichkeit zur Auswahl einer Wahlfamilie geben.

Liebe Olga, erzähl uns doch zunächst mal ein bisschen was über dich, wie du lebst, was du bislang gearbeitet hast.

Gerne! Und vielen Dank, dass ich hier bei euch überhaupt zum ersten Mal von meiner Idee erzählen darf. Ursprünglich stamme ich aus der Ukraine. Nach meinem Studium in Englisch, Öffentlicher Verwaltung und Betriebswirtschaft in Minsk, Belarus, sowie in Washington D.C., USA, kam ich vor etwa 20 Jahren nach Deutschland, um hier meine Familie zu gründen, meine neue Heimat zu finden und zu arbeiten.

In diesen Jahren habe ich zahlreiche persönliche und berufliche Herausforderungen gemeistert. Nach meiner Scheidung wurde ich vor vielen Jahren glückliche Mutter und erziehe nun alleine meine 8-jährige Tochter. Gleichzeitig unterstütze ich seit vielen Jahren meine pflegebedürftige Mutter, die mir und nun meiner Tochter besonders nahesteht.

Unsere drei Generationen bilden eine starke Migrationsfamilie in Deutschland, die die Bedeutung gegenseitiger Unterstützung im Leben schätzt. Jede von uns kann nach seinen Möglichkeiten etwas Wertvolles beitragen. In den vergangenen 13 Jahren habe ich Vollzeit im Bereich Geschäftsentwicklung für die globale Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY gearbeitet.

Vor etwa zwei Jahren habe ich nebenberuflich die digitale Plattform adandra ins Leben gerufen. Gemeinsam mit einem Team von Fachleuten, Unterstützern und Freiwilligen haben wir die Plattform entwickelt und vor wenigen Wochen online gestellt. adandra ist eine digitale Kommunikations- und Vermittlungsplattform zur Bekämpfung von Einsamkeit und sozialer Isolation weltweit. Ziel ist die Förderung gegenseitiger Unterstützung in jeder Lebenssituation durch die Gestaltung von Wahlfamilien.

Du hast dann irgendwann die Idee gehabt, Menschen zusammenzubringen: Einsame, Alleinerziehende, SeniorInnen – wie kamst du darauf, was lag dem zugrunde?

Alleinerziehende

Meine Idee entstand tatsächlich, als meine Tochter noch sehr klein war. Schon vor COVID wurde mir als Alleinerziehende bewusst, dass bestimmte Risiken bestehen. In einer möglichen Notsituation wäre die Zukunft meiner Familie ungewiss, und vertraute Personen könnten nicht für ihre Interessen sorgen. Leider denken viele Menschen darüber nicht nach, solange sie gesund sind und die Familie intakt ist.

Es gibt viele Möglichkeiten zur Vorsorge und es ist einfacher, als man denkt. Dank ethisch genutzter Technologien können wir heute vertraute, loyale Freunde und Seelenverwandte finden, die zu einer zweiten Familie werden können – einer Wahlfamilie. Menschen sind soziale Wesen. Unser Überleben ist gesichert, wenn wir füreinander da sind. Durch einfache Akte der Freundlichkeit, des Schutzes und der Unterstützung können wir Wunder vollbringen und Freuden sowie Nöte miteinander teilen.

Immer mehr Menschen leben allein und Einsamkeit breitet sich in unserer modernen Gesellschaft aus. Das muss nicht sein. Niemand von uns ist allein, egal in welcher Lebensphase oder Lebenssituation. Freundschaft, Fürsorge und Liebe sind nur eine Entscheidung entfernt – mein Vorschlag ist, diese auf unserer Plattform zu suchen. adandra wurde mit viel Sorgfalt geschaffen, um durch Wahlfamilien Einsamkeit entgegenzuwirken und durch die neu gefundene Familie der Gleichgesinnten Wohlbefinden, Lebensenergie und Stabilität mitzugestalten.

Nun ist es von der Idee bis zur Umsetzung natürlich immer nochmal ein großer Schritt: Wer hat dich da gepusht oder dir geholfen, deine Matchingplattform wirklich an den Start zu bringen?

Der größte Schub kam von innen. Die Absicht, die Idee umzusetzen und dabei nicht nur sich selbst, sondern auch viele andere dazu zu inspirieren, sich gegenseitig zu unterstützen und sich auf die Reise zu bedeutsamen und belastbaren Verbindungen zu begeben, wurde jeden Tag klarer in meiner Vorstellung. Zuerst brachte ich die Idee auf ein großes Blatt Malpapier, das mir großzügig meine damals 4-jährige Tochter geliehen hatte.

Später wurden daraus einige PowerPoint-Folien. Mit diesen ging ich zuerst zu meinen Mentoren, Freunden und später zu potenziellen Nutzern der künftigen Plattform, um Feedback zu sammeln und zu analysieren. Es bildete sich ein Kreis von Unterstützern, die mit ihren Talenten dazu beitrugen, die Ausarbeitung der Idee stetig zu verbessern. Bis heute habe ich den Aufbau der Plattform größtenteils aus eigenen Mitteln finanziert.

In der Vorbereitungsphase ist es leider in Deutschland sehr schwierig, Investoren zu gewinnen, besonders wenn man eine noch nie dagewesene Geschäftsidee präsentiert und sich nicht nur auf reine Gewinnabsichten konzentriert, sondern eine Lösung für ein gesellschaftliches Problem bietet. Das können Investoren oft nicht sicher abschätzen, weshalb sie zögern, finanzielle Unterstützung zu gewähren.

Dennoch gab es einige wenige, die mir von Anfang an nicht nur mit Rat, sondern auch finanziell zur Seite standen, wofür ich sehr dankbar bin. WIr wünschten uns eine neue Social Impact Marke mit einer attraktiven, einzigartigen Persönlichkeit, Sprache und einem ebensolchen Stil. Die Marke schenkt uns einen tieferen Sinn und große Freude und birgt ein enormes Wirkungspotenzial, sie verbindet uns grenzenlos, schenkt uns unendliche Möglichkeiten und bietet Raum für Selbstkenntnis, Begegnungen, Kreativität und soziales Engagement, wenn man es möchte.

Was hat dir im Vorhinein die meisten Sorgen bereitet – und was die meiste Vorfreude?

Alleinerziehende

Die Herausforderungen können vielfältig sein. Die Arbeit an einer neuen Idee und Technologieplattform erfordert Zeit und ständige Weiterbildung. Als alleinerziehende Mutter mit einer anspruchsvollen Vollzeittätigkeit bleiben mir oft nur die Nächte dafür. Um weiterhin fit und leistungsstark für die zentralen Aufgaben zu bleiben, geht das Herzensprojekt manchmal langsamer voran als geplant.

Natürlich wollte ich so schnell wie möglich mit dem Projekt online gehen und Feedback der ersten Nutzer sammeln, damit die Plattform einen relevanten Mehrwert für ihre Zielgruppen bietet. Es blieb mir jedoch keine andere Wahl und es dauerte fast zwei Jahre nach der Gründung, die Plattform in dieser einzigartigen und benutzerfreundlichen Gestaltung zu präsentieren. Sicherlich möchten wir die Plattform auch weiterentwickeln und mit vielen neuen nützlichen Features bereichern.

Nun freue ich mich auf das erste Feedback und besonders auf die Erfolgsgeschichten, die Menschen durch die Nutzung erleben werden. Mein Team und ich warten ungeduldig darauf, dass sie diese mit uns teilen und sie in unseren Bereich „adandra Stories“ einbeziehen, um andere zu inspirieren, ein glücklicheres Leben für sich selbst und ihre Gemeinschaft zu gestalten.

Ihr habt adandra.net nun frisch online gestellt, wie lief der Start und gibt´s schon erste Rückmeldungen?

Der offizielle Soft-Launch ist erst für Mitte Januar 2024 mit einer kleinen Plakat-Kampagne, zuerst in Frankfurt am Main, und der Veröffentlichung der App geplant. Allerdings haben wir die Seite schon im November online gestellt und zunächst, wie es bei allen technischen Instrumenten üblich ist, auf Funktion überprüft. Die Desktop-Version funktioniert einwandfrei und sollte auf fast allen modernen Mobilgeräten ab sofort gut bedienbar sein. Wir im Team sind sehr begeistert von den Ergebnissen. Die Leserinnen und Leser von Stadt Land Mama sind einige der Ersten, die heute von adandra in dieser Form erfahren. Wir können es kaum abwarten, eure ersten Rückmeldungen zu erhalten.

Wir glauben, dass deine Initiative gerade jetzt vor Weihnachten unglaublich wertvoll ist – wie verbringst du selbst denn die besinnlichen Tage?

Genau aus diesem Grund haben wir beschlossen, schon vor Weihnachten online zu gehen, damit niemand mehr allein sein muss. Bei uns warten Gleichgesinnte und eine neue Wahlfamilie darauf, entdeckt zu werden. Ich selbst werde die Weihnachtszeit wie immer im Kreis meiner liebsten Mutter und Tochter verbringen. In diesem Jahr schließt sich auch mein neuer Liebensmensch an, den ich dank adandra besser kennen- und schätzen lernen durfte.

Möchtest du allen, die sich gerade vielleicht in einer nicht so einfachen familiären Situation befinden, noch etwas mit auf den Weg geben?

In schwierigen familiären Situationen erinnere dich daran, dass Familie nicht nur durch Blutsverwandtschaft definiert wird. Sie kann durch Verbindungen entstehen, die auf Liebe, Vertrauen und gemeinsamen Erfahrungen basieren. Wenn du dich allein fühlst, sei offen für die Möglichkeit, eine Wahlfamilie zu wählen – Menschen, die dich unterstützen, verstehen, inspirieren und schätzen. Manchmal liegt die wahre Familie nicht im Blut, sondern in den Verbindungen, die wir aktiv gestalten. Du bist nicht allein, und es gibt immer Raum für Zuwendung und Unterstützung in verschiedenen Formen. Frohe Festtage!

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