„Digga, wie seh ich aus?“ Teen-Time Jugendkolumne zu Äußerlichkeiten

Äußerlichkeiten

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Ihr Lieben, neulich saß ich mit meinen Kids zusammen und es ging plötzlich um Äußerlichkeiten. Wir snackten ein bisschen und plötzlich platzte aus einem der Drei plötzlich dieser Satz raus: „Ey, warum fühlen sich eigentlich alle zu dick – außer die, die wirklich ein paar Kilos mehr haben?“

Die etwas kräftigeren Personen in seinem Freundeskreis, so befand es, gingen – zumindest nach außen hin – selbstbewusst mit ihren Körpern um, während ihm auffiele, dass viele andere an sich herummäkelten. Es sagte das vollkommen neutral, nur als Beobachtung. Aber: Was für ein Satz.

Äußerlichkeiten: „Uh, lass ma lieber sein, Digga“

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Denn ja, diese Themen werden jetzt wichtiger im Jugendalter und präsenter. Wer sieht wie aus? Wer stylt sich wie, wer tritt wie und wo und mit wem auf? Was trägt man? Was ist mit Ohrringen, Piercings, Tunnels? Welcher TikTokker hält welchen Trend hoch? Was ist super cringe? Der Grat ist schmal zwischen „Hey, coole Socke“ zu „Uh, lass ma lieber sein, Digga“ ist schmal.

Positive Ausstrahlung statt unnatürliche Filter

Und ich kann ihnen noch so oft sagen, dass eine positive Ausstrahlung oder eine inspirierende Weiterbildung für viel sexyere Ausstrahlung sorgen kann als gemachte Brüste, gefilterte Lippen oder vermeintlich perfekt trainierte Körper – im Teenie-Alter (und bei den meisten Menschen auch darüber hinaus) sind die Themen Aussehen und die Außenwirkung ein riesiges Thema.

In einem Gruppenchat meiner Kids meldete sich neulich ein Mädel, das bekannt gab, dass es sich als Junge fühlt und nun mit neuem Namen angesprochen werden mag. Die Nachricht erhielt 16 Likes und daraufhin fragte jemand, was denn an Hausaufgaben für den nächsten Tag anstünde. Wie cool ist das. Einfach zurück zur Tagesordnung.

Waren unsere Klassenfotos bunter damals?

Das sind Dinge, die ich zumindest bei uns damals in der Schule so nicht erlebt habe. Wobei: Eine Klassenkameradin ließ sich auch irgendwann die Haare kurz schneiden und wandelte ihren Namen für einige Monate in einen Jungennamen um, aber das wurde nicht groß thematisiert und war dann auch irgendwann wieder vorbei.  

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Insgesamt war unsere Kleidung in Schulzeiten damals bunter als die der heutigen Generation, jedenfalls fällt mir das auf Klassenfotos aus der Grundschule auf. Auf späteren Klassenfotos gab es dann doch auch irgendwie in jeder Klasse diesen einen Nerd, diesen einen Punk, diesen einen Grufti, oder?

Und na klar, heut gibt es auch hier und da ein paar Emos in den Klassen, aber insgesamt scheint der Frisuren-Trend bei den Jungs grad Richtung „Seiten auf Null“ und oben Locken zu gehen und bei den Mädchen zu langen glatten Haaren oder ist das nur mein Eindruck? Das wirkt auf manchen Klassenfotos fast wie eine Uniform zum Teil… auch, wer in der Schule Jogginghose trägt, scheint nicht die Kontrolle über sein Leben verloren zu haben…

Der Sohn trägt gern Pink

Und es fällt jedenfalls auch auf, dass – wenn ich Fotos meines Sohnes, der gern Pink trägt (egal ob pinke kurze Hose, pinke Schnürsenkel, pinke Kappe oder pinker Hoodie), in unseren Instastories poste, immer unheimlich viele Reaktionen kommen. Positive! Ausnahmslos: „Hey, cool, dass dein Sohn so viel Pink trägt“.

Ich freu mich da total drüber, macht also bitte gern weiter damit, aber die Reaktionen zeigen eben auch, dass sowas auch heute noch als mutig und nicht egal oder normal angesehen wird. Aber ich schweife ab. Was ich eigentlich sagen wollte und was wohl immer gleich bleiben wird bei Menschen, die von Hormonen geflutet werden:

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Niemand darf die Haare eines Teenagers berühren („Mama, du zerstörst die gesamte Frisur!“), die Hose muss möglichst tief hängen bei den Jungs und möglichst hoch bei den Mädels (nicht statistisch belegt, reine Beobachtungen).

Nahezu alle haben in der Jugend etwas an sich zu mäkeln

Wer dünn ist, fühlt sich schnell als „Lauch“ oder „Hemd“, wer egal wie aussieht – die meisten haben etwas auszusetzen an sich selbst und ihrem Körper. Alles könnte immer besser sein („Wenn ich keine Zahnklammer mehr hab, kann ich endlich wieder lächeln, das unterdrücke ich bis dahin“), aber bauchfrei geht irgendwie trotzdem immer.

Wow, bei uns fühlten sich die Jungs damals noch in Holzfällerhemd unwiderstehlich und wir Mädels in Buffalos, heute tragen viele Fake-Gucci-Crossbags (ok, sorry, ich geh bei vielem mit und lass mich überzeugen, aber da tut sich meine Mode-Toleranz schwer 😉), die meisten haben weiße Air Force an den Füßen und möchten mal möglichst in der Masse mitschwimmen und nicht auffallen und dann wieder doch, es ist… kompliziert.

Erinnert ihr euch nach an eure Zeiten des Findens? Ich weiß noch, wie ich von Freundinnen für meine bunten Kniestrümpfe belächelt wurde damals und hab mich trotzdem nicht abschrecken lassen, als meine Tante mir – nach meinem eigenen Entwurf – eine bunte Patchwork-Samt-Hose nähte. Fake-Buffalos mussten dann trotzdem sein, vor diesen Knöpf-Jogginghosen hab ich aber zum Glück abgesehen damals (man nannte sie Schnellf***er-Hosen). Zu Hilf! Aber ich war so stolz. Was waren eure größten Modesünden, körperlichen Schwierigmomente und wie seht ihr das bei der Jugend von heute?

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3 comments

  1. Ich bin Jahrgang 1981 und ich liebte Bootcut- Jeans und farbige enge Oberteile, die genau 2 Finger breit zum Hosenbund auf Hüfthöhe frei ließen. Hin und wieder trug ich aber auch gerne weite Oversize- Shirts von Chiemsee oder anderen Sportmarken. Oder weite Hosen und dazu diese engen Oberteile. Als Schuhe fand ich weiße Nike Air mit neonfarbenen Schnürsenkeln angemessen, die Schnürsenkel habe ich gerne nach Lust und Laune ausgetauscht. Ich hörte gerne die Musik, die bei der Love Parade lief und freute mich immer auf die neuste Bravo- Hits! Damit entsprach ich völlig meiner Peergroup. Mein 13,5 jähriger liebt heute nicht zu weite Baggy- Jeans mit T- Shirts bekannter Sportmarken in dunkel oder weiß, die leicht an den Schultern spannen, damit man ahnt, dass er kein Lauch ist! Die Haare wie beschrieben, nur ohne Locken (die hat er einfach nicht). Meine Elfjährige hat gerade ca. 20 blaue Strähnen in ihre blonden Haare eingeflochten und trägt dazu gerne hellblaue Latzhosen in kurz oder lang mit Ringelpullis, Baggy- Jeans oder Bootcut Jeggings oder bei der Wärme einfache Shirtkleider. One- Suits sind auch beliebt, sie hat da so einen ganz eigenen Stil. Wenn sie die blauen Strähnen nicht hat, trägt sie ihre blonden Haare fast immer offen, die dann in wilden Wellen immer ungeordnet um den Kopf flattern. Am liebsten hätte sie wilde Locken. Ich bin gespannt, wie sich das noch entwickelt.

  2. Hallo Lisa,

    schön geschrieben!

    Unsere 12 jährige ist auch voll auf Mode und legt sehr viel Wert auf ihr Äusseres. Sie hat mehr Schminke als meine Frau je gehabt hat und kennt sich vollständig aus, was gerade in ist, wie man was vertuschen, was anderes hervorheben kann. Die Haare müssen immer einen cleanen Look haben und sind in der Regel streng nach hinten zu einem Pferdeschwanz zusammen gefasst.

    Klamottentechnisch muss am besten alles von Nike sein und was ansonsten heute cool ist und unbedingt gekauft werden muss, fliegt in 3 Monaten (spätestens) wieder raus…so war es zumindest, bis wir für sie vor einem 3/4 Jahre ein festes Budget eingeführt haben, das sie monatlich überwiesen bekommt, von dem sie aber auch alle Ausgaben (Klamotten, Schminke, Schulsachen, etc.) selbst finanzieren muss, seitdem überlegt sie dreimal, ob sie sich das Shirt oder den Pulli wirklich kauft oder doch lieber auf etwas anderes spart/wartet, was dann wirklich auch für länger gut ist.

    Damals, auf der Realschule, hatten wir in der Klasse genau die Auswahl, die Du in Deinem Post angerissen hast. Die Mädels hatten weiße (fake)Buffalos, viele der Jungs hatten diese Schnellf…hosen und auch Buffalos, aber in Schwarz. Dazwischen gabs noch die Kiffer, die immer in Holzfällerhemden und kaputten Jeans rumliefen, die Gruftis und die Metalheads und es gab mich. Ich habe mich noch bis in die 10 Klasse von meiner Mutter mit Klamotten von Woolworth & C&A einkleiden lassen und es war mir egal (wirklich). Ich lief immer in blauer Jeanshose und Jeanshemd (nicht kaputt, sauber und gebügelt) mit irgendwelchen Turnschuhen drauf herum und die wenigen, die mich darauf ansprachen und versuchten sich über mich lustig zu machen, ließ ich einfach stehen, es berührte mich nicht, da ich den Großteil meiner Mitschüler eh nicht mochte und sie mir egal waren. Meine Clique, zu denen ich auch noch heute (30 Jahre später) Kontakt habe, akzeptierten mich so, wie ich war.

    Viele Grüße,
    Markus

  3. Meine Schul Bilder sahen tatsächlich bunter aus und ich bin zumindest bis zur 4. Klasse in Orangen oder roten Hosen rumgelaufen. Das war normal. ( (Jg.86).Mit 14 gab es ebenso den Trend der Buffallos , Miss Sixty Hüfthosen und natürlich die Adidas S…..Hosen 🤣. Bei den Jungs Fubu Hosen, die unter dem Hintern hingen. In meiner damaligen Clique wurde man so akzeptiert wie man aussah, aber auch ich persönlich fand mich zu dick. Obwohl ich es als Teenie nicht war. Daher verzichtete ich auf Hüfthosen und Bauchfrei. Und es gab damals auch Emus und Punks, die fanden wir dann wirklich merkwürdig. ( wurden von mir) aber nie gemobbt oder ausgeschlossen. Ich war noch nie der Typ, der was davon hält und meine Kinder haben dies Gott sei Dank auch noch nie gemacht. Sie akzeptieren jeden wie er ist. Mein Sohn geht keinem Trend mit. Im Gegenteil er hat total seinen eigenen Stil ( 13) . Ihm und seinen Mitschülern ist es auch völlig egal was man trägt. ( Mein Eindruck). Trotzdem steht er manchmal Stunden vorm Spiegel und findet immer was an sich auszusetzen. Schade, dass er da nicht das Selbstbewusstsein hat. Meine Tochter (10) kommt in die 4. Klasse. Auch dort gibt es keinen festen Modetrend. Aber die Mädels fangen an sich hübsch zu machen und wollen schon irgendwie stylisch sein. Meine Tochter zieht aber auch einfach das an, was ihr gefällt. Ich versuche einfach zu vermitteln, dass jeder so sein darf wie er will. Das klappt gut, allerdings das eigene Spiegelbild zu akzeptieren und zu mögen fällt beiden schwer. Ich hoffe es wird sich bessern und Sie können selbstbewusster werden. Meine Tochter ist sehr groß und fällt damit immer auf. Ich bestärke sie und zähle immer wieder das positive auf. Mal sehen was die Zukunft bringt!

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