Ihr Lieben, unser letzter Beitrag von einer Mama mit Zwillingen mit ADHS hat hohe Wellen geschlagen… vor allem des Mitgefühls. Auch für sie wird sich das Buch ADHS bei Jungen: Entspannte Eltern, glückliche Kinder lohnen. Wir sind so froh, dass das Thema immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rückt, um betroffene Kinder und Familien nicht zu stigmatisieren, sondern zu schauen, welche Stärken kleine und größere Menschen mit viel Energie mitbringen. Luise Osterloh kann ein Lied davon singen und hat uns Interviewfragen zu ADHS bei Jungen beantwortet.
Lasst uns über ADHS bei Jungen sprechen. Wenn die Hausaufgaben mit dem Sohn mit ADHS regelmäßig im Streit enden: Wie schaffe ich es, dass mein Kind selbstständig die Aufgaben erledigt und ich höchstens am Ende noch einmal drüberschauen muss?
Das Alter Ihres Kindes spielt eine entscheidende Rolle. Je älter Ihr Sohn wird, desto selbstständiger kann er Aufgaben bewältigen – das gilt sowohl für Kinder mit als auch ohne ADHS.
Um Ihrem Sohn dabei zu helfen, seine Hausaufgaben eigenständig zu erledigen, dürfen Sie sich zunächst einmal fragen: Hat Ihr Sohn Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, weil er sich leicht von seiner Umgebung ablenken lässt? Dann könnte zum Beispiel Tipp 3 aus meinem Buch eine wertvolle Unterstützung sein: Schaffen Sie eine optimale Lernumgebung, die ihm hilft, fokussiert und effektiv zu arbeiten!
Vergessen Sie dabei nicht: Geduld ist der Schlüssel, besonders bei Kindern mit ADHS. Ihr Sohn handelt nicht absichtlich so, um Sie zu ärgern – vielmehr fällt es ihm schwer, seine Aufmerksamkeit gezielt zu lenken. Genau das erfordert manchmal etwas mehr Unterstützung und Verständnis, um gemeinsam Lösungen zu finden, die für ihn funktionieren.
Wie können wir unserem Kind helfen, konzentrierter zu arbeiten, ohne es ständig ermahnen zu müssen?
Kinder mit ADHS empfinden Konzentration oft als eine echte Herausforderung. Ihre Gedanken springen in alle Richtungen – nur selten dorthin, wo sie gebraucht werden. Doch es gibt viele kreative Ansätze, die Sie gemeinsam mit Ihrem Kind ausprobieren können, um diese Hürde zu meistern.
Musik zum Beispiel kann eine wunderbare Unterstützung sein. Sie hilft, die Gedanken leiser und ruhiger werden zu lassen, sodass sich Ihr Kind besser auf die Aufgabe konzentrieren kann. Probieren Sie doch einmal klassische Musik aus und beobachten Sie, wie sich Ihr Kind dabei fühlt – vielleicht entdecken Sie eine neue Methode, die ihm dabei hilft, fokussiert zu bleiben!
Wenn wir dauernd versuchen, unserem Sohn Mathe zu erklären, aber nichts funktioniert: Welche Lernstrategie kann da helfen? Wie lösen andere Betroffene das Problem?
Mathematik ist ein Fach, das nicht jedem Kind gleichermaßen liegt oder Freude bereitet. Für Kinder mit ADHS kann es besonders herausfordernd sein, da mathematische Aufgaben oft wie ein endloser Ball wirken, der sich nur schwer entwirren lässt. Hier kann es helfen, Rechenwege in kleinere, überschaubare Schritte zu zerlegen. So wird aus einer großen Aufgabe eine Reihe kleinerer, machbarer Etappen. Tipp 30 in meinem Buch zeigt Ihnen einen klaren Fahrplan, wie Sie dieses Vorgehen gezielt umsetzen können – ein wertvolles Werkzeug für Sie und Ihr Kind!
Wie schaffen wir es, dass unsere Jungs in der Schule nicht ausgegrenzt werden oder wegen der Diagnose ADHS anders behandelt werden?
Da ADHS häufig noch mit negativen Vorurteilen behaftet ist, ist eine offene Kommunikation mit der Schule besonders wichtig. Durch einen konstruktiven Austausch können mögliche Ausgrenzungssituationen frühzeitig erkannt und verhindert werden. Gleichzeitig bietet sich die Chance, die positiven Eigenschaften von ADHS gezielt in den Vordergrund zu stellen – Kreativität, Spontanität und Humor sind wertvolle Bereicherungen für die Klasse und das schulische Miteinander. Ein offenes Miteinander schafft Verständnis und ermöglicht es, das Potenzial Ihres Kindes voll zu entfalten.
Wenn der Sohn mit ADHS im Selbstbewusstsein wackelt, wie können wir ihn stärken?
Kinder mit ADHS glauben oft, dass sie selbst schuld sind, wenn sie etwas nicht schaffen – dass es an ihrer fehlenden Willenskraft liegt. Leider hören sie von außen oft Sätze wie: „Du bist zu faul“ oder „Streng dich einfach mehr an.“ Solche Aussagen können ihr Selbstbewusstsein stark beeinträchtigen.
Hier können positive Affirmationen einen großen Unterschied machen. Sagen Sie Ihrem Kind immer wieder, dass es genau so, wie es ist, gut genug ist. Diese ermutigenden Worte können helfen, negative Gedankenmuster zu durchbrechen. Denn die Gedanken, die wir nähren, prägen unsere Realität – und ein gestärktes Selbstbewusstsein ist der beste Weg, Herausforderungen zu meistern.
Manche Kinder mit ADHS rasten aus und sind schnell überfordert, wenn sie in Stresssituationen geraten, wie können wir damit umgehen?
Das stimmt – Kinder mit ADHS reagieren oft intensiver auf Emotionen. Das Wichtigste ist, Ihrem Kind zu zeigen, dass es völlig in Ordnung ist, Gefühle stärker zu empfinden und emotionaler zu sein. Gefühle zuzulassen ist ein Teil des Menschseins.
Damit diese Emotionen jedoch nicht in Konfliktsituationen eskalieren, können gezielte Emotionstechniken helfen – wie zum Beispiel einfache Atemübungen, die Ihr Kind dabei unterstützen, wieder zur Ruhe zu kommen. Und wenn Ihr Sohn es schafft, einen Konflikt ruhig zu lösen oder sich selbst zu regulieren, loben Sie ihn dafür! Positive Verstärkung ist ein mächtiges Werkzeug: Sie hilft Ihrem Kind nicht nur, diese Fähigkeiten weiter auszubauen, sondern motiviert es auch, dranzubleiben und immer wieder zu üben.
Wenn der ADHS-Sohn morgens unausgelastet ist: Wie können wir ihm helfen, überschüssige Energie loszuwerden?
Hier können sportliche Aktivitäten oder einfache Dehnübungen Wunder wirken. Hyperaktivität und überschüssige Energie wollen raus – und Bewegung ist dafür der beste Kanal. Fragen Sie Ihren Sohn, worauf er Lust hat: Möchte er eine Runde laufen, einen kleinen Parcours ausprobieren oder ein paar Hampelmänner machen?
Wenn dafür gerade keine Zeit ist, können auch Fidget Toys kurzfristig helfen, überschüssige Energie abzubauen und die Konzentration zu fördern. Wichtig ist, Ihrem Kind Möglichkeiten zu bieten, seine Energie sinnvoll zu kanalisieren – das schafft Entlastung und fördert die innere Ruhe.
Wie schaffen wir es, uns auf die Stärken unseres Kindes zu fokussieren statt uns auf die Schwierigkeiten zu konzentrieren?
Machen Sie sich bewusst, dass Ihr Kind Sie nicht absichtlich mit seinen Schwierigkeiten herausfordert – auch wenn diese für Sie vielleicht klein wirken oder bei anderen Kindern mühelos gelingen. Tatsächlich leidet Ihr Kind oft selbst am meisten unter diesen Herausforderungen.
Wenn Sie erkennen, dass es für jede Schwierigkeit eine individuell angepasste Hilfestellung gibt, wird vieles plötzlich weniger überwältigend. Gleichzeitig bringen Kinder mit ADHS einzigartige Stärken mit: Sie sind spontan, humorvoll und voller Abenteuerlust. Sie sehen die Welt auf eine besondere Weise – und vielleicht können Sie sich von diesem Blickwinkel inspirieren lassen, um mehr Leichtigkeit und Freude in Ihren Alltag zu bringen.
Mütter von Kindern mit ADHS sind abends oft nur noch erschöpft, wie können sie selbst bei Kräften bleiben?
Es ist essenziell, auch auf sich selbst zu achten – denn nur mit einem vollen Energietank können Sie für Ihr Kind da sein. Arbeiten Sie als Elternpaar eng zusammen und teilen Sie die Care-Arbeit so gut wie möglich auf. Auch kleine Pausen im Alltag können Wunder wirken.
Überlegen Sie außerdem, ob externe Unterstützung eine Entlastung sein könnte, beispielsweise eine Hausaufgabenhilfe. Diese könnte Ihnen nicht nur Zeit verschaffen, sondern auch die mentale Last etwas reduzieren. Und das muss nicht immer mit Kosten verbunden sein: Vielleicht möchte ein Familienmitglied wie die Tante oder der Opa einspringen und unterstützen? Gemeinsam lassen sich die Herausforderungen leichter bewältigen.
Müssen wir als Eltern manchmal einfach auch nur den Blick auf unser Kind ändern? Dass es Dinge nicht tut, um uns zu ärgern, sondern weil es das grad nicht besser kann?
Absolut! Verständnis und Akzeptanz sind der erste Schritt zu einer positiven Veränderung. Kinder mit ADHS leiden oft darunter, dass ihnen Dinge schwerer fallen als ihren Altersgenossen. Wenn ihnen dann noch unterstellt wird, sie würden es absichtlich tun, kann das ihr Selbstbewusstsein tief erschüttern – mit Auswirkungen, die bis ins Erwachsenenalter reichen können.
Nehmen Sie die Herausforderungen Ihres Kindes ernst und suchen Sie gemeinsam nach Wegen, die den Alltag erleichtern. Geduld ist dabei entscheidend. Mit Akzeptanz und kreativen Lösungsansätzen wird vieles leichter – für Ihr Kind und auch für Sie. Der Weg mag manchmal holprig sein, aber er führt zu mehr Verständnis, Stärke und einem harmonischeren Miteinander.
1 comment
Sport vor der Schule hat bei uns tatsächlich viel gebracht…