Abiball: Wie war´s bei ihr, wie war´s bei mir? Teen-Time Jugendkolumne

Abiball

Ihr Lieben, Ende Juni fand der Abiball meiner Tochter statt und es war nach vielen Jahren der einfachen Zeugnis-Übergabe unserer Schule in der Aula in diesem Jahr dank einiger wahnsinnig engagierter Eltern und AbiturientInnen ein richtig pompöser Ball im Casino von Bayer Leverkusen. 

Damit die AbsolventInnen am Abend noch ohne Eltern auf ihrer „Aftershowparty“ in einem Club in Köln feiern können, fand der Ball tagsüber statt. Um 9.30 war Treffen für Fotos und um 11 Uhr begann der offizielle Teil. Jeder Schüler und jede Schülerin hatte sich im Vorhinein ein Lied ausgesucht, zu dem es dann zur Übergabe des Zeugnisses in festlicher Garderobe auf die Bühne ging. 

Für mich begann der Tag sehr früh und ich gönnte mir erstmal eine halbe Stunde allein, schaute mir alte Bilder von unserer Tochter an, hörte Lieder, die ich mit ihr und ihrem neuen Lebensabschnitt verbinde und mir liefen die Tränen. Nicht traurig, sondern berührt und gerührt und mächtig stolz. Einfach ein Moment nur für mich und unsere gute Beziehung. Ein wahnsinnig dankbarer.

Abiball 2024: Das offizielle Programm beginnt

Der Ball wurde dann schon recht witzig eingeläutet von einem Absolventen und einer Absolventin. Spätestens bei „Gott, bin ich nervös bei all den hotten Müttern hier“ des Moderators brachen wir in Gelächter aus. Vorab hatte ich noch zwei Geschenkchen vorbereitet und verteilt, alle Aufgaben waren also erledigt, im Vorhinein gibt´s ja doch einiges zu organisieren, allein, was die schicke Kleidung aller Familienmitglieder angeht.  

Ein Geschenkchen hatte ich für die Mama vorbereitet, die nicht nur mit mir zusammen seit der 5. Klasse dieser Stufe die Elternvertretung übernommen hatte, sondern auch eines für den besten Klassenlehrer der Welt, der wirklich eine Lehrkraft ist, wie man sie sonst nur aus dem Bilderbuch kennt: wertschätzend, auf Augenhöhe und immer an seine Schützlinge glaubend…

Und der Ball fand zwar drinnen statt, aber der Tag war ein sonniger und das war so besonders in diesem verregneten Sommer 2024. Der Empfang mit Sekt und O-Saft mit all den glitzernden Abendroben war schon sehr sehr schön und beeindruckend. Nach den Zeugnis-Übergaben wurde das Buffet für alle Anwesenden eröffnet. 

Abi-Buch und Tanz-Einlagen 

Später wurde das Abi-Buch der Stufe verkauft, das wirklich schön und professionell geworden ist und es gab noch einige Acts. Gesangs-Einlagen, choreografierte Tänze, Erinnerungsvideos an Stufenfahrten, an den Abi-Gag, an den letzten Schultag und die letzte Karnevalsfeier, die zum größten Teil von diesem Jahrgang organisiert worden war.

Es war so schön, nochmal mit meinen Lieblingsmüttern aus der letzten Reihe (beim Elternabend – immer) zu quatschen, von Tisch zu Tisch zu springen, unsere Familie samt meiner Mama dabei zu haben und stolz aufs Töchterchen zu blicken. Der Tag selbst rührte mich aber trotzdem weniger als ich gedacht hatte. Den letzten Schultag erlebte ich als viel emotionaler, der Saal war so riesig und mit so vielen Leuten.

Und: Dadurch, dass die Veranstaltung am Tage stattfand und die Jugend für den Abend noch was vorhatte, löste sich alles recht schnell nach dem offiziellen Programm auf. Wie gern hätte ich noch ein bisschen getanzt und mich noch ein wenig ausgetauscht. So saß man recht viel am eigenen Tisch. 

„Unsere Kleene hat einfach Abi, jetzt werd ich doch grad sentimental“

Sehr süß fand ich aber, dass einige Sentimentalitäten dann bei Teilen der Familie am nächsten Tag zum Vorschein kamen. Dann, als alles vorbei war und klar wurde, dass nun tatsächlich alle in unterschiedliche Richtungen aufbrechen würden, dass der letzte gemeinsame Termin nun durch war. „Unsere Kleine“… „nun so groß“.

Weil wir doch gefühlt selbst grad erst Abi gemacht haben (mein Abiball war 2001), weil wir uns noch so gut an diese intensive Zeit erinnern, weil sich so viele meldeten und meinten, wow, das war doch die schönste Zeit des Lebens damals. Da lag noch alles vor uns. Und ich finde: Ja, im Nachhinein würde ich es auch als eine der besten Phasen des Lebens beschreiben – aber ehrlich gesagt nur in der heutigen Sicherheit, das alles gutging. 

Die Unsicherheit, ob das mit dem Job das Richtige ist, mit der Liebe, mit dem Umzug und der neuen Stadt, all diese Fragezeichen. Werde ich je die große Liebe finden? Werde ich heiraten und Kinder kriegen oder um die Welt reisen als Reporterin oder doch etwas ganz anderes? 

Ich war 19, als ich Abi machte

Ich war 19, als ich Abi machte, mein Mann 20 – unsere Tochter ist mit 17 fertig. Das ist früh. Und jetzt soll sie sich entscheiden, was sie beruflich machen soll ohne je ein Praktikum gemacht zu haben oder die Arbeitswelt zu kennen, weil Corona einen Strich durch die Berufspraxis-Erfahrungen machte. 

Wenn sie eines sicher wusste, dann war es, in welche Stadt sie nach dem Schulabschluss ziehen wollen würde, nun gibt es genau dort nicht das, was sie gern als Nächstes machen würde. Nun bleibt es beim Berufswunsch, aber es wird dadurch wohl eine andere Stadt… 

Ich finde es wahnsinnig spannend, das alles zu begleiten. Ich hatte damals zur Oberstufe die Schule gewechselt, in der Kölner Innenstadt mein Abi auf einer Schule mit Musikschwerpunkt gemacht. Der Abiball war damals von spektakulären Schauspiel- und Musikeinlagen geprägt gewesen (aber viel günstiger und weniger pompös als beim Töchterchen) und ich habe auch heute noch Kontakt zu meiner Stufe. Ich war dann bald darauf zum Studium nach Berlin gezogen.

Erstmal volljährig werden jetzt

Nun feiern wir in der nächsten Woche erstmal ihren 18. Geburtstag und verabschieden sie tags drauf auf Reisen. Sie hat zwei Nebenjobs zum Geld verdienen jetzt, hat sich für einen Neubeginn im Herbst beworben, sie ist glücklich verliebt und lässt nur wenige Partys aus. 

Sie wird ihr Ding machen, sowas von sicher! Aber da sind natürlich auch noch so viele Unsicherheiten, dass auch sie wohl erst in ein paar Jahren sagen können wird, ob diese Zeit jetzt gerade wohl zu den besten ihres Lebens gehört haben könnte. Die Chance darauf ist groß… und das macht mich als Mama – ihr werdet es verstehen können – einfach sprachlos vor Glück und Demut.

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4 comments

  1. Ich habe damals meinen Abiball tatsächlich geschwänzt und bin zusammen mit kleinen Handvoll anderer „Rebellen“ aus meiner Stufe bewusst nicht hingegangen.

    Ich hatte keinen Bock mir ansehen zu müssen, wie meine Stufenkameraden in zu groß geschnittenen Anzügen bei irgendwelchen einstudierten Standardtänzen herumkrampfen und einen auf „erwachsene Leute“ machen.

    Außerdem hatte ich damals eine kurzzeitige Beziehung mit einem Hippie-Girl, die solche Veranstaltungen ohnehin mega-spießig fand und nicht mit mir hingegangen wäre. Also hätte ich da am Ende noch mit irgendeiner Klassenkameradin tanzen müssen, an der ich keine Form von Interesse gehabt hätte.

    Die Zeugnisausgabe war damals bei uns auch nicht auf dem Abiball (der von Schülern organisiert war), sondern bei einer eher schmucklosen Veranstaltung der Schule in der Aula, bei der ich mein Abizeugnis in T-Shirt und Baggy Jeans entgegengenommen habe.

    Ob ich es im Nachhinein bereut habe, nicht beim Abiball gewesen zu sein? Eigentlich nicht.

    1. Sehr interessant! Ich war damals auch nicht bei meinem Abiball, allerdings aus im weitesten Sinne familiären Gründen und habe das immer ein bisschen bereut. Sicherlich ist die Situation aber auch eine andere, wenn man seinen Abiball unfreiwillig verpasst…

      Bei uns gab es die Abi-Zeugnisse auch nicht auf dem von den Schülern organisierten Abiball, sondern bereits zwei Wochen zuvor in einer von der Schule organisierten Feierstunde. Diese fand im Konservatorium statt und war auch mit Rahmenprogramm, den Familien, festlicher Kleidung, usw.

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