Ihr Lieben, ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich kann mich noch total gut an unseren Abi-Gag und die Zeit rund um die Abschlussprüfungen erinnern. Es gibt Fotos von uns mit fetter Musikanlage im Stadtpark, mit einer Flasche Sekt unterm Arm und Luftschlangen um den Hals am letzten Schultag im Bio-Hörsaal.
Erinnerungen an die eigene Abi-Zeit
Mit Bullriding der Lehrkräfte auf dem Schulhof, das wir zu unserem Abschied organisiert hatten. Auf den Fotos ist sogar ein echtes Pferd zu sehen, das eine unserer Mit-Abiturientinnen einfach mitgebracht hatte, hahaha. Meine Tochter hatte in der Woche vor den Osterferien ihre allerletzten Schulstunden, muss diese Woche nur für ihre Abi-Fächer nochmal hin.
Die Mottowoche liegt hinter ihr, ihre Stufe ging mal verkleidet als ErstklässlerInnen, mal als Hangover, mal schwarz gekleidet als Mafia. Es gab (spielerische) Fehden mit dem Abi-Jahrgang der Nachbarschule, ein Fußball-Derby sollte schließlich entscheiden, wer gewinnt. Bestimmt 300 Fans waren an diesem Dienstagmittag um 14 Uhr am Platz. Es wurden Banner aufgehängt, es lag was in der Luft. Die Freiheit all dieser Schülerinnen und Schüler zum Greifen nah. Viele Umarmungen, laute Mucke.
Fühlst du dich als Mama jetzt nicht wahnsinnig alt? Nein!
Als ich bei Instagram davon erzählte, fragte eine Leserin: Wow, ist das nicht super-emotional jetzt so kurz vor Schluss? Und fühlst du dich nicht wahnsinnig alt? Ich hab dann kurz darüber nachgedacht und kam auf eine überraschende Antwort. Denn nein, ich fühle mich überhaupt nicht wahnsinnig alt und das IST ja grad das Ding. Ich fühle mich noch viel zu jung irgendwie, um schon ein so großes Kind zu haben 😉
Wie ich ihr diesen Spaß gönne! Diese Gemeinsamkeit, diese unvergesslichen Tage und Wochen! Ein „Wow, die Videos und Bilder, die ihr jetzt macht, die werdet ihr euch in zehn Jahren zum Abschlussjubiläum zeigen“, konnte ich mir nicht verkneifen. Für mich wühlt es viel auf, mal schau ich mit stolzen Verknalltheits-Schmetterlingen drauf, mal mit Loslass-Liebeskummer.
Das Kind wird flügge! Von Schmetterlingen und Liebeskummer
Denn ja, hier wird sich jetzt einiges ändern, wenn nur noch zwei von drei Kindern zur Schule gehen (und OH HA, die beiden sind ja auch nur zwei Jahre jünger!). Jetzt geht´s erstmal in die Prüfungen, dann auf Reisen. Zum Abiball kommen dann nochmal alle zusammen, ich musste schon bei der Einladung fast Tränchen verdrücken. Und auch der Papa schüttelt immer wieder fasziniert den Kopf. Mein Töchterlein, unser Kind!
Wir können unsere Urlaube irgendwie nicht mehr gemeinsam planen, weil so unklar ist, was die Zukunft und der neue Terminkalender der Großen so mit sich bringt, da ist diese Unsicherheit bei gleichzeitiger Freiheitsluft. Alles ist möglich, der Weg geebnet, aber das Ziel noch nicht bestimmt. Welche Weggabelung wird sie nehmen? Wann zieht sie aus, was macht das mit unserem Familienkonstrukt, mit uns als Paar, aber auch mit den Geschwistern?
Alles wird sich neu ordnen nach dem Abschluss
Ich spreche gern vom Familienmobilé, das erstmal schräg hängt, wenn eine Person dazukommt oder rausgenommen wird. Wie kann dann das Gleichgewicht der Family wieder neu verteilt werden, damit wir zurück in die Balance kommen? Ein Baby bringt sie erstmal ins Wanken, ein ausziehendes Schulabschlusskind vermutlich auch.
Welche Abzweigung wird sie nehmen, an welcher Kreuzung wird sie überlegen, an welcher Stelle verfährt sie sich, um Orte auf ihrem Lebensweg kennenzulernen, mit denen sie gar nicht gerechnet hat? Und wie wird es mir aus der Ferne dabei gehen, mir, die auch immer früh weg und rauswollte, viel kennenlernen, viel erleben.
Überhaupt: Mein einziges Mädchen. Ich bleibe als einzige Frau mit drei Männern zurück, einem großen und zwei auch schon fast so großen. Ihr seht: Meine Gedanken gehen in alle Richtungen, aber zwischen allen Zeilen wabert der Stolz. Ich bin 41 und mein Kind ist jetzt groß. Ich kann nicht glauben, dass ich das so, dass wir das so erleben dürfen. Und bin unfassbar neugierig, was da jetzt noch so alles kommt.
1 comment
Was für ein schöner, emotionaler und ehrlicher Text!
Wir haben noch ein bisschen, bis der letzte Schultag des Großen ansteht und ich kann nur erahnen welche Gefühle mich dann überkommen.
Das witzige ist: ich bin in das im Text genannte Fußballspiel der Abschlussjahrgänge zufällig reingeraten…. Jugendliche strömten in Scharen mit bester Laune und gutem Wetter zum Fußballplatz und ich wusste garnicht was los ist. Was ich aber gespürt habe war die super Stimmung und die hat mich tatsächlich ein wenig durch meinen Tag getragen.