Kindheit ohne Geld: Das Gefühl von Armut prägt mich bis heute

Armut

Foto: Tassja Rother

Ihr Lieben, eine Kindheit in Armut – das hat unsere liebe Kollegin Celsy Dehnert erlebt. Und obwohl sie heute fest im Leben steht, eine eigene Familie hat und eine der wichtigsten Stimmen im Internet zum Thema „Soziale Gerechtigkeit“ ist, kann sie die Erfahrungen aus der Kindheit nicht abschütteln. Armut in der Kindheit prägt – bis ins Erwachsenenalter hinein.

Nun hat Celsy genau darüber ein Buch geschrieben, über sich selbst, ihre Erfahrungen, über die soziale Ungerechtigkeit in Deutschland und wie Kinder armutsbetroffener Eltern übersehen werden. „Das Gefühl von Armut – über knappe Kohle, geringen Selbstwert und einen Sozialstaat, der uns im Stich lässt“ ist ein wichtiges Buch, das hoffentlich ganz ganz viele Leser*innen findet. Wir dürfen zwei Exemplare an euch verlosen. Schreibt uns einfach dazu in die Kommentare, warum ihr das Buch gerne lesen wollt. Wir freuen uns, dass wir heute hier einen Auszug aus Celsys Buch bei uns veröffentlichen dürfen:

Über meine Kindheit in Armut

Meine Eltern haben jedes Klischee bedient, das die Gesellschaft armutsbetroffenen Eltern gegenüber hat: Sie haben geraucht, und es gab jeden Abend mehr als ein Feierabendbier. Phasen der Arbeit wechselten sich mit Zeiten der Arbeitslosigkeit ab. Für mehrere Computer und Konsolen war ausreichend Geld da, für schöne Kindergeburtstage oder Ausflüge hingegen nicht. Den Billardtisch, der in unserer Diele stand, als ich 13 war, konnten sie bezahlen – die Kosten für meine Klassenfahrt nicht. Neue PC-Spiele waren ihnen durchaus Geld wert, brauchbare Stifte oder Blöcke für die Schule waren nicht drin. Während meine Eltern jeweils auf einem eigenen Sofa vor ihren Computern ihren Feierabend genossen, ärgerte ich mich über Recyclingpapier, das schon beim Schreiben riss.

Schaue ich auf meine Kindheit zurück, muss ich festhalten, dass meine Eltern genau das taten, was die Gesellschaft armutsbetroffenen Eltern immer vorwirft: Sie gaben ihr knappes Geld vor allem für sich selbst statt für ihre Kinder aus.

ICH WAR EUER GELD NICHT WERT

Einer der prägendsten Tage meiner Teenagerjahre war der Morgen, als mich eine Klassenkameradin im Schulbus fragte: „Hast du deine Klamotten in deinem Schulranzen?“ Ich weiß bis heute, wie irritiert ich über diese Frage war. Bis ich an der Schule ankam und feststellte: Alle fahren auf Klassenfahrt, nur ich nicht.

Kurz darauf saß ich mit meiner Klassenlehrerin im Büro des Schulleiters, während dieser mit meinen Eltern telefonierte. Ich erinnere mich auch daran, dass er meinen Eltern Geld vom Förderverein anbot und wie ich mich am Ende des Gesprächs dem Matheunterricht des Jahrgangs über uns anschloss. Als ob es gestern gewesen wäre, kann ich mich bis heute selbst dabei beobachten, wie ich mit stoischer Miene Aufgaben bearbeitete und mich an der einen oder anderen Stelle sogar im Unterricht der älteren Klasse beteiligte, weil meine Englischleistungen weit überdurchschnittlich waren.

Woran ich mich allerdings nicht mehr erinnere: Wie ich mich gefühlt habe, als klar war, dass ich zu Hause bleiben muss. Oder ob bzw. wie ich meine Eltern mit dieser Ungerechtigkeit konfrontiert habe. Stattdessen schneidet mein Gehirn an dieser Stelle sofort zu dem Telefonat mit meinen Freundinnen, das ich abends geführt habe. Ich habe ihnen die (ziemlich offensichtliche) Lüge auf- getischt, dass ich für ein besonderes Tanztraining ausgewählt worden sei. Die Wahrheit war einfach zu beschämend: Ich war zu arm, um mit auf Klassenfahrt zu fahren.

Mein Gehirn scheint es vorzuziehen, mich vor den schmerzhaften Gefühlen und Konfrontationen dieser Zeit zu schützen. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ich am Morgen der Klassenfahrt nichts von der Reise wusste oder warum ich mich an keinerlei Streit darüber erinnern kann. Was allerdings bis heute geblieben ist: das Gefühl, es nicht wert zu sein.

Zu erleben, wie meine Eltern um meinetwillen Geld angeboten bekommen, damit ich an der Klassenfahrt teilnehmen kann, und sie dieses ablehnen, hat das Gefühl, das mich meine ganze Kindheit lang begleitet hat, in Beton gegossen. Geld ist immer nur für die anderen da, niemals für mich. Im schulischen Kontext habe ich am meisten gemerkt, welchen Unterschied es macht, ob Eltern Geld für ihre Kinder ausgeben (können) oder nicht: Immer wieder musste ich mich vor Lehrkräften rechtfertigen, weil meine Schulmaterialien nicht den Ausführungen entsprachen, die auf der Materialliste gefordert waren. In jeder Pause musste ich aufs Neue schräge Blicke und fiese Sprüche aushalten, weil meine Kleidung nicht so aussah wie die der anderen Kinder.

An jedem ersten Schultag nach den Ferien schaute ich beschämt zu Boden, während andere Kinder begeistert von ihren Ausflügen und Urlauben erzählten. Meine Welt war winzig, und ich fühlte mich wahnsinnig ausgeschlossen. Dabei wusste ich lange auch gar nicht, was mir in meiner Freizeit entging: Ich ahnte nicht, dass andere Kinder völlig selbstverständlich Instrumente lernten oder anderen Hobbys nachgingen, während ich jeden Nachmittag wieder die Nase in ein Buch steckte, weil ich sonst nichts zu tun hatte.

Ich wuchs mit einem Ungerechtigkeitsgefühl auf, das ich lange nicht verorten konnte, weil ich tat, was alle Kinder tun: Ich ging davon aus, dass meine Eltern das Beste für mich wollten. Erst als ich mit 13 Jahren miterlebte, wie meine Eltern meine Chance auf Teilhabe ausschlugen, wurde mir klar, woher dieses Ungerechtigkeitsgefühl kam. Es war das Gefühl, nicht wichtig genug zu sein, als dass jemand Geld für mich ausgeben – oder annehmen – würde.

Dieses Gefühl prägt mich bis heute. Aktuell bräuchte ich beispielsweise ein Paar Winterschuhe. Das Geld dafür haben wir, das ist nicht das Problem. Auch die Notwendigkeit ist gegeben, es ist also auch keine vernünftige Sparsamkeit, die mich aufhält. Nein, es ist schlicht und ergreifend das Gefühl, dass es nicht wichtig genug ist, Geld für mich auszugeben, das nun schon seit Wochen hartnäckig verhindert, dass ich mir anständige Schuhe kaufe.

So geht es mir bei jedem Paar Schuhe, bei jeder Jacke, jedem Pulli, sogar bei Winzigkeiten wie Nagellack oder einer Dose Haarspray. Ich ringe immer wieder mit mir, weil ich das Gefühl habe, das Geld wäre woanders besser eingesetzt. Um mir etwas zu gönnen, muss die Motivation größer sein, durch äußere Umstände bedingt nahezu erzwungen sein, statt dass ich mir etwas einfach nur für MICH kaufen würde.

Das System hat mich im Stich gelassen

Ich habe all die leidvollen Erfahrungen von fehlender Teilhabe und schulischen Nachteilen, die typischerweise mit Kinderarmut assoziiert werden, gemacht. Diese Armutserfahrung in der Kindheit hat meine Selbstwahrnehmung nachhaltig beeinflusst und meinen Selbstwert bis ins Erwachsenenleben hinein zerstört. Die Prägung aus der Kindheit beeinflusst meine alltäglichen Entscheidungen bis heute. Diese Art von Prägung ist keine Banalität. Denn am Ende ist auch diese psychologische Komponente ausschlaggebend dabei, warum sich Armut im Erwachsenenalter häufig fortsetzt. Wir werden das Gefühl, dass wir als Bodensatz der Gesellschaft kein gutes Leben verdient haben, nicht los. Also leben wir mit dem Gefühl der Minderwertigkeit, trauen uns weniger zu und trauen uns auch nicht, um Hilfe zu bitten…

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Das Gefuehl von Armut Cover
Über knappe Kohle, geringen Selbstwert und einen Sozialstaat, der uns im Stich lässt

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71 comments

  1. Ich kann mich RM aus wissenschaftlicher Sicht anschließen und ja, ich unterstütze tagtäglich, ich achte, wie mir aus Schüler*innensicht gesagt wird, äußerst empathisch und zielführend auf Ausgrenzungen, Benachteiligungen und Hilferufe. Lustig, dass ich mich hier rechtfertigen muss. Dies sind Dinge, die für mich, als an einer Schule in einer deutschen Großstadt, tätigen Lehrerin und Beratungsfachkraft selbstverständlich sind und die ich eigentlich nicht an die große Glocke hänge.
    Wie bereits unten aufgeführt gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die wir als Gesellschaft sowie jede/r Einzelne tun kann. Wie ebenfalls unten beschrieben erfahre ich als Klassenlehrer*in ja nicht erst am Tag der Abfahrt, dass kein Geld gezahlt oder angenommen wurde und kann entsprechend im Vorfeld für unterschiedlichsten Wegen, Versuche starten, diesen Kindern und Jugendlichen zu helfen.
    In meinen Augen wird sich viel zu häufig auf Irgendetwas berufen, um Irgendetwas zu rechtfertigen. Ich verstehe nicht, warum!? Man sieht, hört und fühlt doch das Leid dieser Kinder… was nützt es ihnen in der konkreten Situation, dass der Sozialstaat vermeintlich viel für sie regelt, bezahlt, organisiert, auf sich nimmt…? Naja, vielleicht brauchen einige diese Rechtfertigung, um selbst nicht aktiv zu werden?

  2. Also ehrlich, das ist doch total überzogen, von destruktiver Wut zu schreiben, weil die angesprochene Person einen anderen Standpunkt vertritt und die Formulierung der Buchautorin bekräftigt, die sich von der Gesellschaft in Stich gelassen fühlte.
    Es gibt übrigens keine destruktive Wut. Wut ist einfach ein Gefühl und somit lebensnotwendig. Wut kann in aggressive Handlungen münden. Z. B. wenn man dann herablassend anderen das Leben erklärt. So wie Sie das gerade mit Isabell gemacht haben. Und ich gerade, um es zu veranschaulichen.
    Wut ist das Gefühl, das Veränderungen vorangeht. Es meldet, da ist was nicht in Ordnung.

    1. Hallo RM,
      ich finde Uschis Beiträge sehr reflektiert und differenziert, während Isabells Reaktion auf mich sehr impulsiv wirkt und ja nicht in irgendeiner Art und Weise weiterbringt, und damit ja eben destruktiv ist. Wem nutzt diese Wut? Deshalb auch meine Frage weiter unten, ob sie selbst die Welt irgendwo besser macht und einem benachteiligten Kind hilft, sich zu empören ist leicht. Ich habe ja hier auch schon einige Kommentare hinterlassen und ich finde es zu simpel, immer nur auf „den Sozialstaat“ oder „die Gesellschaft“ zu schimpfen. Wir sind uns doch sicher alle einig, dass schon versucht wird, Benachteiligungen auszugleichen. Es gibt viele Hilfen, sowohl in finanzieller als auch in personeller Hinsicht. Aber perfekt ist das Hilfesystem sicher nicht, kann es auch nicht sein, denn da gibt es eben die unperfekten Familien, zu denen die Kinder nunmal gehören, Gefühle wie Angst und Scham, die dazu führen, dass Dinge nicht offen kommuniziert und unter den Teppich gekehrt werden usw. Meine Frage ist: wo genau hat denn hier der „Sozialstaat“ versagt, was hätte besser laufen müssen? Wenn die Eltern „NEIN“ zu Hilfen sagen, was soll dann passieren? Sollen sie entmündigt werden, hätte die Autorin das gewollt?

      1. Nein, wir sind uns offensichtlich nicht alle einig (übrigens schon ein alter Diskussionstrick zu Cäsars Zeiten…), dass genug versucht wurde und das ist, glaub ich des Pudels Kern dieser Diskussion. Kinder gehören nicht ihren Eltern oder den Familien. Kinder gehören sich selbst und haben ein individuelles und gleichzeitig universelles Recht auf auf individuelle gesunde Selbstentfaltung und Entwicklung. Niemand würde behaupten, wenn einer Person offensichtliche Gewalt angetan wird, dass es halt nicht anders ging. Die Grundhaltung wäre eher zu suchen und zu fragen, warum nichts unternommen wurde. Für Menschen, die in ihrer Kindheit subtile Gewaltformen erlebt haben, macht es imho einen Riesenunterschied, ob jemand sagt, „ich hab nicht mehr geschafft, die Hilfen waren unzureichend oder eben nicht passgenau“ (und natürlich, was könnten wir verändern, um es besser hinzukriegen); im Gegensatz zu: „Was willste machen, wenn die Familie nicht mitzieht… Pech gehabt.“ Hier geht es schließlich nicht darum, dass es nie zu einem Markenartikel gereicht hat. Hier geht es um das fundamentale Gefühl, nie wirklich als Person mit individuellen Wünschen und Bedürfnissen gesehen worden zu sein. Das sind überlebenswichtige Grundbedürfnisse. Das ist nicht nur die Aufgabe der Eltern.

        Es ist oft eine Frage der Haltung und nicht, wie man sich verhält. Und wenn die Haltung angemessen ist, dann verfällt man eben nicht reflexhaft in Resignation, sondern beginnt zu überlegen, was man tun kann. Meine Erfahrung im Arbeitsfeld ist die: an sich sind die Hilfen oft nicht ausreichend und echt ausbaubar. Aber wirklich traurig ist, oft werden die vorgesehenen Hilfen gar nicht effektiv eingesetzt. Bis Eltern entmündigt werden, muss viel passieren, oft zu viel. Aber zwischen einmal anzurufen und zu fragen, ob man nicht Geld vom Sozialfond fürs Kind möchte und einer Inobhutnahme gibt es ja wirklich eine vielfältige Bandbreite an Hilfen.Jemand muss sich eben aufraffen und den Bedarf feststellen und entsprechend in Gang bringen.

        Zur bisherigen Diskussion selbst, möchte ich noch anmerken, dass hier ganz viel einfach gelabelt wurde („impulsiv“, „destruktiv“) und dann im nächsten Satz als Fakt weitergeführt wurde. Ich kann nicht nachvollziehen, was nun so impulsiv ist an Isabells Beiträgen. Sie vertritt nur eine andere Meinung. Wo sind Deine Beispiele dafür, dass es besser ist, resignativ die Achseln zu zucken und auf die Eltern zu schimpfen. („Mach es selber besser!“, ist übrigens auch ein beliebtes K.O.-Argument, ohne konstruktiven Beitrag). Nur weil jemand schreibt, das eine Haltung oder eine Geschichte wütend macht, bedeutet das nicht, dass man impulsiv ist. Die Person formuliert eben, was in ihr vorgeht.

        Da ich jetzt schon so oft hier geschrieben habe: ich möchte gar nicht an der Lotterie teilnehmen, ich werde mir das Buch selbst kaufen.

        1. Okay, es gibt also keine Versuche, Ungerechtigkeit auszugleichen?!( Ich schrieb ja nicht „ genug“, kannst ja nochmal nachlesen.) Hartes Urteil und ein Schlag ins Gesicht aller engagierten Lehrer, Erzieher, Sozialarbeiter… Das ist genau das, was ich meine: es ist so schädlich, so zu tun, als würde „überhaupt nicht“ geholfen. Natürlich gehören Kinder nicht ihren Eltern, trotzdem kann man ja nicht so tun, als gäbe es die Eltern nicht. Was hätte denn Deiner Meinung nach im hier vorliegenden Fall geholfen, wenn die Eltern sagen, dass ihr Kind nicht mit zur Klassenfahrt soll, selbst dann nicht, wenn die Kosten übernommen werden?! Ich bin doch auch für Hilfen und Unterstützung, aber mich nervt dieses Sozialstaat-Gebashe so unglaublich. Und in einem Punkt entschiedener Widerspruch: Haltung allein bewirkt gar nichts, muss überhaupt nicht zu Verhalten führen. Viele Leute posaunen viel Meinung raus, tun aber wenig. Haltung gibt den Anstrich des „besseren Menschen“, aber ob das mit der Wirklichkeit übereinstimmt, ob es konkretes Tun gibt, überprüft niemand.
          Zur bemängelten Diskussionskultur, z.B. Dinge falsch zu Labeln usw, das ist etwas lächerlich, weil es ja von Dir mindestens genauso stark passiert: Worte wie resignativ (nur weil ich in diese Schwarz-Weiß-Malerei nicht mit einstimme, oder, wie Du bei Isabelle schriebst, eine andere Meinung habe, bin ich also resigniert) oder reflexhaft (unterstellt wenig eigenes Denken, mehr so wie ein Pawlowscher Hund, der anfängt zu sabbern) ist ja nun auch nicht die große Diskussionskultur.

          1. Oh weh, Franzi, welch absurde und überhaupt nicht zielführende Diskussion. Wir haben doch schon zu genüge dargelegt, wie man Kindern und Jugendlichen trotz elterlicher Ablehnung von Unterstützungsmaßnahmen helfen kann.

            Gerade als pädagogische Person, die bestenfalls nah an den Kindern und Jugendlichen dran ist (überleg mal wievieleStunden, Schüler*innen in der Schule verbringen), hat man doch mannigfaltige Möglichkeiten. Sofern, wie RM schrieb, die Haltung und das Engagement vorhanden ist. Ja, dann muss ich nach dem Unterricht mit meiner Schülerin / meinem Schüler eventuell mal zum Jugendamt und die eigenen Kinder entsprechend unterbringen – das ist eine grundsätzliche Haltung! Bin ich bereit in Notsituationen zu handeln, über meinen Tellerrand zu schauen, nicht nur Dienst nach Vorschrift zu machen oder grenze ich mich davon ab und sage der Sozialstaat ist dafür zuständig und es wird ja bereits viel getan!

            Natürlich liegt dem eine grundsätzliche Haltung zugrunde, wie RM schrieb, und daraus erwächst dann solidarisches Handeln für und mit diesen benachteiligten Kindern und Jugendlichen.

            Ich kann RM nur voll und ganz zustimmen und finde ihre Darlegung großartig.

            Liest man zwischen den Zeilen, erkennt man wie engagiert und reflektiert nicht hat nur diskutiert, sondern vor allem auch gehandelt wird.

            Diese Handlungen sind wichtig und absolut notwendig, weil eben nicht genug von staatlicher Seite getan wird, worauf RM ebenfalls
            hingewiesen hat. Häufig reicht schon eine engagierte Person im Leben eines Kindes, das diese Zugewandtheit ansonsten nicht erfährt, um Selbstwirksamkeit und Hoffnung in Gang zu setzen… Und diese Möglichkeit haben wir in all den pädagogischen Bereichen – nur geht das dann sehr häufig über unsere „Dienstpflicht“ hinaus…

            Mich bestätigen jedoch all die schönen Entwicklungen, die ich bislang, teils durch kleine Hilfestellungen, teils durch große Kraftanstrengungen, miterleben durfte. Dafür habe ich diesen Beruf gewählt. 🙂

            Weitere Worte benötigt diese unsägliche Diskussion nun wirklich nicht – wir wenden uns dann lieber wieder den realen Problemen unserer Schützlinge und Schüler*innen zu und handeln und unterstützen – ja, gerade auch, wenn die Eltern dies nicht tun, sogar ablehnen oder gar mit Strafen drohen, wenn die Hilfe von außen durch ihre Kinder angenommen wird.

            Ich hüpfe ebenfalls nicht in den Lostopf und werde mir das Buch auch selbst kaufen.

            Alles Liebe an Celsy!! Und weiter so…

  3. ich würde das Buch gerne lesen. Meine Eltern haben uns zwar nie so kurz gehalten wie die Eltern der Autorin. aber das Geld war immer knapp und ich habe ein schwieriges Verhältnis zu Geld und oft die Sorge es reicht nicht.
    Bei mir ist es anderst herum, ich gebe eigentlich das meiste Geld für die Kinder aus. ich arbeite da zu einer besseren Balance hin
    Unsere Nachbarin ist auch so wie die Eltern der Autorin. Für sich selbst, für Beauty und Urlaube spart und gibt sie gerne Geld aus, für die Kinder knappst sie rum und macht lieber alleine Ausflüge. Immerhin haben aber die kinder alles nötige, laufen nicht verlottert oder stinkend rum und bekommen essen usw. aber es wird halt an ihnen gespart. Sie wurde mal von den Nachbarinnen ( die alle ihre Kinder selbstverständlich dabei hatten, es ging in einen Freizeitpark, ob sie auch kommt. da meinte sie sie alleine würde kommen aber die Kindrr nicht mit nehmen sondern das Geld lieber für ihren Urlaub sparen. da haben die Nachbarin en ihr zum Glück gesagt dass sie dann nicht kommen braucht.

  4. Ich würde mich sehr über das Buch freuen! Ich bin Lehrerin und glaube, dass es Lehrer:innen im Alltag helfen kann über Kinder aus armutsbetroffenen Familien mehr zu wissen.
    Viele Grüße

  5. Wenn ich diesen Bericht lese muss ich direkt an meine Kindheit denken…es gibt nur einen kleinen Unterschied wir hatten das Geld, aber es war nicht für uns Kinder. Es gab Ausflüge, Urlaube etc aber halt für die Erwachsenen und entweder durften wir mit was aber für uns total langweilig oder anstrengend war (weil nicht Kindgerecht organisiert) oder wir blieben bei Freunden/Oma etc. was bleibt ist aber das Gefühl nicht Wert gewesen zu sein…und die Angst es bei den eigenen Kindern zu überspitzt zu leben. Ich würde mich freuen das Buch lesen zu können um auch die Seite zu kennen und vielleicht auch zu verstehen warum man sich so fühlt.

    1. mir tut das in der Seele wahnsinnig leid, dass diese junge Frau so eine traurige Kindheit hatte. Ich war alleinerziehend. Musste auch sehen wie wir zurecht kamen. Aber ich habe immer für meine Kinder Geschenke gekauft, Kleider, Klassenfahrt habe ich gespart. Wenn ich dafür kein Geld gehabt hätte. Dieses Angebot hätte ich meinen Kindern zu liebe angenommen. Wie schrecklich muss sich ein Kind fühlen, wenn es nicht an der Klassenfahrt teilzunehmen kann. Solche Sachen sind für mich unvorstellbar! Kinder haben das nicht verdient, so ein Leben zu führen. Das waren Rabeneltern. So gemein soll man nicht sein. Meine Kinder haben bei der Einschulung alles gehabt. Wäre nie auf die Idee gekommen. Das die beiden sich blamieren. eine sehr 😢 Geschichte. Das das Jugendamt da nicht eingeschaltet wurde, werde ich nie verstehen.

  6. Guten Tag,
    Ich würde das Buch sehr gerne lesen, damit ich eine besseres Verständnis für Armut habe und für meine Söhne und meine Umwelt sensibler damit umgehen kann. Zusätzlich würde ich mich sehr freuen, es lesen zu können, da ich gerade in Elternzeit bin und nach einem Schicksalsschlag in der Familie gerade finanziell einiges jonglieren muss. Ich möchte trotzdem meinen Söhnen so viel wie möglich ermöglichen und schöne Erinnerungen erschaffen.
    Liebe Grüße 😘

  7. Ich würde das Buch auch gerne lesen, denn ich bin ebenfalls in bitterer Armut aufgewachsen. Allerdings waren nicht meine Eltern an der Armut schuld, sondern die Umstände. Meine Mutter war in den 60er Jahren alleinerziehend, schwer herzkrank und starb als ich 9 Jahre alt war. Aufgewachsen bin ich, bis 14 Jahre alt war, bei meiner Oma. Nach ihrem Tod kam ich zu Pflege-Eltern. Bei meiner Oma gab es keinen Fernseher, kein Radio, keine Waschmaschine, keine Heizung und kein fließendes Wasser. Das Klo war auf dem Hof. In der Schule wurde ich extrem gemoppt wegen meiner Secondhandkleidung und weil ich gemüffelt habe, Waschen ohne Waschmaschine war damals harte Arbeit. Das Gefühl eine Woche im Unterricht der Parallelklasse zu sitzen, während die anderen auf Klassenfahrt waren, kenne ich auch zu gut. Zu sehen wie später meine Pflegeeltern das Pflegegeld(mein kleines Erbe) kassierten und mich als Putzkraft und Kindermädchen einsetzten tut heute noch weh. Aufs Gymnasium durfte ich auch nicht, obwohl ich gute Noten hatte. Auch ich habe damals sehr viel gelesen, bin immer noch ein Bücherwurm. Mein Abi habe ich dann auf der Abendschule (abends nach der Arbeit) nachgeholt. Dann habe ich BWL studiert. Bafög gab es elternunabhängig. Davon und mit Jobs in den Semesterferien konnte ich mein BWL- Studium finanzieren. Da ich mit meiner Abschlussnote zu den besten 20% von Deutschland gehörte, wurde mir ein Teilerlass für die Bafög Rückzahlung gewährt. Ich habe einen sehr gutbezahlten Job und habe meinen Sohn alleine großgezogen. Hängengeblieben aus meiner Kindheit ist ebenfalls die Sparsamkeit. Ich bin ein Schnäppchenjäger, aber ich gönne mir und meinem Sohn sehr viel, sei es Urlaub oder Kleidung. Dem deutschen System bin ich dankbar für die Möglichkeiten, die mir gegeben wurden. Klar ist es einfacher mit Unterstützung der Familie, aber man kann es mit viel Fleiß trotzdem schaffen.

    1. Ich würde mich sehr über das Buch freuen – es steht bereits auf meiner Liste 😉
      Einen Einblick in die Kindheit und die Erfahrungen der Autorin zu bekommen, um somit mehr Verständnis für betroffene Kinder zu haben, kann nur bereichernd sein.

  8. Ich würde das Buch sehr gerne lesen, weil ich mich in jedem Satz des Kurzbeitrags wiedererkennen. Ich hatte das erste Mal das Gefühl, mit meinen Emotionen und Erfahrungen nicht allein zu sein. Danke das Sie diesen Artikel verfasst haben, es bedeutet mir wirklich sehr viel, eine weitere Betroffene gefunden zu haben. Gerne würde ich im Buch noch weitere gemeinsame Erfahrungen finden, weil mir das bei der Verarbeitung helfen könnte.

  9. Liebe Celsy,

    ich bin seit 14 Jahren alleinerziehend mit zwei Kindern. Mich interessiert, wo Du Dich vom Sozialstaat alleingelassen fühlst. Würdest Du mir die Frage beantworten, bevor ich das Buch lese?

    Liebe Grüße
    Mirjam

    1. Hallo, ich als Mutter würde das Buch sehr gerne lesen, um mehr über die Gefühle der Autorin als Kind und Jugendliche in dieser Situation zu erfahren und eine neue Perspektive kennenzulernen!

  10. Ich würde es gerne meiner Nachbarin schenken, die ähnlich aufgewachsen ist und deren Selbstwertgefühl es gut tun würde.
    Hochinteressantes Aspekte und Bewunderung für die Autorin

  11. ich war selbst Alleinerziehend von zwei Töchtern und habe jeden Monat an Existenzängste gelitten, Geld jongliert und versucht meinen Töchtern alles zu ermöglichen. ich habe gegen das Land Hessen gekämpft, weil die Buskarte nur bis zur 10ten Klasse gezahlt wird und meine Kinder bedauernswerter Weise auf dem Gymnasium waren.

    ich würde dieses Buch gerne lesen um einen Blick auf die andere Seite zu werfen. . .

    LG
    Dana

    1. Einfach Gänsehaut bekommt beim ablesen dieses buches. Ich bin Sozialpädagogin und habe im Jugendamt gearbeitet (aktuell in Elternzeit), du beschreibst eindringlich was wir täglich fühlen und was schwer auszuhalten ist. ich würde mich freuen!

  12. Der Beitrag geht mir sehr nahe. Viele Fragen stellen sich auch mir, z.B. das Eltern-Kind-Verhältnis, also ob/wann/wie sie ihre Eltern jemals konfrontiert hat, und wie das Verhältnis zu ihren Eltern nun ist.
    Daher würde das Buch auch sehr gerne lesen. Ich selbst lebe in einer anderen „Blase“ und möchte möglichst viel über meinen Tellerrand hinaus schauen.

    1. Sehr gerne möchte ich das Buch lesen. Als Kind der Anfang 60-er habe ich mich nicht direkt „arm“ gefühlt. Aber als meine Eltern sich trennten (1975) waren meine Schwester und ich zusammen mit unserer Mutter Arm. Ein furchtbares Gefühl, meinen Lehrer um Zuschüsse für die Klassenfahrt zu bitten, nicht unbedingt den „Pelikan Tuschkasten“ kaufen zu müssen, saubere aber ‚alte‘ Kleidung zu tragen…., der Artikel geht mir nah und lässt alte Erinnerungen hoch kommen. Susanne Otto

  13. Schon dieser Ausschnitt hat mich sehr berührt. Ich würde mich freuen, den Rest des Buches zu lesen. Auch wir hatten in meiner Kindheit sehr wenig Geld.

    1. Das Gefühl kenne ich zu gut: Für alles ist Zeit und Geld da, nur nicht fürs Kind. Dabei waren meine Elten nicht wirklich arm. Ich möchte wissen, wie die Autorin aus der Patsche gekommen ist, und deswegen möchte ich das Buch lesen.

  14. Es ist verständlich, dass Frau Dehnert um aus der kindlichen Ohnmacht in das Gefühl von Selbstwirksamkeit zu gelangen, den Fehler „im Sysrem“ sucht und meint zu finden. Dort liegt er sicherlich auch, allerdings in ihrem elterlichen Familiensystem. Sich dieser Realität und vor allem ihrer Unabänderbarkeit in einer freiheitlichen Gesellschaft zu stellen ist für Betroffene oft überwältigend schmerzhaft.
    Wenn man den Systemfehler dort verortet, wo Frau Dehnert ihn sieht, wäre er nur durch massive staatliche Eingriffe in die familiäre Autonomie zu bewerkstelligen. Die gab es in diesem Land zur Genüge. In unterschiedlich ausgeprägter Form aber vom.Grundsatz her ähnlich in der Zeit des Dritten Reichs, in der Nachkriegszeit in der BRD und in der DDR bis zur Wende. Ein Fürsorgesystem was sehr weit in die Familien hineinreichte. Mit allen Konsequenzen, die hiermit verbunden sind.

    1. Der Artikel hat mich sehr berührt. Ich habe ähnliches erlebt. Zudem habe ich Hunger erlebt und eine Mutter, die mir gar nichts an Kleidung gekauft hat. Die Demütigungen und ds Mobbing in der Schule prägen mich bis heute. gerne eürde ich das Buch lesen.

      1. Auch in der DDR konnte ein Kind so aufwachsen, wie Frau Dehnert es beschreibt. Vielleicht in etwas anderer Form, da auch die anderen Familien nicht an anständige Stifte oder Malpapier gekommen sind, außer man hatte Westverwandschaft. Das Muster „es nicht wert zu sein“, kenne ich auch gut. Gerade war ich mit meiner Tochter bei dm und habe mir nicht erlaubt, einen neuen Nagellack zu kaufen. Ich muss sehr aufpassen und mich ständig reflektieren, um dieses Muster nicht an meine Töchter weiter zu geben.

      2. Hallo,

        Ich arbeite in einem sogenannten Stadtteil mit konzentrierten Armutslenslagen als Kitasozialarbeiterin, nebenbei studiere ich Frühpädagogik. In beiden Bereichen liegt mein Hauptfokus auf Chancengerechtigkeit. Ich möchte die Familien so gut wie nur möglich unterstützen. Das Buch verschafft mir sicher neue Perspektiven und ein tieferes Verständnis für z.B. Situation voll selbstverständlichem Verzicht oder schamvollen Geständnissen, wie sie mir sehr oft begegnen….

    2. Ich sehe das ganz genauso. Es wird niemals 100 % Ige Bildungsgerechtigkeit oder Teilhabegerechtigkeit geben. Aus dem Grund, dass die Elternhäuser einfach zu unterschiedlich (Bildung, Einkommen, Zeit, Motivation-) sind. Wollen wir Einheitsversorgung für alle- dann willkommen im Kommunismus. Ich möchte damit ausdrücklich nicht sagen, dass man nicht (noch) mehr für arme Kinder tun sollte- z.B.gewisse Leistungen nicht monetär auszuzahlen sondern in Form von Gutscheinen etc auszugeben. Wie es ja teilweise schon passiert. Die Eigenverantwortung der Eltern entsprechende Hilfen zu beantragen, besteht trotzdem, muss ja bestehen, will man die Eltern nicht komplett entmündigen. Diese Hilfen hätte es im vorliegenden Fall wohl auch gegeben- wurden halt nicht abgerufen). Ich sehe hier primär kein Systemversagen- sondern ein Versagen der Eltern.

      1. Diese Erkenntnis geht uns doch aber als Gesellschaft auch etwas an! Das kann doch nicht der Fazit letzter Schluss sein und die Kinder sehenden Auges ins Leid laufen lassen…

        1. Ich war/bin alleinerziehende Mutter von zwei erwachsenen Töchtern, die mittlerweile beide studieren. Die „Größe“ lebt von Bafög, die „Lütte“ wohnt noch bei mir und verdient sich neben dem Studium ihr Geld auf 520 Euro Basis. Die ganze Kindheit meiner Kinder war das Geld knapp. Wir kamen mit meiner 30 Stunden Stelle als Erzieherin über die Runden. Konnten auch mal zum zelten an die Ostsee fahren und meine Kinder sagen, dass sie eine schöne Kindheit hatten. Ich habe versucht vieles zu ermöglichen und schöne Dinge müssen nicht immer viel Geld kosten. Aber wehe es ging mal was kaputt… Die Waschmaschine oder noch schlimmer das Auto! Erspartes hatte ich nicht. Jetzt mit 50 habe ich mir einen lang ersehnten Traum erfüllt. Ich gehe noch einmal studieren,berufsbegleitend. Ich darf endlich meinen Kopf wieder anstrengen. Darüber bin ich sehr dankbar. Über das Buch würde ich mich sehr freuen, da ich dieses Thema in meinem Studium der Sozialen Arbeit gerne vertiefen möchte.

        2. Auch ich sehe ein Versagen des Familiensystems vorrangig und kann die Kausalität die hierdurch mit Kritik am Sozialstaat hergestellt wird, nicht
          ganz nachvollziehen- auch wenn ich die prägenden und sehr schmerzhaften Erfahrungen der Autorin absolut verständlich finde.
          Mangelnde Liebe, Empathie und Wertschätzung durch Eltern kann auch ein optimal funktionierender Sozialstaat nicht aufwiegen. Gleichzeitig sehe ich Verbesserungesmöglichkeiten, gerade was Bücher, Schulmaterial und Schulessen angeht wären hier Stellschrauben zu einer verbesserten sozialen Teilhabe. Auch müssten Lehrpersonen entlastet werden, um auf pädagogischer Ebene aufmerksamer und zeitintensiver mit benachteiligten Schülern agieren zu können. Gleichzeitig bedeutet das, dass jeder Einzelne auch einen solidarischen Beitrag dazu leisten muss (Steuern etc., Ehrenamt). Der Einzelne sollte motiviert sein auch im eigenen Umfeld genauer hinzusehen. Das ist unsere gemeinsame Pflicht. Lasst uns schauen und handeln, wo wir selbst täglich einen kleinen Beitrag leisten können. Das können auch wertvolle Erfahrungen für Armutsbetroffene sein.

    3. Das ist totaler Quatsch!
      Aufmerksame Lehrer*innen, Sozialarbeiter*innen an Schulen, Nachbarn, Freund*innen der Kinder können wahnsinnig viel bewirken und können sogar das marode familiäre System ausgleichen und den Kindern und Jugendlichen neue Perspektiven aufzeigen. Es können Leihgroßeltern, Schulpaten und später auch Wohngruppen vermittelt werden. Ähnlich wie bei den Vorbereitungsklassen (Klassen für Geflüchtete) an Schulen kann ganz viel über Sachspenden laufen. Da müssen die Eltern noch nicht einmal zustimmen. Kinder, die ohne Schulmaterial, Frühstück, Ranzen etc. erscheinen erhalten das einfach aus diesem Pool der Schule. So etwas funktioniert an Gymnasien in bestimmten Wohngegenden. Für alle anderen Schulen müssten da staatliche Gelder zur Verfügung stehen! Wir können doch als Gesellschaft nicht wegsehen und Kinder diesem Schicksal, das sie zu keinem Zeitpunkt selbst gewählt haben überlassen! Ein Sozialstaat sollte sich auch über soziales Verhalten und faire Chancen allen Kindern gegenüber, die in diesem Staat leben, auszeichnen.
      Ich finde es bewundernswert, welche Entwicklung Celsy aus eigener Kraft trotz dieser desolaten Umstände vollzogen hat und dass sie nun sogar ein Buch über diese so häufig von unserer Gesellschaft vergessenen Kinder veröffentlicht hat.

        1. Hallo Isabelle, wo sehen Sie den Widerspruch Ihrer Aussage zu meiner Aussage? M.E. Können beide nebeneinander bestehen bleiben.Ich stimme Ihnen völlig zu, was Ihre Aussagen eines gelingenden Miteinanders und der gegenseitigen Verantwortung aller Mitglieder einer Gesellschaft betrifft. So gut wie jeder, ich möchte sogar vermuten, vielleicht absolut jeder, der es aus mehr oder weniger ungünstigen Familienverhältnissen heraus geschafft hat sein Leben zu stabilisieren, hat entsprechende Unterstützung erhalten. Ich selbst habe viel selbstlose Unterstützung in meinem Leben erhalten. Diese Menschen werden mir stets in Erinnerung bleiben. Ebenso habe ich mich Zeit meines Lebens aus dieser positiven Erfahrung heraus entsprechend für andere engagiert. Da ich schon fortgeschrittenen Alters bin, durfte ich auch schon an dem Glück teilhaben, mitzuerleben wieviel eine entsprechende Gemeinschaft und Gesellschaft auffangen kann. Auch bin ich nicht der Meinung, dass Menschen, speziell Kinder in Not für Hilfe „dankbar sein müssen“. Nein, es ist ihr Menschenrecht. Es ändert für mich nichts daran, dass m.E. zwar das berühmte „Dorf, was es bedarf ein Kind aufzuziehen“, viel ausrichten kann, jedoch die entsprechende Umgestaltung eines staatlichen Systems auf einem ganz anderen und was die Freiheit des einzelnen angeht äußerst riskantem Blatt steht. Eine differenzierte Sichtweise, ein Abwägen statt impulsiven, unausgegorenen Meinungsäußerungen und Entscheidungen wie sie ja leider gerade in prekären Verhältnissen sie gerne getan und gefällt werden kann auch bei Äußerungen im Internet hilfreich sein. Nichts für ungut, Isabelle!

      1. @Isabelle, da hast Du Recht, es ist total wünschenswert, dass eine aufmerksame Gesellschaft viel auffangen kann. Es wäre nur auch schön, mal anzuerkennen, dass das auch schon passiert! Obwohl in dem Artikel stark zum Ausdruck kommt, dass die Eltern die Autorin vernachlässigt haben, steht im Untertitel zum Buch, dass der Sozialstaat sie im Stich gelassen hätte. Das ist irreführend und auch nicht ganz richtig, Es sollte auch mal geschätzt werden, was alles geleistet wird: in den meisten Bundesländern sind Kita- und Hortbeiträge einkommensabhängig gestaffelt, Schulmaterialien sind für Bürgergeldempfänger kostenlos, ebenso wie die Beförderung, Wandertage und Klassenfahrten ebenso, Schulbildung sowieso, außer an freien Schulen. Es liegt nicht am Sozialstaat, wenn Kinder benachteiligt werden. Aufmerksame Lehrer, Erzieher und Sonderpädagogen gibt es, und sie tun viel für die Kinder. Die Ressourcen sind aber nicht unendlich und ein Mithelfen der Eltern ist nun mal nötig, Alternative wäre dann nur noch, die Kinder aus der Familie zu nehmen, wenn sie wirklich vernachlässigt sind und das Kindeswohl gefährdet ist. Auch das passiert ja. Aber es ist für Kinder eben auch hart, aus der Familie genommen zu werden, die allermeisten wollen das nicht. Es gibt eben, wie auch schon in einem Kommentar stand, ein Erziehungsrecht und -Pflicht der Eltern, in die nicht ohne große Not eingegriffen werden darf.
        Mal ein Beispiel aus meinem Lehreralltag: kinderreiche Familie (sieben Kinder), Bürgergeld-Empfänger. Der älteste Sohn kommt immer zu spät, weil er die jüngeren Geschwister zur Kita und Grundschule bringen muss. Den Eltern ist Bildung nicht wichtig, sie arbeiten beide nicht, sitzen nur zuhause, könnten die jüngeren Geschwister ja selbst bringen und abholen. Zur Klassenfahrt kommt der Sohn nicht mit, weil die Eltern den Antrag nicht ausfüllen. Eine Familienpatin, die sich um vieles gekümmert hatte, schmeisst irgendwann entnervt hin, weil die Familie sie wie eine Dienstbotin behandelt, und die das nicht mehr erträgt. Der Sohn schafft nur grad so den schlechtesten Schulabschluss, hat aber auch keine Lust, sich anzustrengen. Ist da nun der „Sozialstaat“ schuld, der Hunderttausende für diese Familie aufbringt?!

    4. Heutzutage gibt es Familienhelfer und Erziehungsbeistände, die eben bei „Problemfamilien“ vorbeischauen und gegebenfalls bei all möglichen Sachen helfen, oder eben einfach einen Ausflug mit den Kindern machen, ich hatte einen und wir sind Kanu gefahren, zur Bäckerei gegangen, geklettert… Ich denke schon, dass es einen Fehler im System gibt. Es gibt so viele Möglichkeiten, betroffenden Kindern zu helfen (Schulsozialarbeiter und Vertrauenslehrer zum Beispiel) und trotzdem die familiäre Autonomie aufrecht zu erhalten.

  15. Mich würde ihr weitere Werdegang interessieren. Wenig Geld zu haben kenne ich auch, aber das die Eltern Gelder direkt fürs Kind ausschlagen, ist schon heftig.
    Ich würde mich sehr über das Buch freuen.
    Alles Liebe für die Autorin und das Sie lernen kann, sich selbst wertvoll zu erachten!

  16. Ich würde das Buch gern lesen, da ich beruflich häufiger mit diesem Thema zu tun hab um es einfach besser zu verstehen oder auch anderen gegenüber, die gern mal pauschal antworten, dass man ja in Deutschland nicht arm sein müsse, das ganze besser erklären kann.

    1. Ich folge ihr schon lange auf Instagram,sie ist eine Bereicherung und hat so viel Wichtiges zu sagen. Ich bin selber Alleinerziehend und armutsbetriffen. Ich tue alles für mein Kind,und bevor sie merkt,dass irgendwas nicht geht,verzichte ich seit vielen Jahren. Das Buch ist finanziell einfach nicht drin,darum würde ich mich sehr über den Gewinn freuen

  17. Das ist traurig und berührend. Aber falsch gelabelt: die Eltern ließen sie im Stich, nicht der Sozialstaat. Vermutlich verspricht sich die Autorin so mehr Leserinnen aber es ist nicht aufrichtig. Als Lehrerin erlebe ich oft, wieviel der Sozialstaat für arme Kinder tut: kostenlose Schulmaterialien, Beförderung und Klassenfahrten.Das Einzige , was die Rltern tun müssen, ist die Anträge auszufüllen, aber das ist für einige schon zu viel. Bei Bedarf kann es auch noch Geld aus dem Sozialfonds geben. Warum ist der Sozialstaat schuld, wenn die Eltern falsche Prioritäten setzen?!

    1. Aber ist es nicht auch Aufgabe eines Sozialstaates das Versagen der Eltern zumindest zum Teil auszugleichen?
      Das Kind kann nichts dafür, dass sie Eltern ihr Geld für andere Dinge ausgeben. Könnte es nicht beispielsweise ein Schulbudget geben, aus dem zumindest manche Schulaktivitäten bezahlt werden – ohne dass die Eltern einen Antrag dafür stellen müssen?

        1. das passiert ja auch. Eine Klassenfahrt aber ist so ein großer Posten, das können in der Regel nicht die kleinen Schultöpfe stopfen, dafür ist ein Antrag nötig. Aber ein Kind, dessen Eltern sich nicht kümmern, wird es immer schwerer haben. Wie ich weiter oben schrieb: man kann es aus der Familie nehmen, aber auch dann wird es leiden, so traurig das auch ist.

  18. Ich bin Mutter und Lehrerin. Meine Eltern waren immer für mich und meine Geschwister da. Es macht mich traurig, dass Kinder so hart groß werden müssen. Es ist meines Erachtens eine Aufgabe des Staates sich darum zu kümmern und wir Lehrer müssen rechtzeitig erkennen, wie es den Kindern zuhause ergeht. Nicht wegsehen ist hier entscheidend. Daher würde mich das Buch interessieren. „Was hätten die Menschen im Umfeld besser machen können/ wie hätten sie helfen können?“

  19. Ich wäre auch sehr an einem Exemplar interessiert, damit ich verstehe, inwiefern auch unser System Kinder im Stich lässt und ob sie für sich Strategien gefunden hat diesen Kreislauf zu durchbrechen.

  20. Nein! Der Sozialstaat hätte eigentlich die Aufgabe, Kinder in solchen Familien zu schützen und zu unterstützen. Dafür sind Systeme wie die Schule als erste Instanz da. Gerade wenn Eltern sich verweigern, Kindern Teilhabe zu ermöglichen sowie natürlich Nahrung, Pflege etc. müssen andere Institutionen greifen und ggf. auch als Vormund agieren.
    Es tut mir unendlich leid, diese Zeilen von Celsy zu lesen und es macht mich wütend, dass die Schule keinen anderen Weg gefunden hat, als lediglich am Tag der Abreise mit den Eltern zu telefonieren und dieses Angebot zu offerieren. Es ist der Klassiker, dass das Geld (das häufig als Almosen gesehen wird) dann abgelehnt wird. Im Vorfeld müssen Formulare unterschrieben werden und es ist relativ früh klar, ob ein Kind nicht mitfahren wird. Da könnte man viel über persönliche Gespräche oder auch als Klassengemeinschaft erreichen. Ich hoffe sehr, dass die heutigen Instanzen wie Beratungslehrer*innen etc. diese wichtige Lücke füllen und mehr Lehrer*innen im Vorfeld aufmerksamer sind, damit dieses furchtbare Gefühl von Wertlosigkeit in Bezug auf materielle Dinge in der Schule größtmöglich minimiert wird.

    1. Genau so, sehe ich das auch. Vernachlässigung und mangelnde Versorgung sind auch Formen der Gewalt. Wir als Gemeinschaft können nicht einfach achselzuckend alles auf die Verantwortung der Eltern schiebenund damit uns aus der Fürsorgepflicht entlassen. Jeder Euro, der in Jugend- bzw. Familienhilfen gesteckt wird, zahlt sich um ein Vielfaches aus. Es ist neoliberale und populistische Propaganda, das es Luxus wäre, in den Sozialstatt zu investieren. Denn diese vernachlässigten Kinder, die nicht die gleichen Entwicklungschancen bekommen, wie solche aus gutsituierten Familien, sind mit höherer Wahrscheinlichkeit auch diejenigen, die später physische und psychische Probleme bekommen und dadurch den Staat kosten. Ob Familien generell mehr Geld bekommen sollen oder aus spezifischen Anlässen, das hängt bestimmt auch von den jeweiligen Umständen ab. Nur mir wäre wichtig an dieser Stelle zu betonen, jedes Kind hat das gleiche Recht auf eine unversehrte psychische und physische Entwicklung. Gewalt in egal welcher Form steht dem entgegen und die Verhinderung davon ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

      1. Hallo
        Das Buch werde ich lesen egal wie. Ich hatte selbst auch keine schöne Kindheit obwohl Geld hätte dasein müssen, was mein Vater aber änderst i vestierte meine Mutter auch arbeitete und trotzdem hatte ich ständig Hunger weil nichts da war. Von Klassenkameraden geschenkte Kleidung ständig der Häme und den Schlägen der andern ausgesetzt. Die Lezten 20jahre habe ich meine 3kinder allein großgezogen war viel arbeiten und hab alles in meine Kinder investiert da wir keine u tetstützung vom Staat bekamen da ich immer grade so ein paar Euro zuviel verdient habe oder es hieß der Vater könne ja u erhält zahlen. Nur wo der sich befand wusste keiner.

        Mich interessiert sehr wie sie es schafften ein halbwegs ausgewogenes Leben auf zu bauen. Überkompenzieren sie auch um irgendwie den eigen Kindern mehr Liebe Glück zuschenken als Mann selbst bekam.

        Ich hoffe für die Autorin das sie es schaft ein gesundes und glückliches Leben mit ihrer Familie zuerleben ohne das die Vergangenheit alles überschattet

  21. Wow!
    So offen über die eigenen Erfahrungen zu schreiben finde ich sehr mutig und ich hoffe irgendwie das sie ein Stück weit dazu beitragen es weiter zu verarbeiten.
    Mich würde interessieren wie es deinen Eltern heute geht? Hast du ihnen deine Gefühlswelt offenbart (ich meine auch jetzt im Erwachsenenalter)?

    ich arbeite täglich mit Kindern an einer Grundschule in einem Brennpunktviertel die ebensolche Erfahrungen machen.. Eltern die Stütze vom Staat erhalten und dennoch:
    gemachte Nägel, Tattoos, regelmäßig frisch gefärbte und geschnittene Haare, künstliche Wimpern, Alkohol, Drogen, Spielkonsolen aller Art, das neueste Handy…all das bekommen die Kinder vorgelebt, von ihren Eltern die es gerade so schaffen das Kind früh bis zur Schule zu begleiten.
    20€ zu Beginn des neuen Schuljahres für die Klassenkasse? Zuviel, oft wird man vertröstet, die Eltern hoffen es gerät in Vergessenheit.
    Zerschlissene, schmutzige Kleidung, ungekämmte Haare, schlechte bis gar keine (Mund)- Hygiene…so treffe ich täglich einige Kinder aus von Armut betroffenen Familien und es ist mir ein großes Anliegen sie zumindest für die Zeit des Vormittags und in der Nachmittagsbetreuung zu begleiten und ihnen Werte wie Selbstvertrauen, Selbstständigkeit u.a. zu vermitteln. Ihnen einen anderen Blick auf die Dinge zu geben um ihnen zu zeigen: DU BIST BESONDERS!

    Liebe Grüße sendet

    Sue

  22. Eine tragische und sehr berührende Geschichte! Einzig die Schlussfolgerung „ Das System hat mich im Stich gelassen“IIst nicht schlüssig. In diesem Fall waren es doch vor allem die Eltern, die aus unerklärlichen Gründen jede Form der Hilfe abgelehnt haben – eben auch staatliche Unterstützung…

    1. Doch, genau da lässt das System Kinder wie Celsey im Stich. Dass Eltern Hilfen bekommen, aber selbst aussuchen dürfen, ob sie es in die neue Couch oder den Sportverein des Kindes stecken. Das neue Computerspiel oder die Ferienfreizeit/Klassenfahrt. Deshalb ist auch die neue Kindergrundsicherung eine riesen Katastrophe: Weil Dinge wie das Bildungs- und Teilhabegesetz dazu führen, dass alle Kind eben Teilhaben können, weil das Geld für sie zielgerichtet ausgegeben wird. Mit deren Abschaffung wird sich das Problem massiv verschlimmern – denn bisher konnte darüber zielgerichtet Sozialarbeiter für Schulen, Hobbys, Schulkosten, Mittagsverpflegung, Vereine etc. bezahlt werden. In Zukunft sind es dann einfach 100€ mehr, die die Eltern für die Couch investieren können, weil am Kind kann man ja sparen (siehe Beispiel Celsey, aber Celesy ist unter meinen Haupt- und Realschülern leider keine Ausnahme, sondern mindestens 50% aller Hauptschulkinder sind Celesys).

      1. Interessanterweise plädiert Chelsy online auf Instagram aber gerade dafür, pauschale Leistungen an die Eltern, wie das Bürgergeld, zu erhöhen. Anstatt auf systematische Probleme einzugehen, wird oft auf reichere Menschen geschimpft. Ich persönlich werde oft von ihren Texten getriggert, da ich in meiner Kindheit vieles, auf das sie schimpft, als völlig normal und keinesfalls als Zeichen für Armut erlebt habe. Forderungen wie regelmäßige Kinobesuche oder Essen nicht mitbringen zu müssen, sondern in Freizeitparks zu kaufen, empfinde ich als völlig überzogen. So viele Familien aus der Mittelschicht leisten sich diesen Luxus selbstverständlich nicht, ohne sich dabei arm zu fühlen und geben das Geld lieber sinnvoller aus.
        Chelsys Problem war nicht, dass ihre Eltern zu wenig Geld hatten (es reichte ja anscheinend für allerlei Luxus), sondern dass ihre Eltern ihr keine Wertschätzung entgegengebracht haben und das vorhandene Geld egoistisch für eigene Zwecke ausgegeben haben.
        Die Gesellschaft versagt für mich insofern, dass Bildung viel zu sehr am Elternhaus hängt. Würden Schulmaterialien, Ranzen, Essen in der Schule, Ausflüge, Klassenfahren sowie Nachmittagsangebote allen Kindern gleichermaßen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, wäre dies ein riesiger Schritt in Richtung mehr sozialer Gerechtigkeit.
        Dass einige Eltern dann schreien, dies sei unfair, weil auch privilegierte Kinder profitieren würden, bremst die Bildungsgerechtigkeit massiv aus und ist zudem auch falsch. Durch die prozentuale Besteuerung wird dem bereits zur genüge Rechnung getragen.

  23. Ich würde das Buch gern lesen. Ich bin nicht in Armut aufgewachsen und auch wenn das Geld immer knapp war, kamen die Kinder an erster Stelle. Ein Perspektivwechsel wäre da interessant und hilfreich.

    1. Mich interessiert das Buch. Die Gleichgültigkeit der Eltern ihrem Kind gegenüber erschüttert mich. Ich wurde vor 10 Jahren alleinerziehend mit drei schulpflichtigen Kindern und musste sehr sparsam mit den vergügbaren Mitteln umgehen und konnte mich aber zum Birteil meiner Kinder überwinden, den Förderverein um Unterstützung zu bitten. Inzwischen arbeite ich als Lehrerin ind versuche ebenfalls bei armen Verhältnissen Einfluss nehmen zu können.

    2. Mich interessiert das Buch. Die Gleichgültigkeit der Eltern ihrem Kind gegenüber erschüttert mich. Ich wurde vor 10 Jahren alleinerziehend mit drei schulpflichtigen Kindern und musste sehr sparsam mit den verfügbaren Mitteln umgehen und konnte mich aber zum Vorteil meiner Kinder überwinden, den Förderverein um Unterstützung zu bitten. Inzwischen arbeite ich als Lehrerin ind versuche ebenfalls, bei armen Verhältnissen Einfluss nehmen zu können.

    3. Damit Kinder wie Celesys faire Chancen haben, müssten Klassenfahrten für ALLE Kinder kostenfrei sein. ALLE Kinder müssten am ersten Schultag Schulranzen, Hefte und Mappen von der Schule bekommen. ALLE Kinder müssten einen Gutschein bekommen, der einen Vereinsbeitrag pro Jahr bezahlt und 50€ Gutschein für die Sportbekleidung. ALLE Kinder müssten ein kostenfreies 49€-Ticket bekommen und eine kostenfreie Kita und Essensversorgung. ALLE Kinder brauchen kostenfreie Schulkleidung, die für alle Kinder gleich ist. Die Eltern brauchen nicht mehr Geld. Die Kinder brauchen es. Und ein System, dass das nicht anerkennt, sondern Eltern, die aus verschiedensten Gründen kaum in der Lage sind, für sich selbst zu Sorgen, diese Entscheidungsgewalt über die Chancengleichheit ihrer Kinder zu lassen, ist ein Versagen des Systems.

      1. Nein, der Meinung bin ich wirklich nicht. Wenn alles für alle kostenlos wird, steigen die Kosten ins Unermessliche. Ich habe genug Geld, um für meine 3 Kinder die Klassenfahrten und Schulmaterialien selbst zu zahlen, genauso wie das Schulessen. Letzteres ist in Berlin beispielsweise für alle kostenlos, auch für die Kinder reicher Eltern, und wozu führt das? Es wird nicht wertgeschätzt und jeden Tag Unmengen Essen weggeschmissen!! Das Geld fehlt natürlich an anderer Stelle. Aber sicher muss es Wege geben, Geld für Befürftige zielgerichteter einzusetzen, so dass die Eltern es nicht versaufen, verzocken oder in Fingernägel invertieren können.

      2. Das würde ich sehr gerne lesen, nicht nur aus beruflichen Gründen, ich arbeite in einer Schule und mehr Sensibilität diesbezüglich würde sicherlich helfen. Ich würde das Buch auch gern dem 20jährigen Sohn angedeihen lassen, denn auch dieser Generation würde mehr Achtsamkeit gut tun. Mich interessiert vor allem auch der Lebensweg der Autorin und wie es ihr heute geht.

        1. Dass meine Familie kein Geld hatte, war mir von klein auf an bewusst. Es war meine Normalität. Was das in Gänze und allumfänglich bedeutet, wurde mir zum Teil erst im Erwachsenenalter bewusst.
          Es mag angehen, dass der Staat in manchen Bereichen seinen Pflichten nachkam. So konnte ich an jeder Klassenfahrt teilnehmen, weil das Sozialamt die dazugehörigen Kosten übernahm. Dass ich mich dafür vor der gesamten Klasse melden musste, wenn der Lehrer die entsprechenden Anträge austeilen, und das damit verbundene zutiefst beschämende Gefühl erinnere ich mich allerdings bis heute noch sehr lebhaft.
          Auch gab es regelmäßig Kleidergeld im Rahmen der Sozialhilfe, auch hier kam der Staat seinen Pflichten nach. Dass ich mich jedes Mal mit meinen neuen Schuhen kaum in die Schule traute, weil diese mit Sicherheit einem meiner Mitschüler auffiel und dies stets mit der Frage nach dem Preis einherging, welcher wiederum Zeugnis meiner Armut darstellte, auch an dieses Gefühl erinnere ich mich.
          Meine Mutter gab sich stets größte Mühe uns Kindern zu ermöglichen, was zu ermöglichen war.
          Wer hatte Schuld an mein Leben in Armut und den damit verbundenen Entbehrungen materieller als auch emotionaler Art? Zu pauschalisieren löst dieses gesellschaftliche Problem leider nicht.
          Ich würde mich über ein Exemplar dieses Buches freuen, da ich mich mit der Autorin verbunden fühle und hoffe, mich durch diese Lektüre hier und da eventuell ein bisschen besser selbst zu verstehen.

  24. Hallo,
    ich bin in ähnlichen Verhältnissen aufgewachsen. Deshalb interessiert mich das Buch sehr und ich würde mich sehr über ein Exemplar freuen.
    Vielen Dank

    1. Ich fange im Februar mein Ref an einer Grundschule an und werde mit Sicherheit viele Kinder in der Schule haben, denen es ähnlich geht. Mit dem Buch würde es mir evtl. gelingen die andere Seite der Medaille zu sehen, auch um zu wissen, wie man Kindern helfen kann, deren Eltern jegliche Hilfe ablehnen. Da kann doch dann auch der Staat nichts für, oder? Auf jeden Fall ist es gut, sich der Problematik bewusst zu sein, wenn man mit Kindern zusammen arbeitet…
      LG

  25. Ich möchte das Buch gerne lesen, weil ich selbst in Armut aufgewachsen bin. In den schlimmsten Zeiten war nicht mal Geld für’s Essen da, dann gab’s das, was noch im Schrank war: Reis mit Ketchup zB. Ein Auto hat meine Mutter nie gehabt. Wie hab ich mich immer geschämt, weil die anderen von den Eltern zu Ausflügen gebracht wurden, nur ich nicht. Ich musste oft in die Stadt laufen, um auf ihr Konto zu schauen, Geld für den Bus war auch nicht da. Die Armut meiner Kindheit prägt auch mich bis heute. Nun bin ich Mitte 30, meine Söhne (6,16) müssen das zum Glück nicht erleben, dafür bin ich sehr sehr dankbar. Es ist auch mal ein Urlaub drin und ganz viele Tagesausflüge.Mein Großer hat erst seinen A1 – Führerschein gemacht. Führerschein, das war bei mir undenkbar. Zum 18. Geburtstag gab’s ne DVD. Meine Kinder können essen, was sie wollen, nicht nur das, was noch da ist. Kleine Wünsche außerhalb Geburtstag oder Weihnachten sind auch kein Problem. Vor Angst, wieder NICHTS zu haben, so wie früher, kaufe ich nun manchmal zuviel, nur damit von allem immer genug da ist. Dieses Gefühl, nichts zu haben, will ich nie wieder haben.

  26. Hallo liebes Team, ich hasse Ungerechtigkeit ,v.a.Kindern gegenüber. Mich interessiert das Thema, aus der Perspektive einer Armutsbetroffenen ,sehr. Möchte dafür an unserer Schule sensibilisieren, damit es schneller erkannt wird.v.a., dass auch die Mitschüler damit fair umgehen können. Niemand sollte sich schämen müssen, für was er nichts kann.
    Mehr öffentliches Bewusstsein für dieses Thema.
    LG Frauke aus dem Süden

  27. Natürlich tut mir sehr leid, was Celsy in ihrer Kindheit erleben musste!
    Ich verstehe aber nicht, inwiefern sie meint, „das System“ habe versagt oder der Sozialstaat. Der hat doch super funktioniert, oder?
    Die einzigen, die richtig scheiße waren und gar nichts richtig gemacht haben, waren doch ihre Eltern, oder? Was hab ich nicht verstanden?

    1. Isabelle, statt Ihrer Wut auf das angebliche Versagen der Schule lm von der Autorin geschilderten Fall, wäre eine echte inhaltliche Auseinandersetzung mit dem von der Autorin geschilderten Geschehen hilfreich.Wie Frau Dehnert selbst schreibt, hat sie in diesem Zusammenhang Erinnerungslücken, wohl aus Selbstschutz. Beim Lesen ihrer Schilderung des Vorfalls „Klassenfahrt“ ist offensichtlich, dass wesentliche Teile fehlen. Im Vorfeld von Klassenfahrten muss üblicherweise die Einverständniserkläring der Eltern schriftlich vorliegen und der entsprechende Kostenbeitrag bezahlt sein. Oder die Eltern positionieren sich, dass ihr Kind nicht an der Klassenfahrt teilnehmen kann/darf. Schon aus Gründen der Aufsichts- und Versicherungspflicht darf sich nicht einfach von der Schule über die entsprechende Entscheidung der Eltern hinweggesetzt werden. Denkbar ist, dass Frau Dehnert als Schülerin gegenüber der Lehrerin immer wieder beteuert hat, die Eltern würden ihr diese Fahrt gestatten (und bezahlen), „morgen ganz bestimmt habe ich alles dabei“ und die Lehrerin hat sich aus Unerfahrenheit und fehl geleiterem Verständnis für die Situation bis ultimo hinhalten lassen. Dies würde dann auch den massiven Einsatz der Lehrerin auf den wahrlich letzten Drücker die Fahrt der Schülerin fast schon mit allen Mitteln noch ermöglichen zu wollen, erklären. Einer Schülerin, für die am Tag des Starts der Klassenfahrt neben der Finanzierung der Fahrt ( in gewissem Sinne noch das geringste Problem ) auch noch Gepäck und vor allem die Einverständniserklärung der Eltern zu besorgen war. Während für die Klasse schon die Reise so gut wie beginnen sollte. Viel mehr Entgegenkommen und Unterstützung ist kaum denkbar…und macht Sie “ wütend‘.
      Woran Kindern die in vergleichbaren Milieus wie Frau Dehnert aufwachsen leiden und von ihr ja auch im Titel des Buchs treffend benannt, ist vorrangig “ gefühlte Armut“. Diese kann aber muss nicht zugleich mit der sogenannten absoluten oder relativen Armut einhergehen und besteht im wesentlichen aus dem – durchaus berechtigten – Gefühl, in irgendeiner Form benachteiligt zu sein. Es ist ja auch ein realer Mangel vorhanden, wenn kindliche Bedürfnisse nicht erfüllt werden, Deprivation erlebt und in der Folge es häufig auch die Fähigkeit zur Selbstregulation gemindert ist wie man es schon im Elternhaus erlebt hat. Unreflektierte, blinde und damit destruktive Wut wie sie auch in ihren Beiträgen, Isabelle zur Geltung kommt statt planvollem konstruktive Handeln ist das eigentliche Problem.

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