„Wir brauchen Respekt von allen Seiten“: Heute ist Weltflüchtlingstag

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Ihr Lieben, heute ist der von den Vereinten Nationen ins Leben gerufene Weltflüchtlingstag. Die Lage in Deutschland hat sich gefühlt stark verändert.

Der Stern titelt in seiner aktuellen Ausgabe mit unserem "zerrissenen Land", das sich aus denen zusammensetzt, die damals mit Willkommensschildern an den Bahnhöfen standen und sich noch heute engagieren – und denen, die damals wie heute von Angst getrieben "Ausländer raus" rufen.

Das ist natürlich bewusst überspitzt formuliert. Es gibt nicht nur schwarz-weiß. Das wissen wir alle. Was es aber gibt, das sind Menschen, denen es noch heute nicht um Hautfarbe, Herkunft oder Staatsbürgerschaft geht, sondern um Menschlichkeit.

Dorota Hegerath vom Fachdienst für Integration und Migration der Caritas Sozialdienste Rhein-Kreis Neuss ist so jemand. Wir haben mit ihr über die aktuelle Lage gesprochen – aber auch darüber, welch emotionale Aufgabe sie da hat – und wie ein Miteinander aller gelingen kann.

dorota hegerath Foto: © Thilo Zimmermann/Kirchenzeitung

Liebe Hegerath, Sie engagieren sich seit drei Jahren für Geflüchtete. Wie fing das damals alles für Sie an?

Als ich im April 2015 mit der Koordinierungsaufgabe der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe seitens der Aktion Neue Nachbarn beauftragt wurde, gab es weder im Rhein-Kreis Neuss noch in den Nachbarkommunen Kenntnisse oder Erfahrungen im Umgang mit dieser Aufgabe. Frei nach dem Sprichwort „neue Schwierigkeiten schaffen neue Möglichkeiten“, ist es uns gelungen, schon in der Anfangsphase eine grobe Ordnung und Systematik einzuführen.

Was waren die größten Hürden in den letzten Jahren?

Es galt, viele Hürden zu überwinden. Eine besondere Herausforderung hierbei war, das überwältigende Engagement der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sinnvoll zu koordinieren.

Stimmt, auch Helfer machen natürlich Arbeit. Was waren denn die größten Freuden in dieser Zeit?

Die positiven Rückmeldungen der Ehrenamtlichen, die ich im Gespräch auf der Straße, am Telefon oder in den vielen sozialen Einrichtungen bekomme, bedeuten mir sehr viel und bestätigen mich in meiner Überzeugung, dass in unserer Gesellschaft ein irres Potential an Hilfsbereitschaft vorhanden ist.

Das klingt doch sehr schön. Wie hat sich Ihr Leben durch die Arbeit verändert?

Die Arbeit entwickelte sich zu einer Mammutaufgabe. Ein geregelter Arbeitsablauf war nicht mehr möglich, da an vielen Stellen das Rad neu erfunden werden musste. Heute drehen sich die Räder dank der Synergieeffekte, die vielerorts durch eine gute Vernetzung möglich sind, viel effektiver und schneller.

Am Anfang stand das große Willkommen. Heute wirkt das Land ziemlich gespalten. Wie merken Sie das in Ihrer Arbeit? Ist der Ton rauer geworden, weil die Skepsis größer wird – oder ist es umgekehrt und für die Menschen ist es normaler geworden, dass wir Menschen aus Krisenregionen aufnehmen und ihnen helfen?

Selbstverständlich war die Willkommenskultur ein Ergebnis der Anfangseuphorie, aber es ist einfach auch ein so hohes Maß an Hilfsbereitschaft vorhanden, dass ich mich immer aufs Neue sehr berührt. Leider ist in der öffentlichen Wahrnehmung ein anderes Bild vorhanden.

Wir selbst haben damals auch eine Flüchtlingsfamilie bei uns aufgenommen, mittlerweile hat sie eine kleine Wohnung – und alle sprechen mittlerweile Deutsch. Wir sind noch viel in Kontakt. Wir könnten wunderbare Geschichten von gelungener Integration erzählen. Warum, meinen Sie, kommen solche Geschichten aber kaum in den Medien vor?

Diese Frage beschäftigt mich auch. Im meinem privaten Umfeld stellen wir uns seit Jahren erfolglos diese Frage.

Was müsste sich Ihrer Meinung nach für ein gutes Miteinander aller in Deutschland ändern?

Meine Antwort an dieser Stelle lautet Respekt, Respekt und nochmals Respekt.

Bitte schaut euch dazu auch unbedingt diese wunderbaren kleinen Spot an.

 

Foto oben: pixabay

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1 comment

  1. Schön, dass ihr ein solches
    Schön, dass ihr ein solches Interview hier veröffentlicht und euch traut, positive Erfahrungen wiederzugeben. Ich selbst habe gestern einen ( anonymen ) Brief ( Impressumspflicht sei dank ) bekommen, der mich als Extreme abgestempelt hat und meine im Blog dargestellte Einstellung als gesundheitsgefährdent bezeichnet hat. Weiter habe ich nicht mehr gelesen. Kommentare auf dem Blog werfen mir da auch Blauäugigkeit vor. Respekt bleibt immer mehr ein schöner Traum.
    LG
    Astrid