Wie wars in der Schule?
Gut.
Was habt Ihr gemacht?`
Öhm. Gemalt?
Auf dem Stundenplan steht, dass Ihr auch Religion hattet. Weiß Du noch, was Ihr da gemacht habt?
Gemalt.
Sicher?
Nein.
Und was gab es in der Schulmensa?
Ich glaub Kartoffeln.
Du glaubst?
Ich weiß nicht mehr.
So oder so ähnlich laufen derzeit die Gespräche bei uns zu Hause ab. Meine Tochter kann sich an null Komma nichts erinnern, was sie tagsüber da so macht. Und bei meinem Sohn ist es auch nicht anders. Er ist ja erst drei, da kann ich das noch etwas nachvollziehen – aber auch er hat Schwierigkeiten, sich zu erinnern, ob sie im Garten waren oder was es zu Essen gab.
Anfangs hat mich das ganz schön genervt. Ich fühlte mich ein wenig ausgeschlossen – bekam ich doch mit, dass andere Kinder ihre Eltern beim Abholen vollquasseln, während man meinen alles aus der Nase ziehen muss.
Meine Freundin Kathrin hat eine Coaching-Ausbildung und sie sagte mal, dass dieses „Wie war es in der Schule“ viel zu unkonkret sei. Ich solle lieber fragen: „Was war das Schönste an dem Schultag heute.“
Also fragte ich genau das meine Tochter und bekam jeden Tag die gleiche Antwort: „Weiss nicht. Vielleicht die Pause“
Dann beschloss ich, einfach nicht mehr zu fragen. Also nur noch „Wie war Dein Tag“ (Ich finde einfach, dass es schon wichtig ist, das zu fragen – auch, wenn es keine richtige Antwort gibt). Diese kleine Fragerunde macht einfach mal wieder deutlich, dass Kinder und Erwachsene unterschiedliche Bedürfnisse haben. Meine Tochter hat nach der Schule nicht das Bedürfnis mir was zu erzählen – sie braucht erstmal was zu essen und will dann mit den Nachbars-Kindern spielen. Warum sollte sie sich großartig merken, was es in der Mensa gab – das Mittagessen ist doch längst vorbei und nicht mehr wichtig.
Manchmal kommt es dann abends, wenn wir auf dem Sofa liegen. Dass sie dann unbedingt erzählen muss, dass der Junge aus der 2a was Blödes gesagt hat. Oder dass sie im Hort was schönes gebastelt hat. Manchmal kommt aber auch nichts – dann wird es wohl auch nicht so wichtig sein – zumindest nicht für sie.
Ich glaube, am Einfachsten ist, wenn wir uns immer wieder klar machen, dass Kinder und Erwachsene die Welt durch unterschiedliche Brillen sehen. Was für uns wichtig ist, ist es für sie noch lange nicht. Und umgekehrt kann ein Sticker, der nicht mehr richtig klebt, tiefe Trauer auslösen – was wir Eltern vielleicht schwerer nachvollziehen können.
Wichtig ist, dass die Kinder wissen, dass wir da sind, wenn sie reden wollen. Dass sie mit allem zu uns kommen können. Doch wann dieses wann ist – das können sie ruhig selbst entscheiden…
7 comments
Kenne ich auch 😉
Und einen kleinen Fehler entdeckt: „Meine Tochter hat nach der Lust nicht das Bedürfnis“ Schule statt Lust 😉
Jeden Tag
Das kennen wir auch nur zu gut. Unsere beiden sind noch in der KiTa. Den Kleinen kann man noch nicht so richtig fragen, obwohl er schon gut sprechen kann. Er sagt dann immer nur, dass er alle blöd findet und jemand gehauen hat. Die Große (auch erste 4) antwortet auch auf die Frage was sie gemacht hat nur mit „gespielt“ und jeden Tag gab es Nudeln mit Soße. Auch wird teilweise von Kindern erzählt, die aber an den Tagen garnicht da waren. Wenn man konkret nachfragt, kommt manchmal auch was interessantes dabei heraus, aber wenn man weiter nachbohrt verstrickt sie sich oft in Widersprüche, so dass man dann die Aussagen doch wieder alle in Frage stellen muss. Witzig ist es aber trotzdem…
auf die Frage kommt es an
Hallo,
ich hab zwar noch kein Kind das Sprechen kann, aber diese Fage/Antwort Spiel kenne ich von mir selbst und meiner Mutter. Diese allgemein gehaltenen Fragen bringen häufig nicht den erwünschten Effekt des „erzählens“, denn 1. muss man wirklich Lust haben was zu erzählen und 2. meistens passiert wirklich nichts außergeöhnliches was erwähnenswert ist, außerdem muss erst die richtige Erzählsituation geschaffen werden, aber das lässt sich halt nicht erzwingen. Ich habe irgendwo gelesen, dass man spezifischer Fragen soll, sowas wie „was hat dir heute besonders Freude bereitet? worüber hast du dich geärgert? Wie geht es dem und dem? usw. das möchte ich auf jeden Fall später ausprobieren.
Kommt mir bekannt vor!
Mit meiner Tochter ist es ähnlich. Wenn ich sie frage, was es zu Essen gab oder was sie gemacht hat sagt sie jeden Tag: „Es gab Kartoffeln “ und “ ich habe gespielt“ 🙂
Der dänische Familientherapeut Jesper Juul sagt, wenn man möchte das die Kinder von ihrem Tag erzählen dann hilft es, vom eigenen Tag zu erzählen. Was man gemacht hat, worüber man sich gefreut hat usw.
Ich habe es ausprobiert, es hat geklappt. Nach ein paar Tagen fing meine Tochter auch an, Kleinigkeiten aus ihrem Tag im Kiga zu erzählen…
Immer Nudeln 🙂
Mein Sohn ist 2 Jahre und 9 Monate. Kann schon super sprechen und wenn ich ihn Frage wie der Kindergarten war (Waldkita) dann kriege ich auch nicht so wirklich eine Antwort, im er ist noch klein, aber wie du auch sagst ich finde es auch wichtig das man einfach fragt, damit die Kinder merken, das Mama sich interessiert 🙂
Meistens wenn ich nach dem Essen Frage, dann gab es immer Nudeln haha
Liebe Grüße
Bei uns auch so.
Ist bei uns auch so, dass sehr wenig kommt. Es sei denn das Kind fand es spannend und interessant, oder ein anderes Kind hat etwas bloedes gemacht. Auch die fragen, was war das schoenste/lustigste etc. ziehen bei uns nicht…
Anscheinend ist diese Art von
Anscheinend ist diese Art von Gesprächen („das Schönste heute?“) nach der Schule bei euch aber auch einfach noch nicht gang und gäbe. Ich durfte mal in einem Kinderhaus mit Abendbrot essen und reihum erzählte jedes Kind, was heute nicht so gut lief, was sie nächstes Mal besser machen wollen und was heute besonders gut lief. Selbst der 3jährige äußerte sich ganz konkret! Ich glaube, das ist, wie so häufig, eine Sache der Gewöhnung und des Vorlebens 🙂