Wie eine zufällige Begegnung mich noch dankbarer für mein gesundes Kind machte – Gastbeitrag von Vanessa

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Ich bin Mama von zwei wunderbaren Töchtern, die knapp 2 1/2 Jahre und elf Wochen alt sind. Nachdem ich meine größere Tochter morgens zum Kindergarten gebracht hatte, ging ich mit meiner kleinen Tochter mit dem Kinderwagen in die Stadt, um einige Besorgungen zu erledigen.

Wie es ja meist so ist, kündigte sich bei meinem kleinen Mädchen irgendwann der Hunger an und ich suchte mir beim Bäcker einen Sitzplatz, um ihr das Fläschchen zu geben. Ausgerechnet heute war es dort besonders voll, aber ich hatte Glück und ergatterte die letzte freie Tischgruppe. Also parkte ich den Kinderwagen neben dem Tisch und bereitete alles für die Mahlzeit vor.

Während ich in der Wickeltasche herum kramte, sah ich, wie eine Frau (etwa im Alter meiner Eltern) mit einem Tablett beladen, den Sitzbereich betrat und sich suchend nach einem freien Platz umsah. Ich bot ihr an, sich mit an unseren Tisch zu setzen und sie nahm dankend neben mir Platz.

Als sie sich setzte, fiel ihr Blick auf meine kleine Tochter im Kinderwagen, die sich bereits vor Hunger wand und der es wie immer nicht schnell genug ging. Die Dame fragte mich, wie alt mein Baby wäre und ich antwortete ihr, 11 Wochen.

Wieder schaute sie in den Kinderwagen und meinte dann, wie wach und aufmerksam das kleine Mäuschen doch schon sei. Während ich die Kleine fütterte, kamen wir dann richtig ins Gespräch. Die Frau erzählte mir, dass sie Oma zweier Enkel sei (Zwillinge), die im Januar 2016 zur Welt kamen. Das war bis hierhin ja nichts Ungewöhnliches.

Dann erzählte sie mir aber die Geschichte ihrer Enkeljungs: Die beiden kamen 17(!) Wochen zu früh auf die Welt. 17 Wochen zu früh, das bedeutete in der 23. Schwangerschaftswoche. Immer wieder schweifte der Blick der Frau zu dem Baby in meinen Armen, das dort an mich gekuschelt seine Flasche trank…

Die Frau erzählte, dass eine Schwangerschaftsvergiftung eines Zwillings für den Frühstart ins Leben verantwortlich war – binnen einer halben Stunde wurden die Kinder auf die Welt geholt und in einer Level 1-Klinik versorgt, da das Leben von Mutter und Kindern auf der Kippe stand.

Und dann kam zum 1. Mal der Satz, der mir den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf ging:

„Ich freue mich für jeden, der mit seinen Kindern nicht so einen schweren Start hatte und dessen Kinder so fit sind.“

Die Freude in ihren Worten klang so ehrlich und von Herzen kommend. Sie sagte es so aufrichtig, ohne Neid, obwohl ihre eigene Tochter mit den Enkeln so viel durchmachen musste (die Kinder kamen im Januar und wurden im Mai aus der Klinik entlassen, zwischenzeitlich erfolgten einige OPs und beide Jungs können noch nicht laufen, hängen also motorisch noch hinterher).

Sie schaute auf meine Tochter und wiederholte es noch einmal. Wie sehr sie sich freue, dass mein Baby so einen gesunden, wohlentwickelten Eindruck mache.

Dann erzählte sie mir, dass sie ihre Arbeit aufgegeben hatte, um der Familie ihrer Tochter unterstützend zur Seite zu stehen und es stellte sich heraus, dass ihre Tochter in der gleichen Klinik wie ich entbunden hatte.

Sie zeigte mir stolz Fotos ihrer Enkel, erst ein aktuelles, damit ich mich nicht bei den Bildern erschrecke, als die Zwillinge gerade geboren waren (wobei ich den Anblick in keinster Weise schlimm fand, es waren halt leider viel zu früh geborene Kinder). Unglaublich, was aus zwei 500g Kindern werden kann. Hatten sie bei der Geburt Fingerchen wie Streichhölzer, können sie nun in Windeseile Chaos für 3 verbreiten.

Und immer wieder sagte sie, wie schön es doch sei, wenn die Kinder termingerecht und ohne gesundheitliche Einschränkungen geboren werden.

Da saßen wir nebeneinander, zwei sich völlig fremde Frauen – und die eine, welche miterleben musste, dass das Leben ihrer Tochter und ungeborener Enkel kurzzeitig am seidenen Faden hing, zeigte ihre Freude darüber, dass die andere ein friedlich schmatzendes Baby im Arm hielt, das einen leichteren Start ins Leben hatte.

Die Gefühle der Frau ließen mich sehr beschwingt durch den Tag gehen. Denn wir waren uns einig, Kinder sind ein großes Geschenk- und wenn sie gesund sind, wachsen und gedeihen, ist das Geschenk um ein Vielfaches größer.

Ich bin dankbar für meine beiden Mädchen und so eine kleine Begegnung, in einer überfüllten Bäckerei, kann einem wieder einmal zeigen, was die wichtigen Dinge im Leben sind.

 

Foto: Pixabay

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