Warum wollen wir unsere Kinder immer alle gleich behandeln?

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Ihr Lieben,

wie Ihr ja wisst, bin ich noch im Urlaub. Wenn die Kinder abends im Bett sind und ich mit einem Glas Wein aufs Wasser starre, stellt sich meistens dieses herrliche „An-Nichts-Denken“ ein. Bis auf gestern. Da ging mir etwas durch den Kopf – und ich bin gespannt auf Eure Reaktionen. Ich beschreibe Euch mal die Szenen, damit Ihr wisst, um was es geht.

Einschulungsfeier: Die Tochter meiner Freundin ist super stolz. Sie darf endlich zur Schule. Herausgeputzt mit schickem Kleidchen trägt sie ihre Schultüte vor sich her – ihre zwei kleinen Geschwister folgen ihr, ebenfalls herausgeputzt und ebenfalls mit (etwas kleineren) Schultüten.

Geburtstagsparty: Der Sohn meiner Freundin hat Geburtstag, endlich 5! Er bekommt die große Lego Polizeistation und ist überglücklich. Neben seinem Geburtstagstisch liegt auch ein kleines Päckchen für seinen kleinen Bruder.

Antrittsbesuch: Als mein Sohn geboren wurde und die ersten Freunde zum Babywatching kamen, brachten sie Strampler für das Baby und Spielsachen für die Große mit.

Drei Anlässe – drei Beobachtungen. Obwohl jeweils ein Kind an einem speziellen Tag im Mittelpunkt stehen sollte, wurden auch immer die Geschwister bedacht. Das Schulkind hatte eine große Schultüte – damit die beiden Kleinen sich nicht vernachlässigt fühlen, bekamen sie eine kleine. Der Junge hat Geburtstag – und damit sein kleiner Bruder nicht leer ausgeht, gabs auch ein Mini-Päckchen. Zuerst dachte ich immer: Wie aufmerksam, wie süß, wie einfühlsam. Doch jetzt denke ich anders darüber. Wenn ein Kind Geschwister hat, muss es immer alles teilen. Die Aufmerksamkeit seiner Eltern, die Spielsachen, das Zimmer. Da sind es vielleicht ein, zwei Tage im Jahr, an denen es sich nur um ihn selbst drehen sollte (also Geburtstag, Firmung, Einschulung usw). Und anstatt, dass wir diese Tage ausgiebig feiern und die Einzelstellung mal hochleben lassen, verwischen wir die Grenzen, in dem wir den Geschwisterkindern auch ein bisschen was abgeben.

1. Wollen wir dadurch klar machen, dass wir alle unsere Kinder gleich lieben?

2. Wollen wir dadurch vermeiden, jemand könnte uns vorwerfen, wir würden ein Kind bevorzugen?

3. Haben wir verlernt, es auszuhalten, wenn ein Geschwisterkind quengelt und nervt, weil es einmal leer ausgeht?

4. Müssen Kinder nicht auch lernen, dass eben nicht immer alles gleich ist? Dass jemand anders mal die Hauptperson ist? Dass nicht immer ein „Restekrümel“ abfällt? Müssen sie das nicht aushalten und sich im besten Falle sogar für die Hauptperson freuen?

„Ich will aber auch…“ ist ja einer der häufigsten Sätze von Kindern. Kann man als Eltern da nicht einfach sagen: „Ja, Du bekommst auch eine Schultüte, wenn Du in die Schule kommst. Aber eben nicht jetzt.“

In die gleiche Kategorie fallen übrigens diese „Give away“-Tütchen von Kindergeburtstagen. Es ist ja heute ein umgeschriebenes Gesetz, dass die Gästekinder mit Gummibärchen, Aufklebern und sonstigem Kleinzeug nach Hause geschickt werden. Aber warum? Sie waren doch nicht das Geburtstagskind. Und außerdem hatten sie sicherlich einen tollen Nachmittag mit Spielen und Kuchen. Warum müssen sie dann zum Abschluss auch noch beschenkt werden? Ich gebe hiermit übrigens zu, dass ich ebenfalls diese Tütchen für die Gäste meiner Tochter gepackt habe und mir dachte: So was gabs in meiner Kindheit nicht. Klar, wir haben die Schätze behalten dürfen, die wir beim Topfschlagen gefunden haben – aber richtige „Give away“-Tütchen?

Ich habe vier Geschwister – und habe nie Trostgeschenke zu ihren Geburtstagen, Konfirmationen oder Einschulungen bekommen. Manchmal war ich neidisch, manchmal sogar böse, weil meine Schwester etwas bekam, was ich auch haben wollte. Aber ich habs überlebt. Und mich um so mehr darüber gefreut, wenn ich mal einen Tag komplett im Mittelpunkt stand. 

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17 comments

  1. Zur Einschulung Ende der 80er
    Zur Einschulung Ende der 80er gab es kleine Schultüten für ALLE weiteren Kinder, also nicht nur Geschwister, der Feier.

  2. kenn ich!
    Wir machen es bei meinen Kindern nun anders. Jeder hat seinen Tag. Meine Eltern wissen Bescheid, dass auch nur das Geburtstagskind etwas bekommt.
    Wie wir bei der Einschulung verfahren, wissen wir noch nicht… Aber ich denke, doch…Ich weiß es schon.
    Weiß zu sehr wie es ist, wenn man selbst an diesem Tag teilen muss. Und ich will, dass meine Kinder lernen, sich für den anderen freuen zu können ohne selbst etwas zu bekommen. <3

  3. Gute Idee…
    Ich finde den Gedanken super, wir sollten öfter mal unser Schenk- und Konsumverhalten reflektieren. Wobei ich es bei der Geburt des geschwisterchens etwas anders sehe. Das ist schließlich auch ein besonderer Tag für das große Kind – es wird großer Bruder, bzw. große Schwester! Das kann man auch gebührend feiern.
    Höchst überdenkenswert finde ich übrigens auch die „Zahnfee“: wir waren damals glücklich und stolz wie Bolle, einfach weil wieder ein Wackelzahn draußen war und ein weiterer Schritt in Richtung großwerden geschafft! Heute zählt irgendwie nur noch, was man dafür wohl geschenkt kriegt…

  4. Geburtstagstueten & Co
    Geburtstagstueten gab es schon zu meiner Zeit, und je nach Eltern variierte es von richtigen Geschenken bis zu kleinen Preisen. Ich mache das heute auch und versuche dabei aber etwas sinnvolles und keinen Plastikschrott mitzugeben, und die Kosten im Rahmen zu halten.

    Wenn unsere Nr. 2 kommt, gibt es auch fuer Nr. 1 eine Kleinigkeit, und der kleine darf dem Baby dann auch etwas schenken. Glaube nicht, dass das etwas mit sich in die Familie einkaufen zu tun hat, sondern mir geht es mehr darum, die Geburt des neuen Kindes zu feiern.

    Zum Geburtstag meiner Schwester habe ich eigentlich nie etwas bekommen, und das fand ich auch nie weiter schlimm, glaube ich. Aber ich erinnere mich noch gut daran, wie sehr meine Schwester bei meiner Einschulung Traenen vergossen hat, was fuer Schaetze aus der Schultuete kamen…. Ehrlich gesagt, habe ich mir noch nicht ueberlegt, wie wir das machen.

    Finde, es kommt auch immer sehr darauf an, in welchem Umfang man die Sache betreibt.

  5. Du sprichst mir aus der Seele
    Hallo, bisher eine stille Leserin muss ich mich jetzt auch mal zu Wort melden: Du sprichst mir aus der Seele. Ich rege mich darüber schon sehr lange auf und bei uns wird es das – sofern es denn noch klappt mit einem 2. Kind – nicht geben. Auch den Omas, Opas und wer sonst noch so zu Besuch kommt werden wir das im Vorfeld eintrichtern. Ich finde durchaus, dass Kinder es auch mal aushalten müssen, dass sie an einem Tag im Jahr eben nicht im Mittelpunkt stehen. Mit Ungerechtigkeit hat das ja nichts zu tun, schließlich hat ja jedes Kind 1x im Jahr Geburtstag oder kommt irgendwann in die Schule und dann geht das jeweils andere leer aus.

    Anders sehe ich es allerdings bei der Geburt eines zweiten Kindes: da würe meine Große auch eine Kleinigkeit bekommen. Einfach weil es schon ein großer Einschnitt in ein so kleines Leben ist, wenn man Mama und Papa auf einmal teilen muss. Ich finde den Gedanken schön, wenn das neue Geschwisterchen dr großen Schwester ein kleines Begrüßungsgeschenk macht…

    Letztendlich muss aber natürlich jeder selbst wissen, wie er das handhabt! 🙂

  6. Das ist kein Trend!
    Ich bin ganz Deiner Meinung – das schonmal vorweg! Aber…das ist kein neuer Trend! Eine ähnliche Diskussion gab es auch kürzlich in Rike Drusts Facebook Gruppe und auch da war man sich (fast) einig, dass gab es schon immer. Ich bin 35 und habe selbst immer Mitgebsel Tüten bekommen und auch verteilt. Meine beste Freundin hat drei Geschwister da gab es immer kleine Geburtstagsgeschenke für die anderen.
    Alles natürlich trotzdem Ansichtssache ob es gut oder blöd ist, aber neu ist das definitiv nicht.

  7. durchaus
    ich verweigere mich diesen tütchen ja eher. maximal auf die klassische art, dass sich jeder seine „preise“ mit nach haus nehmen kann. wobei es selbst im kindergarten/hort oft eltern gibt, die kleine päckchen mit kleinigkeiten für jedes kind packen – warum auch immer….

    zur einschulung gab es bei uns allerdings auch ein „zuckertütenstrauch“ für die anderen (kleinen) kinder. da waren dann in den minitütchen kreide, stifte, spielautos drin – irgendwas, womit sich die massen beschäftigen konnten, also eher reiner selbstnutz 😉

    aber geburtstag ist geburtstag, da gibts nur was für DAS kind, nicht für alle – die sind ja später auch noch dran. und weil das alle wissen, gibts da auch keine diskussion. maximal ein „oh, cool, das will ich aber auch haben.“, „darf ich mal gucken?“,…

  8. Manchmal
    schenke ich lieber zum Ablass etwas, als Dinge zwischendurch einfach so zu besorgen. Man kann diese Diskussion nämlich ganz leicht auf Ostern und Nikolaus ausdehnen. Und da muss ich sagen: Ja, ich schenke da manchmal mehr als „eine Kleinigkeit“, ganz einfach, weil ich denke, dass mein Kind diese Dinge (Gummistiefel, Bettwäsche, Fußballtrikot, Nachttischlampe) sowieso braucht und dass der nächste große Anlass eigentlich noch zu weit weg ist. Dann lieber zu Ostern, als einfach so zwischendurch kaufen. Tütchen am Kindergeburtstag habe ich mir auch ganz schnell wieder abgewöhnt, totaler Mist. Die Party sollte Anlass zur Freude genug sein. Und auch da habe ich den Aufwand ganz kräftig wieder runtergefahren. Und zur Einschulung? Da brachte die Tante eine kleine Schultüte an, was soll ich da machen? Und mein Einschulungskind selbst machte sich Sorgen, der Bruder könnte traurig sein. Deswegen wurde in einer Nacht- und Nebelaktion schnell eine Tüte für den Bruder gebastelt. Bei der Befüllung hat Mama etwas geholfen 😀

  9. Meine Große hat auch was

    Meine Große hat auch was bekommen, als das Baby kam. Und wie schon geschrieben: Ich hab auch Give aways gepackt. Und: Die Schnullerfee hat auch ein Kuscheltier dagelassen…Nur irgendwie komme ich darüber ins Grübeln, ob das wirklich sein muss. Ist auf jeden Fall spannend, wie Ihr das macht! 

  10. Mir geht es …
    … auch so. Ich finde es noch in Ordnung, wenn zur Geburt eines Kindes, das ältere Geschwisterkind auch eine Kleinigkeit bekommt. Denn wie meine Vorrednerin auch schon meinte, ist die ganze Situation für das ältere Kind nicht immer einfach.
    Den Trend zur Mini-Schultüte, der Kleinigkeit zum Geburtstag des anderen und diese Give-Aways finde ich persönlich absolut überzogen. Es ist nun mal der Tag des einen Kindes. Da muss das Andere durch.
    Mein Großer ist jetzt 3 und ihm hat es riesen Spaß gemacht, seiner kleinen Schwester zum 1sten Geburtstag selbst ein Geschenk zu machen. Und er hat ihr mit ihren Geschenken geholfen. Da gab es kein: „Und was ist mit mir?“ Das mit den Give-Aways machen bei uns – zum Glück – auch noch nicht so viele. Ich hoffe, das kommt nicht noch. Ich finde es schön, wenn sie bei Spielen kleine Gewinne bekommen, oder wenn sie Selbstgebasteltes mit nach Hause nehmen können. Aber einfach so ein Tütchen mitgeben …? Wird es bei mir nicht geben.
    Der 1ste Schultag ist für das Kind etwas sehr Besonderes. Da beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Und das kann man dem anderen Kind bestimmt auch vermitteln. Im Übrigen wird das bei uns auch gar nicht großartig gefeiert werden. Ist mir neu, dass es da noch eine Feier gibt.

    Kindern macht es genauso viel Spaß, zu schenken. Wenn man sie mit einbezieht und nicht einfach außer Acht lässt an so einem Tag, dann werden sie genauso ihren Spaß haben. So sehe ich das.
    LG, Tina

  11. Ich sehe es etwas
    Ich sehe es etwas differenzierter. Mich nerven die Give aways bei Kindergeburtstagen auch. Trotzdem mache ich das auch mit. Einfach weil es den Kindern Freude macht. Und da die Give aways in der Regel am Ende ausgegeben werden und das Geburtstagskind auch eins bekommt, wird letzterem auch nicht die Show gestohlen, wenn es darum geht. Auch wenn es zur Geburt des Geschwisterchens für das größere Kind die ein oder andere Aufmerksamkeit gibt, finde ich das nicht weiter schlimm. Seit unsere Tochter zur Geburt des Bruders auch hin und wieder mit Kleinigkeiten bedacht wurde, mache ich das im Freundeskreis auch selbst, wenn ich was schenke. Für die „Großen“ ist es doch unter Umständen wirklich erst mal schwer sich mit der neuen Situation zurechtzufinden und dann bekommt das neue Baby auch noch so viele Geschenke, die Mama auch…also ich hab damit kein Problem. Da finde ich es 1000 mal schlimmer, dass hierzu Lande demnächst wieder dieser unsägliche Halloweenmist mitgemacht wird; der ja wirklich NULL mit unserer Traditionen und unserer Kultur zu tun hat. Was ich widerum nicht gemacht habe, dass WIR Eltern unserer Tochter zur Geburt des Bruders etwas geschenkt haben. Und auch der kleine Bruder hat der Schwester nix mitgebracht. Das finde ich jetzt mal voll schwachsinnig. Da soll sich das Baby quasi in die Familie einkaufen? Ne, echt nicht. Tja, und die Zahnfee steht auch bald vor der Türe. Keine Ahnung, wie ich das handhaben werde. Zu meiner Zeit wusste man gar nicht, was eine Zahnfee ist. Zu Einschulung, Geburtstag etc. sehe ich jetzt auch keine Notwendigkeit, dass es für die Geschwister auch was gibt. Auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen und die Kindern kennen es nicht und fordern es somit auch nicht!

  12. Ausgewogenheit…
    Als ich mit meiner Schwester klein war…zu DDR Zeiten…bekamen wir auch immer eine Kleinigkeit wenn die andere Geburtstag hatte.Heute gibt es eben auch alles,man hat viel mehr Möglichkeiten.Wir haben die Einschulung z.b nur mit der Familie gefeiert…andere laden alle Freunde/Bekannte ein…was ich nicht gut finde.Wenn ein Kind Geburtstag hat…bekommt das andere bei uns auch was…!Es gibt genug Situationen wo nur ein Kind im Vordergrund steht und das andere nicht.Zum Geburtstag gabs bei uns das eine Jahr für jedes Kind ne Wegwerfkamera(3,80€) und jedes Kind hat Fotis von der Feier gemacht…waren tolle Fotos.Und letztes Jahr haben die Kinder Leinwände bemalt…für das Geburtstagskind eine Große Leinwand mit Handabdrücken von Allen Kindern und Kleine für die Gäste.Es kommt doch immer drauf an was man draus macht,wie man was erklärt oder erzieht.Jeder gibt Dinge weiter diecer als Kind gut fand und mit aufgewachsen ist.Ich bin froh das ich meinen Kindern viel Bieten kann.Das ist mit Babykursen/Frühförderung auch das selbe.Das gab es bei uns früher alles nicht….und ich finde…sooo schlecht geraten bin ich nicht 😉 Meine Tochter macht jetzt einen Keyboard Kurs…und mehr nicht.Mein Sohn wird bald 3Jahre…mal sehen.

  13. Ich sehe das genauso – der
    Ich sehe das genauso – der Tag gehört dem EINEN Kind und daher sollte es auch im Mittelpunkt stehen. Ich glaube, Kinder verstehen das, dass sie nicht immer das „gleiche Recht“ haben, wenn man es vorlebt und erklärt. Und wieviel schöner es dann ist, wenn es tage gibt, an denen man dann wirklich und allein im Mittelpunkt steht!

  14. Gedanken
    Du sprichst mir aus der Seele – mir schwebt gerade ein ähnlicher Artikel vor. Im etwas kleineren Rahmen, weil meine Kids ja noch kleiner sind.
    Aber gerade die Sache mit den Give-Aways ist mir schon seit längerem eine sehr sehr irritierende Angelegenheit: warum sollte man jemand beschenken dafür dass er eingeladen wurde und tatsächlich auch erschienen ist ???
    Wie dem auch sei, die Gedanken drehen sich bei mir oft um dieses „vernachlässigen“ „gerechtwerden“ „alle gleich behandeln“…
    Danke für den Post 😉

    LG Daniela
    http://www.diekleinebotin.at