Ihr Lieben, jedes Alter der Kinder bringt so seine Herausforderungen mit sich, heißt es doch immer so schön, oder? Von Sprüchen wie „Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen“, halte ich aber trotzdem nichts. Die Erziehung ist eine so große Herausforderung, dass sie sich nicht mit einem solch platten Sprichwort wegbügeln lässt.
Ich mache mir nicht nur heute, mit drei Schulkindern, manchmal Sorgen. Ich hatte auch Sorgen um mein Baby, als es allabendlich von 18h bis 0 Uhr schrie, als habe es Schmerzen. Es konnte mir nicht sagen, was es bedrückte, da waren die Sorgen ganz andere als heute, ja. Heute sagt das Kind: Mama, ich hab Bauchweh, ich lege mich hin. Das finde ich in diesem Fall leichter. Dafür streiten wir uns um Hausaufgaben, um Aufräumen, um Tablet-Konsum. Ob die Sorgen größer oder kleiner sind, lässt sich nicht sagen. Es sind halt andere.
Die Kinder werden größer, der Charakter kommt zum Vorschein
Vielleicht meint das Sprichwort ja aber auch einfach nur, dass uns der Babyspeck mit einigem versöhnt, weil die Kinder ja so niedlich sind. Und nur da hat es vielleicht seine Berechtigung, denn -ja! – einem Neun- oder Elfjährigen möchte man nicht mehr alle fünf Minuten in die Wange kneifen, weil man nicht glauben kann, wie süß er gerade guckt 😉
Die Herausforderungen werden aber auch deswegen anders, weil sich der eigene Charakter der Kinder mit wachsendem Alter herauskristallisiert. In ein Baby kann man noch herrlich viel hineininterpretieren („Schau mal, wie es guckt, ich glaub, das versteht schon wie sehr wir es lieben!), das wird mit dem Alter weniger. Mit dem ersten „Nein“ äußert es seinen Willen – und wir als Eltern merken, dass wir nicht alles steuern können.
Mit weiteren Geburtstagen kommt in Mehrkindfamilien noch ein zusätzlicher Faktor hinzu: Die Konstellation in der Familie. Zunächst spielen Kinder ja noch vor allem mit sich allein, aber später werden auch die Geschwister mit einbezogen – und hier zeigt sich doch sehr genau, wie sich Rollen entwickeln. Das eine Kind ist zugewandt und ordentlich, das andere chaotisch und wild, das nächste sensibel und gerechtigkeitsfanatisch oder dominant und uneinsichtig. Ob das zusammenpasst, kann keiner voraussagen.
Koflikte: Seit wann streiten sich unsere Kinder?
Ich weiß nicht, seit wann unsere Kinder sich streiten. Ich glaube, die Zwillinge begannen im Alter von vier oder fünf Jahren. Es geht ihnen vermutlich nicht darum, den anderen fertig zu machen, vielmehr ist es vermutlich ein Buhlen um Aufmerksamkeit, ein Ausbaldowern der Positionen in der Familie.
Und es ist bestimmt auch nicht leicht, dauernd jemanden vor sich sitzen zu haben, der gleich groß, gleich stark und gleich schwer ist. Die Hierarchie fehlt. Bei normalen Geschwistern gibt es zumindest die Alters-Hiercharchie: Das große Kind ist schon „groß“, das darf noch ein bisschen länger aufbleiben. Das kleine Kind ist noch „klein“, das darf nochmal schnell auf Mamas Arm, wenn es nicht mehr laufen will.
Bei Zwillingen fehlt diese Hierarchie und manchmal stehen wir als Eltern davor und fragen uns wirklich: Machen wir etwas falsch? Oder sind sie einfach so? In dem einzigen Zwillingsbuch, das ich damals in der Schwangerschaft las, stand, dass sich männliche Zwillinge mehr streiten als weibliche. Und dass sich eineiige mehr streiten als zweieiige. Wir haben mit unseren eineiigen Jungs also den Sechser im Lotto gezogen, wenn wir dem glauben. Aber wir wollen ja nicht auf Pauschalisierungen reinfallen – siehe oben.
Muss dieser Streit sein?
Wenn ich den Erzählungen meiner Freundinnen lausche, höre ich denn auch raus, dass es auch Mädchen und Jungen gibt, die sich viel streiten. Selbst wenn sie nicht gleich alt sind. Es ist also vermutlich Glück oder Pech, ob sich Geschwister verstehen, egal, ob sie zwei Minuten (wie unsere), zwei Jahre oder ein ganzes Jahrzehnt auseinander sind. Von vielen Freundinnen und Freunden weiß ich, dass sie sich als Kinder auch viel gestritten haben („ICH kann das besser“, „Nein ICH“) und sich heute im Erwachsenenalter wunderbar verstehen. Und auch mein Bruder und ich waren als Kinder nicht immer auf einer Wellenlänge – und sind nachher sogar zusammen in eine WG gezogen. Muss dieser Streit also sein?
Ich merke an den Kindern, dass sie sich streiten, wenn sie sich sicher fühlen. Lass ich sie mal kurz allein zu Hause, um die große Schwester am Bus abzuholen, dann halten sie zusammen wie Pech und Schwefel. Ist einer krank – und plötzlich eine Hierarchie da (er schwach, ich stark), kümmern sie sich rührend. Als sich der eine den Arm brach, sagte der andere auf dem Weg in die Klinik, er würde all seine Spielsachen dafür hergeben, damit es seinem Bruder besser geht. Da ist also etwas. Aber sobald der Gips dran und die Tränen getrocknet waren, ging es weiter. „Du kannst ja gar nicht singen.“ „Kann ich wohl.“ Warum?, frage ich mich dann immer. Was bringt dieses Den-anderen-klein-machen? Das Leben könnte doch so einfach sein, wenn wir in eine Spirale der Nettigkeiten geräten – und nicht immer wieder in diesen Teufelskreis aus: Ich hau den, weil der geärgert hat. Ich hau zurück, weil der gehauen hat. Ich sag Kackamann zu ihm, weil er grad Idiot gesagt hat. Und immer so weiter.
Werden sich unsere Kinder irgendwann nicht mehr streiten?
Über den Satz „„Lieber wäre es mir, wenn mein Bruder/meine Schwester tot wären““ haben Danielle und Katja von Gewünschtetes Wunschkind neulich geschrieben. Sie sagen, wir dürften das als Eltern nicht wörtlich nehmen. Aber das ist doch schwer! Wenn eins meiner Kinder sein Geschwisterkind haut, dann sage ich oft: „Niemand schlägt ein Kind von mir – auch du nicht, obwohl du selbst mein Kind bist“. Und ich baue ja auch darauf, dass es mit wachsendem Alter und Empathievermögen ruhiger wird, um uns am Ende von unserer Geduld belohnen zu lassen…
So wie gestern Abend, als ich zwei unserer drei Kinder ins Bett brachte, während nebenan einer unserer Jungs noch mit Papa diskutierte. Seine Stimme klang traurig, was unsere Große nicht schlafen ließ. Sie fragte, ob sie nochmal eben zu ihm rüber dürfe. Sie umarmte ihn dann – und er ließ es geschehen.
Wer weiß, wie sehr genervt die Kinder hier manchmal voneinander sind, wird verstehen, warum uns fast ein Tränchen der Rührung die Wange runtergelaufen wäre. Unsere Kinder lassen sich gern umarmen. Von uns. Aber nicht von ihren Geschwistern. Sie vermuten hinter jeder lieb gemeinten Geste eine Finte, einen Trick, einen Versuch, zu ärgern. Dass sich der Kleine hier kurz seiner Schwester gegenüber fallen lassen konnte, zeigte mir, dass da doch etwas heranwächst zwischen ihnen. Vertrauen.
Erziehung ist harte Arbeit – wir müssen geduldig sein
Wir müssen geduldig sein, so schwer das auch manchmal ist. Erziehung ist harte Arbeit, hab ich neulich in einem Buch gelesen und dieser Satz fällt mir täglich wieder ein, wenn ich zum zehnten Mal sage, dass eine Jacke an den Garderobenhaken gehört – und nicht in den Eingang auf den Fußboden. Erziehung ist harte Arbeit. Aber es ist eine, die sich lohnt, denn wer geduldig bleibt, erntet irgendwann Momente wie den am gestrigen Abend.
8 comments
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Oh ja, das kommt mir so
Oh ja, das kommt mir so bekannt vor. Unsere Söhne fangen jetzt erst so richtig an zu streiten. Bisher ist der Große (5) der Bestimmer gewesen und der Kleine (2) hat alles getan, was sein großer Bruder vorgeschlagen hat. Nun entwickelt Kind 2 einen eigenen Willen und es knallt ständig zwischen den Beiden. Heute Morgen nach dem Aufstehen der erste Streit drehte sich darum, wer die Badezimmertür öffnen darf ;-(
Ich habe auch Zwillingsjungs,
Ich habe auch Zwillingsjungs, die stark konkurrieren und sich täglich streiten.
Sie hauen und schreien und knallen die Türen.
Aber hier ist es auch so: in der Not halten sie zusammen.
Und auch wenn sie schon Schulkinder Sind, schlafen sie jede Nacht zusammen in einem Bett.
Dann weiss ich: es muss auch oft wunderschön sein, ein Zwilling zu sein.
Junge und Mädchen
Wir haben beides, die so oft gelobte Konstellation; Oh toll, großer Bruder, kleine Schwester! 4 und 6 sind sie und ich staune immer wieder worüber man sich alles streiten kann! Aber wehe einer ist mal ein paar Tage bei den Großeltern, da wird bitterlich vermisst! Eine Stunde wieder zusammen geht die Streiterei wieder los! Meine Freundin, Mama von 3 Kindern, sagt immer: Und wenn ich einen Buckel zu verschenken hätte- sie würden sich noch darum streiten!!! In diesem Sinne, allen Eltern diplomatisches Geschick und starke Nerven!
Ich Sitze hier und habe
Ich Sitze hier und habe Tränen in den Augen, weil ich froh bin, dass es nicht nur bei uns so ist. Ich bin oft nervlich am Ende. Vielen Dank für den Text
DANKE
Und das widerum macht uns jetzt fröhlich. Danke für deine lieben Worte und schön, dass wir damit nicht allein sind!
Danke
Liebe Lisa,
Danke- der Text kommt genau zur richtigen Zeit. Heute in der Früh ging das Gezanke direkt im Badezimmer los (Tochter 5, Sohn 2 1/2). Da komme ich, noch müde, an meine Grenzen…
Aber wie du auch schilderst: da sind diese kleinen Momente …..
Hab einen schönen Tag Lisa
Wir sitzen alle im selben Boot
Liebe Hanna, danke für deinen lieben Kommentar. Irgendwie sitzen wir doch alle im gleichen Boot! Es ist eben manchmal echt eine Herausforderung! Aber dein Kommentar bestärkt mich, weiter darüber zu reden, damit niemand das Bild vermittelt bekommt, dass es bei allen anderen Familien immer alles harmonisch ist 😉 Tschakka, Lisa