Liebe Lisa,
ich hatte ja gestern erzählt, dass mein Sohn Max am Morgen Fieber (38,5 Grad) hatte. Nun jetzt muss ich dir erzählen, dass die Geschichte leider noch ein langes Nachspiel hatte. Also eigentlich die ganze Nacht.
Am Abend brachte ich ihn ins Bett, gab ihm ein Fieberzäpfchen und hoffte, dass er sich gesund schlafen würde. Nun, es kam anders. Um halb 10 Uhr bemerkte ich, dass er ziemlich unruhig schlief, ich ging an sein Bettchen, fühlte seine Stirn und erschrak, weil er förmlich glühte. Ich holte ihn aus dem Bett, er wirkte apathisch und nahm also noch einmal seine Temperatur. Das Thermometer zeigte 41 Grad! Und das trotz Fieberzäpfchen!
Sofort rief ich Michael an, der noch aus war und bat ihn ins Krankenhaus zu fahren. Ich weiß, eine Mutter von sechs Kindern (oder auch von dreien wie du), hätte da vielleicht anders entschieden, aber wir waren super unsicher und hörten auf unser Bauchgefühl.
Im Virchow-Klinikum angekommen, meldeten wir uns bei den Schwestern an und setzten uns mit unserem fiebernden Mini-Max ins Wartezimmer. Wir hatten nicht allzu viel Hoffnung, dass es schnell gehen würde, aber hofften das Beste. Zumal im Wartezimmer eine Patienten-Information zum Mitnehmen lag, die erklärte, dass Kinder unter zwei Jahren mit Fieber bevorzugt behandelt werden.
„Vielleicht sind wir schneller dran als wir denken“, meinte ich zu Michael.
„Ja, wenn kein Notfall ist, Caro“, raunte er. Er hasst es nämlich, wenn ich im Krankenhaus nachfrage, wie lange es noch dauert.
Lange Rede, kurzer Sinn: Nach zwei Stunden hatte sich noch nichts getan. Es war mittlerweile Mitternacht. Wir saßen immernoch im Wartezimmer. Max wimmerte immer lauter in meinem Arm. Da riss mir doch der Geduldsfaden. Ich ging zur Anmeldung und sagte ruhig zur Schwester: „Das geht nicht mehr mit dem Kleinen. Haben Sie vielleicht doch einen Ort, wo er liegen kann.“
„Ja, warten Sie einen Moment“, meinte diese freundlich und wies mir ein leeres Behandlungszimmer zu. Ich legte mich mit Max den Untersuchungstisch. Mein Freund setzte sich daneben auf den Stuhl.
Max und ich sind dann irgendwann weggenickt. Gegen halb zwei Uhr morgens wachten wir – auf dank des grellen Neonlichtes im Raum – wieder auf. „Sie sagen, es ist noch einer vor uns. Sie wissen, nicht wie lange es noch dauert“, sagte Michael sanft.
Tja, was soll ich sagen, Lisa. Wir fühlten Max‘ Stirn, er fieberte längst nicht mehr so stark und so entschieden wir uns in Absprache mit der Schwester nach Hause zu fahren.
Auf dem Weg zum Taxi, lief uns noch das Pärchen mit kleinem Kind in die Arme, die mit uns gewartet hatten. „Wir gehen jetzt auch. Es kommt einfach keiner“, meinte diese. Das Kind lag in eine Kuscheldecke gepackt in den Armen seiner Mutter.
Ist das nicht krass, Lisa? Das in Berlin! Im Jahre 2012! Ich war während der Berlin-Wahl 2011 Lokalredakteur und habe mir JEDEN Tag angehört, egal von welcher Partei, dass das Thema Gesundheit und Ausbau der Krankenhäuser Priorität hat! Und dann so etwas.
Ich meine, wir hatten totales Glück. Es war nicht schlimmes. Bei dem anderen Paar? Keine Ahnung.
Um das klarzustellen: Die Schwestern, die Ärzte und das ganze Personal machen dort einen Super-Job, sind echte Profis. Aber wie kann es sein, dass auf Kosten dieser hochqualifizierten Leute und vor allem auf Kosten der kleinen Kinder dieser Stadt hier gespart wird?
Du merkst, Lisa. Das Thema ärgert mich sehr. Wie ist das denn bei Euch so? Wie weit ist denn das nächste Krankenhaus? Oder findest Du, ich übertreibe?
2 comments
Danke!
Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar! Was die Gesundheitsversorgung angeht, lohnt es sich also doch in kleinen Städten beziehungsweise auf dem Land zu wohnen…
Kinderklinik auf dem Land
Liebe Caro, liebe Lisa,
mit großer Begeisterung lese ich euren Blog und war heute Morgen echt erschüttert über den letztenn Beitrag von Dir Caro! Vorab – ich hoffe sehr, dass es Maxime wieder besser geht und zu Deiner Beruhigung – ich als 2-fach-Mama wäre bei 41 Grad auch in die Klinik gefahren!!! Umso trauriger, dass ihr so eine Horror-Nacht verbracht habt. Wir haben hier – auf dem Land – großes Glück. Unsere Kinderklinik ist 8 Minuten Autofahrt entfernt und wir haben bisher längstens 10 Minuten warten müssen (bisher mussten wir 3 Mal hin – 2 Mal mit der Großen und einmal mit der Kleinen) und haben immer gesagt was für ein gutes Gefühl es ist zu wissen, dass sofort jemand da ist. Andere Erfahrungen haben wir nach der Geburt unserer großen Tochter bekommen, die mit einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung kurz nach ihrer Geburt in die Kinderklinik „Amsterdammer Str.“ verlegt werden musste. Allerdings beziehen sich hier unsere Negativerfahrungen auf den Umgang des Personals mit den Eltern – unvorstellbar was wir dort erlebt haben, führt aber leider an dieser Stelle zu weit. Ich wünsche Dir sehr, dass Du nie wieder in diese Situation gerätst, wenn es mal wirklich „brennt“, liebe Caro und hoffe, dass Lisa Dir vom Land – genau wie ich – etwas anderes berichten kann, denn so muss es ja sein :-).
Viele liebe Grüße
Vanessa