Neue Serie: So tapfer sind Früchchen und ihre Familien. Folge 1: Ilva kam mit 835 Gramm zur Welt

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Ihr Lieben, eigentlich sollten die ersten Tage und Wochen mit einem Neugeborenen rosa-wonnig-weich sein. Man sollte gemeinsam im Bett kuscheln, jeden Augenblick genießen und sich langsam kennenlernen. Doch für manche Familien sieht die erste Zeit nach der Geburt ganz anders aus. Wenn Kinder so früh auf die Welt kommen, dass sie tage-oder wochenlang im Krankenhaus bleiben müssen. Wenn die Babys so klein sind, dass sie nicht alleine atmen und trinken können. Wenn Eltern wochenlang darauf warten müssen, endlich mit ihren Kindern zu schmusen. Wir haben hier im Blog immer wieder über Frühchen und ihre Familien berichtet – Ihr und wir waren jedes Mal ganz gerührt von den kleinen Kämpfern. Und umarmen alle Eltern, die diese Situation erlebt haben – oder gerade erleben. Wir wissen, dass dies eine harte Zeit ist. 

Doch es ist wichtig, dass wir über Frühchen berichten und allen Eltern Mut machen. Genau das wollen wir in den nächsten Wochen. Gemeinsam mit der Pampers Frühcheninitiative im Rahmen von „Deutschland wird Kinderland“ erzählen wir hier vier Geschichten von Frühchen-Familien. Von ihren Kämpfen, ihren Hoffnungen, ihren Tränen und Träumen – und davon, wie es ihnen heute geht. Mit der Initiative „Deutschland wird Kinderland“ möchte Pampers allen Familien zur Seite stehen – auch und besonders Frühchen-Eltern. Deshalb hat Pampers nun gemeinsam mit Kinderkrankenschwestern und -pflegern von Neugeborenen- Stationen eine extrakleine Windel für Frühgeborene entwickelt. Die neue Größe P-3 wurde für die ganz kleinen Frühchen (kleiner als 800 g) entwickelt, sie zeichnet sich durch einen besonders schmalen Windelkern aus der extra an die Größe der kleinsten Frühchen angepasst wurde, um den Babys eine optimale Hüftposition zu ermöglichen. Ab Oktober kommt die kleinste Frühchenwindel sowie eine weitere Größe (P-1 für Frühchen unter 2.300 Gramm) in den Krankenhäusern zum Einsatz.

Ilva, die zweite Tochter von Elina, war so ein frühes Früchchen und wog bei ihrer Geburt gerade mal 835 Gramm. Heute erzählt uns ihre Mutter die ganze Geschichte im Interview:

Liebe Elina, Deine Tochter Ilva ist Dein zweites Kind und kam in 27+0 SSW zur Welt. Hatte sich die Frühgeburt angekündigt oder war es eine bis dahin völlig normale Schwangerschaft?

Ilva war ein absolutes Wunschkind und ich bin schnell schwanger geworden. Leider hat mein Ex-Mann dann beschlossen, dass er nicht mehr länger zur Familie gehören möchte und hat mich verlassen. Trotzdem verlief die Schwangerschaft gut, meine Freude auf das Baby war durch die Trennung nicht getrübt. in der 26+0 Schwangerschaftswoche bin ich an einem Montag ganz früh aufgewacht und habe gleich gemerkt, dass irgendwas anders ist. Als ich aufgestanden bin, lief mir das Blut schon die Beine runter. 

Bist Du ruhig geblieben oder warst Du panisch?

Ich hatte keine Schmerzen und ich habe Kindsbewegungen gespürt, das hat mich etwas beruhigt. Außerdem hatte ich ja noch meinen Sohn zu Hause, der zu dem Zeitpunkt noch nicht mal zwei Jahre alt war. Vor ihm konnte ich ja nicht panisch sein. Ich habe also meinen Ex verständigt, wir haben unseren Sohn zur Tante gebracht und sind dann ins Krankenhaus.

Was haben die Ärzte dort festgestellt?

Dass es dem Kind gut geht, dass es lebt. Ilva bekam dann die erste Lungenreife-Spritze. Die Ärzte entschlossen sich aber, uns mit Blaulicht ins nächst größere Krankenhaus zu bringen. Da war mir dann schon klar, dass nicht alles ok ist. In dem anderen Krankenhaus haben sie dann erstmals eine Vermutung ausgesprochen. Sie sagten, es könne sein, dass meine Fruchtblase gerissen ist. Mir war wichtig, dass alle von Anfang an mit mir Klartext sprechen. Ich bin Physiotherapeutin, kenne mich also auch mit medizinischen Begriffen aus. Es war mir wichtig, dass ich weiß, was mit mir passiert. Ilva bekam die zweite Lungenreifenspritze und wurde auf 620 Gramm geschätzt. 

Wie ging es weiter?

Ich musste im Krankenhaus bleiben, hatte immer wieder mal Wehen und bekam Wehenhemmer. Außerdem wurden die Blutwerte immer schlechter und mir war klar, dass eine Geburt näher rückte. Der Oberarzt sagte mir ganz klar: Kinder unter 1000 Gramm haben eine 50/50 Chance. 

Wann kam Ilva dann zur Welt?

Genau eine Woche später, also und er 27+0 Schwangerschaftswoche. Ich hatte gerade Mittaggegessen, da kam die Krankenschwester rein und sagte, die Blutwerte seien nun so schlecht, dass sie die Kleine nun holen würden. Ich wusste, dass der Start für sie hart werden könnte. Doch dann hörte ich sie schreien – und ab dieser Sekunde habe ich nicht mehr daran gezweifelt, dass sie es schaffen würde. Ilva wog 835 Gramm, war 34 Zentimeter groß und hatte einen Kopfumfang von 23 Zentimetern. 

Wann durftest Du sie sehen?

Etwa zwei bis drei Stunden nach dem Kaiserschnitt. Sie lag in dem Raum für die ganz frühen Frühchen und sah aus wie ein kleiner Vogel, der aus dem Nest gefallen war.  Natürlich war sie voller Kabel und es gab nur eine winzige Stelle am Oberarm war frei – da habe ich meinen Finger hingelegt – das war der einzige Hautkontakt der möglich war. 

Wie haben die Ärzte ihren Zustand beurteilt?

Sie wollten sich natürlich nicht festlegen, weil man nie sicher sein kann, was der nächste Tag bringt oder ob es Schäden im Hirn gab. Allerdings war ihre Sauerstoffsättigung im Blut ungewöhnlich gut, das hat alle überrascht. 

Gab es bange Momente?

Natürlich. An einem Tag war der Bauch total aufgebläht und keiner wusste warum. Ilva bekam einen Einlauf, aber es wurde nicht besser. Die Ärzte sprachen schon von einer Darm-OP. Da habe ich ihr vorsichtig den Bauch massiert und ihr gesagt, dass sie mir jetzt keinen Schrecken einjagen soll. Kurz darauf entleerte sich der Darm komplett und das Problem war gelöst. 

Wie ging es Dir in der ganzen Zeit?

Ich hatte ja schon ein Kind, mein Ex kümmerte sich in dieser Zeit viel um ihn. Trotzdem wollte er ja auch Mama-Zeit und die wollte ich ihm auch geben. Und ich wollte so viel wie möglich Zeit bei Ilva verbringen – das war mitunter schon viel. Aber ich wusste ja, wofür ich kämpfe. Mein Ziel war es, dass wir Weihnachten zu Hause feiern können. 

Hat es geklappt?

Wir wurden am 2.12. entlassen – einen Monat vor dem errechneten Geburtstermin. Ilva wog 2200 Gramm und war 42 Zentimeter groß. 

Wie war es für Dich nach Hause zu kommen?

Einfach nur wunderbar. Endlich vereint mit meinen zwei Kindern. Ich war so glücklich. 

Wie sind andere Menschen mit Dir umgegangen?

Was mich wirklich traurig gemacht hat, war, dass ich so gut wie keine Glückwunschkarten oder kleine Geschenke zur Geburt bekommen habe. So, als gratuliere man nicht zu „so einem Kind.“ Generell waren viele wohl mit der Situation überfordert. Eine Bekannte wollte ein Foto von Ilva aus dem Krankenhaus sehen. Da habe ich ihr eins gezeigt und sie sagte: „Oh, ist das süß.“ Da habe ich mich doch sehr gewundert. Wie kann man zu einem voll verkabelten Frühchen „süß“ sagen?

Wie hat Ilva sich entwickelt?

Das erste Jahr war sie ganz klar entwicklungsverzögert. Zu ihrem zweiten Geburtstag hatten sich jedoch bereits alle Unterschiede zu Gleichaltrigen verwachsen.

Was ist Ilva für ein Kind?

Man merkt ihr an, dass sie schon früh kämpfen musste. Sie weiß genau, was sie will und was sie nicht will. Und auf der anderen Seite ist sie sehr einfühlsam und emphatisch. Sie ist ein ganz besonders Kind. 

Du hast nach Ilva noch ein Kind bekommen. Konntest Du diese Schwangerschaft nach den Erlebnissen überhaupt noch genießen?

Ich habe einen neuen Partner gefunden und wir haben uns noch ein gemeinsames Kind gewünscht. Ganz unbelastet war diese Schwangerschaft nicht, aber es ist alles gut gegangen. 

Wie hat Dich Ilvas Geburt verändert?

Ich genieße die Zeit mit den Kindern mehr. Und ich weiß, wie glücklich ich sein kann, drei gesunde Kinder zu haben.ilva2017

 

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2 comments

  1. Ich freue mich für jede
    Ich freue mich für jede Familie, die die schwierige Anfangszeit mit einem Frühchen geschafft hat und möchte niemanden entmutigen, der das jetzt durchmacht. Aber auch die nicht gut ausgegangenen Geschichten finde ich wichtig.

    Unser Sohn ist völlig unerwartet bei 26+2 geboren worden. Nach 4 unendlich quälenden Monaten auf der Intensivstation ist er gestorben, ohne ein einziges Mal den blauen Himmel gesehen zu haben. Ich musste darum bitten, dass man ihn sterben lässt und seine Qualen nicht aufrecht erhält nur weil es irgendwo ein noch großeres medizinisches Gerät gibt, dass ja vielleicht…

    3,5 von diesen 4 Monaten war ich vollkommen überzeugt, dass er es schaffen wird. 3,5 von 4 Monaten habe ich natürlich an meinen Sohn geglaubt. 3,5 Monate von 4 Monate habe ich aus dem Nichts Kräfte mobilisiert um durchzuhalten und auch meine“Große“ nicht aus dem Blick zu verlieren.

    Und dann war es auf einmal klar: Mein Baby schafft es nicht. Mein Sohn wird nie nach Hause kommen. Die größte Anschaffung für mein Baby wird seine Beerdigung sein, zu der keiner kommen will.

    Und jetzt, 1 Jahr später und wieder schwanger, nehme ich es immernoch jedem Arzt, jeder Schwester, jeder Psychologin, jedem konfessionsfreien Seelsorger und jedem „Besondere-Kinder-alles-ganz-easy“-Blogger übel, das nie ein Wort darüber gefallen ist, dass manche Kinder es leider nicht schaffen. Dass auch High-Tech-Medizin Grenzen hat. Dass Überlebenschance auch Überleben mit schwersten Mehrfachbehinderungen bedeuten kann. Dass irgendwelche Leute diese 0,4 unwahrscheinlichen Prozent der hiesigen Bevölkerung ausmachen, denen so etwas tatsächlich passiert.

    Bitte glaubt an eure kleinen Kämpfer und lasst die Liebe zu, auch wenn das Kind plötzlich so ganz anders sein sollte, als ihr dachtet. Oder wisst, dass ihr nicht die Einzigen seid, wenn es euer Engel nicht geschafft hat. Dass ihr nicht zu doof wart zu begreifen. Und vor allem, dass ihr nicht Schuld seid.

  2. Ein früher Start ins Leben
    Liebe Elina, meine Zwillinge kamen in der 28 +6 zur Welt, der Kleine wog 780 g, der „Grosse“ 1560 g. Wir waren sehr lange im Krankenhaus und ich kann sehr genau nachvollziehen, wie es bei Dir so war. Aber auch ich habe keine einzige Sekunde daran gezweifelt, dass es meine Beiden Hasen schaffen und was soll ich sagen – Beide sind kerngesund und werden 2. Der Kleinere unterscheidet sich körperlich noch sehr von gleichaltrigen Kindern, aber dafür ist auch er willensstark und unglaublich mutig. Ich möchte allen Frühcheneltern Mut, Geduld und vor allen Dingen Stärke zusprechen. Die Umwelt ist manchmal sehr unbeholfen und weiß nicht, wie sie reagieren soll. Das ist hin und wieder schwierig, aber wen interessiert das schon, wenn das Kind gesund und glücklich ist!