Mut zum Traurigsein: Geht es eigentlich allen anderen immer besser?

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Ihr Lieben, manche Tage sind einfach zum Wegwerfen. Das ist einfach so, wir können nicht immer fröhlich sein, nicht immer voller Power. Natürlich zeigen wir das nicht so gerne. Wir posten Fotos, wenn wir gerade happy sind. Wenn wir im Urlaub sind. Wenn wir auf einem tollen Konzert sind.

Wir posten eher kein Foto, wenn wir mit den Kindern motzen, wenn wir mit einer Tafel Schokolade unter der Bettdecke liegen, wenn wir vor dem Spiegel stehen und denken: Was guckst DU mich heute eigentlich so doof und blass und pickelig an? Ist was?

Aber ganz ehrlich, solche Tagen gehören eben auch dazu. Und es gehört auch dazu, sich zu fragen, ob das Gras auf der anderen Seite des Zaunes vielleicht grüner ist. Und es gehört auch dazu, sich mal so zu fühlen, als würden alle es irgendwie alles hinkriegen, NUR MAN SELBST NICHT.

In solchen Fällen braucht es eine Freundin, die man anrufen kann. Eine, der man sagt: Bah, iih, alles kacke heut, die Welt ist so UNGERECHT und ich will aufn Arm und ne Runde Mitleid und Kopfkraulen. Ich fühl mich so einsam und ich arbeite so viel und nichts läuft nach Plan und alles ist so: bäh und klebrig.

So ein Tag kann ein Montag sein, ein Dienstag, der kann im Sommer oder im Winter sein. Ganz egal. Er ist jedenfalls zum Heulen.

Die Kinder, die Karriere, die Gleichberechtigung, die Auftragslage, der Haushalt, die Steuer – whatever, es braucht meist gar keine Gründe, wir suchen sie uns dann halt einfach. Gründe, um sich mal so richtig schlecht zu fühlen. Denn ganz sicher: Wir werden IMMER etwas finden, dass uns grad ärgert oder schlechte Laune beschert. Und wisst ihr was? So unangenehm das auch ist, es ist auch wichtig, solche Gefühle mal zuzulassen.

Erst nach Regen fühlt sich doch der Sonnenschein so richtig schön und wärmend an. Erst nach einem kalten Winter wissen wir den Frühling so richtig zu schätzen. Erst wer sich mal kurz klebrig gefühlt hat, kann auch die Dusche und die anschließende Frische genießen.

Keiner Frau der Welt strahlt den ganzen Tag die Sonne aus dem Hintern. Die Kinder können sich nicht den ganzen Tag vertragen, die Babysitter können uns nicht jede Party ermöglichen und nein, es kann auch einfach nicht jeder Auftrag glücken.

Dass wir das gern hätten, zeigt aber ja auch nur, wie ambitioniert wir sind. Wie sehr wir uns wünschen, alles gut zu machen. Wie viel Energie wir haben.

Denn es ist uns nicht egal, wie es unseren Kindern geht, wir leiden mit, wenn sie ihre Problemchen mit nach Hause bringen. Es ist uns nicht egal, wenn wir unsere Freunde nicht mehr oft genug sehen, weil sie uns wichtig sind und weil wir für sie wichtig sind. Und es ist uns auch nicht egal, wenn es auf der Arbeit nicht rund läuft, weil wir gern von ganzen Herzen dabei sind.

Wenn ihr also demnächst mal wieder einen schlechten Tag habt, dann denkt genau daran: Dass der nur so schlecht ist, weil ihr es so gut machen wollt. Dass ihr vielleicht nur so drauf seid, weil ihr gerne alles gebt. Und wenn das dann auch nicht hilft – dann hilft vielleicht eben doch mal die Tafel Schokolade unter der Decke. Morgen kommt bestimmt ein neuer Tag.

Und vielleicht postet ihr dann nicht nur Fotos davon, sondern auch vom Klebrig-Zustand davor… denn selbst das Liken eines fröhlichen Sonnenfotos macht mehr Spaß, wenn wir zuvor das Schokobild zu Gesicht bekommen haben. Ganz nach dem Motto: Lebe lieber unperfekt. Wir sind doch alle nur Menschen… 😉

 

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2 comments

  1. Mut zum Traurigsein
    Schon bei der Überschrift dachte ich ENDLICH! Endlich schreibt mal jemand auch über solche Tage. Oft ist es nicht der ganze Tag, der mit traurigen Gefühlen belastet ist, sondern ein paar Stunden. Und das langt schon. Ich bin alleinerziehend mit vier Kindern und bin froh, wenn nach dunklen Wolken auch mal wieder die Sonne hervorblitzt. So schade es auch ist, dass es vielen auch so geht, so wohltuend ist es auch, darüber zu lesen und zu erkennen, dass derlei Gefühle dazu gehören.

  2. Danke für den schönen Text,
    Danke für den schönen Text, Lisa. Erst gestern war so ein Tag! Mann auf Geschäftsreise, 14 Stunden non-stop zwei kleine Kinder betreut und am Abend das komische Gefühl, ob es vielleicht einfach an mir liegt, dass mich das Zwei-Kinder-Multitasking und der Riesen-Berg an Arbeit manchmal einfach total überfordert. Immerhin gibt es genug Zwillings- oder Dreifachmamis, die immer so entspannt wirken. Euer Blog lässt mich immer wieder aufatmen und zeigt mir anhand eurer Texte und der Kommentare, dass es in der Realität bei den meisten zum Glück doch anders aussieht. Macht weiter so!