Mein Sohn, die Drama-Queen

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Mein Sohn schluckt den letzten Bissen Breze runter und ruft: „Meeeehr!“. 

Ich sage: „Ich hab nichts mehr dabei, Du kriegst gleich was zu Hause.“

ACHTUNG, jetzt geht’s los.

Erst bibbert die Unterlippe, dann verdreht der die Augen (oder hält sich theatralisch die Augen zu), seine Knie knicken ein, er sinkt zu Boden, wo er seinen Kopf zwischen seinen Armen vergräbt. Manchmal verachtende Stille, manchmal bitterliches Weinen, manchmal wütendes Geschrei.

Er lässt sich nicht hochheben und auf die Beine zurück stellen, er lässt sich nicht beruhigen. 

Nicht nur, weil das wandelende Restaurant Mama ausnahmsweise nicht genug Breze dabei hat. Nein, in unserem Alltag lauern tausend Fallen.

Er wollte die Tür aufmachen. Er wollte seine Schuhe nicht anziehen. Er hat Durst und ich war nicht schnell genug. Er darf den Lego-Turm seiner Schwester nicht kaputt machen. Er muss Zähneputzen. Er muss Händewaschen. Er will seine Mütze nicht auflassen. Er darf nicht mit der spitzen Schere spielen. Es gibt nicht noch eine Scheibe Wurst auf die Hand.

Die ersten Male habe ich diesem Schauspiel verdattert zugeguckt. Natürlich spreche ich ruhig mir ihm, versuche, ihn zu besänftigen. Manchmal musste ich mich bemühen, nicht zu lachen. Denn er benimmt sich so übertrieben, ist untröstlich wegen Kleinigkeiten – erholt sich aber schnell und lacht dann wieder, als sei nichts gewesen. 

Was also soll das?

Ist er schlecht erzogen? Nun ja, er ist ja gerade mal 2 und hat tatsächlich viele Flausen im Kopf. Leider sieht er dabei immer so süß aus, dass ich oft nicht richtig schimpfen kann. Aber er ist nicht schlecht erzogen. Er ist (überwiegend) ein freundlicher, lustiger, empathischer, kleiner Kerl.

Ist es ein Machtkampf? Ach, ich glaube, so weit denkt er gar nicht. Er ist halt gerade in einer kleinen Bock-Phase. Aber ich glaube nicht, dass er testen will, wer der stärkere von uns ist.

Ist es Aufmerksamkeits-Hascherei? Kann nicht sein. Der kleine Kerl kriegt so viel Liebe, Küsse und Knuddeleinheiten, er ist sicher randvoll mit Aufmerksamkeit.

Ist es das Alter? Heisst ja nicht umsonst terrible two. Wobei meine Tochter diese Anfälle nie hatte…

Heißt also, es kann nur DIE UNIVERSAL-ANTWORT für alle Problemchen geben:

Es ist eine Phase. Welche und wann sie vorbei ist, weiß ich nicht. Dass sie vorbei geht weiß ich aber sicher. Und bis dahin nehme ich die kleine Drama-Queen mit Humor. 

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4 comments

  1. Ich lach mich schlapp
    … ich das Gefühl habe, hier wird über mein Kind gesprochen. Glücklicherweise weiss er sich draußen zu „benehmen“ und diese lustigen Ausraster treten zu 99 % nur zu Hause auf. Meist beginnt es morgens mit dem Zähneputze und endet abends mit dem Zähneputzen. Zwischendurch geht es ums Anziehen, Ausziehen und oder die Nachmittagsverplanung. Mittlerweile ist er 3 3/4 und fängt lieber an zu diskutieren, anstatt sich auf den Boden zu werfen. Werde ich laut oder „drohe“ mit „… wenn du jetzt nicht xyz machst … dann…“. Natürlich halte ich meine leeren Drohungen nie ein, denn, Denn spätestens nachdem ich meine angedrohte Konsequenz ausgesprochen habe kommt er mit gespitzten Lippen auf mich zugerannt, gibt mir ein Küsschen und flüstert mir ins Ohr „Aber Mami … ich liebe dich doch.“. Soll man da lachen oder weinen oder auch einfach mal den Körper auf den Boden buchsieren um dann mit Armen und Beinen zu strampeln und nach seinem Recht kreischen 😀 Hach, ich liebe mein Kind. Denn alles ist eine Phase <3

  2. Wie bei uns
    Mein Sohn ist inzwischen 3 1/4 und die von Dir beschriebenen „Anfälle“ haben wir mehrmals täglich aus verschiedenen Gründen. Es gibt Tage, an denen ich gut damit umgehen kann. Da muss ich über seine „Diva-Anfälle“ lachen und finde sie lustig. Und Tage, an denen ich vor Unverständnis nur den Kopf schütteln kann. Ich frage mich manchmal, wie es wird, wenn er älter wird und vor allem auch, was unsere Kleine (fast 15 Monate) liefert, wenn sie mal so alt ist, wie der Große jetzt. Sie schaut sich viel von ihrem Bruder ab und kann auch jetzt schon ganz schnell zur „Drama-Queen“ werden, wenn ihr etwas nicht so ausgeht, wie sie es gerne hätte 🙂 Aber meistens auf die sehr niedliche Art und Weise eines Kindes, das gerade so kein Baby, aber auch nicht kein „richtiges“
    Kleinkind ist. Bei ihr muss ich meistens noch über diese Verhaltensweise lachen, während ich bei unserem Großen schon mal sage, dass er jetzt doch aufhören soll, weil er so nicht weiter kommt bei mir. Alles in allem würde ich aber sagen, dass sich bei uns alles im Rahmen bewegt.

  3. Same here
    Bei uns (das dritte Söhnchen, die Drama-Queen ist mittlerweile allerdings schon 3 1/4) ist es dasselbe. Auch ich muss oft heimlich lachen über den dramatischen Nimbus, mit dem er seine kleinen Unpässlichkeiten betont. Immer öfter allerdings bin ich auch zornig, so sehr verkompliziert seine Dramatik unseren Alltag, raubt sie den Brüdern die Chance, auch mal im Mittelpunkt zu stehen. Es bleibt kompliziert …

  4. Phase
    Wir haben seid 13 Jahren Phasen…..inkl.die eines 3 jährigen….die fallen fast nicht auf,da die Teenphasen auch sehr deutlich sind!
    Manchmal lachen wir über die Phasen…vor Verzweiflung….

    Nichts bleibt wie es ist!!

    Liebe Grüße