Hey, ihr Lieben! Ich muss mal eben Dampf ablassen. Wisst Ihr, es gibt in der Kita eine Mutter, die manchmal zu mir sagt: „Boah, drei Kinder und Du bist trotzdem immer so gelassen!“ Ich nehme diesen Satz als Kompliment und freue mich jedes Mal, wenn sie ihn sagt. Nur. Ich bin nicht immer gelassen. Ich kann gar nicht immer gelassen bleiben. Gestern war so ein Nachmittag. Mir treibt er jetzt noch den Schweiß auf die Stirn.
Da sitze ich mit der Großen bei den Hausaufgaben und freue mich, dass sich die Zwillingsjungs beschäftigen. „Mama, dürfen wir Giftsuppe kochen?“ „Klar, macht das.“ Es begann harmlos mit selbst ausgepressten Zitronen und Orangen. Als der Restsaft samt Fruchtfleisch auf dem Küchenfußboden landete, bat ich die beiden, ihre Sauerei doch bitte draußen fortzusetzen. Ich sagte auch noch, dass sie mir gleich ein bisschen frischen O-Saft abgeben sollten. Zu früh gefreut, denn sie gossen ihn in einen Eimer, auf dem ein Totenkopf-Symbol drauf war.
Dieser Eimer war also mal giftig. Klar, ging ja auch um Giftsuppe. „Wie viel Uhr ist es denn hier?“, ach ja, die Hausaufgaben, also weiter in den Uhrzeiten, zweite Klasse, Uhrzeit lernen. Und ja, ich sah schon, dass die Jungs bei uns an den Küchenschrank gingen und dass sie in das Backregal griffen. 16.59 Uhr, 13.14 Uhr. Ich schaue kurz nach draußen. „Jungs! Doch nicht auf der Stufe vor unserer Haustür Gift mischen, das klebt ja hier jetzt schon wie Sau, ab auf die Wiese mit Euch und Eurer Suppe.“ Gegackere.
„Wie macht denn ein Hund, wenn er sich freut?“ Oh, nächstes Arbeitsblatt. Gut. Die Hundeübung geht schnell. Wirklich schnell. Aber nicht schnell genug. Mit eingekleisterten Händen kommt mir Sohn 2 entgegen. „NICHTS anfassen“, schrei ich noch. Der Gift-Teig tropft von seinen Fingern. Der „Kuchen“ steht mittlerweile bei 80 Grad im Backofen. „Mit toten Ameisen“, geben die beiden noch freundlich preis. Schadensbegrenzung, denk ich.
Wo fang ich an? Unsere Gartentreppen voller klebriger Pampe. „Was ist da drin?“ „Och, Zitrone, Orange, Ameisen, Fliegen, Mehl, Zucker.“ Mehl und Zucker. Diese Kombi machts. Ich schalte den Ofen aus. Ich hole die Springform samt Klebebrei raus. Ich lege das verkleisterte Brettchen in die Spüle. Und wische den Ofen und den Griff ab. NOCH lässt sich etwas abwaschen. Der Anschluss für den Gartenschlauch: Voller Mehlbrei. Hier muss ich schon richtig schrubben. Ich wische die Küche. Und das Wohnzimmer. Ich sage: „Zieht Eure T-Shirts aus und die Hosen“. Ich bringe sie hoch in die Wäsche. Ich will mir die klebenden Finger waschen. Das Waschbecken komplett verklebt. Der Wasserhahn verklebt. Das Handtuch, voller bereits fest gewordener Masse. Derweil haben die beiden den „Kuchen angeschnitten“ NEIN. Ich wische die Küche nochmal.
Ich gehe in den Garten mit Wasser und Schrubber und versuche die Gartensteine von der Mehlpampe zu befreien. Wird’s schon langweilig? Es ging noch weiter. Ich jeder Ecke fand ich was.
Ich finde es toll, wenn Kinder experimentieren. WIRKLICH! Unsere tun das auch tatsächlich gern und wirklich oft. Aber je nach Nervenkostüm (1) und Zusammensetzung des Gifts (2) und fehlender Einsicht (3), warum das jetzt alles nicht so richtig gut war, was da produziert wurde, führt das zu extremen Implosionen innerhalb des Mutterkörpers. Es ist ja nicht so, dass drei Kinder plus zwei Erwachsene nicht eh schon genug Wäsche und Dreck und leere Kühlschränke verursachen. Wenn dann noch so ein Nachmittag oben drauf kommt, so ein Nachmittag, der gar nicht enden will, an dem Punkt 1, 2 und 3 zusammenkommen, dann ist man wirklich geneigt, alles hinzuwerfen. Wegzufahren. Irgendwohin, wo es sauber ist. Kennt Ihr hoffentlich. Oder?
5 comments
Putzkommando hier und da
Liebe Lisa,
ich bin ja ehrlich gesagt frohu sehen, dass es bei anderen auch so ist. Und ich freue mich, dass hier zu sehen. Ich habe täglich Katastrophen wie diese und frage mich manchmal, ob ich Kinder oder Ferkel geboren hab. Ich zeig meine Fotos übrigens auch regelmäßig in der Rubrik „Was fluchen“ auf http://www.wasfuermich.de, das letzte Mal war es die Nudelhalde unter unserem Tisch.
Ach ja, wenn sie offensichtlich rumschmieren, müssen meine Kids selbst putzen. Dauert länger, ist mir aber wichtig.
Liebe Grüße von Landmama an Landmama,
Claudia
hmm,
liest sich ja schon ganz lustig, allerdings: dürfen deine Kinder einfach so mit Lebensmitteln spielen? Da hört der Spaß für mich auf.
Kajal
Augenbrauen- und Kajalstift im Badezimmer auf ALLEN Fliesen kann auch einen solchen Moment hervorrufen 😀
Genau
Ich habe drei Mädchen ( 5,7,8)wir leben auch absolut ländlich und ich kenne das auch nur zu gut!!! 😀 Matschkuchen, Mama´s Creme und Schminksachen ausprobieren. Tuschen!!
Danke
Habe köstlich gelacht und blicke mit Sorgenfalten in die Zukunft (1×2 Jahre, 2x 6 Monate, alles Jungs) 😉