Ich heiße Svenja und ich habe neulich bei Euch das Interview zum Thema ADHS gelesen und genau deshalb melde ich mich heute.
Es geht um meinen 3-jährigen Sohn. Er ist ein normal entwickeltes, aufgewecktes und liebes Kind. Wir haben sehr viel Freude an ihm.
Eine Sacher aber bereitet mit Kopfzerbrechen: Mein Sohn ist sehr wild. Nicht mit anderen Kindern, da ist er wirklich rücksichtsvoll. Nein, ich meine, er macht einfach sehr viel Quatsch, quasselt ununterbrochen, ist nonstop in Bewegung, hüpft und rennt durch die Wohnung. Und das, obwohl wir viel draußen sind und er sich eigentlich dort genug bewegt. Seine Tagesmutter findet ihn auch lebhaft, aber nicht auffällig.
Und obwohl er so voller Energie ist, kann er sich sehr lange auf Sachen konzentrieren. Er guckt zum Beispiel fast eine Stunde lang Bücher an oder spielt Gesellschaftsspiele. Er merkt sich sehr viel, kennt alle möglichen Tiere, weiß wo sie leben und was sie essen. Er interessiert sich bereits für Zahlen. Das alles zeigt mir, dass er sich konzentrieren kann, wenn er will.
Trotzdem gibt es Situationen, die mich nachdenklich machen. Wenn er müde oder unsicher ist, dreht er auf und ist kaum noch zu halten. Mir gelingt es dann kaum noch, ihn runterzubringen.
Ich weiß, dass es sowieso zu früh für eine Diagnose ist, aber ich würde gerne von Müttern mit Kindern mit ADHS wissen:
Gab es im Kleinkindalter schon erste Hinweise auf ADHS?
Wie zeigte es sich?
Und konnten eure Kinder mit ADHS sich auch auf Sachen längere Zeit konzentrieren z.b auch im Spiel versinken,Bücher angucken oder puzzeln?
Ich würde mich freuen, wenn ich viele Rückmeldungen bekomme
6 comments
Liebe Svenja, das klingt doch
Liebe Svenja, das klingt doch alles ganz prima und auch diese Überdrehtheit bei Müdigkeit ist völlig normal. Wenn man das Timing anpasst und den Tagesablauf um eine halbe Stunde vorverschiebt (also nicht bis Anschlag im Kindercafe sitzen, sondern zeitig gehen), bekommt man das meiner Erfahrung nach in den Griff.
Mein Sohn ist auch sehr wuselig, das liegt aber an einer Muskelhypotonie, d.h. er hat wenig Rumpfspannung und ist durch Stillsitzen sehr angestrengt, Bewegung und auf dem Stuhl rutschen fällt ihm leichter. Wer davon keine Ahnung hat käme fälschlicherweise auch auf ADHS. Falls du da Zweifel hast: Guck wie er hüpft, ob er zu viel im Zwischenfersensitz sitzt, ob er beim Schaukeln die Beine mitnehmen und sich selbst anschaukeln kann etc und sprichs beim KiA direkt an.
Alles Gute euch!!
Ein Junge eben
Hallo Svenja,
das Verhalten deines Sohnes liest sich für mich ganz normal. Ich bin selber Mama von 2 jungs, die mittlerweile 6 und 9 Jahre alt sind. Beide sind immer noch extreme Energiebündel, alles wird im Laufschritt erledigt und es kann eigentlich nicht genug Action sein.
Am Anfang habe ich mich, vor allem bei meinem Großen, gefragt, ob er normal ist. Ich komme selber aus einem reinen Mädelshaushalt, das ist irgendwie eine andere Nummer. Jungs sind viel körperlicher. Bei uns wird viel gerangelt, es gibt viel körperlichen Wettstreit. Das sehe ich auch immer wieder mit den Freunden meiner Jungs. Ich versuche darauf zu achte, dass beide ausreichend Bewegung bekommen aber auch ihre Ruhephasen haben. Das mit dem Aufdrehen, wenn die Müdigkeit kommt, kenne ich nur zu gut. Wir haben das häufig unter der Woche kurz vor dem Abendessen, wenn so langsam die Müdigkeit kommt, die Jungs aber nicht zugeben wollen, dass sie müde werden. Man könnte ja was verpassen. Da solltet ihr für euch eine Strategie finden, langsam abzuschalten. Bei uns muss ich die beiden meist trennen, den Großen schicke ich dann meist mit einem Buch aufs Sofe, der kleine hört ein ruhiges Hörbuch. Fernsehen ist bei uns Abends absolut kontraproduktiv, danach geht die Party erst richtig los 🙁
Es gibt ein paar wundervolle Bücher zur Entwicklung von Jungs, „Artgerechte Haltung“ von Birgit Steiner z.B., die mich darin bestärkt hat, meine Jungs nicht immer in ihre Schranken zu weisen, sondern ihnen den Freiraum zu lassen, sich auszuleben.
Erstmal unauffällig
Ich arbeite seit 7 Jahren als stellvertretende Leitung in einer Kita. Dazu gehört auch das Feststellen von Förderbedarf, darunter auch das eine oder Kind mit AD(H)S-Symtomatik. Was du beschreibst ist ein Kind, das seine Interessen lebt. Kinder bauen durch Bewegung Spannungen ab, erleben Lust an dem Flow, welches bei Bewegung entsteht und tun am Liebsten Dinge die schnell einen Spaßeffekt erzeugen. Das ist altersbedingt eine ganz normale Entwicklung. Natürlich spielt Persönlichkeit auch eine Rolle. Natürlich sind Ferndiagnosen schwierig, wobei AD(H)S erst mit 7 Jahren diagnostiziert werden darf. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass der kindliche Bewgungsdrang heutzutage zu wenig Raum hat…. Dein Sohn kann sich längere Zeit auf eine Sache konzentrieren, das spricht schon mal gegen AD(H)S …. Außerdem lässt du durchblicken, dass du auch nicht glaubst, dass dein Sohn AD(H)S hat. Vertraue auf dein Bauchgefühl, du bist die Mutter und kennst dein Kind am Besten. Ablenkbarkeit, starke Hibbeligkeit, sichere Motorik nur in schneller Bewegung, Unfähigkeit zu Überkreuzbewegungen, schlechte Hand-Auge-Koordination, sprich zittrige Linienführung beim Malen etc. sind Anzeichen, jedoch keine 100 prozentige Garantie. Bleibt das ungute Gefühl den Kinderarzt kontaktieren. Alles Gute für Euch!
Liebe Manuna, ich hab weiter
Liebe Manuna, ich hab weiter unten was zu Muskelhypotonie geschrieben und dass die Anzeichen häufig mit ADHS verwechselt werden, das trifft auch auf deine Beispiele zu. Meiner Erfahrung nach ist dieses „Handicap“ in den Kitas eher unbekannt und Physio oder Ergo können gut Abhilfe schaffen. LG 🙂
Dankeschön
Liebe Dorle, danke für deinen Hinweis. Interessant, wie die Muskelhypotonie mit AD(H)S verwechselt werden kann. In enger Zusammenarbeit mit dem UKE, WOI, Beratungszentren, Kinderärzten, Physio- und Ergotherapeuten, sowie Logopäden habe ich auch festgestellt, dass bestimmte Symptome sehr unterschiedliche Ursachen haben können. Immer besser bei Sorgen und Unsicherheiten Fachleute zu kontaktieren. Daher habe ich auch oben erwähnt, dass Ferndiagnosen schwierig sind und man den Kinderarzt kontaktieren sollte. Da Svenjas Befürchtungen sich hauptsächlich auf die motorische Unruhe ihres Sohnes beziehen, habe ich auch diese Aspekte hervorgehoben. AD(H)S ist nicht gleich AD(H)S, die Kernsymtome sind zwar Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität und Impulsivität, es kommen aber noch weitere hinzu. Nicht jedes Kind, welches Schwierigkeiten mit der Motorik hat und/oder unruhig ist, hat auch AD(H)S. Das wollte ich nur sagen, nicht mehr und nicht weniger. Alles Gute für dich und deinen Sohn
Ganz normal
Ohne persönliche ADHS-Erfahrung zu haben, klingt dein Sohn für mich wie ein völlig normaler 3-jähriger Junge. Ich wünsche dir weiterhin viel Freude mit ihm.