Ihr Lieben, Leonie vom Blog minimenschlein ist für zehn Tage nach Kambodscha gereist, um in einem Kinderdorf zu helfen. Was sie dort erlebte, übertraf alles, was sie erwartete: im herzlichen wie im aufregenden Sinne.
Liebe Leo, du findest, als Blogger haben wir eine Verantwortung und müssen schauen, wie wir die Aufmerksamkeit der Leser auch positiv nutzen können. Woher kommt dieser tiefe herzliche Wille in dir?
Vor ein paar Jahren, als es meinen Blog noch gar nicht gab, bat ich verschiedene Blogs, – ihr ward übrigens nicht dabei – einen Aufruf für die kranke Ella zu teilen, die einen Spender brauchte. Es ging um Blutkrebs. Die Resonanz der Blogger damals war miserabel. Das hat mich sehr enttäuscht und ich habe mich entscheiden, wenn ich jemals mit meinem eigenen Blog eine gewisse Reichweite habe, will ich die auch für den guten Zweck nutzen, wenn es um Kinder in Not geht.
Als wir damals eine Flüchtlingsfamilie bei uns aufnahmen, hast du uns gleich geschrieben – und dich bald auch selbst engagiert. Wuchs da auch der Wunsch in dir, noch mehr zu bewegen, dich weiter um Menschen zu kümmern, denen es nicht so gut geht wie uns?
Absolut. Eure Beiträge damals haben mich sehr ermutigt, selbst aktiv zu werden. Denn was mir fehlte, war Mut. Irgendwann hatte ich es satt, nur Spenden Richtung Syrien zu schicken oder Sachspenden beim Roten Kreuz abzugeben. Es hat mir nicht gereicht, ich wollte etwas tun. Eure Beiträge haben mich da sehr motiviert. Mittlerweile betreue ich eine Flüchtlingsfamilie und verstehe manchmal selbst nicht, wieso ich mich das nicht schon vorher getraut habe.
Wie kamst du auf die Idee, gerade nach Kambodscha zu reisen?
Ich hatte Kambodscha, die politische Situation und die Armut der Kinder ehrlich gesagt überhaupt nicht auf dem Schirm. Ich arbeite allerdings eng mit Amigo Spiele zusammen, und die unterstützen CFI Kinderhilfe nun seit längerer Zeit. Die Reise war von Amigo und CFI geplant, sie fragten mich, ob ich mir das vorstellen könnte. Ohne so recht zu wissen, was mich erwartet, sagte ich ja!
Wie hast du dich vorbereitet auf diese Reise? Auch emotional…
Emotional habe ich mich nicht vorbereitet. Ich hatte verschiedene Bilder im Kopf, wie es eventuell sein könnte, das aber war so wenig greifbar und ungewiss, dass ich mich eher in Sachen Organisation vorbereitet habe. Ich war bis dato noch nie in Südostasien und brauchte eine Menge Impfungen. Ich las Blogs von Volunteers, die in Kambodscha gearbeitet haben, ich brachte meine Reiseapotheke auf Vordermann und und und ..
Wenn ich mich auf zu neuen Abenteuern mache, habe ich eine unbändige Vorfreude, wenn ich dann aber tatsächlich im Flieger sitze, bekomme ich Muffensausen: Oh weh, warum muss ich mich eigentlich immer so herausfordern, frage ich mich dann und würde am liebsten wieder umkehren. Hattest du das auch auf deinem Flug?
So geht es mir tatsächlich jedes Mal, wenn ich im Flugzeug sitze. Ich hatte auch wirklich eine lange Reise, zurück waren es 18 Stunden reine Flugzeit. Sobald es Turbulenzen gab, dachte ich: Jetzt stirbst du! Ich bin aber noch da. 🙂
Vor der Reise hatte ich nicht so viele Ängste, ich wollte einfach, dass es endlich losgeht. Bei der Rückreise war das dann aber doch anders. Ich musste und wollte einfach ganz schnell meine Familie sehen. Ich habe es ohne sie kaum mehr ausgehalten.
Du warst mit einigen Leuten unterwegs, war das eine Art Familienersatz in dieser doch auch emotional sehr anstrengenden Woche?
Absolut. Ich würde sagen, die Gruppe hat mich gerettet. Noch nie habe ich so viel geweint innerhalb so kurzer Zeit wie in den zehn Tagen in Kambodscha. An den Abenden, wenn wir aus dem Kinderdorf kamen, haben wir uns immer alle zusammen gesetzt und besprochen. Obwohl wir uns in der Woche vorher noch gar nicht kannten, bauten wir eine wahnsinnige Nähe auf. Wir mussten einfach sprechen, unsere Tränen mussten raus, offene Fragen beantwortet werden.
Hast du deine eigene Familie denn vermisst und sie Dich?
Sehr. In den ersten Tagen war ich so mit den Eindrücken beschäftigt, da verging die Zeit wie im Flug. Doch irgendwann hat es mich dann komplett überrollt. Ich habe dann am Abend mit meinem Mann telefonieren können, danach ging es mir wesentlich besser.
Meine kleine Tochter hat mich auch sehr vermisst, sie tat sich in der Zeit schwer mit dem Schlafen. Die Große hat sich jeden Tag meine Videos bei Instagram angesehen, war aber insgesamt sehr gefestigt.
Ist es nicht auch gerade so, dass man seine eigene Heimat, sein eigenes Nest, seine eigenen Liebsten und das Glück das man hat, nach so einem Trip viel deutlicher sieht?
Jetzt nach der Reise auf jeden Fall, aber auch während dessen. Schwierig war für mich tatsächlich, emotional so angeschlagen zu sein und keinen wirklichen Rückzugsort zu haben. Es ist einfach ein Unterschied, ob man nach einem traurigen Tag am Abend ins eigene Bett schlüpfen und Kind und Mann feste drücken kann, oder ob man irgendwo am anderen Ende der Welt in einem dreckigen Bett liegt, sich von Moskitos, Spinnen und Geckos verfolgt fühlt und noch nicht mal die Dusche so richtig genießen kann. Die hygienischen Bedingungen tun dann ihr Übriges …
Was hat dich vor Ort am nachhaltigsten beeindruckt?
Tatsächlich das Kinderdorf „Light Of Hope“. Ich hatte keine Vorstellung, wie man dort ein Projekt umsetzt, das sich ausschließlich durch Spenden finanziert. Die Frage, die wir skeptischen Deutschen uns ja immer stellen ist ja: Kommen die Spenden denn überhaupt an? Bei „Light Of Hope“ habe ich gesehen: Ja, das tun sie. Das Kinderdorf ist sehr liebevoll gemacht, es gibt einen Spielplatz, den ersten und einzigen, den ich in Kambodscha gesehen habe, die Kinder bekommen ausgewogene Mahlzeiten, es gibt einen Kindergarten und Schule, medizinische Versorgung, und – und das ist das wichtigste – Liebe, Nähe und Aufmerksamkeit.
Die Kinder dort sind alle Waisen und schwer traumatisiert. Die meisten von ihnen haben ihre eigenen Eltern sterben sehen. Manche wurden auf die Straße gesetzt und haben dort als Kleinkinder alleine oder mit dem Geschwisterkind jahrelang gelebt. Das sind Lebensgeschichten von kleinen Menschen, die sind so bitter und erfordern psychologische Betreuung. Das Kinderdorf fängt das ganz toll auf, in jedem Haus leben etwa 15 Kinder und alle haben „Mom & Dad“, weil pro Haus ein verheiratetes Ehepaar lebt, die rund um die Uhr für die Kinder da sind. Dadurch entsteht ein wichtiges Familienleben, auch wenn keiner verwandt ist.
Und wer hat dich als Person am meisten beeindruckt?
Das war tatsächlich Sherree, die Leiterin des Kinderdorfs. Die Australierin hat selbst drei Söhne, die sind allerdings schon erwachsen, so dass sie viel Zeit in Kambodscha verbringen kann. Sherree war vor sechs Jahren zum ersten Mal dort und diese, erste Reise hat ihr Leben verändert. Sie kämpft unermüdlich für diese Kinder, hat organisatorisch alles auf dem Schirm, kennt von jedem Kind die Geschichte. Sie begleitet aber auch die Kinder, die das Dorf verlassen, wenn sie dort den Schulabschluss gemacht haben.
Die meisten ziehen dann in die Hauptstadt um zu studieren. Was sie aber eben auch tut: Sie schaut nach rechts und links außerhalb des Kinderdorfs. So waren wir auch in kleinen Dörfern im Umland und da sagte sie uns: Das hier ist das wahre Kambodscha. Man kann sich nicht vorstellen, wie Kinder hier groß werden müssen. Es ist unglaublich schlimm. Die Kinder haben so wenig, dass sie enorm mangelernährt sind. Sie essen Reis, weil der günstig ist, und rupfen sich irgendwelche Pflanzen aus dem Boden vor lauter Hunger. Niemals essen sie Proteine, was man ihnen ansieht und was natürlich schlimm Folgen hat. Ich habe eine Zwillingsmutter kennen gelernt, die zwei kleine Kinder hat und nicht weiß, wie sie sie versorgen soll.
Da ist immer die Gefahr, dass Eltern ihre Kinder irgendwann an Broker verkaufen, die suggerieren, dass sie sich um die Kinder kümmern, ihnen ein besseres Leben bieten. Das Gegenteil ist aber der Fall. Vor allem Mädchen trifft es sehr hart, wenn sie verkauft werden. In Kambodscha glaubt man, dass es HIV heilt, wenn man mit einer Jungfrau schläft. So werden sehr junge Mädchen an HIV infizierte Männer verkauft. Sherree sieht auch hier ihre Aufgabe, in den Dörfern davon zu erzählen, damit die unwissenden Eltern nicht darauf reinfallen.
Am Ende musstest Du ins Krankenhaus. Das muss eine Grenzerfahrung gewesen sein…
Das war es. Ich hatte noch nie so viel Angst wie in den letzten 48 Stunden in Kambodscha. Samstag morgens bemerkte ich, dass etwas nicht ok ist. So gingen wir in eine lokale Arztpraxis. Daraufhin bekam ich ein Antibiotikum, welches ich nicht vertragen habe. Selbst im Liegen hatte ich Schwindel, immer das Gefühl, dass ich mich übergeben muss und Kribbeln am ganzen Körper.
Zum Glück konnte ich meinen Hausarzt in Deutschland erreichen, der sann sagte: Sofort ins Krankenhaus. Das aber war gar nicht so einfach, dafür mussten wir erstmal 3 Stunden in die Hauptstadt fahren. Es ist alles gut ausgegangen, aber die Ängste, krank und mit Schmerzen in einem fremden Land zu sein, die wünsche ich keinem.
Würdest du so etwas trotzdem nochmal machen?
Die Frage stelle ich mir auch. Es heißt ja immer: Sag niemals nie. Allerdings müsste ich das tatsächlich mit meinem Mann besprechen. Es war auch für ihn nicht so einfach, allein mit den Kindern zu sein und zu wissen, dass es mir nicht gut geht.
Leo, wir danken dir für deine Antworten – vor allem aber dafür, dass du so bist wie du bist!
Zum Weiterlesen:
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