Ihr Lieben, heute vor fünf Jahren kam der Möbelwagen aus Berlin auf unseren Hof gefahren. am Tag zuvor hatten wir uns aus Berlin verabschiedet, wir hatten den Kindern Klappstühle auf den Bürgersteig gestellt, damit sie den kräftigen Umzugsmännern beim Schleppen unserer Einrichtung zuschauen konnten. Es war ein komisches Gefühl, auch ein bisschen mulmig, weil wir nicht wussten, was uns erwartete.
Ich erinnere mich trotzdem gern, denn meine liebe Freundin Kristina war dabei und wir konnten uns ein letztes Mal drücken und unsere Kinder herzeln, mit denen wir jeweils so viel gemeinsame Zeit in Prenzlauer Berg verbracht hatten. Als meine Mutter und ich uns mit den Kindern und ihren kleinen Köfferchen endgültig auf den Weg zur S-Bahnstation machten, um dann zum Flughafen aufzubrechen, hätte ich heulen können.
Aber ich wusste auch: Nächste Woche komme ich nochmal allein mit meinem Mann wieder und wir feiern unsere Abschiedsparty, während die Kinder bei der Oma im Garten toben. Denn ja, wir würden ab jetzt in der Großfamilie wohnen, wir würden einen Garten haben, es war schon alles gut so wie es war. Das sagte der Kopf, während der Bauch noch kämpfte, weil – hach, Berlin.
Die Abschiedsparty, zu der wir wiederkamen, war der Knaller. Kleine Spelunke in Pberg, große Gefühle. Mit Abschiedsvideo der Freunde und dramatischer Musik und mit Drücken und Tanzen und dem Gefühl, wir würden uns nicht vergessen, niemals. Und so war es auch. Und ist es auch. Wir haben uns nicht vergessen, aber wir verbringen halt nicht mehr so viel Zeit miteinander.
Die erste Zeit war eine schwere Zeit, im Rückblick. Wir fanden einfach keinen Kitaplatz und ich vermisste mein altes Leben wahnsinnig. Die Entlastung, die ich mir erhofft hatte, scheiterte erstmal daran, dass ich ab nun die Kinder 24 Stunden lang um mich hatte, während der Mann im neuen Job begann und unterwegs war. Ich hatte Abgaben an der Uni, ich musste mein Buch fertig schreiben, ich wurde fast wahnsinnig. Es dauerte fünf Monate, bis endlich die Zusage für einen Kitaplatz kam. Ab da konnten wir ankommen. Und es wurde schöner und schöner und schöner.
Die Kinder lieben ihr Landleben hier, sie wollen niemals-nie-nicht-mehr hier wegziehen. Sie haben hier wirklich alles, was sie brauchen. Und wir Großen? Wir arbeiten beide in der Stadt, in Köln, ich zumindest an einigen Tagen pro Woche und so haben wir die beste Kombi aus allem.
Wir haben Stadt und Land gleichzeitig und wir haben Freunde hier und dort und wenn wir Lust haben, fahren wir ins Getümmel und wenn nicht, dann bleiben wir hier und genießen die Ruhe und die Natur und die Haustiere und die Großfamilie und dieses Haus, in dem immer andere Leute ein- und ausgehen und diese Freiheit. Und wir feiern mit Lsndfreunden in der Stadt oder laden Freunde aus der Stadt ein, die sagen, bei uns auf dem Land sei es wie im Urlaub und dann ist alles gut so, wie es ist. Ich treffe hier wieder alte Freunde aus der Abizeit und wir feiern Revivals, wir haben den rheinischen Frohsinn, der mir so gut tut und ich habe meinen Karneval wieder vor der Tür – also nicht immer, aber oft ;-). Ist das nicht schön?
Und wenn uns die Berlin-Sehnsucht wieder packt, dann fahren wir hin. Am Freitag bin ich wieder dort und kann Katharina treffen, im Mai bin ich wieder dort und kann die alte Luft tanken, die ich so mochte und immer noch mag. Ich denke, jeder, der öfter umgezogen ist, weiß was ich meine. Irgendwas bleibt an jedem Ort zurück, an dem man sich mal wohlgefühlt hat.
Warum ich euch das heute aber auch erzähle ist, dass der Gedanke, Stadt Land Mama zu gründen, natürlich erst durch diesen Umzug heute vor fünf Jahren geboren wurde. Erst waren wir Nachbarn, dann änderten sich unsere Welten schlagartig. Darüber wollten wir uns austauschen. Und auch wenn sich die Themen hier mittlerweile viel weiter entwickelt haben, so war dieser Umzug doch die Geburtsstunde dieses Blogs, der sonst vermutlich ganz anders geworden wäre. Und deswegen ist das eben auch ein kleines Stadt-Land-Mama-Jubiläum heut. Und am Freitag werden Katharina und ich drauf anstoßen.
Auf Euch! Und auf alles, was damit zusammenhängt.
3 comments
Glückwunsch!
Ich nehme euer Umzugs- und die damit einhergehende Richtungsfindung für euren Blog als Anlass euch zu gratulieren, natürlich zum schönen Wohnort, aber vor allem zu eurem guten Blog, den ich wirklich gerne und fast täglich lese und der mich in der Blog-Welt neben kiddothekid und Andrea Harmonika am meisten anspricht.
Was ich super interssant fände wäre eine gegenüberstellung: ein typisches Wochenende als StadtMama und eines als LandMama – wo sie die größten Unterschiede, hast du Sehnsüchte die dich häufig beschäftigen, wie ist es, morgens aufzustehen und keinen coffe to go kaufen zu können und die aufbruchsstimmung einer Stadt am samstag morgen nicht mehr zu spüren? Nicht jeden Samstag morgen im Sommer auf den spieli an der kopenhagener Straße zu laufen und beim Niesen ein Eis zu holen?
Fährt man dann genauso freudig über Wiesen und Felder? Ist es einfach anders, aber genauso schön?
Ich weiß genau wie Du Dich fühlst
Bin auch ein Stadtkind auf dem Dorf. Kenne all die Höhen und Tiefen die Du beschreibst. Wobei die Tiefen nicht besonders tief, und die Höhen schwindelerregend schön sind. <3
Hiphiphurra
Liebe Lisa, ich kann das so gut verstehen. Wir sind vor drei Jahren von Köln ins tiefe Sauerland gezogen. Auch wenn ich anfangs gar nicht begeistert war ist die Erkenntnis am Ende das es keine Rolle spielt wo wir wohnen sondern nur wie glücklich wir als Familie sind.
Die paar Kilometer in die Stadt des Herzens kann man immer wieder überbrücken. Das Landleben fühlt sich im Alltag inzwischen perfekt für uns an.
Hach und ihr habt immerhin Köln vor der Tür ❤️
Alles gute für euch und für Stadt Land Mama!