Liebe Caro, mensch, jetzt sitze ich echt schon wieder am Schreibtisch. Die Kita zum Beispiel hat von meinem kleinen Ausflug nach Berlin gestern mitbekommen. Am Mittag habe ich die Kids noch selbst um 13 Uhr abgeholt. Dann bin ich zum Flughafen, los in die Hauptstadt. Ab in ins TV-Studio der Sendung zibb und danach wieder zurück.
Um 23 Uhr lag ich im Bett – in meinem eigenen. Heute morgen in der Kita fiel niemandem auf, dass ich weg gewesen bin. Hab schon zu meinem Mann gesagt: Da kann man ja echt mal ’nen Nachmittag zum Shoppen an den Kudamm fahren, wenn man einen Babysitter hat. Nun gut, einen kleinen Schreckmoment gab es denn aber doch gestern. Zum Haareraufen (siehe Foto).
Ich saß grad in der Maske, als mich eine SMS erreichte.
Oh, unser Töchterchen ist grad allein den Berg zu uns hoch. Wollte sie unbedingt… ‚Hab mich heut noch nicht genug bewegt‘, sagte sie, hihi.
Ich schaute kurz aus dem Fenster. Es war schon dunkel. Unser Berg ist 700 Meter lang. Es gibt keinen Bürgersteig. Mein Kind ist erst sechs und blond und hatte auch noch einen Schulranßen auf dem Rücken.
Ich las Caro die Nachricht vor, die sagte, sie würde jetzt sofort und auf der Stelle ausflippen und ihren Mann telefonisch einen ganzen Kopf kleiner machen. Das ginge ja mal gar nicht.
So bin ich aber nicht. Mein Gedanke war: Gut, dass das Kind auch einen Vater hat, der ihm so etwas erlaubt, sonst hätte es diese Erfahrung so früh sicherlich nicht gemacht. UND ich dachte: Wenn da „hihi“ dahinter steht, dann wird ja alles gut gegangen sein.
Trotzdem dachte ich auch: Wie bescheuert wir heutzutage sind.
Ich bin doch selbst als Schulkind immer allein diesen Berg hoch gelaufen. Mir ist nie, nie auch nur ansatzweise etwas passiert. Und trotzdem fällt es mir schwer, meinen eigenen Kindern so viel Freiheit zu lassen. Nicht, weil ich ihnen zu wenig zutraue, sondern weil ich eben weiß, dass die Autos hier oft rasen und ich leidergottes bei einer Zeitung gearbeitet habe, die immer lang uns ausgiebig berichtete, wenn mal wieder ein kleines Fahrrad ohne Kind am Wegesrand gefunden wurde…
Am Ende ging aber alles gut aus.
Mein Liebster erzählte mir, wie es WIRKLICH war. Er hatte sie nämlich nicht aus den Augen gelassen während ihres Spaziergangs, war immer mit dem Auto in Sichtweite geblieben… Aber das wusste ich beim Empfang der SMS ja noch nicht…
Wie würdet Ihr auf so eine Nachricht reagieren?
1 comment
Lustig…
… als ich die sms gelesen habe, dachte ich genau das was dann auch passiert war: ich dachte, der Papa wird sicher dabei gewesen sein (ohne es natürlich zu wissen). Aber ich glaube schon (also bei meinem Mann auf jeden Fall), dass wenn man sich als völlig gleichwertige, gleichberechtigte Eltern sieht und das auch lebt (und den Eindruck hatte ich bisher immer von euch, Lisa), dass der Papa dann schon intuitiv weiß was man der Mama so „zumuten“ kann. Aber die Schrecksekunde hätte ich wohl auch gehabt :-)!