Mein Sohn ist jetzt 18 Monate alt und spricht KEIN Wort. Mit gutem Willen höre ich ab und zu ein Mama, aber sonst ist da nichts. Es macht mir nichts aus, schließlich wissen wie alle, dass sich Kinder unterschiedlich schnell entwickeln – die einen laufen früher, die anderen quatschen früh. Viele Mütter sind, was das angeht, Gott sei dank mittlerweile entspannt. Doch wenn es um uns selbst geht, nicht. Dann haben wir diese Lässigkeit nicht, sondern vergleichen uns andauernd mit anderen Frauen.
Und so ist es bei mir: Immer, wenn ich Berichte über Frauen lese, die führende Positionen in der Wirtschaft, Politik oder sonst wo haben und zudem eins oder mehrere Kinder aufziehen, freue ich mich. Ich bewundere sie und bin froh, dass sie zeigen, dass Frauen heute all das schaffen können, was sie wollen. Ja, heute kann ich den Artikel lesen und an 90 Prozent der Tage sagen: Was für eine tolle Frau!
Lange Zeit war das nicht so. Lange Zeit wollte ich auch so sein. Super erfolgreich im Job, Ehefrau und Mutter. Ich wollte auch scheinbar mühelos alles unter einen Hut bringen, keine Schwäche zeigen. Eine Zeit lang habe ich es versucht – und mich darüber oft selbst verloren. Ich habe mir irgendwann eingestanden, dass ich das nicht schaffe, dass es nicht mit unserem Leben, wie wir es führen wollen, kompatibel ist. Und habe dann das Tempo rausgenommen. Was nicht bedeutet, dass andere Frauen es nicht schaffen können. Wir sind eben alle unterschiedlich. Unterschiedlich belastbar, mit unterschiedlich dicken Nerven ausgestattet. Die einen brauchen 8 Stunden Schlaf, die anderen nur 5. Die einen nehmen sich die schlechte Laune des Chefs zu Herzen, andere schütteln sich und sie perlt an ihnen ab. Einige können bei Stress abends gut abschalten, andere liegen nachts wach.
Wir sollten wahrscheinlich alle ein bisschen weniger streng mit uns sein. Akzeptieren, dass wir unterschiedlich entwickelt sind. Wir müssen nicht alles können, trotzdem zufrieden mit uns sein. UND können uns über alle Frauen freuen, die Tolles leisten. Ob im ganz Großen oder Kleinen.
6 comments
Spricht mir aus der Seele…
Liebe Katharina,
dein Artikel spricht mir aus der Seele. Zum einen, weil meine Tochter, 2 Jahre alt, auch erst sehr spät mit dem Sprechen anfängt. Vergleiche mit anderen Kindern kommen da immer gleich. Zum anderen liegt es glaube ich auch in der Natur der Frau, dass wir uns immer mit anderen Frauen vergleichen wollen. Dabei ist es doch das Wichtigste, dass wir uns wohl fühlen. Egal, ob in unserem Körper oder in unseren unterschiedlichen Rollen als Mama, Ehefrau, im Beruf, … Wenn wir innerlich mit uns im Reinen sind, dann strahlen wir das auch nach Außen aus. Und das kann viel mehr Wert sein als so zu leben bzw. zu sein wie andere. Dann wäre wir nur eine Kopie und nicht wir selbst.
Ich bin eine gute Mutter
Kennt ihr schon das Buch „Ich bin eine gute Mutter“ Warum es ihrem Kind besser geht, wenn sie nicht immer perfekt sind. von Corinna Knauff? Das sollte jeder von uns gelesen haben. Die Autorin beschreibt, dass man gerade nicht perfekt sein muss, um sich selbst zu mögen und eine gute Mutter zu sein. Sie sagt: Schwäche zu zeigen (und vor allem bei sich selbst zu akzeptieren) ist die größte Stärke.
Es dreht sich doch eigentlich alles nur um eins…
…, nämlich: Bist Du mit Dir selbst zufrieden und im Reinen? Wer diese Frage mit Ja beantworten kann, hat keinen Grund sich mit anderen zu vergleichen und neidisch zu sein. Ich musste auch erst 30 werden um das wirklich zu verstehen, aber es ist der Schlüssel zum Glück. Liebe Dich selbst und alles ist so einfach. Ich spreche nicht von Arroganz, sondern von gesundem Selbstbewusstsein. Mal ehrlich: in 99% der Fälle, in denen ich meinen Mann anzicke, steckt meine eigene Unzufriedenheit mit mir selbst dahinter. 99% der Schlechte-Laune-Tage haben genau diese Unzufriedenheit mit mir als Grund. Und dieses ewige Vergleichen der Kinder (meins kann schon krabbeln/laufen/sprechen/was auch immer) hat auch niemand nötig, der selbstbewusst ist und in sich ruht.
Ich habe es mir zu meinem Lebensziel gemacht, mich selbst so zu lieben wie ich bin, aber es ist halt nicht so einfach…
So wahr…. aber
es ist das Bild das nach außen gezeigt wird; wir wissen nicht wie sie sich fühlen, was für Opfer sie bringen mussten und ob sie nicht im Umkehrschluss doch unser Leben beneiden…
Liebe JesSi Ca
Es gibt natürlich auch Tage, an denen ich diesem Credo nicht folgen kann. Aber: Ich bemühe mich. Und konzentriere mich auf meinen Weg! Küsschen an Dich
Was für ein schöner Artikel
Was für ein schöner Artikel der gerade in seiner Kürze etwas besonderes hat – ich nehme ihn als Credo, denn leider bin ich noch mitten auf diesem Weg und scheine mit einem eigenem Tempo manchmal nicht so zu frieden, aber ich gehe ihn.
Liebste Grüße
JesSi Ca