Interview mit Saskia: „Ich bin mit 16 Jahren Mutter geworden“

saskia
Liebe Saskia, Du bist sehr jung Mutter geworden. Hattest Du das Gefühl, dass Du in deiner Schwangerschaft deshalb anders behandelt worden bist?
 
Das stimmt, ich bin mit 16 Jahren schwanger geworden. Aber nein, ich habe keine negativen Erfahrungen gemacht. Ich hatte einen ganz tollen Gynäkologen, der mich sehr ernst genommen hat. Und meine großartige Hebamme hat mich auch von Beginn an unterstützt. Ob andere Leute komische Gedanken hatten, war mir schlicht egal. 
 
Wie verlief denn die Schwangerschaft?
 
Ich hatte mit Übelkeit zu kämpfen, aber generell verlief die Schwangerschaft bis Mitte 7. Monat sehr gut. Ich bin weiterhin zur Schule gegangen und hatte auch dort die vollste Unterstützung. Mein letzter Untersuchungstermin endete jedoch damit, dass ich sofort ins Krankenhaus musste, weil ich zu viel Eiweiß im Urin hatte und mein Blutdruck viel zu hoch war. Es bestand der Verdacht auf Präeklampsie. Vier Tage später wurde meine Püppi in der 30. SSW per Notkaiserschnitt geholt, weil ihre Herztöne zu schwach waren.
 
War Deine Tochter ein Wunschkind?
 
Absolut. Auch von dem Vater meiner Tochter, der zu dem Zeitpunkt 19 Jahre alt war.
 
Wenn man so jung schwanger wird, muss man sich doch sicher jede Menge Fragen anhören. Welche störte Dich am meisten?
 
Ja, ich wurde oft gefragt, ob das Kind geplant war. Aber mich hat diese Frage nicht gestört, denn meine Tochter war ein Wunschkind und ich war und bin stolz darauf, dass ich mit 16 schon reif dafür war. Gestört hat mich eher die Frage "Wie stellst du dir das alles vor? Ein Kind kann man nicht einfach wieder abgeben!“ Als wäre mir das nicht klar gewesen. Es war nervig, immer und immer wieder Rechenschaft abzulegen. 
 
Wie lief der Alltag mit Baby dann ab?
 
Bei uns war es nach der Geburt nicht so einfach. Meine Tochter lag noch drei Monate im Krankenhaus und hat gekämpft. Ich bin kurz nach ihrer Geburt in eine Mutter-Kind-WG gezogen, weil ich ja noch minderjährig war. Das war anfangs sehr hart, weil die Mamis da alle ihre Kinder bei sich hatten und ich jeden Tag ins Krankenhaus fahren musste.
Als ich sie dann aber endlich nach Hause mitnehmen konnte, war es so schön! Meine Kleine war ein sehr sehr einfaches Kind. Ich brauchte tatsächlich kaum Hilfe, denn ich hatte durch jahrelanges Babysitten schon etwas Erfahrung. 
Es war eher so, dass meine Bezugsbetreuerin eines Tages meinte “Zwei Stunden in der Woche nehme ich sie dir ab, damit du mal dein Ding machen kannst!“ Das wollte ich zunächst nicht, weil ich immer bei meiner Tochter sein wollte. Aber als ich mich dann mal durchgerungen habe, sie abzugeben, konnte ich die Zeit für mich alleine auch genießen. 
 
Nun ist es ja nicht bei einem Kind geblieben… 
 
Ja, mittlerweile habe ich drei wundervolle Kinder im Alter von 8, fast 6 und 1,5 Jahren! 
Ich habe mich, als meine erste Tochter ca 6 Monate alt war, zum dritten und letzten mal von ihrem Erzeuger getrennt. Ursprünglich wollte ich sie alleine groß ziehen. So hätte ich alles alleine entscheiden können und mir würde kein Mann mehr auf die Nerven gehen.
 
Nur einen Monat später lernte ich jedoch meinen jetzigen Mann kennen…Zuerst haben wir nur telefoniert, stundenlang. Ich wollte eigentlich keine neue Beziehung, aber er ließ nicht locker. Nach ein paar Wochen hab ich ihn dann von der Arbeit abgeholt und der Verrückte hat mich sofort geküsst. Ich war total perplex, hab mir dann aber gedacht: “Gut, scheinbar weiß er was er will, dann nagel ich ihn jetzt fest.“ Seitdem sind wir zusammen.
Nach 8 Monaten wurde ich, wieder geplant, direkt schwanger. Wir zogen um und lebten unser Leben zum ersten mal ohne das Jugendamt im Nacken. Es war so ungewohnt und doch so schön. Es lief alles perfekt. Im Januar 2016 guckte mein Mann mich eines Morgens an und sagte: “Du bist schwanger!“ 
 
Eigentlich wollte ich kein drittes Kind mehr, aber ich war tatsächlich wieder schwanger. Das hat mich zum ersten Mal ganz schön aus dem Latschen gehauen. Die beiden Großen waren gerade aus dem Windel-Buggy-Alter raus und wir Eltern hatten mal wieder etwas mehr Zeit für uns. Und dann sollte plötzlich alles wieder von vorne los gehen?
Ich gebe zu, dass ich mich mmit em Gedanken ganz schön schwer getan habe, auch, weil ich wieder arbeiten gehen wollte. Mein Mann aber sagte zu mir: "Warte erst mal ab. Wenn du unseren Dicken erstmal auf dem Arm hälst, änderst du deine Meinung sowieso.“ Er hatte Recht. Ich bin bis heute Zuhause und habe jede einzelne Minute mit dem Kleinen genossen und könnte mich für meine doofen Gedanken in der Schwangerschaft ohrfeigen. Trotzdem finde ich jetzt, dass wir komplett sind! 
 
In welchen Situationen merkst du heute noch, dass du sehr viel jünger bist als die anderen?
 
Hm, da gibt es nur eine Situation, die ich aber eher lustig finde. Die meisten Mütter aus der Klasse meiner Tochter sind im Alter meiner Mutter. Sie fluchen dann immer, wie alt sie schon sind und ich bin ja erst 24. Ansonsten gibt es eigentlich nichts. Für mich war mit 16 eben der richtige Moment, Mutter zu werden. 
 
Das heißt, Du würdest wieder so jung Mutter werden?
Ja, ganz klar ja! Ich liebe mein Leben so wie es ist, sehr! Genau so habe ich mir mein Leben immer vorgestellt (bis auf das dritte Kind). Und ich habe schon als kleines Mädchen immer gesagt: “Ich werde ganz früh Mama!“

 

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