Interview mit Gundrun Nopper, Knigge-Trainierin für Kids

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Ihr Lieben, heute gehts um Manieren! Während einige Kinder gesittet am Tisch sitzen, schlecken andere das Messer ab, essen am liebsten mit den Fingern und hampeln herum. Knigge-Coach Gudrun Weichselgartner-Nopper aus Backnang bietet regelmäßig Knigge-Kurse für Kinder, Jugendliche und Berufsanfänger in ganz Deutschland an und steht uns heute im Interview Rede und Antwort! DANKE dafür!

Sie bieten Knigge-Kurse für Kinder an. Wie kamen Sie auf die Idee?

Als mein Mann 2002 zum ersten Mal zum Oberbürgermeister von Backnang gewählt wurde, habe ich selber verschiedene Knigge-Seminare belegt, um – besonders auch im Ausland – parkettsicher zu sein. Ich war sofort von diesem Thema fasziniert. Und da ich sowohl beruflich als auch ehrenamtlich viel Umgang mit Kindern hatte – beruflich durch die Eröffnung meiner Sprachschule Early English im Jahr 1998 und ehrenamtlich durch die Gründung meines „Vereins für Kinder in Backnang“ 2003, kam mir der Gedanke, Knigge-Seminare auch für Kinder anzubieten. Ich habe eine Ausbildung zum Knigge-Trainer absolviert, ein spezielles Konzept für Kids- und Teens entwickelt und die Firma „Knigge für Kids“ angemeldet. Die Auftragslage hat sich so positiv entwickelt, dass ich mittlerweile geeignete Kandidaten zum Knigge für Kids- und Teens-Trainer ausbilde.

Was genau lernen Kinder in Ihren Kursen und was kostet es?

Zuerst halte ich den Kindern einen Spiegel vor. Ich frage sie: „Stell dir mal vor, du hast Geburtstag und kannst einige Freunde zu deiner Geburtstagsparty einladen. Welche Kinder lädst du dann am liebsten zu dir nach Hause ein? Was sind das für Kinder?“ Natürlich lautet die Antwort der Kinder: Ich lade nur nette Kinder zu mir ein, die bei den Spielen nicht zicken, die beim Spielen auf meine Spielsachen aufpassen und auch zu den anderen Kindern nett sind. Und dann frage ich, welche Kinder sie nicht zu ihrer Feier einladen würden. Das sind dann natürlich die Kinder, die Spielverderber sind, die zu spät kommen, die im Spielzimmer Dreck machen und mit dem Essen rumpanschen. Also die Kinder mit schlechten Umgangsformen.

Sobald die Teilnehmer erkennen, dass sie dieses Seminar nicht für ihre Mütter machen, sondern durch das Gelernte selbst einen großen Vorteil haben, beliebter sind und besser ankommen, können wir mit dem eigentlichen Seminar beginnen. Die Seminar-Inhalte hängen natürlich vom Alter der Kinder ab. Bei den Kids-Seminaren behandeln wir die folgenden Themen: Grüßen und Begrüßen, sich vorstellen, Pünktlichkeit, Rücksichtnahme, Taktgefühl, Selbstverständlichkeiten wie richtig Husten, Gähnen und Niesen. Wir decken gemeinsam den Tisch und brechen die Servietten. Das machen die Kinder sehr gerne. Dann gibt es ein feierliches Mittag- oder Abendessen. Beim Essen korrigiere ich die Kinder auf eine ganz sanfte Art. Am Ende gibt es noch ein Quiz, um zu sehen, ob die Kinder alle Seminar-Inhalte richtig verstanden haben. Dann gibt es eine Knigge-Königin oder einen Knigge-König und ein Diplom.

Bei den Seminaren für Teens und Berufseinsteiger, werden die Teilnehmer in lockerer Runde auf das gesellschaftliche und berufliche Leben vorbereitet; wir sprechen über den geheimen Dresscode bei Feierlichkeiten und die Wirkung von Körperhaltung, Gestik, Mimik und Kleidung.

Die Seminar-Preise hängen natürlich von den Räumlichkeiten und der Bewirtung ab. Ein Seminar in einem fünf Sterne Hotel kostet 85 Euro pro Teilnehmer, bei einem Schulseminar für die komplette Schulklasse bezahlt der einzelne Schüler ca. 15 Euro.

Stichwort Tischmanieren. Warum finden Sie die wichtig?

Ich versuche meinen Seminar-Teilnehmern zu vermitteln, dass gutes Benehmen kein nerviges Anliegen der Eltern ist, sondern dass sie sich mit guten Umgangsformen ihr eigenes Leben erleichtern und bei ihren Mitmenschen beliebter sind und „besser ankommen“. Mir geht es nicht nur darum, wie man die Gabel richtig hält, sondern vor allem auch um den respektvollen Umgang miteinander. Die Achtung von Menschen, Tieren und der Natur. 

Haben Sie das Gefühl, dass Kinder heute weniger Manieren haben als früher? Und wenn ja, warum? Wer müsste eigentlich dafür sorgen, dass Kinder sich ordentlich zu benehmen wissen? Die Eltern? Die Kita-Erzieher? Die Lehrer? Sollten Kinder gutes Benehmen nicht zu Hause erlernen?

Die Gesellschaft hat sich ja gewandelt. Früher sind wir – im Westen – doch in der Regel nach der Schule zum Essen nach Hause gekommen und unsere Mutter hat darauf geachtet, dass wir ordentlich am Tisch sitzen und relativ manierlich essen. Heute werden viele Kinder schon ab dem dritten Lebensmonat in der Kita oder Krippe fremdbetreut. Dadurch haben die Eltern nicht mehr diesen großen Einfluss. Und man kann von einer Erzieherin natürlich nicht erwarten, dass sie bei jedem Kind schaut, ob eine Serviette auf dem Schoß liegt. Das kann eine Erzieherin unmöglich leisten; in großen Einrichtungen ist man dann eher schon froh, wenn die Teller nicht durch die Luft fliegen. Wenn dann ein Kind nur noch einmal am Wochenende mit seinen Eltern gemeinsam am Tisch sitzt, fragt sich manche Mutter sicher, wie es nur kommt, dass ihr Kind so furchtbar am Tisch und wie ein Wilder isst.

Welches Benehmen finden Sie persönlich ganz schrecklich?

Ich will es positiv formulieren: Ich finde es toll, wenn ein Kind ein gesundes Selbstbewusstsein hat, beim Eintreten die Anwesenden laut und deutlich grüßt. Ich finde es auch schön, wenn ein Kind einem beim Hand schütteln in die Augen schaut und zuhört, wenn man ihm etwas erzählt. Dass man nicht in der Öffentlichkeit rülpst, in der Nase bohrt oder rumpupst, das sind für mich die Basics.

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr – ist das richtig? Könnten auch Erwachsene mehr auf ihre Manieren achten?

So wie wir uns benehmen und es den Kindern vorleben, so benehmen sich auch die Kinder. Eigenes Fehlverhalten können wir oft schon am nächsten Tag bei unseren Nachwuchs beobachten; sie kopieren die Menschen, die sie lieben und bewundern, das war schon immer so. Also die Eltern, Freunde und natürlich die Erzieher und Lehrer. Die Kinder spiegeln immer nur dass, was sie irgendwo gesehen haben, was ihnen gefallen hat und ahmen es dann nach.

Haben Kinder Spaß an Ihren Kursen oder empfinden sie es eher als Bevormundung?

Viele Kinder wissen gar nicht, was sie beim Knigge-Seminar erwartet und sind deshalb skeptisch; sie stellen sich vielleicht vor, dass eine Frau Typ Fräulein Rottenmaier aus einen langweiligen und strengen Unterricht macht. Aber so sind meine Seminare natürlich nicht, wir haben immer viel zu lachen und am Ende wollen viele gar nicht gehen. Aber wenn auch die Kinder, die am Anfang skeptisch waren, nach dem Seminar ihre Eltern fragen, ob und wann sie wieder zu mir zu einem Knigge-Seminar kommen dürfen, dann bin ich zufrieden.

Gudrun Weichselgartner-Nopper aus Backnang ist zertifizierte Knigge-Trainerin und gibt Knigge Kurse für Kinder. Sie ist Mutter von zwei Jungen und vermittelt seit über zehn Jahren Wissen an Kinder und Jugendliche. Unter anderem als frühere Leiterin der Privatschule Early English in Stuttgart und Initiatorin und Leiterin der Kinderuniversität in Backnang. Weitere Infos: http://www.knigge-fuer-kids.de/kidsknigge2

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5 comments

  1. Im Prinzip…
    … finde ich die Idee gar nicht so schlecht, weil mir Tischmanieren wichtig sind, aber den Ansatz „nur die braven Kinder mit den guten Manieren sind beliebt und haben deshalb Vorteile“ finde ich befremdlich. Soll ich meinem Sohn sagen, wenn du ordentlich mit Messer und Gabel isst, bist du ein nettes Kind und dann wirst du auch zum Geburtstag eingeladen? Okay, im Moment schmatzt er. Ich versage also schon an den Basics. Und es treibt mich in den Wahnsinn, aber ein bisschen froh bin ich für ihn trotzdem, dass ich nicht Oberbürgermeisterfrau bin. Nee. Nette Idee, aber nichts für uns. Dann lieber weiter selber Vorbild. (Woher er das Schmatzen hat, weiß ich nicht! Vermutlich aus der Fremdbetreuung…)

  2. Zum Glück kann man DAS nicht erwarten
    „Und man kann von einer Erzieherin natürlich nicht erwarten, dass sie bei jedem Kind schaut, ob eine Serviette auf dem Schoß liegt“

  3. Tja, also…
    Tja, einem Kind zu sagen dass es beliebter ist und besser ankommt, wenn es sich ‚Knigge-konform‘ benimmt find ich irgendwie blöd.

  4. Oh Mann …
    Mit diesen Fingernägeln könnte man aber super popeln. Schade, dass diese Chance vertan wird.