Hanna aus Mainz hat uns diesen Text geschickt. Beim Lesen hatte ich Tränen in den Augen. Wir freuen uns sehr, dass diese mutige, tapfere Frau ihre Geschichte mit uns und Euch teilt:
„Nun sitze ich hier. Mit meinem Kaffee in der Hand. Etwas müde, aber erträglich und schaue meiner Tochter beim Spielen zu. Sie macht Autogeräusche nach und fährt das kleine rote Auto quer durch das Wohnzimmer.
Es ist auch nach 2 Jahren nicht zu begreifen. Ich platze regelmäßig vor Stolz und Rührung, wie wohl fast jede Mutter. Mein Stolz ist aber anders, meine Töchter kamen in der 25ten Schwangerschaftswoche mit knapp 600 Gramm zur Welt.
Ich war schwanger mit Zwillingsmädchen. Nach anfänglicher Angst, konnte ich mir dann irgendwann gar nicht mehr vorstellen, nur ein Baby unter meinem Herzen zu tragen. Doch ab der 20ten Woche begann mein Bauch regelmäßig hart zu werden und ich wurde zunehmend unruhiger. Ende der 23ten Woche ging ich gleich morgens zu meiner Ärztin. Das Ende des Arztbesuchs war Blaulicht und Krankenhaus. Mein Muttermund war bereits offen. Eine Infektion hatte diesen geöffnet.
Mit striktem Liegen hielt ich die Beiden noch 2 Wochen in meinem Bauch. In der 25ten Woche war dann nichts mehr aufzuhalten. Meine Mädchen kamen viel zu früh auf die Welt, meine heißersehnte Schwangerschaft endete viel zu früh und doch war da gleich diese bedingungslose Liebe.
Nach 10 Tagen schlief eins meiner Mädchen in meinen Armen für immer ein. Ich kann und möchte hier nicht versuchen, Worte dafür zu finden.
Noch am selben Tag musste ich an diesen behafteten Ort zurück. Meine andere Tochter kämpfte und ich wusste, sie würde es schaffen. Ihre Schwester würde ihr all die Kraft geben, die sie nun braucht.
Und so war es. Sie blieb noch 3 Monate im Krankenhaus. Mit zahlreichen Komplikationen, Medikamenten und Bluttransfusionen. Ich konnte in dieser Zeit nicht mehr in meinem Bett schlafen. Ich hatte Angst, dass das Telefon wieder klingeln würde und man mir sagt, dass es meiner Tochter sehr schlecht ginge. Mein Mann soll an dieser Stelle auch genannt werden, wir schenkten uns unendliche Kraft und ich liebe ihn für seinen Optimismus und seine Ruhe.
Nach 3 unendlich langen, schweren Monaten durften wir unser Baby endlich mit nach Hause nehmen. Ich bekomme noch immer Gänsehaut, wenn ich daran denke.
Die erste Zeit zu Hause war wie ein Traum. Ich durfte sie in den Arm nehmen, wann ich wollte, musste keinen Monitor ausmachen, durfte mit ihr rausgehen, durfte sie mit in mein Bett kuscheln. All die Dinge tun, die frischgebackene Mamas eben mit ihren Kindern tun. Für mich fast unwirklich schön.
Unsere verstorbene Tochter hat einen friedlichen Ort bekommen, zu dem wir fahren können, wenn uns danach ist. Manchmal sehe ich mir auch ihre Kiste an, die ich zusammengepackt hab, in der auch ein Foto von ihr ist. Nicht oft schaffe ich es mir dieses anzuschauen. Es ist ein Schmerz, den man nicht im Geringsten beschreiben kann.
Genauso wenig kann ich die Liebe beschreiben, die ich für meine Töchter empfinde.
Meine Tochter ist kerngesund. Sie hat keine Entwicklungsverzögerungen. Sie spricht, sie läuft, sie macht Witze und ich? Ich heule, während ich diese Sätze schreibe. Weil es unglaublich ist, weil es ein Wunder ist und weil es meine geliebte Tochter ist.
Irgendwann muss und will ich meiner Tochter von ihrer Zwillingsschwester erzählen. Noch ist sie zu klein und ich nicht bereit. Aber die Zeit wird kommen. Denn in ihrer Brust schlagen zwei Herzen.“
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Fotoquelle: Photocase/knallgrün
11 comments
Liebe Hanna,
Liebe Hanna,
vielen Dank dass du diesen Text mit uns allen teilst. Mir geht das so nahe. Ich habe Zwillingsmädchen die inzwischen schon 6 Jahre alt sind und ich bin jeden Tag so unendlich dankbar dass wir alle drei am Leben sind. Ich hatte eine furchtbare Schwangerschaft und es war lange nicht klar ob die Kinder und ich es schaffen. Ich fühle so mit euch und mir blutet das Herz über euren Verlust und gleichzeitig freue ich mich unendlich dass eine Tochter lebt und so viel Glück und Freude bringt.
Alles Liebe
Andrea
Zwilling
Es gibt ein Buch: „Der verlorene Zwilling „
Danke
Liebe Hanna, deine Zeilen haben mich sehr berührt und sie haben mir Hoffnung und Mut gemacht. Ich selbst war bis vor einigen Wochen noch mit Zwillingen schwanger. Nachdem meine Schwangerschaft absolut problemlos verlief wurde in der 26 Woche nur noch 1 Herzton festgestellt und wenige Tage später musste ich entbinden. Unser kleiner Junge liegt nun seit 6 Woche auf der Neo und kämpft Tag für Tag. Es ist so schwer ihn dort jeden Tag so zusehen und ihn immer wieder dort zulasse wenn ich nach hause gehe. Aber ich habe die Hoffnung dass ich ihn auch irgendwann beim spielen beobachten kann, ihn einfach in den Arm nehmen ohne Kabel und Sonden, einfach mit ihm raus gehen, ihn in ein Kinderwagen legen oder einfach nur zuhause mit ihm sein.
<3
Liebe Franzi,
hauptsächlich für Mütter wie dich ,habe ich diesen Beitrag verfasst.
Ich denke an euch und wünsche euch wunderbare Momente wenn es endlich nach Hause geht.
Sehr berührt
Liebe hanna, deine Zeilen haben mich sehr berührt… danke, dass du uns teilhaben lässt. Viel kraft weiterhin . fühl dich umarmt!
Tränen
Eine Träne rinnt mir über die Wange. Danke, Hanna, für diese Worte. Ihr seid stark, das ist toll!
Liebe Hanna,
Liebe Hanna,
Als Mutter von Zwillingsmädchen, die ebenfalls als extreme Frühchen zur Welt kamen und heute beide gesund sind, bin ich peinlich berührt angesichts deiner Geschichte und des Glücks, das wir wiederum hatten, dessen ich mir aber auch jeden Tag bewusst bin. Ich wünsche Dir viel Glück mit deiner Tochter und viel Kraft zugleich für die unzähligen Momente am Tag, in denen Du unweigerlich an ihre Schwester denken musst. Ich bewundere deine Kraft!
Hanna, ich wünsche dir so
Hanna, ich wünsche dir so viel Kraft. Du bist eine unglaublich starke Mutter und Frau mit einem Löwinnenherz.
Ich glaube auch, dass alle
Ich glaube auch, dass alle Worte falsch oder zuviel wären. Bewunderung!
Sei unbekannterweise fest
Sei unbekannterweise fest umarmt liebe Hanna.
<3
Ich finde gerade nicht die richtigen Worte. Deshalb lass ich nur ein Danke hier.